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Gründernation USA: Weltweit führend bei Start-ups und Risikokapital

Die USA behaupten sich als erfolgreichste Start-up-Schmiede der Welt. Mit einem großen Markt und viel Kapital finden junge Unternehmen alles, was sie für ihr Wachstum brauchen. 

Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Steckbrief Start-ups in den USA

    Die USA sind das globale Zentrum für disruptive Innovation. Bei künstlicher Intelligenz, Biotech, Mobilität und Raumfahrt setzen US-Start-ups Maßstäbe. 

    In keinem anderen Land treffen Gründergeist, Talent, Technologie und Kapital so kraftvoll aufeinander wie in den Vereinigten Staaten. Mit über 750 Unicorns, jährlich mehr als 200 Milliarden US-Dollar (US$) an Wagniskapital und zahlreichen weltweit führenden Innovationshubs stehen die USA in nahezu allen wichtigen Kategorien auf dem Spitzenplatz. 

    Der jüngste Anstieg des vergebenen Risikokapitals ist vor allem auf den Boom bei künstlicher Intelligenz zurückzuführen. Kapitalrunden in Milliardenhöhe sind hier längst keine Seltenheit mehr. In anderen Bereichen gestaltet sich das Finanzierungsumfeld hingegen schwieriger.

    Zu den wichtigsten Merkmalen der Start-up-Szene in den USA – insbesondere im Silicon Valley – gehört die einmalige Networkingkultur. Diese ermöglicht Start-ups den einfachen Zugang zu und informellen Austausch mit anderen Gründern, Investoren und generell Mentoren. Im Rahmen des ‘Paying Forward’-Konzepts hilft man anderen – in der gleichzeitigen Erwartung, in Zukunft ähnliche Unterstützung aus dem Netzwerk zu erhalten. Damit erschließen sich Start-ups wichtige Informationen und einen zeitnahen Feedback-Loop, der den Unternehmenserfolg beschleunigen kann.

    Jens Weitzel Managing Partner bei Yabusame Partners, einer Beratungsfirma, die Early-Stage-Start-ups bei ihrer Kommerzialisierung unterstützt – in den USA, in Europa sowie bei der Expansion in beide Märkte.

     

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Pioniergeist trifft auf hochentwickelte Ökosysteme

    Ob Risikokapital, erfahrene Mentoren oder ein dichtes Netz an Innovationszentren – die USA bieten Start-ups einen optimalen Nährboden. Das zeigen auch über 750 Unicorns.

    An der Börse sorgen sie als Magnificient Seven für Furore – Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla haben in den vergangenen Jahren die Kursgewinne dominiert. Doch sie verbindet noch mehr: Alle sieben Tech-Giganten wurden in den USA von visionären Gründern ins Leben gerufen und mit Wagniskapital finanziert. Damit stehen sie exemplarisch für die weltweite Führungsrolle der USA, wenn es um Innovationskultur und Gründerökosysteme geht.

    Leichter und schneller Zugang zu Wagniskapital

    Ein wichtiger Grund für die Spitzenposition der USA ist die Verfügbarkeit von Risikokapital. Laut der National Venture Capital Association (NVCA) zogen amerikanische Start-ups im Jahr 2024 rund 57 Prozent des weltweit vergebenen Wagniskapitals an – der höchste Anteil seit einem Jahrzehnt. Insgesamt wurden in den USA 14.765 Deals mit einem Volumen von 215 Milliarden US-Dollar (US$) geschlossen.

    Wagniskapitalgeber in den USA sind risikofreudiger, treffen schneller Entscheidungen und betreiben größere Fonds als ihre Pendants in Europa. Dadurch ist ein rascherer Übergang von der frühen Seed-Phase zur Series-A-Finanzierung möglich. In dieser Phase liegt bereits ein validiertes Produkt vor, und es geht um den Ausbau von Vertrieb und Skalierung.

