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Wirtschaftsausblick | Angola

Diversifizierung der Wirtschaft bleibt Angolas Hauptaufgabe

Die gezielte Förderung der Nicht-Öl-Sektoren soll das Wirtschaftswachstum Angolas mittelfristig beschleunigen. Doch es bleiben Risiken.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Top-Thema: Neue Maßnahmen zur Investitionsförderung

Um die hohe Abhängigkeit von Importen und vom Ölsektor zu verringern, will Angola seine Wirtschaft diversifizieren, Staatsbetriebe privatisieren und die lokale Produktion stärken. Dazu hat die Regierung verschiedene Programme aufgelegt, darunter das von der Weltbank mit 300 Millionen US-Dollar (US$) geförderte Programm Diversifica Mais (Laufzeit: 2024-2029). Ziel ist die Förderung von Privatinvestitionen insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen außerhalb des Ölsektors. Geografischer und strategischer Schwerpunkt sind Wertschöpfungsketten entlang des Lobito-Korridors.

Mit dem neuen Portal Invest in Angola will die Wirtschaftsförderungsagentur AIPEX privaten Investoren den Zugang erleichtern. Unternehmen finden hier Informationen zu Themen wie Investitionsgesetzgebung und -anreize, Firmengründung und Arbeitsvisa. Im März wurde zudem die Plattform SOURCE der UNO offiziell in Angola eingeführt, mit deren Hilfe Infrastrukturprojekte besser verwaltet werden können.

EU will Zusammenarbeit mit Angola vertiefen

Die Europäische Union will ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Angola ausbauen. Am 1. September 2024 ist das EU-Abkommen zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen SIFA mit Angola in Kraft getreten. Geplante Maßnahmen sind die Erhöhung der Transparenz von Vorschriften und die Digitalisierung von Antragsprozessen. Fokussektoren sind grüne Energie, Agrar- und Ernährungswirtschaft, digitale Innovationen, Fischerei, Logistik und strategische Rohstoffe. 

Wirtschaftsentwicklung: Konjunktur auf Erholungskurs

Das Wirtschaftswachstum Angolas verlangsamte sich im vergangenen Jahr auf 0,9 Prozent und blieb damit hinter den ursprünglichen Prognosen zurück. Hauptgründe dafür waren eine erhebliche Währungsabwertung, die rückläufige Ölproduktion (minus 3,6 Prozent gegenüber 2022) sowie gesunkene Ölpreise. Der erzielte Durchschnittspreis für ein Barell lag 2023 bei nur 81,30 US$ gegenüber 101,00 US$ im Vorjahr, was einen Einbruch der Erdöleinnahmen um ein Fünftel zur Folge hatte. 

Im laufenden Jahr zeichnet sich eine Erholung ab: Allein im 1. Quartal 2024 wuchs die Wirtschaft um 4,6 Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für das Gesamtjahr ein Plus von 2,6 Prozent, was unter dem regionalen Durchschnitt von 3,8 Prozent in Subsahara-Afrika liegt. Prognosen zufolge wird sich die angolanische Wirtschaft in den kommenden Jahren aber weiter positiv entwickeln und bis 2028 eine jährliche Wachstumsrate von 3,8 Prozent erreichen. Treiber sind vor allem Sektoren außerhalb der Ölindustrie, insbesondere der Gas- und Bergbausektor, aber auch ein zu erwartender Anstieg der Ölproduktion ab 2025. 

Vandré Spellmeier, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Angola, sieht noch viel ungenutztes Potenzial in Angolas Wirtschaft – etwa in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelverarbeitung. "Wichtig ist, dass die Regierung die Rahmenbedingungen weiter verbessert, um mehr Investitionen anzuziehen." Oft fehle es an Basisinfrastruktur, die für den Ausbau der Landwirtschaft unerlässlich sei, so Spellmeier.

Inflation steigt weiter

Die Inflationsrate wird 2024 laut Economist Intelligence Unit 2024 einen neuen Höchststand von 30,4 Prozent erreichen (2023: 13,6 Prozent). Hauptursache ist das Auslaufen der Dieselsubventionen im Mai, wodurch der Dieselpreis um fast die Hälfte in die Höhe schnellte. Hinzu kommen die Abwertung der Landeswährung und gestiegene Lebensmittelpreise. Bis 2025 wird mit einem Anstieg der Inflation auf 32,1 Prozent gerechnet. Erst ab 2026 zeichnet sich eine Erholung ab. 

Hauptrisiken: Ölabhängigkeit und Staatsverschuldung

Die Diversifizierung der Wirtschaft bleibt die Hauptaufgabe für Angolas Regierung. Öl steht für 94 Prozent der angolanischen Exporte und hatte 2023 einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 29,3 Prozent. Der Agrarsektor trug 10,1 Prozent zum BIP bei und die verarbeitende Industrie 5,4 Prozent. Hauptrisiken für eine positive Wirtschaftsentwicklung bleiben daher die Abhängigkeit vom Öl sowie die hohe Staatsverschuldung Angolas. Letztere liegt derzeit bei 88 Prozent des BIP und damit fast 20 Prozentpunkte höher als 2022.

Die Verschuldung lässt wenig Spielraum für Investitionen. Angolas Regierung hat eine Schuldenstrategie bis 2026 vorgelegt, nach der es keine Neuverschuldung im Tausch gegen mehr Öl geben soll. Dies war in der Vergangenheit insbesondere mit China gängige Praxis zur Finanzierung angolanischer Infrastrukturprojekte. China importiert 57 Prozent des angolanischen Öls. 

Neue Großprojekte mit China

Angesichts der hohen Verbindlichkeiten Angolas gegenüber China bleibt abzuwarten, wie derartige Vorhaben künftig finanziert werden sollen. Mit knapp 17 Milliarden US$ Schulden ist Angola mit Abstand Chinas größter Schuldner in Afrika. Auf dem chinesisch-afrikanischen Kooperationsforum FOCAC, das Anfang September in Peking stattfand, unterzeichnete Angola vier Abkommen mit chinesischen Unternehmen in den Bereichen Infrastruktur und Technologie, zwei davon mit Huawei.

Deutsche Perspektive: Handelsbeziehungen sind ausbaufähig

Die deutsch-angolanischen Beziehungen sind weniger durch Handel als durch bilaterale Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen geprägt. Wichtigster Handelspartner Angolas ist China, das 2018 die ehemalige Kolonialmacht Portugal als wichtigstes Lieferland abgelöst hat. 

Das Handelsvolumen mit Deutschland betrug 2023 knapp 651 Millionen US$, womit Angola auf Rang 11 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands in Afrika liegt. Angola exportiert hauptsächlich Gas (62,7 Prozent der Gesamtausfuhren) und Erdöl (36,8 Prozent) nach Deutschland. Importiert werden Maschinen, Fahrzeuge, Chemikalien und andere Industriegüter. Deutsche Unternehmen sind in Angola unter anderem in den Bereichen Bau, Infrastruktur, Energie und verarbeitende Industrie tätig.

Weitere Informationen zu Angola erhalten Sie auf der GTAI-Länderseite.

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