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Wirtschaftsumfeld | Südkorea | Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland

Freierer Handel hilft deutsch-koreanischem Wirtschaftsaustausch

Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Deutschland und Südkorea ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Dies gilt für Handel, Investitionen und Beschäftigung.

Von Frank Robaschik | Seoul

Das EU-Korea-Freihandelsabkommen ist das erste Abkommen der Europäischen Union (EU) mit einem asiatischen Land. Am 1. Juli 2021 wird es zehn Jahre in Anwendung sein. Mittlerweile können alle Industriegüter mit Ursprung in der EU zollfrei nach Südkorea und solche mit Ursprung in Südkorea zollfrei in die EU exportiert werden. Bei Lebensmitteln fallen allerdings immer noch Zölle an, so etwa bei der Einfuhr von Käse nach Südkorea.

Südkorea war 2020 zweitgrößter Abnehmer deutscher Waren in Asien

Im letzten Jahr vor dem Freihandelsabkommen 2010 stiegen die deutschen Warenexporte nach Südkorea erstmals auf mehr als 10 Milliarden Euro. Zehn Jahre später waren es mit knapp 18 Milliarden rund 73 Prozent mehr, während die gesamten deutschen Ausfuhren nur um 27 Prozent zulegten. Südkorea war damit 2020 der zweitgrößte Abnehmer deutscher Produkte und der drittgrößte Handelspartner Deutschlands in Asien-Pazifik. Einschließlich von Dienstleistungen erreichten die deutschen Ausfuhren nach Südkorea im Jahr 2020 mehr als 20 Milliarden Euro.

Mehr als die Hälfte des Exportzuwachses entfällt auf Pkw

Noch 2010 waren Maschinen das wichtigste deutsche Exportgut. Die Ausfuhren des Maschinenbaus sind allerdings seitdem nur minimal gestiegen. Dagegen konnten Autohersteller ihre Exporte auf mehr als 5,5 Milliarden Euro fast vervierfachen. So rangierten Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen im 1. Quartal 2021 bei der Zahl der in Südkorea verkauften Pkw auf den Positionen drei bis fünf hinter Hyundai und Kia. Ähnliche Zuwächse gab es bei Pharmazeutika. Noch stärker gewachsen ist das Segment der Nahrungsmittel, und auch das Angebot deutscher Konsumgüter ist breiter geworden. Bei Dienstleistungen exportiert Deutschland unter anderem Transport-, Zertifizierungsdienstleistungen und Know-how. So gab Südkorea 2019 für die Nutzung geistiger Eigentumsrechte aus Deutschland 637 Millionen US-Dollar aus.

Wichtige Segmente der deutschen Exporte von Waren und Dienstleistungen nach Südkorea (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Segment

2010

2020

Veränderung 2020/2010

Gesamt

12.388

20.118

62,4

Kfz und -Teile

1.902

6.209

226,4

  Pkw

1.445

5.529

282,6

  Kfz-Teile

361

495

37,2

Maschinen

3.060

3.266

6,7

Chemische Erzeugnisse

1.682

2.699

60,4

  Pharmazeutika

214

805

276,7

Dienstleistungen

2.129

2.356

10,7

Elektrotechnik

741

1.126

52,0

Mess- und Regeltechnik

557

764

34,7

Nahrungs- und Genussmittel

104

563

441,0

Elektronik

461

506

9,6

Quelle: Destatis; Deutsche Bundesbank; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Südkoreanische Firmen liefern heute mehr aus Drittländern

Deutsche Einfuhren von Waren und Dienstleistungen aus Südkorea lagen 2020 bei 13,6 Milliarden Euro und damit 6,8 Prozent über dem Wert von 2010. Zwar stiegen die Lieferungen in den meisten Warengruppen wie etwa bei Pharmazeutika, Batterien für Elektroautos, Pkw, anderen chemischen Erzeugnissen, Kfz-Teilen und Maschinen. Dass die gesamten Lieferungen nicht höher ausfallen, liegt jedoch zum einen daran, dass die deutsche Importstatistik kaum noch Einfuhren von Schiffen aus Südkorea ausweist. Zum anderen liefern südkoreanische Konzerne heutzutage Produkte wie Smartphones, Halbleiter und Fernseher noch stärker als vor zehn Jahren aus Drittländern nach Deutschland, beispielsweise aus China und Vietnam.

Wichtige Segmente der deutschen Importe von Waren und Dienstleistungen aus Südkorea (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

Segment

2010

2020

Veränderung 2020/2010

Gesamt

12.676

13.541

6,8

Elektronik

4.295

2.663

-38,0

  Halbleiter

1.588

811

-48,9

  Computer, etc.