    US-Start-ups profitieren dabei unter anderem von einer vergleichsweise liberalen Kapitalmarktregulierung: So unterliegen institutionelle Investoren wie Banken und Investmentgesellschaften, Pensionsfonds oder Versicherungen weniger restriktiven Anlagevorschriften, was den Zugang zu Wachstumskapital erleichtert. Neben klassischen institutionellen Investoren treten in den USA auch Familiy-Offices als Geldgeber für Start-ups auf, die das Kapital vermögender Einzelpersonen steuern – oft mit hoher Risikobereitschaft und direkten Investments.

    Weltweit die höchste Anzahl an Gründungshochburgen

    Neben dem großen Kapitalangebot kommt in den USA ein einzigartig dichtes Start-up-Netzwerk hinzu, mit einer Vielzahl von Hubs, Acceleratoren und Innovationsclustern. Dieses breit aufgestellte Ökosystem trägt maßgeblich dazu bei, dass die USA im Global Startup Ecosystem Index 2025 von StartupBlink mit großem Abstand den Spitzenplatz belegen. Die Gesamtpunktzahl ist fast viermal so hoch wie die des Zweitplatzierten (Großbritannien).

    Von den weltweit 100 führenden Start-up-Städten liegen laut StartupBlink 32 in den USA – mehr als in jedem anderen Land. Besonders hervor tun sich die Leuchtturmstandorte an den Küsten. An der Westküste zählen dazu die San Francisco Bay Area ebenso wie Los Angeles, San Diego und Seattle. An der Ostküste stechen unter anderem New York City, Boston und das schnell wachsende Miami hervor.

    Bay Area als Epizentrum der Start-up-Welt

    Die San Francisco Bay Area mit dem Silicon Valley bleibt das unangefochtene Nonplusultra des globalen Start-up-Geschehens. Mit 99,4 Milliarden US$ flossen 2024 rund 46 Prozent des in den USA vergebenen Wagniskapitals in die Region. Hochschulen und Forschungscluster wie die Stanford University oder die University of California (mit dem Campus in Berkeley) sorgen für einen fortwährenden, kräftigen Schub an bahnbrechenden Ideen.

    Akteure der Start-up-Szene betonen immer wieder, dass das Silicon Valley weit mehr sei als ein reiner Technologiestandort – ein Mindset. Dazu gehört auch eine ausgeprägte Mentorship-Kultur. Viele Gründer im Silicon Valley geben ihre Erfahrungen weiter; oft, weil sie selbst einst von erfahrenen Mentoren unterstützt wurden. So entsteht ein Kreislauf, in dem Scheitern nicht als Makel gilt, sondern als wertvolle Erfahrung, die weitergegeben wird.

     

    Auswahl an Inkubatoren in den USA
    NameFokusAnmerkungen
    500 GlobalStart-up Communities, Technology Start-ups, Early-Stage Funding, International Expansionstarkes globales Netzwerk, Hauptsitz in San Francisco
    Founder InstituteEarly-Stage Start-ups, Founder Development, Global ScalingWeltweit aktives Pre-Seed-Programm mit lokalen Chaptern in über 180 Städten; Hauptsitz in Palo Alto
    Capital FactoryTechnology Start-ups, Early-Stage Funding, Mentorship, Business GrowthTexas Startup Ecosystem; Hauptsitz in Austin
    Harvard Innovation Labs (i-lab)Early-Stage Start-ups, Interdisciplinary Innovation, Founder Development, Biotechnology, Sustainability, EdTech, Artificial IntelligenceZentraler Inkubator der Harvard University für Studierende und ausgewählte Alumni aller 13 Harvard Schools
    Start XEarly-Stage Start-ups, Founder Development, Stanford Community, Biotechnology, Artificial Intelligence, MedTech, SustainabilityStartX ist ein gemeinnütziger Inkubator mit enger Anbindung an die Stanford University; Zielgruppe sind Gründer mit einem Bezug zu Stanford.
    Berkeley SkyDeckEarly-Stage Start-ups, Deep Tech, Biotechnology, Artificial Intelligence, Robotics, Sustainability, Company Building, Global ExpansionOffizieller Inkubator und Accelerator der University of California, Berkeley
    The EngineTough Tech, Early-Stage Start-ups, Deep Tech, Biotechnology, Artificial Intelligence, Robotics, Sustainability, Company Building, ScalingVom Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründeter Inkubator und Accelerator, der sich auf sogenannte "Tough Tech"-Start-ups konzentriert; also Unternehmen, die sich mit komplexen, technologieintensiven Herausforderungen in Bereichen wie Energie, Gesundheit, Infrastruktur und Nachhaltigkeit befassen
    Columbia Startup Lab (CSL)Early-Stage Start-ups, Alumni Founders, Interdisciplinary Innovation, Company Building, Scaling, New York Startup EcosystemEin Inkubator und Co-Working-Space, der von der Columbia University initiiert wurde; er richtet sich speziell an Alumni und Gründer aus der Columbia-Community.
    eLab IncubatorEarly-Stage Start-ups, Interdisciplinary Innovation, Company Building, Scaling, New York Startup EcosystemDer Inkubator ist ein Programm der Princeton University.
    Chicago Innovation ExchangeEarly-Stage Start-ups, Interdisciplinary Innovation, Company Building, Scaling, Chicago Startup EcosystemDer Inkubator wurde von der University of Chicago gegründet; gehört zum Polsky Center for Entrepreneurship and Innovation.
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Vielzahl an etablierten und aufstrebenden Hubs

