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Wirtschaftsumfeld | Indien | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Personalsuche in Indien ist nicht immer strukturiert und teilweise sehr herausfordernd. Die Wechselbereitschaft am Arbeitsplatz ist noch hoch, die Tendenz geht aber nach unten. 

Von Florian Wenke | Mumbai

Indische Unternehmen suchen ihr Personal oft auf verschiedenen Kanälen: Arbeiterinnen und Arbeiter werden häufig durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder lokaler Werbung am Unternehmensstandort gefunden. Bisweilen werden Jobportale genutzt. Es kommt auch vor, dass Vertreter aus der Region, in der das Unternehmen tätig ist, an Firmen herantreten und um Beschäftigung der lokalen Bevölkerung bitten. 

Für die Suche nach Angestellten nutzen Unternehmen häufig Onlineportale wie beispielsweise Naukri. Bedeutend ist zudem das Berufsnetzwerk LinkedIn. Auch hier veröffentlichen Unternehmen Stellenangebote oder treten direkt mit potenziellen Mitarbeitern in Kontakt.  

Meist durchlaufen Kandidatinnen und Kandidaten mehrere Auswahlrunden. Weil die Differenz zwischen formaler Qualifikation und tatsächlichen Kenntnissen hoch sein kann, sollten Unternehmen die Fähigkeiten von potenziellen neuen Mitarbeitenden genau prüfen. Das kann etwa durch praktische Tests oder konkrete schriftliche Aufgaben im Rahmen des Bewerbungsprozesses geschehen. 

Unternehmen rekrutieren Absolventen

Viele Personen mit Universitäts- und College-Abschluss werden im Rahmen von sogenannten "Campus Placements" rekrutiert. Bei diesen Veranstaltungen präsentieren sich Unternehmen vor Ort und treten durch Auswahlverfahren direkt mit Kandidatinnen und Kandidaten in Kontakt. Die potenziellen neuen Arbeitskräfte befinden sich meist kurz vor dem Abschluss. 

Unternehmen entscheiden bereits durch die Wahl der Bildungseinrichtung, in der sie das Campus Placement abhalten, welche Abschlüsse und Bildungsniveaus sie präferieren. Begehrt sind beispielsweise die Indian Institutes of Technology und die Indian Institutes of Management. Bei den Veranstaltungen ist der Wettbewerb um die Kandidaten stark. Internationale Konzerne wetteifern mit Start-ups und den Größen der indischen Wirtschaft um die klügsten Köpfe des Landes. Allgemein gilt: Je weniger prestigeträchtig die Universität oder das College ist, desto geringer ist die Konkurrenz bei der Rekrutierung.

Alles unterliegt dabei strengen Vorschriften über die Abgabe von Jobangeboten seitens der Firmen sowie hohen Transparenzanforderungen hinsichtlich des offerierten Gehalts. Ebenso ist der Zugang zu den Veranstaltungen über die Bildungseinrichtungen geregelt. Meist verfügen diese über sogenannte Placement Cells oder ähnlich bezeichnete Einrichtungen, die als Verbindungsbüros zur Wirtschaft agieren und bei Bedarf relevante Informationen bereitstellen. 

Personalberatungen für höhere Positionen

Um Führungsfunktionen und Fachkräftestellen zu besetzen, greifen immer mehr Unternehmen auf Personalberatungen zurück. Sie übernehmen die Suche nach passenden Kandidatinnen und Kandidaten und unterstützen bei der Vorauswahl. Unternehmen sollten klar formulieren, was sie von den Bewerbern erwarten und welche Qualifikationen benötigt werden. Je klarer die Anforderungen sind, desto einfacher ist es, eine geeignete Person zu finden. Die üblichen Kosten für die Personalberatung belaufen sich meist auf ein Monatsgehalt der zu besetzenden Stelle. 

Personalmanagement erfolgt meist im Unternehmen

Die Personalverwaltung erfolgt in der Regel intern durch geschultes Personal. Sie besteht überwiegend aus Personalmanagement-Absolventen. Backoffice-Tätigkeiten wie beispielsweise Gehaltsabrechnungen werden von unternehmensinternen Finanzabteilungen oder externen Buchhaltungsunternehmen erledigt.

Arbeitskräfte sind wechselwillig

Die Wechselbereitschaft in Indien ist hoch. Die Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) beziffert die Fluktuationsrate (Attrition Rate) unter Arbeitnehmenden für 2023 auf 18,3 Prozent. Damit lag sie weiterhin auf hohem Niveau, wenn auch leicht unter dem Vorjahreswert von 21,3 Prozent. Im Jahr 2023 war der Wechselwille in den Bereichen Finanzdienstleistungen (24,8 Prozent) und Informationstechnologie (23,3 Prozent) besonders hoch. 

EY prognostiziert, dass die Bereitschaft zum Arbeitgeberwechsel in den kommenden Jahren leicht zurückgehen wird, weil Unternehmen vermehrt Ressourcen darauf verwenden, gute Mitarbeitende zu halten. Insbesondere größere Unternehmen in Branchen, in denen Fachkräfte stark umworben werden, haben mittlerweile Abteilungen, die sich mit dem Wohlergehen der Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiterbindung befassen. 

Die Gründe für den Wechsel der Arbeitsstelle sind vielfältig. Oft gibt das Gehalt den Ausschlag. Beim Arbeitgeberwechsel können meist größere Gehaltssteigerungen durchgesetzt werden als bei Positionswechseln in bestehenden Arbeitsverhältnissen. Zuwächse zwischen 20 und 50 Prozent sind keine Seltenheit. 

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen auf ihre Arbeitskräfte achten. Dazu gehören jährliche Evaluierungen (Appraisals), die meist mit Gehaltsanpassungen einhergehen. Laut EY sind auch variable Gehaltsbestandteile als Anreize wichtig. Zunehmend gewinnen Aktienoptionen sowie Unternehmensbeteiligung an Bedeutung, insbesondere bei Start-ups. Für Bürojobs bleibt es wichtig, dass hybride Arbeitsmodelle angeboten werden. 

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