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Branchen | Ägypten | Nahrungsmittel, Getränke

Ägypten steigert Exportbasis der lokalen Nahrungsmittelindustrie

Um 21 Prozent haben sich die Ausfuhren von Nahrungsmitteln aus Ägypten im Jahr 2024 erhöht. Die Orientierung auf internationale Märkte hat Auswirkungen auf die Branche vor Ort.

Von Marcus Knupp | Berlin

Ägypten nutzt die Gunst der Stunde. Die deutliche Abwertung des ägyptischen Pfundes (E£) im Jahr 2024 und die seitherige Stabilisierung der Währung haben der Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Industrie einen Schub gegeben. Im Bestreben, die eigene Exportbasis zu verbreitern und eine möglichst große Zahl von Arbeitsplätzen zu schaffen, will das Land vor allem Industriebranchen wie Textilien und Bekleidung, Automobile und Elektro sowie die Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung ausbauen. Derzeit mehren sich positive Signale für den Erfolg dieser Strategie.

Im September 2025 hat das ägyptische Industrieministerium zudem eine Liste von 28 Industriebereichen veröffentlicht, deren Ausbau zu einer besseren Versorgung des Binnenmarktes führen soll, wie das Informationsportal Enterprise mitteilt. Darunter sind im Bereich Nahrungsmittel die Sparten Babynahrung sowie alternative und gesundheitsfördernde Lebensmittel. Die Zusammenarbeit zwischen lokalen und internationalen Unternehmen ist dabei ausdrücklich erwünscht.

Arabische Länder sind Hauptabnehmer ägyptischer Nahrungsmittelexporte

Nach Informationen des Food Export Council (FEC) in Kairo sind die ägyptischen Ausfuhren von Nahrungsmitteln 2024 um 21 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 6,1 Milliarden US-Dollar (US$) gestiegen. Über die Hälfte der Lieferungen gingen in arabische Länder. Wichtigster Abnehmer war Saudi-Arabien mit 491 Millionen US$, vor Sudan (412 Millionen US$) und Libyen (333 Millionen US$). An vierter Stelle lagen mit 330 Millionen US$ die USA. In der Gesamtsumme sind die EU-Länder mit Importen von Nahrungsmitteln aus Ägypten im Wert von 1,17 Milliarden US$ allerdings noch wichtiger.

Bei der Betrachtung nach Produktgruppen lagen Fruchtsaftkonzentrate an erster Stelle mit einem Exportwert von 532 Millionen US$ im Jahr 2024. Auf den weiteren Plätzen folgen Mehl und Hartweizen (464 Millionen US$), Speiseöl (319 Millionen US$), Fruchtsäfte (279 Millionen US$) und gefrorene Kartoffeln (222 Millionen US$). Auch gefrorenes Gemüse und Obst, vor allem Erdbeeren, zählen zu den meistexportierten Produkten, daneben Getreideprodukte wie Kekse sowie Oliven. In den ersten acht Monaten 2025 verzeichnete das FEC eine weitere Steigerung der Ausfuhren gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9 Prozent.

Qualitätsstandards gewinnen an Bedeutung

Mit zunehmenden Lieferungen in anspruchsvolle Märkte wie die EU und die USA, aber auch mit Veränderung der Konsumgewohnheiten im Land selbst, steigen die Anforderungen an die Qualität der Produkte einerseits und der Verpackungen sowie der Logistik andererseits. Das zeigt sich beispielsweise in den Investitionen in Verpackungsanlagen auf ganz verschiedenen Ebenen.

Rein auf den Export zielen geplante Anlagen wie jene der Firma Agro Green zur Verpackung von Süßkartoffeln. Das finnische Unternehmen Huhtamaki, ein Hersteller von on-the-shelf und to-go-Verpackungen, plant eine Fertigung im Industriebezirk Sadat City für circa 29 Millionen US$. In der Suez Canal Economic Zone bauen die Unternehmen Roots Commodities und Rose Grains ein neues Verladeterminal für Getreide mit einer Kapazität von 115.000 Tonnen im Jahr, einschließlich der Anlagen für die Verteilung und Verpackung.

Ein hohe Priorität genießt auch weiterhin die Sicherung der Kühlkette für verderbliche Lebensmittel. Gewerbegebiete schaffen mit größeren Investitionen Voraussetzungen dafür. So plant das Hafen- und Logistikunternehmen DP World aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein rund 16.000 Quadratmeter großes Kühllager im Elsewedy Industrial Park für 29 Millionen US$. Es soll acht separate Kühlkammern für Tiefkühlprodukte, Obst, Gemüse und Milchprodukte umfassen. Von zunehmender Bedeutung sind Technologien für sogenannte Smart Warehouses, also etwa Messeinrichtungen oder automatisierte Verfahren.

Internationales Engagement fördert Modernisierung

Die zunehmende regionale und internationale Einbindung der Branche ist neben dem großen Binnenmarkt – Ägypten zählt inzwischen 117 Millionen Einwohner – ein zusätzlicher Anreiz für Unternehmen, sich im Land zu engagieren. Das Bestehen einer großen Zahl von Handelsabkommen ermöglicht eine Diversifizierung der Absatzmärkte von Ägypten aus. Die steigende Produktqualität und Investitionen in Verpackungstechnologien tragen ebenfalls dazu bei, die Standortbedingungen zu verbessern.

Nach Angaben der Investitionsförderbehörde GAFI (General Authority for Investment and Free Zones) gehören 83 Prozent der Unternehmen der Nahrungsmittelbranche in Ägypten zum Privatsektor, darunter zahlreiche internationale Firmen. Durch ihre globale Perspektive tragen diese oft zur Modernisierung der Sparte bei.

Ein Beispiel ist der in der Schweiz ansässige Abfüllkonzern Coca-Cola HBC, der in seinen ägyptischen Anlagen die Wasser- und Energieeffizienz erhöhen sowie mehr erneuerbare Energien und nachhaltige Verpackungen einsetzen will. Er hat dazu von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) im Jahr 2024 einen Kredit über 130 Millionen US$ erhalten.

In die Herstellung von Süßwaren investieren auch mit Blick auf die gesamte Region Unternehmen wie Barry Callebaut mit einer neuen Schokoladenfabrik, die 2029 den Betrieb aufnehmen soll, oder Mars Egypt, das seiner Fabrik für Twix-Schokoriegel in Giza bis Ende 2026 eine zweite Produktionslinie hinzufügt.

Auf die Expansion der Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung in Ägypten reagieren auch Produzenten von Vorprodukten wie der Hefehersteller Lesaffre aus Frankreich. In Nubaria zwischen Kairo und Alexandria entsteht bis 2028 für 50 Millionen US$ eine neue Fabrik des wichtigen Zulieferers der Backindustrie.

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