    Mit 26,6 Milliarden US$ an eingesammeltem Risikokapital etabliert sich der Großraum New York als zweitwichtigstes Start-up-Zentrum in den USA. Neben seiner führenden Rolle bei Fintech punktet der "Big Apple" auch mit wachsender Stärke in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI) und HealthTech. Boston glänzt vor allem in den Life Sciences – getragen von einer außergewöhnlichen Forschungsdichte rund um das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und die Harvard University. Mit 15,5 Milliarden US$ warben Start-ups aus der Region im Jahr 2024 den dritthöchsten Betrag ein. Auf den weiteren Plätzen folgen Los Angeles mit 11,2 Milliarden US$ und San Diego mit 5,9 Milliarden US$.

    Seit einigen Jahren rücken verstärkt Start-up-Zentren in der Mitte und im Süden des Landes in den Fokus. Dazu zählen Denver in Colorado sowie Austin, Dallas und Houston in Texas. Die Lebenshaltungskosten sind dort deutlich niedriger als in klassischen Küstenmetropolen. Texas lockt Start-ups zudem mit niedrigen Steuern, talentierten Fachkräften und einem freundlichen regulatorischen Umfeld. Besonders Austin zieht dadurch Tech-Unternehmen an.

     

    Auswahl an Acceleratoren in den USA
    NameFokusAnmerkungen
    Plug & PlayThemenspezifische Programme (z.B. Fintech, Mobility, Health, Sustainability)Globales Netzwerk mit Standorten weltweit (Hauptsitz in Sunnyvale, Silicon Valley); Brücke zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen
    YCombinatorPre-Seed bis Seed; branchenoffen mit Schwerpunkt auf skalierbaren Tech-Start-upsSitz in Mountain View (Silicon Valley); drei­monatiges Programm mit anschließendem "Demo Day" vor führenden Investoren; zwei Kohorten pro Jahr (Winter und Sommer)
    AngelPadSeed-Phase; Schwerpunkt auf Tech-Start-ups (insbesondere B2B SaaS, Marketplace, HealthTech, Urban Tech)Sitz in New York. Kleinere, sehr selektive Kohorten mit intensiver individueller Betreuung
    MassChallengeFrühphase; branchenoffen, Non-Equity-AcceleratorGlobaler Accelerator mit Sitz in Boston; unterstützt Start-ups ohne Eigenkapitalbeteiligung ("equity-free"); offen auch für Sozialunternehmen und forschungsnahe Innovationen.
    Entrepreneurs Roundtable Accelerator (ERA)Frühphase; branchenübergreifend mit Schwerpunkt auf technologiegetriebenen Start-upsNew Yorker Accelerator, der Start-ups mit intensivem Mentoring, Zugang zu Investoren und Co-Working-Space unterstützt; vierteljährliche Programme mit Fokus auf Wachstum und Skalierung.
    SOSVFrühphase; Schwerpunkt auf Deep Tech, Hardware, Biotech, Nachhaltigkeit und digitale TechnologienVenture-Capital-Fonds und Accelerator mit Sitz in Princeton, New Jersey; bietet Finanzierung, Mentoring sowie globales Netzwerk
    The Venture CityFrühphase; technologieorientierte Start-ups mit Schwerpunkt auf internationalem WachstumInternationaler Accelerator und Venture-Capital-Fonds mit Büros in Miami und Madrid; Mentoring und Zugang zu globalen Netzwerken; Fokus auf Skalierung und Expansion
