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Branchen | Marokko | Bauwirtschaft

Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Die Regierung investiert weiter in den Infrastruktursektor. Dabei will sie den Privatsektor stärker in die Pflicht nehmen.

Von Michael Sauermost | Casablanca

Infrastrukturvorhaben sollen die Baukonjunktur ankurbeln

Der Infrastruktursektor dürfte im Jahr 2023 der Hauptwachstumstreiber des marokkanischen Bausektors sein. Nach einer Durststrecke will die Regierung wieder ambitionierte Projekte anstoßen und umsetzen. In der Vergangenheit konnte das Königreich umfassende staatliche Investitionen mit Mitteln internationaler Geberorganisationen erfolgreich kombinieren. Dazu gehören etwa die ersten Eisenbahnstrecken Afrikas für Geschwindigkeiten von mehr als 300 Kilometern pro Stunde. Vor allem die Verkehrsinfrastruktur zwischen den Ballungsgebieten ist beeindruckend. Die Regierung will den Investitionsstandort durch eine gute Infrastruktur weiter attraktiver machen.

Die Bauindustrie, deren Anteil mehr als 6 Prozent am marokkanischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausmacht, erhielt in den letzten Jahren einen Großteil ihrer Aufträge durch Infrastrukturvorhaben. Dies dürfte auch in Zukunft der Fall sein. Öffentliche Investitionen in die Infrastruktur sollen wieder ausgebaut werden. Die Regierung kündigte für das Jahr 2023 in einem vorläufigen Programm Bauvorhaben im Wert von mehr als 4,5 Milliarden US-Dollar (US$) an. Von diesen potenziellen Investitionen sind jeweils rund 1,4 Milliarden US$ für Wasserprojekte sowie den Straßenbau vorgesehen.

Bauvorhaben könnten unbürokratischer starten

Um die Wirtschaft anzukurbeln, will die Regierung Genehmigungsprozesse weiter beschleunigen. Vor allem bereits begonnene und zwischenzeitlich gestoppte Vorhaben sollen zügig fertiggestellt werden. Auch die Regionalverwaltungen sind angehalten, Projekte schneller umzusetzen. Außerdem soll das öffentliche Beschaffungswesen reformiert werden und insbesondere kleine sowie mittelständische Unternehmen sollen von einer geringeren Bürokratie profitieren.

Investitionsvorhaben in den einzelnen Regionen nehmen bereits zu. Tendenziell haben die regionalen Investitionsbehörden (Centres Régionals d´Investissements) an Entscheidungskraft gewonnen. Die Schwerpunkte sind dabei vielfältig: neben dem Straßen-, Eisenbahn- und Hafenbau stehen Erneuerbare Energien hoch im Kurs. Ebenso bedeutend ist die Wasserwirtschaft für die Regionen.

Private Kapitalgeber erwünscht

Rein private ausländische Investitionen spielten bisher nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings dürften sie an Bedeutung gewinnen. Da der Staat aufgrund seiner Verschuldung nicht in der Lage ist, die anvisierten, weiteren Ausbaupläne anzuschieben, dürften Public-Private-Partnership-Vorhaben an Bedeutung gewinnen. Den Rahmen dafür schafft das Gesetz 86-12 aus dem Jahr 2014, das danach noch ergänzt wurde. Seit 2018 soll sich die Commission Nationale des PPP um die Umsetzung kümmern.

Auch die im Jahr 2022 verabschiedete Charte d´Investissements nimmt die privaten Investitionen ins Visier. Das spektakuläre Ziel lautet, Branchen übergreifend den privaten Anteil auf zwei Drittel der Gesamtinvestitionen im Königreich anzuschieben. Dies könnte sich auch auf ausländische Zulieferer im Bausektor positiv auswirken.

Regierungspläne wollen erfüllt werden

Verschiedene infrastrukturelle Langzeitpläne der Regierung sollen umgesetzt werden. Im Straßenbau sollen im Zeitraum zwischen 2018 und 2035 Investitionen von insgesamt 23 Milliarden Euro durchgeführt werden. In der Hafeninfrastruktur plante die Agence Nationale des Ports von 2020 bis 2022 Investitionen von insgesamt 360 Millionen US$.

Im Rahmen ihres neuen Wasserprogramms "Plan National de l´Eau", das im Januar 2020 verabschiedet wurde, plant die marokkanische Regierung, im Zeitraum zwischen 2020 und 2027 insgesamt rund 11,8 Milliarden US$ in die Wasserwirtschaft zu investieren. Weitere Großinvestitionen dürften in den Energiesektor fließen. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil von Erneuerbaren Energien im Energiemix auf 52 Prozent erhöht werden. Derzeit liegt der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bei 37 Prozent. Die Kapazität der Solarenergie soll zunächst um 1.800 Megawatt erhöht werden. Auch die Windkraft soll durch fünf neue Projekte des Staates ausgebaut werden.

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