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Branchen | Albanien | Rohstoffförderung

Albanien will seine Rohstoffpotenziale besser entfalten

Trotz seiner geringen Größe ist Albanien reich an Rohstoffen. Die Regierung kündigt an, dass ein Erdölkonzern nun Milliarden investieren will.

Von Martin Gaber | Belgrad

14.300 Barrel Erdöl

werden in Albanien pro Tag gefördert.

Unter Albaniens Oberfläche verbergen sich große Erdölvorkommen. Der Erdölriese Shell erforscht die Vorkommen. Im Jahr 2018 hat der britische Konzern dazu ein Abkommen mit der albanischen Regierung unterzeichnet. Fünf Jahre später zeigt sich Albaniens Premierminister Edi Rama optimistisch und spricht davon, dass die albanischen Funde die Energiezukunft in Europa verändern könnten. Vor ähnlich positiven Behauptungen will Shell noch weitere Untersuchungsergebnisse abwarten. Ihr albanisches Tochterunternehmen Upstream Albania führt das Projekt durch.

Die Vorkommen liegen in rund 6.000 Metern Tiefe in der Nähe der Stadt Berat. Laut Regierung sei der Konzern bereit bis zu 7 Milliarden Euro in das Land zu investieren. Eine enorme Zahl für den kleinen Balkanstaat. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Albaniens liegt bei rund 18 Milliarden Euro. Noch wurde diese Investitionssumme von Shell aber nicht bestätigt. 

Albanien verfügt über größtes Onshore-Ölfeld Europas

Shell wäre nicht der erste Erdölförderer in Albanien: Das Patos-Marinza Ölfeld ist das größte auf dem europäischen Festland. Im Jahr 2004 hatte das kanadische Unternehmen Bankers Petroleum die Konzession dafür erhalten. Im Jahr 2016 hat Geo-Jade Petroleum aus China die Kanadier und damit auch das Ölfeld übernommen. Patos-Marinza repräsentiert rund 90 Prozent der albanischen Ölproduktion. Täglich fördert das Unternehmen rund 13.000 Barrel. Global gesehen ist Albanien damit ein kleiner Akteur.

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Geo-Jade spielt eine wichtige Rolle für die Wirtschaft Albaniens, denn das Unternehmen beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und hat bis dato inklusive Steuern rund 3,5 Milliarden Euro im Land ausgegeben. Die von der Firma geförderten Brennstoffe bessern auch die Außenhandelsbilanz auf: Ihre Ausfuhren haben zwischen den Jahren 2020 und 2022 nicht nur mengenmäßig deutlich zugelegt. Ihr Exportwert hat sich gleichzeitig mehr als verdreifacht.

Erdgasvorkommen kaum genutzt

Neben den Ölvorkommen verbergen sich auch signifikante Erdgasvorkommen in Albanien: Laut der US-amerikanischen Exportagentur ITA rund 5,7 Milliarden Kubikmeter. Häufig werden Öl- und Gasfelder zusammen erschlossen - auch Shell erforscht in Albanien Vorkommen beider Brennstoffe. Bisher gibt es aber kaum Gasförderung in Albanien. Der Brennstoff soll künftig aus der Trans-Adriatic-Pipeline (TAP) kommen, die Erdgas aus Aserbaidschan nach Italien befördert. Den Entnahmepunkt baut der Betreiber im albanischen Ort Fier. 

Marodes Übertragungsnetz muss neu aufgebaut werden

Um Erdgas in Albanien nachhaltig fördern und nutzen zu können, muss das marode Übertragungs- und Verteilungsnetz neu aufgebaut werden. Der staatliche Gasnetzbetreiber Albgaz unterzeichnete Ende 2022 eine Vereinbarung mit dem spanischen Unternehmen Enagas. Diese sieht eine Übernahme von Anteilen, aber auch gemeinsame Projekte im Bereich Erdgas und Gasinfrastruktur vor. Auch mit anderen internationalen Unternehmen wie Eni oder Snam aus Italien wurden Absichtserklärungen unterzeichnet. Der Neuaufbau des Gasnetzwerks in Albanien dürfte rund 4 Milliarden Euro kosten, so Expertenschätzungen.