    Innovation WorksFrühphase; technologieorientierte Start-ups, insbesondere in den Bereichen Software, Hardware und BiotechnologieAccelerator und Venture-Capital-Fonds mit Sitz in Pittsburgh, Pennsylvania; unterstützt Start-ups mit Finanzierung, Mentoring und Zugang zu einem regionalen und nationalen Netzwerk. Fokus auf technologischer Innovation und Wachstum.
    500 GlobalFrühphase bis Series A; branchenoffen mit Schwerpunkt auf skalierbaren Tech-Start-upsGlobaler Accelerator und Venture-Capital-Fonds mit Sitz in San Francisco; Programme in über 15 Ländern; Frühphasen-Investor in über 2.800 Start-ups
    Boomtown InnovationFrühphase; Schwerpunkt auf Technologie-Start-ups in Bereichen wie HealthTech, IoT, Medien, SportTech und SoftwareGegründet 2014 in Boulder, Colorado; bietet 12-wöchige Programme mit individuellem Lehrplan, Mentoring und Zugang zu einem globalen Netzwerk.
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Gründerschmieden bringen mehr Start-ups und Unicorns hervor

    Ausgereifte Ökosysteme tragen dazu bei, dass die Anzahl der mit Wagniskapital finanzierten Unternehmen in den USA stetig steigt. Ende 2024 gab es 58.557 Start-ups – ein Zuwachs von 46 Prozent gegenüber 2019 (40.157 Start-ups) und sogar 131 Prozent mehr als im Jahr 2014 (25.308 Start-ups). Auch die Zahl der Unicorns erreicht einen Rekordwert. Ende 2024 zählten die USA 753 Start-ups mit Milliardenbewertung – mehr als dreimal so viel wie 2019, als es nur 228 waren.

    Renommierte US-Universitäten sind wahre Brutstätten für neue Start-ups; mit einem Mikrokosmos an Inkubatoren, Acceleratoren oder Entrepreneurship-Programmen. Zu Stanford gehören beispielsweise Initiativen wie StartX, LaunchPad oder das Innovation Accelerator Program (IAP).

    Y Combinator, Plug and Play und TechStars sind als die "Big 3 Accelerators" auch USA-weit bekannt. In den letzten 15 Jahren haben mehr als 13.000 Unternehmen die Programme der drei Institutionen durchlaufen und warben mehr als 200 Milliarden US$ an Wagniskapital ein. Dazu gehören Alumni wie Stripe, Coinbase, Airbnb und DoorDash.

     

    Top-Start-ups in den USA
    Name

    Bewertung (in Mrd. US$)

    Hauptsitz

    Branche

    Investoren (Auswahl)
    SpaceX

    350

    HawthorneLuft- und RaumfahrtFounders Fund, Draper Fisher Jurvetson, Rothenberg Ventures
    OpenAI

    300

    San FranciscoKIKhosla Ventures, Thrive Capital, Sequoia Capital
    Stripe

    70

    San FranciscoFintechKhosla Ventures, LowercaseCapital, capitalG
    Databricks

    62

    San FranciscoKIAndreessen Horowitz, New Enterprise Associates, Battery Ventures
    Anthropic

    61,5

    San FranciscoKIGoogle
    xAI

    50

    BurlingameKISequoia Capital, Andreessen Horowitz, VY Capital
    Fanatics

    31

    JacksonvilleE-Commerce und EinzelhandelSoftBank Group, Andreessen Horowitz, Temasek Holdings
    Safe Superintelligence

