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Branchen | Äthiopien | Landwirtschaft

Struktur der Landwirtschaft

Äthiopiens Landwirtschaft produziert immer noch meist für den Eigenbedarf, kommerzielle Betriebe sind aber auch nicht immer produktiver. Sehr effizient arbeitet der Blumensektor.

Von Ulrich Binkert | Addis Abeba

Von Äthiopiens Agrarflächen sind über 90 Prozent der Subsistenzlandwirtschaft zuzuordnen, mit Betriebsflächen von meist unter 1 Hektar (ha): Nur gut 1 Million von insgesamt 16 Millionen ha bewirtschafteter Fläche entfallen nach der Definition des Statistikamtes auf „profitorientierte“ Betriebe. Die von der Regierung angestrebte „Kommerzialisierung“ des Sektors kommt weiter nur schleppend voran.

Subsistenzlandwirtschaft dominiert

Einzelne Erzeugnisse wachsen auch in Intensivkulturen, wie Blumenstecklinge. Der Blumensektor ist in Afrika nach Kenia der zweitgrößte Exporteur und von niederländischen Firmen dominiert. Er bewirtschaftet nach Angaben des zuständigen Verbands 1.700 ha, davon 1.500 ha in Gewächshäusern.

Eckdaten zur Landwirtschaft in Äthiopien

Indikator


Wert

Einwohner (Mio., 2022)

114

Fläche (qkm)

1.104.300

Landwirtschaftlich genutzte Fläche (1.000 ha) *)

15.997

  Getreide

10.864

    Teff (Zwerghirse)

2.936

    Mais

2.621

    Hirse (Sorghum)

1.786

    Weizen

2.006

  Hülsenfrüchte

1.734

    Faberbohnen

505

    Sojabohnen

109

  Ölsaaten

1.053

    Sesam

650

  Gemüse

253

    Paprika (red pepper)

174

  Hackfrüchte

309

  Obst

173

    Bananen

99

  Khat

340

  Kaffee

976

  Tee

7

  Hopfen

33

  Zuckerrohr

83

  Baumwolle

173

*) Hauptsaison (Meher) von Juni bis September, Abweichungen durch Rundungen, alle Betriebsgrößen („small scale“ sowie „large and medium scale commercial farms“)Quelle: Central Statistical Agency, Agricultural Sample Survey 2020/21 (12.9.20-11.9.21), Large and Medium Scale Commercial Farms Sample Survey; CIA, The World Factbook

Die kommerzielle Landwirtschaft setzt laut Statistikamt pro Hektar deutlich mehr Dünger und Pestizide ein als die Kleinbauern. Kleinbetriebe nutzten in der Nebensaison (Belg) auf 38 Prozent ihrer Flächen Kunstdünger und auf 11 Prozent Pestizide. Die kommerziellen Betriebe applizierten in der Hauptsaison (Meher) allein auf 82 Prozent ihrer Flächen den meistgenutzten Dünger (NPS) und auf 65 Prozent Pestizide.

Kommerzielle Betriebe sind nicht per se produktiver

Gleichwohl sind die Hektarerträge der kommerziellen Betriebe insgesamt kaum höher als bei den Kleinbauern, bei Mais, Hirse und Teff waren sie zuletzt sogar etwas niedriger. Eine sogar größere Produktivität von Kleinbauern konstatiert ein Vertreter der staatlichen Agricultural Transformation Agency (ATA) zum Bespiel bei den Sojalieferungen an den chinesisch-äthiopischen Großverarbeiter Richland im neuen Agroindustriepark Bure.

Kommerzielle Landwirtschaft nach den wichtigsten Kulturen 1)

Kultur

Fläche (1.000 ha)

Flächenanteil (%) 2)

Ertrag (t/ha)

Ertrag (t/ha): Abweichung gegenüber den restlichen Flächen (%)

Fläche gesamt

1.046

6,5

-

-

  Weizen

109

5,4

3,32

9

  Hirse (Sorghum)

107

6,0

2,58

-4

  Mais

95

3,6

3,90

-7

  Teff (Zwerghirse)

8

0,3

1,51

-20

  Sojabohnen

25

22,9

2,50

0

  Sesam

280

43,1

0,83

18

  Baumwolle

173

100,0

1,96

-

  Kaffee

119

12,2

0,74

8

  Zuckerrohr

53

63,9

123,80

176

  Tee

7

100,0

10,85

-

1) 2020/21 (12.9.20-11.9.21), Hauptsaison (Meher) von Juni bis September; 2) Anteil an der gesamten landwirtschaftlich genutzten FlächeQuelle: Central Statistical Agency, Agricultural Sample Survey 2020/21 (12.9.20-11.9.21), Large and Medium Scale Commercial Farms Sample Survey; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Allerdings gibt es stark abweichende Angaben, was zur „kommerziellen Landwirtschaft“ zählt. Ein großer Lieferant von Pflanzenschutzmitteln in Addis Abeba rechnet ihr nur 360.000 ha zu. Die laut Statistikamt „kommerziell“ bewirtschaftete Fläche wiederum entspricht in etwa den 970.000 ha, die das Landwirtschaftsministerium aktuell als von „Investoren“ bewirtschaftet angibt. Diese Fläche war ein Fünftel größer als in der Saison 2017/18 und entfiel hauptsächlich auf Sesam, Baumwolle, Weizen, Hirse und Mais.

Damit allerdings lassen die Investoren weiterhin jeden zweiten Hektar brachliegen. Sie bekamen nach den aktuellen Daten insgesamt 2,024 Millionen ha vom Staat übertragen, dem in Äthiopien immer noch alles Land gehört. Grund ist laut Branchenexperten vielfach Korruption: Investoren, Firmen und Privatpersonen aus Äthiopien und auch aus Saudi-Arabien, Indien und anderen Ländern sicherten sich billiges Geld und verschwänden damit oder legten es in anderen Branchen an. Zudem fehle ihnen häufig Fachwissen. Das Agrarministerium nennt als Hauptgründe für die fehlende Nutzung den Mangel an bewässerter Fläche sowie, namentlich im Süden, Landkonflikte mit umherziehenden Viehzüchtern.

Größte landwirtschaftliche Unternehmen in Äthiopien

Unternehmen

Erzeugnisse

Saudi Star Agricultural Development

Baumwolle, Reis

Melikamuna Betesebu

Sesam, Baumwolle

Fikray Gebremedihn

Baumwolle

Abidelana Betesebu

Weizen

Aliwero Ber Agricultural Development

Mais

Belayneh Kinde

Kaffee

Quelle: Landwirtschaftsministerium

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