289

614

112,4

  Handys, Nachrichtentechnik

1.036

402

-61,2

  Fernseher

768

103

-86,6

Chemische Erzeugnisse

423

2.246

430,6

  Pharmazeutika

24

968

3.948,3

Dienstleistungen

1.405

2.219

57,9

Kfz und -Teile

417

1.620

288,7

  Pkw

296

1.290

335,5

  Kfz-Teile

115

311

171,8

Elektrotechnik

499

1.461

192,7

  Elektrische Akkumulatoren

31

884

2.781,4

Maschinen

544

1.152

111,7

Schiffe

3.823

26

-99,3

Quelle: Destatis; Deutsche Bundesbank; Berechnungen von Germany Trade & Invest

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Umsatz der Firmen im jeweiligen Partnerland steigt

Die Wirtschaftsbeziehungen intensivierten sich in beide Richtungen deutlich. Das zeigen Zahlen der Bundesbank für größere Unternehmen im jeweiligen Partnerland. Demnach stiegen deren Umsätze von 2010 bis 2019 jeweils um etwa 10 Milliarden Euro auf 28 Milliarden Euro für deutsche Firmen in Südkorea und auf 34 Milliarden Euro für südkoreanische Unternehmen in Deutschland. Der Bestand an Direktinvestitionen beim jeweiligen Partner fiel 2019 ebenfalls deutlich höher aus als 2010. Erste Zahlen für 2020 zeigen einen weiteren Anstieg der Direktinvestitionen um mehr als 1 Milliarde Euro in Südkorea und um knapp 582 Millionen Euro in Deutschland.

Direktinvestitionen und Umsatz (in Milliarden Euro) 1)

Warengruppe

Bestand 2010

Bestand 2019

Nettotransfer 2020

Deutsche in Südkorea

Deutsche Investitionen in Südkorea

6,6

12,4

1,0

Umsatz deutscher Firmen in Südkorea

18,4

28,1

Südkoreanische in Deutschland

Südkoreanische Investitionen in Deutschland

2,6

4,2

0,6

Umsatz südkoreanischer Firmen in Deutschland

21,1

31,2

Südkoreanische in Deutschland nach Konzernspitze2

Südkoreanische Investitionen in Deutschland

3,5

4,8

Umsatz südkoreanischer Firmen in Deutschland

25,0

33,9

1) nur für Firmen mit einer Bilanzsumme von mehr als 3 Millionen Euro; 2) Konzept der letztendlich kontrollierenden Einheit (Konzernspitze) adressiert den Investor, der die letztendliche rechtliche Kontrolle über das inländische Unternehmen innehatQuelle: Deutsche Bundesbank

Investitionen sorgen für signifikante Beschäftigungseffekte

Im Mai 2021 gab es in Deutschland laut der Markus-Datenbank mindestens 360 Unternehmen mit südkoreanischer Kapitalbeteiligung mit insgesamt mehr als 15.000 Mitarbeitern (Vergleich 2010: 125 Firmen mit 4.700 Mitarbeitern). Viele südkoreanische Firmen, darunter Samsung, LG und Hyundai haben ihre Europa-Zentralen in Deutschland eingerichtet. Zu den Aktivitäten zählen neben Forschung und Produktion in der Photovoltaik durch Hanwha Q Cells, die Produktion von Kfz-Teilen beispielsweise bei WMU Bavaria, Design-Center von Hyundai und Kia und ein Testcenter am Nürburgring, auch die Produktion von Chemikalien für OLED bei Novaled sowie Startup-Scouting-Büros von Samsung Next und Hyundai Cradle.

In Südkorea gibt es nach Schätzungen von Germany Trade & Invest mehr als 500 Firmen mit deutscher Kapitalbeteiligung mit insgesamt über 40.000 Mitarbeitern. Schwerpunkte bilden die Kfz-Industrie, Maschinenbau, Chemie, Logistik, Gesundheit, Elektrotechnik und Konsumgüter. Hinzu kommen Beschäftigte bei Vertriebs- und Servicepartnern.

EU ist größter Investor in Südkorea

Insgesamt war die EU 2019 mit 36,8 Prozent des Bestands ausländischer Direktinvestitionen in Südkorea der wichtigste ausländische Investor im Land. Damit hatten Unternehmen aus der EU fast genauso viel in Südkorea investiert wie Japan (24,3 Prozent) und die USA (14,5 Prozent) zusammen.

Freihandelsabkommen löst nicht alle Probleme beim Marktzugang

In einer im März 2021 veröffentlichten Umfrage der Deutschen und der Europäischen Handelskammern in Südkorea berichteten rund zwei Drittel der Firmen, dass es schwieriger geworden sei, Geschäfte zu machen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen fühlte sich schlechter behandelt als einheimische Firmen. Nach wie vor bestehen in vielen Bereichen nichttarifäre Handelshemmnisse, beispielsweise in der Kfz- oder in der Pharmaindustrie. Wenn eine Ware in der EU zertifiziert oder geprüft ist, heißt das trotz des Abkommens nicht, dass sie in Südkorea automatisch zugelassen werden kann.

Das Freihandelsabkommen ist eines der alten Generation, das beispielsweise noch die Notwendigkeit der unmittelbaren Beförderung der Ware aus der EU nach Südkorea anstelle der modernen Nichtabänderungsregel im Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit Japan enthält. Dennoch steigt dank des Abkommens, der guten Wirtschaftsentwicklung in Südkorea und des guten Pandemiemanagements die Bedeutung des Landes in den weltweiten Strategien deutscher Firmen. Weitere Informationen zum Abkommen finden sich im Bericht "Zoll und Einfuhr kompakt – Südkorea".

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