    30

    San FranciscoKI
    Sequoia Capital, DST Global, Andreessen Horowitz
    Epic Games

    22,5

    CaryGamingTencent Holdings, KKR, Smash Ventures
    Chime

    25

    San FranciscoFintechForerunner Ventures, Crosslink Capital, Homebrew
    Quelle: CBInsights 2025

    Termine der wichtigsten Start-up-Events in den USA

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Künstliche Intelligenz dominiert den Markt für Wagniskapital

    Die USA bieten Start-ups den attraktivsten Kapitalmarkt der Welt. Die Verhältnisse erinnern schon wieder an das Boomjahr 2021 – vorausgesetzt man ist im Bereich KI tätig. 

    Start-ups in den USA werden überwiegend privat finanziert. In Innovationszentren wie der San Francisco Bay Area, New York und Massachusetts sorgt die hohe Dichte an Venture-Capital-Firmen, Banken, privaten Investoren, Business-Angels, Start-up-Hubs und Mentorennetzwerken für einen breiten Zugang zu Kapital.

    Öffentliche Geldgeber spielen dagegen nur eine Nebenrolle bei der Finanzierung. Im Jahr 2024 standen sie nur für 15 Prozent des gesamten ausgereichten Geldes. Dies zeigen Zahlen des Informationsdienstleisters Pitchbook. Ein wichtiger Player ist dabei die U.S. Small Business Administration (SBA). Sie unterstützt wachstumsstarke Unternehmen auf Bundesebene, allen voran über das "Small Business Investment Company Program", das privates Risikokapital mit staatlicher Förderung kombiniert. In der frühen Seed-Phase ist vor allem das "Small Business Innovation Research Program (SBIR)" relevant.

    Viele US-Bundesstaaten legen eigene Förderprogramme auf. Hierzu zählen der Next Level Indiana Fund, MassVentures (Massachusetts) und Ohio Third Frontier. In den großen Start-up-Zentren finden Unternehmen häufig auch auf lokaler Ebene Unterstützung. Beispielsweise betreiben die New York Economic Development Corporation oder die Los Angeles County Economic Development Corporation eine aktive Förderung von Jungunternehmen.

    Riesiger Markt für privates Risikokapital

    Vielfältig ist der Markt für privates Wagniskapital. Die Venture-Capital-Szene (VC) der Vereinigten Staaten ist den vergangenen Jahren massiv gewachsen. Laut der National Venture Capital Association (NVCA) waren 2024 insgesamt 3.111 VC-Firmen aktiv. Das waren mehr als doppelt so viele wie 2015. Gemeinsam verwalteten sie rund 8.000 Risikokapitalfonds – nahezu eine Verdreifachung gegenüber dem Stand von 2015. Die durchschnittliche Fondsgröße lag 2024 bei rund 165 Millionen US-Dollar (US$).

    Ein Großteil der klassischen Venture-Capital-Gesellschaften hat seinen Sitz in Start-up-Hochburgen wie der San Francisco Bay Area – darunter prominente Namen wie Accel, Andreessen Horowitz, Benchmark, Sequoia Capital, Bessemer Venture Partners, Founders Fund oder IVP. Auch Corporate Venture Capital (CVC) spielt eine zentrale Rolle im US-Risikokapitalmarkt. Dabei handelt es sich um Investmenteinheiten großer Unternehmen, die strategisch in Start-ups investieren. Prominente Beispiele sind Google Ventures, M12 (Microsoft) oder NVentures (Nvidia). Im Jahr 2024 waren CVC an etwa 22,8 Prozent aller VC-Deals beteiligt.

    Für Zugang zu US-Kapital müssen deutsche Start-ups flexibel sein

    Auch für deutsche Start-ups kann der US-Wagniskapitalmarkt eine attraktive Finanzierungsquelle sein – insbesondere in fortgeschrittenen Wachstumsphasen. Beispiele für deutsche Unternehmen, die in der Vergangenheit US-Geldgeber in Finanzierungsrunden eingebunden haben, sind INERATEC aus Karlsruhe im Bereich e-Fuels oder das Münchener Proptech-Start-up Probis.

