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Lohn- und Lohnnebenkosten | Österreich

Arbeitsmarkt

Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse in Österreich wird 2022 und 2023 voraussichtlich steigen. Viele Unternehmen klagen über einen Mangel an Fachkräften.

Von Udo Sellhast | Bonn

Das Beschäftigungsniveau in Österreich liegt wieder auf dem Niveau vom April 2019. Der Arbeitsmarkt könnte sich 2022 und 2023 weiter erholen. Unsicherheiten bergen jedoch die möglichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die österreichische Wirtschaft.

Arbeitslosigkeit sinkt

Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten war im 4. Quartal 2021 nach Angaben von Statistik Austria um 166.300 höher als im 1. Quartal 2021 (+4,5 Prozent). Ein Vergleich zum Jahr 2020 ist nur wenig aussagekräftig, da ab 2021 eine neue Erhebungsmethode angewendet wurde. Dies ist ein zentraler Faktor für den Anstieg der Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2020 auf 6,2 Prozent im Jahresdurchschnitt 2021. Der Arbeitsmarktservice Austria (AMS) verzeichnete im April 2022 nur noch 327.000 Personen, die arbeitslos waren oder sich in AMS-Schulungen befanden (-24,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr). "Vergleichen wir mit dem April 2019, einem Monat, in dem wir das Wort Inzidenz noch nicht richtig buchstabieren konnten, so liegt die Arbeitslosigkeit heute um gut 9 Prozent beziehungsweise 34.000 Personen niedriger", konstatierte Dr. Johannes Kopf, Mitglied des AMS-Vorstandes, im Rahmen der Präsentation der Arbeitslosenzahlen für April 2022.

Die EU-Kommission geht in ihrer Frühjahrsprognose 2022 von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote in Österreich aus. Für 2022 prognostiziert sie 5 Prozent und für 2023 4,8 Prozent. Demnach läge die Quote in Österreich in diesem Zeitraum zwar über dem für Deutschland prognostizierten Wert (2022: 3,3 Prozent; 2023: 3,2 Prozent), jedoch niedriger als in den meisten EU-Mitgliedstaaten. Im EU-Durchschnitt erwartet die EU-Kommission Arbeitslosenquoten von 6,7 Prozent (2022) und 6,5 Prozent (2023).

Allgemeine Arbeitsmarktdaten (2021)

Bevölkerung (in Mio.)

8,9

Erwerbspersonen (Bevölkerung älter als 15 und jünger als 65 Jahre, in Mio.)

5,9

Erwerbstätige (in Mio.)

4,3

Arbeitslosenquote, offizielle (in %, nach ILO-Definition)

6,2

Analphabetenquote (in %) 1)

1,9

Universitätsabschluss (in %) 2)

16,5

1) Angabe für 2013; 2) Personen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren mit Hochschulausbildung (Bachelor, Master, Doktorat), Angabe für 2019Quelle: Statistik Austria 2022

Im 4. Quartal 2021 waren 4,3 Millionen Personen erwerbstätig. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Beschäftigung damit um über 60.000 Personen. Rund 3,8 Millionen Erwerbstätige arbeiteten unselbstständig. Nach Angaben des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) überstieg die Zahl unselbstständig Beschäftigter bereits im Februar 2022 wieder das Vorkrisenniveau von Februar 2020 um 2,4 Prozent.

Der Fachkräftemangel in Österreich ist gravierend. Bei einer Umfrage von Ernst & Young im Januar 2022 erklärten 83 Prozent der befragten Unternehmen, sie hätten Schwierigkeiten, Fachkräfte zu rekrutieren. Besonders stark ausgeprägt ist der Fachkräftemangel in den Branchen Tourismus, Energiewirtschaft und Logistik. Rund 39 Prozent der Unternehmen klagen sogar über Umsatzrückgänge als Folge fehlender Fachkräfte.

Für das Gesamtjahr 2022 erwarten die Wifo-Konjunkturexperten einen Anstieg der unselbstständig Beschäftigten um 2,1 Prozent. Für das Jahr 2023 prognostizieren sie eine weitere Steigerung um 1,2 Prozent. Dabei berücksichtigt das WIFO mögliche negative Effekte durch den Krieg in der Ukraine, beispielsweise durch Produktionsausfälle.

Mehr Teilzeitbeschäftigte

Arbeitslose Personen suchen überwiegend unbefristete Vollzeitarbeitsplätze, doch der Anteil der Teilzeitbeschäftigten und das Segment Personalverleih wachsen. Innerhalb der Europäischen Union wandelte sich Österreich in den vergangenen Jahren vom Schlusslicht bei Teilzeitarbeit zu einem Land mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Teilzeitbeschäftigten. Die Teilzeitquote - also der Anteil von Personen mit einer normalen wöchentlichen Arbeitszeit von höchstens 35 Stunden - stieg Statistik Austria zufolge 2021 auf 29,9 Prozent. Sie liegt damit auf einem Allzeithoch seit Beginn der Statistik im Jahr 1994. Der Vergleich zu Vorjahren ist allerdings nur bedingt möglich, da die statistischen Erhebungsmethoden verändert wurden.

Teilzeitarbeit bringt Unternehmen eine Reihe von Vorteilen. Zum Beispiel fallen bei Überschreiten der vereinbarten Arbeitszeit unterhalb der Vollzeitschwelle gewöhnlich keine Überstundenzuschläge an, wenn ein zeitnaher Zeitausgleich erfolgt. Bei unregelmäßiger Teilzeitbeschäftigung gehen mitunter auch Krankenstände zulasten der Beschäftigten.

AMS ist größter Personalvermittler

Hauptakteur bei der Personalvermittlung ist der Arbeitsmarktservice Österreich, der in mehreren Dutzend Gemeinden Geschäftsstellen unterhält und darüber hinaus einen eigenen Onlinedienst betreibt. Schätzungsweise jedes zehnte Großunternehmen vertraut bei der Suche nach Führungskräften auf die Dienste einer internationalen Personalvermittlung.

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