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Wirtschaftsausblick | Katar

Katar erwartet wirtschaftlichen Aufschwung durch mehr LNG

Katar erweitert seine LNG-Kapazitäten deutlich und festigt damit seine Position als globaler Gaslieferant. Exporte und Konjunktur dürften 2026 spürbar anziehen.

Von Heena Nazir | Dubai

Top Thema: Ausbau des North Field als Wachstumsmotor

Katar treibt den Ausbau seiner Kapazitäten für Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG) zügig voran. Herzstück ist die Expansion des North Field, mit der die jährliche Exportkapazität von rund 79 Millionen auf 110 Millionen Tonnen steigen soll – ein Zuwachs von nahezu 40 Prozent. Das Vorhaben ist Teil der langfristigen Entwicklungsstrategie Qatar National Vision 2030.

Der staatliche Energiekonzern QatarEnergy meldete, dass die ersten vier Verflüssigungsanlagen des Teilprojekts North Field East Ende 2026 in Betrieb gehen sollen. Trotz globaler Lieferkettenrisiken und politischer Spannungen in der Region gilt der Zeitplan als realistisch, nicht zuletzt aufgrund Katars umfassender Erfahrung mit Großprojekten. Das Folgeprojekt North Field South soll ab 2027 zusätzliche Kapazitäten schaffen.

Langfristige Abnahmeverträge sichern die Investitionen ab. Katar beliefert insbesondere asiatische Märkte wie China, Indien, Südkorea und Japan. Zugleich baut das Land seine Rolle als Energiepartner Europas aus. Seit 2022 hat Katar mehrere Lieferverträge abgeschlossen, unter anderem mit dem Essener Energieversorger RWE.

Geopolitische Risiken bleiben ein exponierter Standortfaktor

Die Sicherheitslage in der Golfregion bleibt seit Mitte 2025 angespannt. Vereinzelte militärische Zwischenfälle verdeutlichen Katars exponierte Lage zwischen rivalisierenden Akteuren. Zwar blieb die wirtschaftliche Aktivität bislang unbeeinträchtigt – die Energieexporte über Ras Laffan laufen planmäßig. Doch die Ereignisse haben das Bewusstsein für politische Risiken geschärft. Für Investoren bleibt das Umfeld sensibel, insbesondere bei sicherheitsrelevanten Projekten und langfristigen Infrastrukturvorhaben. Trotz dieser Unsicherheiten erweist sich die katarische Konjunktur bislang als robust.

Wirtschaftsentwicklung: LNG-Exporte bleiben wichtigster Wachstumstreiber

Nach einem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um voraussichtlich 2,7 Prozent im Jahr 2025 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) für 2026 mit einem kräftigen Aufschwung von 6,1 Prozent. Diesen dürften vor allem die steigenden LNG-Ausfuhren und neue Kapazitäten im Rahmen des Ausbaus des North Field befeuern.

Auch außerhalb des Öl- und Gassektors sind die Aussichten positiv. Vor allem Tourismus, Luftfahrt und Gastgewerbe verzeichnen deutliche Zuwächse. Laut der Tourismusbehörde Qatar Tourism erreichte das Emirat 2024 rund 5 Millionen internationale Gäste. Mit einem Plus von etwa 25 Prozent gegenüber 2023 wurde ein neuer Rekord erzielt. Für 2025 werden bis zu 5,3 Millionen Reisende erwartet. Zum Vergleich: Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 kamen rund 1,2 Millionen Gäste ins Land.

Zwar treibt Katar seine wirtschaftliche Diversifizierung voran, der Fokus liegt jedoch weiterhin auf der Energiebranche. In den ersten neun Monaten 2025 wurden Projekte im Wert von über 20 Milliarden US-Dollar (US$) vergeben. Davon entfielen mehr als 75 Prozent auf den Energiesektor, insbesondere Öl- und Gasprojekte. Trotz wachsender Investitionen in neue Branchen bleibt die Förderung und Verarbeitung von Erdgas das Rückgrat der katarischen Wirtschaft.

Damit hängt das Wirtschaftswachstum zumindest kurz- bis mittelfristig stark vom Erfolg der Energieprojekte ab. Solange der Preis für das LNG hoch bleibt und die Ausbauvorhaben planmäßig verlaufen, sind die Aussichten positiv. Die hohe Abhängigkeit vom Energiesektor und geopolitische Spannungen in der Region bergen andererseits jedoch auch Risiken für die Konjunktur in sich.

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Außenhandel: Exportstärke durch LNG – stabile Importdynamik

Laut dem katarischen Statistikamt beliefen sich die Gesamtexporte im 1. Halbjahr 2025 auf rund 46,4 Milliarden US$. Der Rückgang um etwa 5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist vor allem auf geringere Erlöse aus dem Export von Mineralölen, Schmierstoffen und verwandten Materialien zurückzuführen.

Die Importe stiegen dagegen um 6 Prozent auf rund 17,9 Milliarden US$. Getrieben wurde diese Entwicklung insbesondere durch höhere Einfuhren von Maschinen und Verkehrsmitteln (+15,6 Prozent) sowie von verschiedenen Fertigwaren (Warenkategorie SITC 8; +19,3 Prozent).

Deutsche Perspektive: Chancen für Technologieanbieter im Umbruchmarkt

Deutschland zählt zu den wichtigsten europäischen Handelspartnern Katars. Die deutschen Ausfuhren in das Emirat stiegen 2024 geringfügig um 1,4 Prozent auf rund 1,3 Milliarden Euro. In den ersten sieben Monaten 2025 verzeichneten die Exporte einen Zuwachs um 6,1 Prozent auf 732 Millionen Euro. Besonders gefragt sind Maschinenbauprodukte, Medizintechnik, Fahrzeuge und elektrotechnische Komponenten. Die deutschen Einfuhren aus Katar legten um 4,3 Prozent auf 233 Millionen Euro zu.

Trotz seiner überschaubaren Größe bietet Katar Chancen für spezialisierte deutsche Anbieter. Der Markteintritt erfolgt meist über lokale Partner oder als Subunternehmer internationaler Konsortien. Technologischer Vorsprung, Exporterfahrung und stabile Netzwerke erhöhen die Erfolgschancen. Entscheidend sind eine frühzeitige Marktbeobachtung und die strategische Begleitung von Ausschreibungen, erklärt Ilef Ajra von der AHK Katar in Doha.

GTAI-Informationsangebote zu Katar

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