    Allerdings kann der Zugang zu US-Risikokapital strukturelle Anpassungen erforderlich machen – denn viele amerikanische VCs bevorzugen eine Flip-Struktur. Dabei wird eine US-amerikanische Kapitalgesellschaft gegründet, die künftig als Muttergesellschaft fungiert. Die ursprüngliche deutsche Gesellschaft wird in diesem Zug zur operativen Tochter. Ob eine solche Struktur notwendig ist, hängt vom Einzelfall und vom Interesse der Kapitalgeber ab. Häufig erwarten US-Investoren zudem, dass die geistigen Eigentumsrechte (IP) in die US-Holding übertragen werden, um rechtssicheren Zugriff zu gewährleisten.

    Finanzierungsboom bei künstlicher Intelligenz

    Für Start-ups hat sich das Finanzierungsumfeld 2024 deutlich aufgehellt. Das gilt besonders für Firmen, die im Bereich künstliche Intelligenz (KI) tätig sind. Mit 215 Milliarden US$ verzeichnete der US-VC-Markt ein kräftiges Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. KI-Start-ups sammelten 97 Milliarden US$ ein – fast doppelt so viel wie 2023. Damit entfielen rund 45 Prozent des gesamten Wagniskapitals auf KI.

    Dieser Trend setzt sich 2025 fort: Im 1. Halbjahr wurden bereits 162,8 Milliarden US$ an Wagniskapital vergeben – fast so viel wie im gesamten Vorjahr. Der KI-Anteil stieg auf 64,1 Prozent an. Dazu trägt insbesondere eine Reihe von Megadeals bei: OpenAI sicherte sich allein 40 Milliarden US$, Scale AI nahm 14,3 Milliarden US$ an frischem Kapital auf.

    Außerhalb des KI-Bereichs entwickelt sich der VC-Markt hingegen eher statisch. Diese Zweiteilung des Marktes dürfte sich fortsetzen. Beobachter erwarten, dass das Wagniskapital für KI-Start-ups 2025 um weitere 50 bis 60 Prozent steigen könnte, ehe sich das Niveau auf hohem Plateau einpendelt.

    Wann auch die Vergabe von Risikokapital jenseits von KI wieder anspringt, hängt stark von externen Faktoren ab, insbesondere den Zinsen. Im Jahr 2021 befeuerte das Niedrigzinsumfeld eine Hochphase, die mit dem Anstieg der Inflation und den höheren Zinsen abrupt endete. Deswegen hängt viel davon, ob es in der zweiten Jahreshälfte 2025 und 2026 zu geldpolitischen Lockerungen durch die FED kommt.

    Hoffen auf ein Ende der Exit-Flaute

    Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Erholung des Exit-Marktes. Börsengänge (IPOs) von Start-ups und Mergers & Acquisitions (M&A) sind das Lebenselixier im VC-Kreislauf, da die Investoren so ihre Gewinne realisieren. Wegen der anhaltenden Exit-Dürre in den USA halten sich viele Risikokapitalgeber mit Neuinvestitionen zurück. Während 2021 insgesamt 193 mit VC finanzierten Start-ups an die Börse gingen, waren es in den letzten drei Jahren jeweils nur um die 40. Rückgänge auch im M&A-Geschäft: Dort haben sich die Volumina seit 2021 mehr als halbiert.

    Im Schnitt sind amerikanische Unicorns nun bereits 10,3 Jahre alt, so die Silicon Valley Bank. Bei besseren Marktbedingungen hätten viele bereits den Schritt an die Börse gewagt. Hoffnungen, dass sich das IPO-Fenster 2025 öffnet, wurden jedoch durch die Marktturbulenzen infolge von Donald Trumps Handelspolitik zunichte gemacht. Start-ups wie Klarna haben geplante IPOs verschoben. Sie warten ab, bis sich die Verhältnisse stabilisieren.

