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Wirtschaftsumfeld | Asien | Finanzierung

Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank steigert Kreditvergabe

Die neueste der Entwicklungsbanken wird immer wichtiger. Die Ausgaben für Klimaschutz sollen steigen und deutsche Anbieter können davon profitieren.

Von Martin Walter | Bonn

Die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) bewilligte in ihrem fünften Geschäftsjahr neue Kredite in Höhe von fast zehn Milliarden US-Dollar (US$) für insgesamt 45 Vorhaben. Die Bank wurde 2015 von China gegründet und nahm 2016 ihre Geschäftstätigkeit auf. Mehrere europäische Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind Mitglieder der AIIB. Die USA und Japan sind der Bank bisher nicht beigetreten. In den Jahren 2019 und 2020 wurden über AIIB-finanzierte Kredite Bau-, Liefer- und Dienstleistungen im Wert von 2,7 Milliarden US$ international ausgeschrieben - ein enormes Potenzial auch für deutsche Unternehmen.

AIIB stellt Ergebnisse für 2020 auf ihrer Jahrestagung vor

Unter dem Motto „Investing Today, Transforming Tomorrow” trafen sich Ende Oktober 2021 die Anteilseigner der AIIB zu ihrer hybriden Jahrestagung in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In seiner Eröffnungsrede betonte AIIB-Präsident Jin Liqun die Besonderheiten und Herausforderungen durch die Corona-Pandemie im Geschäftsjahr 2020. Die Bank hat ihre Mitgliedsländer mit flexiblen Krediten dabei unterstützt, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie zu überwinden. Beispiele hierfür sind ein Kredit an Indien über 500 Millionen US$ für den Aufbau von Kapazitäten im Gesundheitssystem oder ein Darlehen an die russische Eisenbahn über 300 Millionen US$ zum Schutz von Arbeitsplätzen bei einem der größten Arbeitgeber des Landes. Dafür hat die AIIB ihre Neuzusagen im Jahr 2020 erheblich erhöht. Sie verdoppelten sich von 4,5 Milliarden US$ im Jahr 2019 auf fast 10 Milliarden US$ im Jahr 2020.

Neue i4t-Strategie für Zukunftsinvestitionen und mehr Geld für den Klimaschutz

Mit Blick auf die Zukunft sagte Liqun: „Nie war es dringender als heute, sich die Infrastruktur von morgen vorzustellen, sie zu planen und zu bauen.“ Auf diese Aufgabe zielt die im September 2020 verabschiedete Unternehmensstrategie bis 2030 ab: Financing Infrastructure for Tomorrow (i4t).

Mit ihrer neuen Strategie regiert die AIIB auf fünf grundlegende Herausforderungen und Megatrends: Urbanisierung, Demografie, Klimawandel, Digitalisierung sowie Wertschöpfungsketten.   

Durch die zunehmende Urbanisierung wächst der Bedarf an städtischer Infrastruktur. Der demografische Wandel wird sich auf die öffentliche und soziale Infrastruktur auswirken. Als große Herausforderung sieht die Bank auch den Klimawandel. Präsident Liqun kündigte auf der Jahrestagung an, dass die AIIB ihre Kreditvergabe ab Mitte 2023 an den Zielen des Pariser Klimaabkommens ausrichten wird. Ab 2025 will die Bank mindestens 50 Prozent ihrer Neuzusagen in den Klimaschutz investieren. Für ihre Investitionen in die Zukunft sieht die Bank technologische Innovationen und digitale Infrastruktur immer mehr im Mittelpunkt der Wirtschaft. Deshalb investiert sie unter anderem in den Ausbau von Breitbandnetzen. Auf ihrer Jahrestagung stellte die Bank ein entsprechendes Vorhaben im Oman vor. Als fünften Trend identifiziert die Bank den Bedeutungszuwachs von Wertschöpfungsketten und regionalem Handel. Laut Liqun ist die Finanzierung der Infrastruktur von morgen die Aufgabe der AIIB. Dazu wird sie vorrangig grüne und technologiegestützte Infrastruktur, Konnektivität und regionale Zusammenarbeit sowie die Mobilisierung von Privatkapital fördern.

AIIB investiert vor allem in Asien - doch nicht nur dort

Die AIIB fördert durch Kreditvergabe die wirtschaftliche und soziale Entwicklung und fokussiert sich dabei hauptsächlich auf die asiatische Region von Zentralasien bis zu den pazifischen Inselstaaten. Sie kann aber auch außerhalb dieser Gebiete investieren. So gehören auch die Türkei und Ecuador zu den Kreditnehmern der Bank. Der erste Kredit nach Europa wurde 2021 an Ungarn vergeben. Die AIIB lieh dem Land über 83 Millionen Euro zur Modernisierung seines Gesundheitssystems.

Welche Möglichkeiten haben deutsche Anbieter?

Aufgrund der positiven Wachstumsaussichten in Asien und wegen der erforderlichen Investitionen in Infrastruktur und Zukunftstechnologien sind deutsche Anbieter gut beraten, auch auf AIIB-finanzierte Ausschreibungen zu achten und sich zu bewerben.

Ohne vorherige Erfahrung bei der Planung oder Durchführung größerer Infrastrukturvorhaben in Asien sind die Erfolgsaussichten jedoch gering. Am Anfang bietet sich daher eher die Teilnahme als Unterauftragnehmer in einem Bieterkonsortium an. Um gezielt Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren, müssen sich Anbieter frühzeitig einen Überblick über die geplanten Vorhaben verschaffen. Außerdem sollten sie Kontakte zu den jeweiligen Durchführungsorganisationen wie Ministerien oder Stadtverwaltungen aufbauen. Als Kreditnehmer sind diese für die Vorhaben und somit auch für Ausschreibung und Vergabe verantwortlich. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die AIIB keine eigenen Länderbüros unterhält. Lokale Kontakte sind daher umso wichtiger.

Bei Ausschreibungen von klassischer Infrastruktur wie beispielsweise Straßen- oder Brückenbau haben deutsche Anbieter gegen die günstigere Konkurrenz aus der Region so gut wie keine Aussicht auf Erfolg. Für deutsche Unternehmen bestehen bei der AIIB eher Chancen bei innovativer Umwelt- und Klimaschutztechnologie. Diese sollen im Sinne der Zukunftsstrategie der Bank immer auch Bestandteil von neuen Infrastrukturprojekten sein. Profitieren könnten Unternehmen mit klimafreundlichen Produkten und Dienstleistungen in den Sektoren Energie, Verkehr, Gebäude sowie Maschinen- und Anlagenbauer aus der Industrie. Beratungsunternehmen und Ingenieursdienstleister können bei der Planung von Vorhaben und bei der Erstellung von Studien zum Zuge kommen.

Aktuelle Projekt- und Ausschreibungshinweise zur AIIB

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