Derzeit plant die Regierung einen Untergrund-Erdgasspeicher in Dumrea. Mittel dafür kommen unter anderem von der Europäischen Entwicklungsbank (EBRD). Damit wollen die EU und internationale Geber Investitionen in den maroden Gassektor ankurbeln. Für Albanien könnte heimisches und importiertes Erdgas künftig zu einer weiteren Säule in der Energieversorgung werden.

Albanien gehört zu den wichtigsten Exporteuren von Chrom

Der Bergbausektor spielt eine wichtige Rolle in Albanien, allen voran der Abbau von Chromerzen. Das Land gehört laut Weltbank zu den wichtigsten Exporteuren weltweit. Das Mineral wird zu Ferrochrom verarbeitet. Die Industrie stellt daraus zum Beispiel Produkte des täglichen Bedarfs wie Besteck, aber auch Teile für die Autoindustrie her. Nach Angaben der nationalen Agentur für natürliche Rohstoffe (AKBN) steht die Region Bulqizë für den Abbau besonders im Fokus. Im Jahr 2021 wurden über 650.000 Tonnen Chrom produziert, so Zahlen von AKBN.

Wichtigstes Unternehmen ist AlbChrome. Erst im Jahr 2022 hat die weltweit tätige Yildirim Group aus Türkei das Unternehmen aufgekauft, auch mit Hilfe eines Darlehens der EBRD. AlbChrome produziert nach eigenen Angaben rund 100.000 Tonnen Chromerz und ist insgesamt einer der wichtigsten Exporteure des Landes. Neben einer Mine in Bulqizë betreibt AlbChrome zwei Ferrochrom-Werke und eine Anreicherungsfabrik.

Kupfer und Nickel sind weitere wichtige Säulen

Auch Kupfer und Nickel sind bedeutend für Albaniens Bergbau. Im Jahr 2021 wurden laut AKBN rund 620.000 Tonnen Kupfer produziert. Das wichtigste Unternehmen ist BerAlb. Dem Unternehmen gehört unter anderem die größte Mine beim Berg Munellë sowie das Anreicherungswerk in Fushë-Arrëz. Das einst türkische Investment befindet sich seit 2014 in Besitz des chinesischen Jiangxi Copper. Weiteres wichtiges Unternehmen mit der Mine in Spaç ist TeteAlb.

Die Nickelproduktion betrug 2021 laut AKBN knapp 430.000 Tonnen, verteilt auf Eisen-Nickel-Legierungen und Nickel-Silikat.

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Bergbau braucht Investitionen und Know-how

Die Arbeitsbedingungen in Albaniens Minen gelten als schlecht: "Es fehlt an Gesundheits- und Arbeitsschutz", sagt Stine Klapper von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tirana im Deutschlandfunk und führt aus:

"Es fehlen Standards des Arbeitsschutzes, aber auch Ausrüstung und Training. Und es werden insgesamt veraltete Technologien verwendet."

Um auch weiterhin mit Partnern aus der EU zusammenarbeiten zu können, muss Albanien in Standards und Technologien investieren. Gerade auch vor dem Hintergrund des Lieferkettensorgfaltsplichtengesetzes von Bund und EU.

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkungen
Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nordmazedonien (AHK)Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Albanien
Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien (DIHA)Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Albanien
Deutsche Botschaft in TiranaDeutsche Auslandsvertretung
Ministria e Infrastrukturës dhe EnergjisëEnergieministerium
Albanian Investment Development Agency (AIDA)Staatliche Investitionsagentur
Agjencia Kombëtare e Burimeve Natyrore (AKBN)Nationale Agentur für natürliche Rohstoffe

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