    Von Heiko Stumpf | San Francisco

  • Deutsche Start-ups setzen auf US-Markt – mit System

    Ein erfolgreicher Exit und das Engagement von Investoren zeigen: In den USA finden deutsche Start-ups ein ideales Umfeld – unterstützt durch Förderinitiativen und starke Netzwerke.

    Der US-Markt gilt für deutsche Start-ups als besonders attraktiv, nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen des dynamischen Finanzierungsumfelds. Doch wer erfolgreich sein will, sollte eine klare Reihenfolge einhalten: zuerst die Kundenbasis entwickeln und anschließend Investoren gewinnen.

    Diese Vorgehensweise empfiehlt sich besonders für Start-ups in der Frühphase. Wie das geht, zeigen die Beispiele Hornetsecurity und Parloa. Beide Unternehmen behalten ihren Hauptsitz in Deutschland und steuern von dort aus ihre internationale Expansion.

    Internationalisierung als Exitstrategie

    Das Cybersecurity-Unternehmen Hornetsecurity wird für über 1 Milliarde US-Dollar (US$) vom kalifornischen IT-Sicherheitskonzern Proofpoint übernommen. Dies gaben die Hannoveraner Mitte Mai 2025 bekannt. Der Kauf ist einer der größten Tech-Exits in der deutschen Start-up-Geschichte.

    Hornetsecurity bietet cloudbasierte Sicherheitslösungen für Microsoft-365-Umgebungen. Das Kernprodukt "365 Total Protection" richtet sich an IT-Dienstleister und kombiniert E-Mail-Sicherheit, Back-up, Schutz vor Domain-Betrug und Zugriffskontrolle. Das Unternehmen hat weltweit rund 700 Mitarbeiter, davon etwa 130 am Stammsitz in Hannover.

    Den Sprung auf den US-Markt ermöglichte auch der German Accelerator, der deutsche Start-ups bei der Internationalisierung unterstützt. Ein wichtiger Schritt, aus dem eine Niederlassung in Pittsburgh (Pennsylvania) hervorging. "Die Bandbreite der personenzentrierten Risiken wird immer größer. Der Zusammenschluss mit Proofpoint ist daher ein natürlicher nächster Schritt auf unserem Weg, das stärkste globale Angebot an M365-Sicherheitsdienstleistungen aufzubauen", so CEO Daniel Hofmann.

    Mit Kapital der norwegischen Investmentfirma Verdane sowie der US-Investoren PSG Equity und TA Associates finanzierte Hornetsecurity sein Wachstum und die internationale Expansion – und legte damit den Grundstein für die spätere Milliardenbewertung.

    Markterfolg durch technologische Differenzierung

    Ein anderes Feld, aber ebenfalls mit globalem Potenzial, beackert das 2018 in Berlin gegründete Start-up Parloa: Es entwickelt KI-Agenten, um Telefon- und Chatdialoge im Kundenservice zu automatisieren. Seit dem Markteintritt in den USA im Jahr 2023 – begleitet vom German Accelerator – geht es steil bergauf. Bereits nach sechs Monaten gewann Parloa erste Kunden aus den Top 200 der größten US-Konzerne.

    Im April 2024 sammelte das Unternehmen in einer Series-B-Finanzierungsrunde 66 Millionen US$ ein. Angeführt wurde die Runde vom renommierten US-Investor Altimeter Capital, beteiligt waren EQT Ventures und Mosaic Ventures. Mit rund 98 Millionen US$ zählt Parloa zu den bestfinanzierten europäischen Anbietern im Bereich KI-gestützter Kommunikationslösungen.

    Parloa arbeitet eng mit Microsoft Azure sowie PwC und KPMG zusammen. Die KI erkennt Anliegen, beantwortet häufig gestellte Fragen, übernimmt Bestellungen und unterstützt beim Cross- und Upselling. Für CEO Malte Kosub steht fest: "Wir wollen Automatisierung menschlicher machen." Mit rund 250 Mitarbeitern in Berlin, München und New York sowie dem anhaltenden KI-Boom ist Parloa auf Wachstumskurs.

