Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Markets International 3/25 I Afrika I Rohstoffe

Blick nach Afrika

Europa sucht nach Wegen, sich aus der Abhängigkeit chinesischer Rohstofflieferungen zu lösen, zum Beispiel mithilfe von Afrikas Ressourcen. Was die Erschließung kritischer Rohstoffe dort herausfordernd macht.

Von Fausi Najjar | Berlin

Die Abhängigkeit Europas von China – bei den seltenen Erden ist sie besonders hoch. Das Berliner Unternehmen Noble Elements plant, die stillgelegte Steenkampskraal-Monazit-Mine in Südafrika zu reaktivieren. „Wir helfen, die Mine zu reaktivieren, und wollen auch in die Raffinierung investieren. Das gibt uns die Möglichkeit, eine krisenfeste Lieferkette für Europa aufzubauen“, sagt der Gründer und Geschäftsführer Andreas Kroll. Der Standort Südafrika sei geeignet. Auch Kapital sei verfügbar – vorausgesetzt, es existieren „wasserdichte Abnahmeverträge“. Doch genau hier hakt es bislang: Selbst nach mehreren Jahren habe es die deutsche Industrie nicht geschafft, ihre Interessen an einer sicheren Lieferung von seltenen Erden zu bündeln und Abnahmegarantien vorzulegen, so Kroll. 

Markets International Ausgabe 3/25

Markets International 03/25 Markets International 03/25 | © GTAI Dieser Beitrag stammt aus der Zeitschrift Markets International, Ausgabe 3/2025 mit dem Schwerpunkt Bioplastik. Erfahren Sie, welche weiteren Beiträge die Ausgabe für Sie bereit hält.

Zur Markets International 3/25

 

Unabhängigkeit kostet mehr

Die fehlende Koordination unter Wirtschaftsakteuren ist nicht das einzige Problem. Rohstoffe aus nicht chinesischen Lieferketten sind häufig teurer. Das Bergbauunternehmen Manganese Metal Company (MMC) aus Südafrika will in Kürze Mangan zu High-Purity Manganese Sulfate Monohydrate (HPMSM) verarbeiten. Das Produkt wird für die Kathoden in Akkus gebraucht. „Die Herstellung von HPMSM ist ein technologisch schwieriges Unterfangen, das wir mittlerweile gut beherrschen“, erklärt Melanie Todd von MMC mit gewissem Stolz. In naher Zukunft will man westliche Industriestaaten beliefern. Die Konkurrenz aus China produziert günstiger; sie profitiert von Skaleneffekten und ist bei Verarbeitungstechnologien weit entwickelt.

29 %

beträgt der Marktanteil von Südafrika am weltweit ­geförderten Mangan. 

Quelle: GTAI

Ein weiterer Grund für Chinas Dominanz liegt in der Finanzierung in den frühen Phasen der Erschließung, beobachtet Sam Hossack, CEO des australischen Explorationsunternehmens Prospect Resources: „Westliche Investoren sind bei der Exploration in Afrika zurückhaltend. Chinesische Unternehmen steigen hingegen früh in erkundete Vorkommen ein.“ Immerhin gebe es in dieser frühen Phase institutionelle Investoren aus der Schweiz, Frankreich, Großbritannien, den USA und Australien; ihm seien bis auf Privatanleger keine aus Deutschland bekannt. Unterrichtete Kreise bestätigen die allgemein geringe Risikobereitschaft deutscher Investoren.

Abbau unter prekären Bedingungen

Eine Herausforderung bleiben Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsprobleme, etwa in der Demokratischen Republik (DR) Kongo. Bei Kobalt etwa – dem zentralen Rohstoff für Lithium-Ionen-Batterien – kommt man kaum um das Land herum. Doch das kongolesische Kobalt kommt oft aus Kleinbergwerken, in denen Menschen von Hand schürfen, zumeist unter prekären Bedingungen. 

63 %

des weltweit geförderten Kobalts stammen aus der DR Kongo. 

Quelle: GTAI

Der Wirtschaftsgeologe Uwe Naeher hält es aber für einen Fehler, die DR Kongo als Lieferland abzuschreiben. „Der Kobaltabbau in Kongo ist nicht automatisch mit Menschenrechtsverletzungen verknüpft. Meiner unmittelbaren persönlichen Erfahrung nach sind es gerade die Menschen aus dem artisanalen Bergbau leid, dass ihre Existenz durch ein negatives Image im Ausland gefährdet ist“, stellt der langjährige Kongokenner fest. „Der richtige Weg ist, den Klein- und Kleinstbergbau bei der Implementierung internationaler Schutzstandards zu unterstützen und zu professionalisieren.“

Europas Werte als Wettbewerbsvorteil

Im globalen Wettbewerb um Rohstoffe verfügt die EU über weniger wirtschaftliche Hebel als China oder die USA. Sie setzt auf wertebasierte Partnerschaften, unter anderem mit afrikanischen Ländern, etwa im Rahmen der Global-Gateway-Initiative. Für Lea Strack von der Stiftung Wissenschaft und Politik liegt darin ein strategischer Vorteil: „Mit dem Schwerpunkt auf soziale, menschenrechtsbasierte und nachhaltige Lieferketten kann sich Europa als verlässlicher Partner im globalen Wettbewerb um Rohstoffe positionieren – insbesondere im Vergleich zu China und den USA, die deutlich offensivere Strategien verfolgen“, argumentiert die Expertin für globale Lieferketten. 

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.