Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Türkei | Kfz-Industrie

E-Mobility

Die Nachfrage nach Hybrid- und Elektrofahrzeugen steigt schnell. Das erste in der Türkei entwickelte und gebaute Elektroauto kam 2023 auf den Markt.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

In der Türkei gewinnt das Thema E-Mobility stark an Bedeutung. Die neue türkische Automarke TOGG startete 2023 den Verkauf des ersten in der Türkei entwickelten und gebauten Elektroautos. Hohe Investitionen in den nächsten Jahren werden insbesondere in der Produktion von Elektrofahrzeugen und -Teilen sowie Batterien erwartet. Diese Entwicklung wird durch die Entscheidung der EU bestärkt, ab 2035 nur noch Pkw und leichte Nutzfahrzeuge neu zuzulassen, die keine Kohlendioxidemissionen verursachen. Die EU ist zweifellos der bedeutendste Absatzmarkt für die türkische Automobilbranche. Um diesen wichtigen Markt nicht zu verlieren, ist eine Umstellung der Produktion unerlässlich, sowohl für die Autohersteller als auch für die Zulieferindustrie.

Der Inlandsabsatz von Hybridautos stieg 2023 um 9 Prozent, bei Elektroautos sogar um 833 Prozent. Insgesamt wurden 72.179 Elektro- und 104.804 Hybridautos verkauft, berichtet der Verband der Automobilvertriebsfirmen und Mobilitätsverband ODMD (Otomotiv Distribütörleri ve Mobilite Derneği). Ende des Jahres 2023 waren laut türkischer Statistikbehörde TÜIK landesweit 283.013 Elektro- und Hybridautos zugelassen. 

Türkischer Elektro-SUV begeistert Käufer

Es kommen viele neue Marken auf den Markt und das Angebot an verfügbaren Hybrid- und Elektromodellen wird breiter. Der SUV T10X der türkischen Marke TOGG konnte 2023 sofort als Verkaufsschlager durchstarten. Jedes dritte verkaufte reine Elektroauto war ein T10X. Gemäß den Angaben des türkischen Verbands für Elektro- und Hybridfahrzeuge TEHAD (Türkiye Elektrikli ve Hibrid Araçlar Derneği) waren die Top-Modelle im Elektrosegment im Jahr 2023 nach dem TOGG T10X (Absatz: 19.583 Fahrzeuge), das Tesla Model Y (12.150), der Renault Megane (2.892), der MG 4 (2.842), Skywell ET5 (2.541), Citroen C4 (1.881), Opel Corsa e (1.777), Renault Zoe (1.772), Opel Mokka e (1.757) und der Dada Spring (1.483).

Toyota führt das Hybridsegment an

Im Hybridsegment liegen die TEHAD Daten für das 1. Halbjahr 2023 vor: Toyota war zwar weiterhin unangefochtener Marktführer mit einem Marktanteil von 56 Prozent, musste jedoch wie im Vorjahr Einbußen hinnehmen. Die Konkurrenz drängte verstärkt auf den Markt und das oft mit mehreren Modellen gleichzeitig. Das Spitzenmodell im Hybridmarkt war der Toyota Corolla (Absatz: 7.570 Stück; Marktanteil: 46 Prozent), gefolgt vom Nissan Qashqai (2.910; 18 Prozent) und dem Fiat Egea (943; 6 Prozent). 

TEHAD erwartet eine rasante Expansion des Ladenetzes. Laut der türkischen Regulierungsbehörde für den Energiemarkt EMRA (Energy Market Regulatory Authority) sollen landesweit im August 2023 ganze 3.790 Ladestationen und 8.001 Ladepunkte verfügbar gewesen sein.

TOGG baut Fertigung aus und erweitert das Sortiment

Das Prestigeprojekt TOGG markierte den Beginn des Aufbaus einer Elektroauto- und -teilefertigung in der Türkei. Die ersten SUV des neu gegründeten Automobilherstellers liefen 2022 in Gemlik bei Bursa vom Band und kamen im 1. Quartal 2023 auf den türkischen Markt. In Westeuropa und Deutschland soll der SUV im Laufe des Jahres 2024 erhältlich sein. TOGG plant bis zum Jahr 2032 rund 1 Million Fahrzeuge zu produzieren. Fünf Produktionslinien sollen entstehen. Auf den SUV folgt eine Elektro-Limousine namens T10F, die im Januar 2024 vorgestellt wurde und voraussichtlich noch Ende 2024 auf den türkischen Markt kommt.

Obwohl elektrische Nutzfahrzeuge bereits vor TOGG in der Türkei hergestellt wurden (Anadolu Isuzu, Karsan, Otokar, Temsa etc.), war die entsprechende Zulieferindustrie schwach entwickelt. Laut Schätzungen der internationalen Entwicklungsbank IFC (International Finance Corporation) aus dem Jahr 2022, konnten 70 Prozent der fast 300 türkischen Autoteilelieferanten keine Teile für Elektrofahrzeuge herstellen. Dies könnte sich nun ändern. 

Der Anteil der lokalen Fertigung bei TOGG soll von anfänglich 51 Prozent bis 2025 auf 68 Prozent steigen. Die Regierung unterstützt TOGG unter anderem mit steuerlichen Vergünstigungen, Zollbefreiungen für den Import von Ausrüstungen, Bereitstellung von Grundstücken und staatlichen Zuschüssen für Arbeitskosten.

Türkei auf dem Weg zum E-Mobility-Hub

Das Projekt hat bereits einige Zulieferer ins Land geholt. Beispielsweise produzieren TOGG und das chinesische Unternehmen Farasis mit ihrem Joint Venture SIRO Batterien in Gemlik. SIRO hat im Januar 2024 einen 50 Millionen Euro Kreditvertrag für weitere Investitionen von der chinesischen Bank ICBC (Industrial and Commercial Bank of China) erhalten.

Der Marktneuling TOGG hat internationale Aufmerksamkeit geweckt und den Automobilstandort Türkei auch bei E-Mobility ins Rampenlicht gerückt. Neben TOGG produziert bereits Ford Elektroautos in der Türkei, und Toyota baut Hybrid-Modelle. Mehrere internationale Unternehmen kündigten an, Batterien, Elektroautos oder Teile für E-Fahrzeuge in der Türkei herstellen zu wollen. Eine der neuesten Ankündigungen stammt von dem chinesischen Elektroautohersteller Skywell, der Anfang Dezember bekannt gab, rund 1,6 Milliarden Dollar in der Türkei investieren zu wollen, darunter in ein Autowerk und eine Batterieproduktion. Medienberichten zufolge sind die Standorte Sakarya, Izmit und Yalova im Gespräch. 

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.