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Branchenstruktur
In der spanischen Landwirtschaft gibt es weiterhin viele Kleinbetriebe, die häufig zu Genossenschaften zusammengeschlossen sind. Zulieferprodukte werden auch lokal hergestellt.
08.05.2025
Von Friedrich Henle | Madrid
Die Landwirtschaft hat einen Anteil von 2,5 Prozent bei der Entstehung des spanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das ist höher als im EU-Durchschnitt (1,6 Prozent). 3,5 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in diesem Sektor, der zudem etwa für 15 Prozent der spanischen Gesamtexporte steht.
Trend zu größeren Agrarflächen setzt sich fort
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche nahm zwischen 2020 und 2023 um 1,6 Prozent auf 23,5 Millionen Hektar ab. Der Rückgang betraf besonders stark die Anbauflächen für Weinbau (minus 5,4 Prozent) und sonstige Holzgewächse (minus 12 Prozent). Die einzige Zunahme bei den Anbauflächen konnten Obstbäume (plus 2 Prozent) verzeichnen. Bei einem bisherigen Nischenprodukt in der spanischen Landwirtschaft hat es in den letzten Jahren kräftige Zuwächse gegeben: der Pistazie. Deren Anbaufläche stieg von gerade einmal 1.800 Hektar im Jahr 2010 auf nunmehr 70.000 Hektar.
Die spanische Statistikbehörde INE hat im Februar 2025 neue Statistiken zu den landwirtschaftlichen Betrieben veröffentlicht. Diese beziehen sich auf das Jahr 2023. Der Trend von weniger Betrieben und größeren Anbauflächen setzt sich fort. Die Größe eines landwirtschaftlichen Betriebs betrug durchschnittlich 30,5 Hektar und ist damit gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2020 um 13,2 Prozent gestiegen. Die Anzahl der Betriebe nahm um 12,4 Prozent auf 784.141 ab. Zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe in Spanien bewirtschaften aber immer noch eine Fläche, die kleiner als 10 Hektar ist.
Gleichzeitig ist auch der global zu beobachtende Trend in Spanien zu sehen, dass größere ausländische Unternehmen und Fondsgesellschaften in die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten investieren. Laut eines Berichts der Tageszeitung El País vom Dezember 2024 sind aktuell 200 Fonds im spanischen Agrarsektor mit Investitionen aktiv.
Unternehmen | Sparte | Umsatz 2022 |
---|---|---|
Piensos Costa, S.A. | Schweinezucht | 599 |
UVE, S.A. | Geflügelzucht | 588 |
Greenmed, S.L. | Zitrusfrüchte | 215 |
Agroponiente Natural Produce, S.L. | Gemüse | 179 |
Culmarex, S.A.U. | Fischzucht | 158 |
Albacora, S.A. | Fischfang | 129 |
Arofa, S.L. | Beerenfrüchte | 116 |
Fábrica de Piensos Compuestos CRENSF4, S.A. | Getreide | 55 |
Genossenschaften spielen eine große Rolle
Sehr verbreitet ist der Zusammenschluss von Landwirtinnen, Landwirten und landwirtschaftlichen Betrieben zu Genossenschaften, die häufig den gemeinsamen Einkauf und Vertrieb organisieren. Laut Dachverband Cooperativas Agro-alimentarias standen die rund 3.670 Genossenschaften im Jahr 2022 für 69 Prozent des gesamten Produktionswerts der Landwirtschaft, sowie für 30 Prozent der Umsätze in der Lebensmittelindustrie.
Bei den drei umsatzstärksten Genossenschaften gehören neben Einzelbetrieben wiederum auch Genossenschaften zum Kreis der Anteilseignerinnen (Zahlen für 2022):
- Dcoop Group: Region Andalusien, Umsatz 1.757 Millionen Euro, 905 Beschäftigte
- Grupo AN: Region Navarra, Umsatz 1.430 Millionen Euro, 2.136 Beschäftigte
- Coren: Region Galizien, Umsatz 1.048 Millionen Euro, 3.140 Beschäftigte
Biolandwirtschaft gewinnt an Bedeutung
Im Jahr 2023 betrug der Anteil der Biolandwirtschaft an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche 9,5 Prozent, eine Zunahme um 19,2 Prozent gegenüber 2020. Die größten Zuwächse gab es bei den sonstigen holzigen Kulturen (plus 62,6 Prozent), Obstbäumen (plus 54,5 Prozent) und beim Weinbau (plus 29,9 Prozent). Beim Bestand an Bioanbau dominieren Obstbäume und Beerensträucher mit einem Anteil von 29,6 Prozent sowie der Weinanbau mit 19,3 Prozent. Laut eines Berichts des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) verfügt Spanien europaweit über die größten Anbauflächen der ökologischen Landwirtschaft, vor Frankreich und Italien.
Kennziffer | Wert |
---|---|
Einwohner (Mio.) | 48,6 |
Landwirtschaftliche Nutzfläche (Mio. Hektar) | 23,5*) |
Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %) | 2,5 |
Exporte Agrargüter (Mrd. Euro, SITC 0) | 58,9 |
Auch lokale Hersteller beliefern die Landwirtschaft mit Vorprodukten
Die spanische Landwirtschaft benötigt große Mengen an Vorleistungen, wie beispielsweise Landmaschinen, Saatgut oder Agrarchemikalien. Bei den Landmaschinen ist in bestimmten Sektoren auch eine lokale Produktion vorhanden. Anhänger und andere nicht-motorisierte Geräte zum Beispiel zur Bodenbearbeitung, für die Aussaat oder das Ausbringen von Dünger werden zu etwa drei Vierteln im Land selber hergestellt. Landwirtschaftliche Maschinen hingegen - wie etwa Traktoren oder Heudrescher - beziehen spanische Agrarbetriebe hauptsächlich aus dem Ausland.
Laut nationalem Herstellerverband für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte (ANSEMAT) existieren in Spanien 637 Fabrikanten dieser Produkte. Diese erwirtschafteten im Jahr 2023 einen Umsatz von 1,9 Milliarden Euro.
Die spanische Chemiebranche ist ein bedeutender Industriezweig im Land, der auch die heimische Landwirtschaft mit Agrarchemikalien versorgt. Laut INE betrug der Produktionswert von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln im Jahr 2023 insgesamt etwa 4 Milliarden Euro.
Sparte | 2024 | Veränderung 2023/2024 |
---|---|---|
Landmaschinen | 1.411 | -3,2 |
Saatgut | 630 | 1 |
Düngemittel | 1.259 | -3,8 |
Pflanzenschutzmittel | 893 | -2,9 |
Lokale Nahrungsmittelindustrie verarbeitet große Mengen Agrarprodukte
Neben der breiten Palette und der Menge an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die in Spanien hergestellt werden, befindet sich auch eine bedeutende Nahrungsmittelindustrie im Land. Die knapp 50 Millionen inländischen Verbraucherinnen und Verbraucher sind für sie ein entscheidender Absatzkanal. Gleichzeitig ist der Sektor stark im Export. Laut Nahrungsmittelverband FIAB wurden im Jahr 2023 verarbeitete Lebensmittel im Wert von 48 Milliarden Euro ins Ausland verkauft.
Im Jahr 2023 stand die Lebensmittel- und Getränkeindustrie für einen Anteil von mehr als einem Viertel an den gesamten Umsätzen in der verarbeitenden Industrie. Die Branche beschäftigte im Jahresdurchschnitt knapp 500.000 Personen.