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Gesamtwirtschaftliches Umfeld

Ägypten steuert nach der jüngsten Abwertung der Landeswährung auf ein Ende der Devisenkrise zu. Der Preis dafür sind steigende Lebenshaltungskosten. 

Von Sherif Rohayem | Kairo

Das wirtschaftliche Umfeld Ägyptens hat sich seit der Coronakrise rapide verschlechtert. Auf den russischen Angriff der Ukraine folgte eine Kapitalflucht. Der Anstieg der globalen Inflation und der starke US-Dollar (US$) ließen die Inflation auf über 30 Prozent steigen.  

In Ägypten herrscht seit zwei Jahren Devisenmangel 

Um dies abzufedern fixierte die ägyptische Zentralbank den Wechselkurs des ägyptischen Pfundes. Das verschärfte die Devisenkrise, harte Währung floss in den Schwarzmarkt. Als Gegenmaßnahme wertete die Zentralbank zwischen Anfang 2022 und Anfang 2024 das Pfund dreimal ab. Dies blieb erfolglos, weil die Geschäftsbanken die folgende hohe Nachfrage nach Devisen nicht bedienen konnten und der Schwarzmarktkurs dem offiziellen davon eilte. 

Fehlende US-Dollar stören ägyptischen Außenhandel

Der Devisenmangel führte dazu, dass sich in Ägyptens Häfen Importwaren in Milliardenhöhe stapelten, weil die Importrechnung nicht beglichen werden konnte. Fabriken fehlte es in der Folge an Vorprodukten, Rohstoffen und Betriebsmitteln. Und weil stets die nächste Abwertung bevorstand, mussten Unternehmen mit kaum zu kalkulierenden Wechselkursschwankungen umgehen. Verschärft wurde die Situation durch den Krieg in Gaza, der sich negativ auf die Tourismuseinnahmen niederschlug - genauso wie die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer auf die Suezkanal-Einnahmen.

35 Milliarden US-Dollar aus Abu-Dhabi retten Ägypten

Nun gibt es begründete Hoffnung, dass die vierte und jüngste Abwertung des Pfundes am 6. März 2024 das Ende der Devisenkrise eingeleitet haben könnte. Aufgrund einer vorherigen Injektion von 35 Milliarden US$ ist nun genug Geld im Bankensystem, um die Nachfrage nach US$ zu bedienen. Der Vermögensfonds aus Abu Dhabi hat für den Betrag das Recht erworben, Ras El Hekma, einen 170 Quadratkilometer großen Landstrich an der westlichen Mittelmeerküste Ägyptens, zu entwickeln. 

Weitere Dollarmittel kommen vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Verleiher aus Washington hat nur wenige Stunden nach der Abwertung einen Kredit in Höhe von 8 Milliarden US$ für Ägypten zugesagt. Die Europäische Union hat Mitte März 2024 zugesagt, Ägypten mit 7,4 Milliarden Euro in Form von Zuschüssen und Krediten zu unterstützen, dazu kommen noch einige Milliarden US$ vom IWF aus einem weiteren Topf sowie 6 Milliarden US$ von der Weltbank. Weitere Devisenzuflüsse sind aus seit Jahren geplanten Privatisierungen von Staatsunternehmen zu erwarten. Für Investoren ist der Kauf dieser Anteile aufgrund des Wechselkursvorteils nun besonders lukrativ. 

Für Ägyptens Partner war die Stabilität des bevölkerungsreichsten Landes in der Region stets von großer Bedeutung. Die Kriege in der Nachbarschaft verstärken diese geopolitische Relevanz. So hat Ägypten Millionen sudanesischer Kriegsflüchtlinge aufgenommen und fungiert als glaubwürdiger Vermittler im Gaza-Krieg. Diese exponierte Rolle in Verbindung mit den gegenwärtigen Kriegen der Region sind das Motiv der jüngsten Geldzuwendungen.

Wirtschaftslage wird schlechter, bevor sie sich bessert

Bevor sich die wirtschaftliche Situation in Ägypten verbessert, wird sie sich erst mal verschlechtern. Der neue Dollarkurs des ägyptischen Pfunds lag nach der Abwertung bei knapp 50 EGP, was einen Inflationsschub auslösen wird. Analysten erwarten Mitte des Jahres  eine Teuerungsrate von bis zu 38 Prozent, bevor sie dann Ende 2024 auf circa 20 Prozent sinken dürfte. Die Banken haben bereits begonnen, Devisen an Importeure auszuzahlen. Bis der Warenstau abgearbeitet ist, werden aber noch Wochen vergehen.  

Auch liegt Ägyptens Staatsverschuldung nach wie vor bei über 160 Milliarden US$. Der IWF fordert für seine Kreditzusage mehr Haushaltsdisziplin. Also  Subventionskürzungen, aber auch Kürzungen bei Großprojekten wie der neuen Verwaltungshauptstadt. Konjunkturimpulse aus diesen Großprojekten im Städte- und Infrastrukturbau werden einstweilen schwächer ausfallen, der Projektmarkt wird schrumpfen.  

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