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Schweres Umfeld für Ägyptens Nahrungsmittelhersteller

Teure Kredite und eine hohe Inflation stellen Hersteller von Nahrungsmitteln vor Herausforderungen. Mittelfristig ist Ägypten aber ein Wachstumsmarkt.

Von Sherif Rohayem | Kairo

Das Marktvolumen der ägyptischen Landwirtschaft beträgt laut dem Analyseinstitut Mordor Intelligence 5 Milliarden US-Dollar (US$) und soll bis 2028 auf 5,9 Milliarden US$ wachsen. Der Anteil der Landwirtschaft und der Fischerei am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag im Fiskaljahr 2020/21 bei 12,5 Prozent. In der Branche arbeiten rund 19 Prozent aller Beschäftigten. Nur 10 Prozent der Produktion wird im Land weiterverarbeitet. Angesichts hoher Preise für den Import von Nahrungsmitteln besteht hier noch großes Steigerungspotenzial.  

Ägypten ist auf Nahrungsmittelimporte angewiesen

Eine Herausforderung des Sektors ist das Bevölkerungswachstum, das eine immer intensivere Nutzung schwindender landwirtschaftlicher Flächen erfordert. Infolge des Klimawandels kommt es zu Hitzewellen in den Nilursprungsländern und das Angebot an Nilwasser sinkt. Erstens, weil es auf dem Weg nach Ägypten verdampft. Zweitens, weil ein Teil davon in Äthiopien abgeschöpft wird. Im Jahr 2020 begann der Nilanrainerstaat, den See seines neuen Staudamms (Grand Ethiopian Renaissance Dam) aufzufüllen.

Ägypten ist ein Nettoimporteur von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Von den Gesamteinfuhren in Höhe von rund 80 Milliarden US$ im Jahr 2022 fielen laut UN-Comtrade 14,7 Milliarden US$ auf Nahrungsmittel. Der Wert der Nahrungsmittelexporte wird mit 6,2 Milliarden US$ angegeben, das entspricht 12,8 Prozent der gesamten Ausfuhren.

Besonders hoch ist die Abhängigkeit von Weizen. Laut eines Berichts des US-Landwirtschaftsministeriums betrug Ägyptens Bedarf an Weizen in der Saison 2021/2022 (Juli bis Juni) 21 Millionen Tonnen, ein Anstieg um 1,9 Prozent gegenüber der vorherigen Saison. Auch wenn in den letzten fünf Jahren Fortschritte beim Ertrag pro Hektar sowie der Ausweitung der Anbaufläche erzielt worden sind, bleibt die Importabhängigkeit Ägyptens bei Weizen und anderen Getreidesorten hoch. Diese Abhängigkeit kommt Ägypten vor dem Hintergrund stark gestiegener Preise für Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais und Soya teuer zu stehen. Unter anderem investiert die Regierung mehrere Milliarden US-Dollar in den Bau von Einrichtungen zur Lagerung strategischer Reserven von Grundnahrungsmitteln.

Auch Bäckereien und Geflügelproduzenten von Devisenmangel betroffen

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, gestiegene Preise für Energie und Grundnahrungsmittel sowie die geldpolitische Straffung insbesondere der US-amerikanischen Notenbank haben in Ägypten einen beträchtlichen Abfluss von ausländischen Devisen verursacht. Mit anderen Worten sind US-Dollar für die Begleichung von Importen zur Mangelware geworden. Zunächst waren Auto- und Bekleidungshändler sowie andere Verkäufer nicht essentieller Waren von der Devisenklemme betroffen.

Inzwischen haben auch Bäckereien und Geflügelproduzenten zunehmend Schwierigkeiten, an Devisen zu kommen, um ihre Rechnungen für importierte Vorprodukte wie Weizenmehl und Hühnerfutter zu begleichen. Der Devisenmangel führt auch dazu, dass das ohnehin schon hohe Niveau von Erzeuger- und Verbraucherpreisen weiter steigt. So setzte die ägyptische Zentralbank seit der Coronapandemie ihre Dollarreserven ein, um damit ägyptische Pfund (EGP) zu kaufen und so den Außenwert der eigenen Währung zu stützen

Inflation und hohe Kreditkosten bremsen Investitionen aus

Aufgrund der Inflation und der gestiegenen Kreditzinsen dürfte sich die Nahrungsmittelindustrie derzeit mit Neuinvestitionen zurückhalten. Mittel- und langfristige Trends wie das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum deuten jedoch auf ein großes Expansionspotenzial hin.  Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums erzielten die Nahrungsmittelhersteller in Ägypten 2017 einen Umsatz von 22 Milliarden US-Dollar. Vor dem Krieg in der Ukraine berichteten lokale Medien von 30 bis 40 Investitionsprojekten pro Jahr in der Lebensmittel- und Agrarindustrie. Auch ausländische Unternehmen der Branche sind in Ägypten aktiv.

Die wichtigsten Standortvorteile sind die Größe des ägyptischen Verbrauchermarktes mit über 105 Millionen Einwohnern und die geografisch günstige Lage. Exportziele ägyptischer Lebensmittel- und Getränkehersteller sind vor allem Saudi-Arabien, Libyen oder Jordanien. Ägyptische Nahrungsmittelausfuhren sind in den meisten arabischen Ländern von Importabgaben befreit.

Nahrungsmittelexporteure kaufen Maschinen im Ausland

Nach Angaben der ägyptischen Kammer der Lebensmittelindustrie (Chamber of Food Industries) gibt es landesweit über 7.000 Unternehmen, die Lebensmittel herstellen. Knapp die Hälfte davon verarbeitet landwirtschaftliche Produkte, an 2. Stelle kommen Produzenten von Nudeln und Süßigkeiten, gefolgt von Herstellern von Fertiggerichten. Die Lebensmittelindustrie trägt rund 25 Prozent zur ägyptischen Wirtschaftsleistung bei. Und das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft: Laut einer Analyse der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) verarbeitet Ägypten weniger als 10 Prozent seiner landwirtschaftlichen Produkte, deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 25 bis 35 Prozent.

Den Großteil der Maschinen zur Herstellung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln und deren Verpackung beziehen ägyptische Betriebe aus dem Ausland. Insbesondere Nahrungsmittelexporteure legen Wert auf moderne Maschinen. Aufgrund ihrer Deviseneinnahmen sind diese Unternehmen auch in der Lage, sich ausländische Maschinen zu leisten. 

Import ausgewählter Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen (in Millionen US Dollar)
Produkt

2021

2022

Aus Deutschland (2022)

Maschinen und Apparate zum industriellen Zubereiten oder Herstellen von Nahrungsmitteln oder Getränken (HS 8438)

71,1

51,9

6,5

Maschinen und Apparate zum Verpacken oder Umhüllen von Waren (HS 842240)

66,3

54,1

19,0

Maschinen, Apparate und Geräte für die Geflügelhaltung (HS 843629)

11,7

21,1

0,5

Maschinen und Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln, Verkapseln oder Etikettieren (HS 842230)

68,1

34,5

14,7

Maschinen, Apparate und Geräte zum Gewinnen oder Aufbereiten von tierischen oder fetten pflanzlichen Ölen oder Fetten (HS 847920)

3,8

2,1

k.A.

Melkmaschinen (HS 843410)

2,1

0,47

k.A.

Maschinen, Apparate und Geräte für die Futterbereitung (HS 843610)

8,3

6,0

0,2

Quelle: UN-Comtrade 2023

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