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Branchenbericht | Angola | Überblick

Branchenentwicklung in Angola

Der Erdölsektor dominiert die angolanische Wirtschaft. Verstärkte Anstrengungen gibt es aber in den Bereichen Landwirtschaft und Nahrungsmittel sowie beim Ausbau der Infrastruktur.

Von Marcus Knupp | Berlin

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Angolas entfällt zu etwa 30 Prozent auf den Erdölsektor. Ziel der Regierung ist eine stärkere Diversifizierung der Wirtschaft des Landes. Dabei stehen vor allem die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion im Fokus. Bis 2027 soll die Erdölbranche nur noch einen Anteil von 20 Prozent haben.

Erdöl: Neue Förderanlagen gehen 2024 in Betrieb

Die Fördermenge ist mit aktuell circa 1,1 Millionen Barrel pro Tag zwar deutlich niedriger als noch vor wenigen Jahren, Angola bleibt aber einer der größten Ölproduzenten in Afrika. In den nächsten Jahren könnte der Wert wieder steigen, da mit höheren Ölpreisen auch wieder mehr investiert wird. Erste neue Förderanlagen gehen 2024 in Betrieb. TotalEnergies kündigte an, weitere 3 Milliarden US-Dollar (US$) in die Exploration in Angola zu investieren.

Trotz umfangreicher eigener Förderung von Rohöl muss Angola den größten Teil der benötigten Treibstoffe importieren. Drei neue Raffinerien sind derzeit im Bau - in Cabinda, Soyo und Lobito. Die bestehende Anlage in Luanda wird modernisiert. Mit einer geplanten Pipeline von Angola nach Sambia setzt das Land auch auf den regionalen Markt. Eine zusätzliche neue Einnahmequelle ist der Export von Flüssiggas (LNG).

Energieversorgung: Stromnetze sind Engpass

Die Elektrizitätserzeugung in Angola steigt. Neue Wasserkraftwerke wie Laúca und Erweiterung bestehender wie Cambambe erhöhen die Kapazität. Hinzu kommt der Ausbau der 50 Megawatt-Solaranlage Caraculo und des Gaskraftwerks Soyo. Bis 2025 will die Regierung die installierte Kapazität im Land von 5,9 auf 9,9 Gigawatt steigern. Im Jahr 2022 hatten nur 43 Prozent der Einwohner Zugang zu Elektrizität. Vielerorts sorgen daher Dieselgeneratoren für die Grundversorgung mit Elektrizität.

Um einen größeren Teil der Bevölkerung und Gewerbe mit Strom aus dem Netz zu versorgen, gibt es unterschiedliche Wege. In den westlichen Landesteilen existieren drei Teilnetze. Eine zentrale Nord-Süd-Übertragungsleitung verbindet diese in Zukunft. Zwischen dem nördlichen und dem zentralen Teilnetz ist der Lückenschluss mittlerweile erfolgt. In den wenig erschlossenen östlichen Landesteilen bieten sich dagegen eher lokale Stromnetze an, gespeist durch kleine Wasserkraftwerke oder Solaranlagen.

Landwirtschaft: Produktionspotenzial ist längst nicht ausgeschöpft

Unter dem Namen Planagrão hat die angolanische Regierung im Dezember 2022 einen Entwicklungsplan für den Getreideanbau gestartet. Bis 2027 soll die jährliche Erntemenge von Weizen, Reis, Hirse sowie Soja von derzeit etwa 3 Millionen Tonnen auf rund 6 Millionen Tonnen verdoppelt werden. Hierzu sieht der Plan den Anbau auf zusätzlichen 2 Millionen Hektar vor. Kritiker bemängeln die dafür noch fehlende Transport- und Lagerinfrastruktur. Sinnvoller sei es, die Kultivierung in den traditionellen Anbaugebieten im Westen des Landes zu intensivieren. Eine Befürchtung ist zudem, dass vor allem große Agrargesellschaften an dem Programm partizipieren. Umweltschützer stellen Fragen bezüglich der Nachhaltigkeit großflächiger Monokulturen.

Im Rahmen der gesamten Projektlaufzeit von fünf Jahren hofft die Regierung auf ein Investitionsvolumen von etwa 6 Milliarden US$. Der Anteil öffentlicher Ausgaben daran ist mit rund 40 Prozent eingeplant. Den Rest soll die Privatwirtschaft beisteuern. Finanzierungspakete für den Planagrão stellen unter anderem die Angolanische Entwicklungsbank (BDA) und der Fundo Active de Capital de Risco Angolano (Facra) mit umgerechnet circa 2 Milliarden Euro zur Verfügung. Zusätzliche Unterstützung hat im Mai 2023 die Afrikanische Entwicklungsbank versprochen.

Nahrungsmittel: Steigende Produktion verringert Importabhängigkeit

Angola muss einen großen Teil der benötigten Nahrungsmittel aus dem Ausland einführen. Der Ausbau der Nahrungsmittelindustrie genießt daher eine hohe Priorität. Derzeit kommen vermehrt Projekte in der Branche in Gang. So investiert Refriango in Kooperation mit dem spanischen Molkereiunternehmen Pascual 5 Millionen US$ in eine neue Fabrik für haltbare Milch und Milchpulver in der Hauptstadt Luanda. Für rund 70 Millionen US$ errichtet Sana Dia eine Wurstfabrik in der Sonderwirtschaftszone ZEE in Viana, einem Vorort von Luanda.

Wichtig ist die zuverlässige Versorgung mit Vorprodukten für die Nahrungsmittelherstellung. Mit einem Kredit der Deutschen Bank errichtet das Unternehmen Carrinho in Lobito eine vollautomatische Ölmühle für Sonnenblumenkerne und Soja. In der Fischverarbeitung entwickeln sich ebenfalls Projekte. Dazu zählen Kühlhäuser, Konservenfabriken, aber auch ein Prüflabor. In Viana hat Industrieminister Victor Fernandes im März 2023 eine Salzsiederei eingeweiht. Ziel ist auch hier, Importe durch lokale Produktion zu ersetzen.

Infrastruktur: Verkehrsnetze werden leistungsfähiger

Nach dem Auftrag an ein Konsortium um das portugiesische Unternehmen Mota-Engil zur Modernisierung und zum Betrieb des Eisenbahn-Korridors von Lobito in Richtung der Demokratischen Republik Kongo kommen weitere Schienenverkehrsprojekte in Angola in Gang. Auch die vom südlichen Hafen Namibe ausgehende Moçamedes-Bahn soll neu konzessioniert werden. Für den Bau der ersten Metrolinie in Luanda hat die Regierung im April 2023 die Verhandlungen mit Siemens Mobility aufgenommen. Die Afrikanische Entwicklungsbank finanziert die Erstellung eines Masterplans für den Transportsektor, der unter anderem auch eine Bahnverbindung von Benguela bis nach Sambia vorsehen soll.

Moxico, Lunda Norte, Lunda Sul und Cuando Cubango sind die vier Provinzen, in denen die erste Phase des Agrarprogramms Planagrão umgesetzt werden soll. Simultan ist dort der Bau von 13.000 Kilometer Straßen im Rahmen des öffentlichen Investitionsprogramms PIP (Programa de Investimento Público) geplant. Als Investitionssumme für die nächsten fünf Jahre nennt die Regierung umgerechnet etwa 1,45 Milliarden Euro.

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