Die Förderung von Start-ups hat seit 2020 in Algerien an Fahrt aufgenommen. Bekanntestes Jungunternehmen ist Yassir, ein Anbieter von Transportdienstleistungen.
Dass die algerische Regierung Start-ups in den Fokus rückt, sieht man auf höchster politischer Ebene: Seit rund fünf Jahren gibt es ein eigenes Ministerium für Start-ups. Ebenfalls im Jahr 2020 hat das Ministerium in Partnerschaft mit dem Staatsunternehmen Sonatrach den Inkubator Algeria Venture (A-Venture) ins Leben gerufen.
Sonst gibt es allerdings nur wenig Inkubatoren im Land. Abdelhak Lamiri, nationaler Wirtschaftsexperte, sagt laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung vom April 2025: "Heute haben wir nur 15 Inkubatoren im Land, es bräuchte mindestens 1.000, um die Entwicklung des Landes sicherzustellen."
Bei der Finanzierung von Start-ups in Algerien spielt der Fonds national des startups (ASF) eine wichtige Rolle. Der Fonds wurde 2020 von sechs staatlichen Banken gegründet und soll als Risikokapitalgeber fungieren. Er unterstützt Start-ups in der Gründungs- und Entwicklungsphase.
Im Jahr 2021 haben zwei große algerische Banken, die Banque Extérieure d'Algérie (BEA) und die Banque Nationale d'Algérie (BNA), die Investitionsgesellschaft Algerian Investment Fund gegründet. Die Gesellschaft stellt Finanzierungsangebote für Start-ups in der Entwicklungsphase zur Verfügung.
Auf regionaler Ebene beteiligt sich der staatliche Wilaya Investitionsfonds am Kapital von Jungunternehmen. Das Budget beträgt insgesamt 58 Milliarden Algerische Dinar, umgerechnet rund 380 Millionen Euro. Pro Wilaya (Bezirk, 58 insgesamt) stehen damit 1 Milliarde Algerische Dinar zur Verfügung.
Label bringt Vorteile für junge Unternehmen
Unternehmer können sich auf ein staatliches Start-up-Label bewerben, mit dem sie von Steuerbefreiungen profitieren. Neben dem Start-up-Label gibt es Label auch für Inkubatoren und für innovative Projekte.
Neu gegründete Unternehmen können sich auf das staatliche Label bewerben, wenn sie folgende Kriterien erfüllen:
Alter: Unternehmen ist 8 Jahre oder jünger
Größe: unter 250 Mitarbeiter
Umsatz: Der Jahresumsatz darf den vom Nationalen Ausschuss festgesetzten Betrag nicht überschreiten
Unabhängigkeit des Kapitals: 50 Prozent des Kapitals müssen von natürlichen Personen, zugelassenen Investmentfonds oder anderen Start-ups mit Label gehalten werden
Innovation: Das Business Model muss innovativ sein
Wachstumspotenzial: Das Unternehmen muss über Wachstumspotenzial verfügen
Das Label wird für vier Jahre vergeben und kann einmal verlängert werden. Die Kriterien für den Erhalt des Labels sind im Exekutivdekret Nr. 20-254 vom 15. September 2020 festgelegt.
Crowdfunding ist in Algerien noch nicht weit verbreitet. Zu der Aktivität von Business Angels gibt es in Algerien keine genauen Zahlen. Ein bekanntes Netzwerk ist das Casbah Business Angels CBA, das über zehn Investoren vereint.
Die Start-ups und die Unterstützungsstrukturen konzentrieren sich vor allem auf den Norden des Landes. Das Landesinnere und der Süden sind hier weniger gut ausgestattet. Schwierigkeiten der Jungunternehmen sind vor allem der schwierige Zugang zu Finanzierung, aber auch das schlecht ausgebaute Internet und die bürokratischen Hürden im Land.
Yassir expandiert in Afrika
Bekanntes Start-up aus Algerien ist Yassir. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen im Transport und in der Lebensmittellieferung an. Der Auslandsalgerier Noureddine Tayebi gründete das Unternehmen 2017 in Algier. Insgesamt ist das Start-up bereits in sieben Ländern aktiv und vor allem in der Maghreb-Region beliebt. In Zukunft könnten die angebotenen Dienstleistungen auf Zahlungsdienste erweitert werden.
Top Start-ups in AlgerienIn Millionen US-DollarName | Kapitalbeschaffung | Branche |
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Yassir | 368,2 | Software (App) |
TemTem | 5,7 | Transport |
Zawwali | 0,1 | E-Commerce |
Opticharge | 0,2 | Transport |
Fatoura by Brainiac | 0,07 | Software |
Ranking laut StartupBlink basierend auf Kapitalbeschaffung, Traffic und MitarbeiterzahlQuelle: StartupBlink, abgerufen am 19. Mai 2025
Auslandsalgerier spielen für das Ökosystem im Land eine wichtige Rolle. Nach Angaben von Sofiane Chaib, der für die nationale Gemeinschaft im Ausland zuständiger Staatssekretär, entfallen rund 15 Prozent der Start-ups auf Algerierinnen und Algerier, die im Ausland leben. So lebt auch Noureddine Tayebi, der Gründer und Geschäftsführer von Yassir, in den USA.
Die African Startup Conference wird vom Ministerium für wissensbasierte Wirtschaft, Start-ups und Kleinstunternehmen und Algeria Venture organisiert. Sie vereint afrikanische Start-ups und Minister für Innovation, Digitalisierung und Start-ups, um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ökosystemen in Afrika zu fördern. Ziel ist, die Entwicklung afrikanischer Start-up-Landschaften zu stärken.
Von Verena Matschoß
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Tunis