    Deutsche Partner stehen Start-ups bei der Internationalisierung zur Seite

    Die Beispiele Hornetsecurity und Parloa zeigen, dass der German Accelerator eine wichtige Anlaufstelle für deutsche Start-ups ist. "Weltweit haben bisher mehr als 1.200 Start-ups an unseren Programmen teilgenommen und über 16,7 Milliarden US$ an Finanzierungsvolumen eingesammelt", sagt Christian Joerg, COO Americas bei Start2 Group, die das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) geförderte Gründerprogramm German Accelerator umsetzt. In den USA unterstützt der German Accelerator in den Hubs New York, Silicon Valley und Boston mit Know-how und Mentoring.

    Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist die AHK USA - San Francisco. Mithilfe eines Netzwerks an Experten hilft die Kammer den Firmen, Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern.

    "Wenn deutsche Unternehmen ins Silicon Valley reisen, geht es nicht um schnelle Deals", erklärt Sven-Thorsten Potthoff, Geschäftsführer der AHK USA – San Francisco. "Es geht darum, zu verstehen, wie Tech-Pioniere durch radikale Kundennähe, schnelles Experimentieren und den Mut zum Wandel Innovationen vorantreiben und erfolgreich auf den Markt bringen. Dieses einzigartige 'Silicon Valley Mindset' lässt sich direkt auf eigene Transformationsprozesse und Innovationsprojekte übertragen – und ist häufig der entscheidende Hebel, um wirklich zukunftsfähig zu bleiben."

    Um dieses Denken erlebbar zu machen, veranstaltet die AHK regelmäßig Innovationstouren, die Einblicke in zukunftsweisende Technologien, moderne Innovationsmethoden und konkrete Anwendungsbeispiele ermöglichen – insbesondere im Bereich künstliche Intelligenz.

    Wagniskapital, Innovation und Wissenschaftskooperation: Impulse aus dem Silicon Valley

    Ein weiteres zentrales Thema für deutsche Unternehmen: Wie gelingt es US-Firmen, gerade in der Wachstumsphase zügig große Summen an Wagniskapital einzuwerben? Auch dafür liefern Gespräche mit Gründern, Kapitalgebern und Innovationsverantwortlichen vor Ort wertvolle Einblicke.

    Beim InnovationCamp BW erleben die Teilnehmer, wie disruptive Geschäftsmodelle und Zukunftstechnologien aus dem Silicon Valley ganze Branchen verändern – und wie sich daraus Handlungsimpulse für das eigene Unternehmen ableiten lassen. Während des Programms werden die Teilnehmenden tief in das Ökosystem eingeführt, arbeiten an realen Digitalisierungsherausforderungen – unterstützt von erfahrenen Mentoren. Die AHK ist dabei Umsetzungspartner der vom Land Baden-Württemberg geförderten Initiative.

    Auch die Kooperation mit Forschungseinrichtungen steht im Fokus. "Wir fördern forschungsbasierte Ausgründungen aus der Wissenschaft durch gezielte Vernetzung, Policy-Beratung und internationales Matchmaking", sagt Zahar Barth-Manzoori, Direktorin des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) in San Francisco.

    Innovationstour USA – künstliche Intelligenz im Silicon Valley

    Vom 17. bis 21. November 2025 führt das Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft in San Francisco (AHK) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) eine Innovationstour ins Silicon Valley durch. Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen aus Deutschland.

    Für deutsche Unternehmen bietet die einwöchige Innovationstour die ideale Gelegenheit, konkrete KI-Anwendungen zu erleben, mit Innovatoren ins Gespräch zu kommen und wertvolle Impulse für die eigene Unternehmensstrategie zu gewinnen. Entdecken Sie, wie KI die Geschäftsprozesse transformiert – und wie Sie dieses Wissen in Ihrem Unternehmen nutzen können, um Ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken. Erleben Sie künstliche Intelligenz dort, wo sie entsteht – im Silicon Valley!

    Von Heiko Stumpf, Kerstin Coates | San Francisco

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