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Wirtschaftsausblick | Angola

Angolas Wirtschaft: Zwischen Ressourcenreichtum und Reformdruck

Angolas Regierung will das Potenzial in Bergbau und Landwirtschaft stärker nutzen. Doch Reformbedarf, Finanzierungshürden und geopolitische Risiken bleiben.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Top-Thema: Viel Investitionen in strategischen Sektoren

Angola ist der weltweit viertgrößte Diamantenproduzent und verfügt über ein enormes, bislang nur in Ansätzen erschlossenes Potenzial an kritischen Rohstoffen, die für die globale Energiewende strategisch bedeutsam sind. Immer mehr internationale Bergbauunternehmen investieren in die Exploration. Mit steigender Anzahl der Projekte steigt auch die Nachfrage nach Ausrüstung, Training und technischen Dienstleistungen - eine Chance für deutsche Firmen.

Auch der Agrarsektor bietet enormes Investitionspotenzial: Von 35 Millionen Hektar nutzbarer Fläche wird nur ein Bruchteil bewirtschaftet. Giselle Llanes, Branchenexpertin für Land- und Ernährungswirtschaft an der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Angola, beobachtet immer mehr ausländische Investitionen in Angolas Agrarsektor - auch weil sich die Regierung um mehr Eigenproduktion bemüht, um teure Lebensmittelimporte zu reduzieren. "Investiert wird vor allem in den großflächigen Anbau von Mais, Soja und Reis sowie in Verarbeitungsanlagen, Bewässerungssysteme und Landmaschinen", so Llanes. Auch Saatgutvermehrung, Viehzucht und Geflügelproduktion gewinnen an Bedeutung. Auch deutsche Unternehmen sind aktiv, wenn auch in geringerem Umfang als internationale Wettbewerber. Die Deutsche Bank hat in Benguela den Bau einer Zuckerfabrik finanziert - ein Gemeinschaftsprojekt der angolanischen Carrinho Gruppe in Kooperation mit der Braunschweigischen Maschinenbauanstalt (BMA).

Infrastruktur mit hohem Erneuerungsbedarf

Wichtig für alle Branchen ist eine Verbesserung der Basisinfrastruktur. Ob Straßen, Schienen, Wasser oder Elektrizität - der Nachholbedarf ist in vielen Bereichen groß. Im Zentrum der angolanischen Infrastrukturinvestitionen steht der Lobito-Korridor, der Angola als logistischen Hub für die Region etablieren und vor allem Bergbauexporte vereinfachen soll. Aber auch in anderen Regionen wird investiert. Die deutsche Ingenieursfirma Gauff ist an einer Reihe von Infrastrukturprojekten beteiligt, darunter das größte Wasserprojekt des Landes in Quilonga. Ziel ist die Versorgung von fünf Millionen Menschen in der Provinz Icolo e Bengo und den nordöstlichen Gebieten von Luanda mit sauberem Trinkwasser - ein entscheidender Schritt angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums und der überlasteten bestehenden Infrastruktur.

Wirtschaftsentwicklung: Erholung mit Unsicherheiten

Mit einem Wachstum von 4,4 Prozent hat sich Angolas Wirtschaft nach einem schwachen Jahr 2023 deutlich erholt. Für 2025 wird ein moderateres Wachstum zwischen 2,1 und 2,6 Prozent erwartet, das sich bis 2027 auf 3,7 Prozent steigern könnte. Die Erholung wird vor allem durch höhere Investitionen, eine Stabilisierung der Ölpreise und eine vorsichtige Ausweitung des privaten Konsums getragen.

Die mittelfristigen Wachstumsaussichten für Angola sind positiv, sofern die Regierung ihre Reformagenda konsequent umsetzt. Der Ölsektor bleibt das Rückgrat der angolanischen Wirtschaft und dominiert die Exportstruktur. Die Regierung verfolgt eine Strategie zur wirtschaftlichen Diversifizierung, unter anderem durch das Programm "Diversifica Mais", das Investitionen in Landwirtschaft, Industrie und Logistik fördert. Fortschritte bei der geplanten Privatisierung zahlreicher Staatsunternehmen werden nur langsam erzielt.

Inflation und Verschuldung bleiben hoch

Nach einer Rekordinflation von durchschnittlich 28,2 Prozent im Jahr 2024 bleibt die Teuerungsrate in Angola auch 2025 hoch (Prognose: 23,1 Prozent). Ein nachhaltiger Rückgang der Inflation dürfte erst ab 2026 einsetzen und durch sinkende Kraftstoffpreise sowie Verbesserungen bei der inländischen Lebensmittelversorgung unterstützt werden.

Ein großes Problem ist die nach wie vor hohe Staatsverschuldung (2024: 62,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts), die wenig Raum für Investitionen lässt. Angola bemüht sich um eine Reduzierung der Abhängigkeit von chinesischen Krediten, insbesondere von Öl-besicherten Darlehen.

US-Zölle setzen Diamantensektor unter Druck

Der von der US-Regierung verhängte Zollsatz auf angolanische Waren in Höhe von 32 Prozent wurde im Juli auf 15 Prozent gesenkt. Während die wichtigsten Exportgüter Angolas - insbesondere Erdölprodukte - von den Zöllen ausgenommen sind, steht der Diamantensektor unter Druck. Da die USA rund die Hälfte der weltweiten Diamantenimporte abdecken, gefährden die Zölle die Nachfrage und damit die Exporterlöse. Weitere handelspolitische Zugeständnisse der USA gelten als wahrscheinlich, doch das Risiko indirekter Auswirkungen - etwa durch ein verlangsamtes globales Wachstum und sinkende Ölpreise - bleibt bestehen.

Deutsche Perspektive: Handelsbeziehungen mit Ausbaupotenzial

Das Handelsvolumen mit Deutschland betrug 2024 rund 500 Millionen US-Dollar, womit Angola auf Rang 102 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands liegt. Angola exportiert fast ausschließlich Gas und Erdöl nach Deutschland. Importiert werden vor allem Maschinen und Nahrungsmittel.

Deutsche Unternehmen sind in Angola in zentralen Sektoren wie Bau, Infrastruktur, Energie und verarbeitender Industrie aktiv - meist über lokale Repräsentanzen oder Handelsvertreter. Firmen wie Gauff, C. Woermann oder Siemens Energy sind dort bereits seit vielen Jahren erfolgreich tätig.

Dennoch beschreiben Unternehmensvertreter das regulatorische Umfeld als komplex und wenig transparent. Ein zentrales Hindernis für viele Projekte ist die Finanzierung: Die lokalen Kreditkosten sind hoch, was Investitionen erschwert. Subventionierte Kredite der Weltbank sollen helfen, Investitionen zu ermöglichen. Allerdings berichten Firmenvertreter von Unregelmäßigkeiten bei der Auszahlung. Die Access Bank, Partner der German Desks der Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG), unterstützt deutsche Unternehmen bei der Finanzierung, Kontoeinrichtung und Investitionsberatung in Angola.

Weitere Informationen zu Angola erhalten Sie auf der GTAI-Länderseite.

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