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Brasiliens Kfz-Markt wächst 2025 langsamer als im Vorjahr

Chinesische Autobauer gewinnen in Brasilien weiter an Bedeutung, auch über Investitionen in die lokale Fertigung. Etablierte Hersteller setzen sich für höhere Zölle ein. (Stand: August 2025)

Von Gloria Rose | São Paulo

Auf Brasiliens Automobilmarkt stehen die Zeichen weiter auf Wachstum, wenn auch deutlich schwächer als 2024. Im 1. Halbjahr 2025 wurden landesweit 1,2 Millionen Kfz zugelassen, 4,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei legten Importfahrzeuge um 15,6 Prozent zu, während die Neuzulassungen von Fahrzeugen, die in Brasilien gefertigt wurden, nur um 2,6 Prozent zunahmen.

Zinserhöhungen bremsen das Marktwachstum

Doch im Juni 2025 flaute der Inlandsverkauf merklich ab. Die schwache Nachfrage geht auf stark gestiegene Zinsen zurück. Seit September 2024 hat die brasilianische Zentralbank ihren Leitzins Selic schrittweise von 10,5 auf 15,0 Prozent angehoben. Bei derart hohen Kapitalkosten schieben die Unternehmen Investitionen auf. Eine Folge: Die Verkäufe von Lkw gingen im 1. Halbjahr 2025 um 3,6 Prozent zurück.

Anfang Juli 2025 setzte der brasilianische Kfz-Händlerverband Fenabrave seine Prognosen herab. Der Lkw-Absatz soll 2025 nun um 7 Prozent fallen, und nicht um 4,5 Prozent zulegen, wie noch zu Jahresbeginn vorhergesagt. Bei Lkw-Anhängern dürften die Verkäufe sogar um 20 Prozent einbrechen. Für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge erwartet der Verband weiterhin ein Wachstum um 5 Prozent, für Busse und Motorräder um 6 und 10 Prozent.

Nachfragetrend: Hohes Wachstum bei Plug-in-Hybriden

Der Zuwachs im E-Segment geht auf das Konto der Autos mit Plug-in-Hybridantrieb (PHEV). Von diesen wurden im 1. Halbjahr 2025 rund 82 Prozent mehr neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum. 

Seit 2023 drängen E-Auto-Hersteller aus China auf den brasilianischen Markt und treiben die Entwicklung voran. Ganz vorne liegt BYD. Der Weltmarktführer für Elektroautos stellt in Brasilien fünf der zehn beliebtesten elektrischen Modelle und eroberte knapp 30 Prozent des Marktes. Weitere 10 Prozent Marktanteil erzielte Great Wall Motor (GWM) allein mit dem Modell Haval H6.

Fahrzeuge mit Mild-Hybrid- oder Plug-in-Hybridantrieb erobern den MarktNeuzulassungen von Elektroautos in Brasilien in Stück; Veränderung und Anteile in Prozent
Antrieb

1. Halbjahr 2025

Veränderung 1)

Anteil an den gesamten Zulassungen von Elektroautos

Plug-in Electric Vehicles (PEV), davon:

72.946

33,8

84,0

  Battery Electric Vehicle (BEV)

30.576

-2,0

35,2

  Plug-in Hybrid Electric Vehicle (PHEV)

42.370

81,9

48,8

Hybrid Electric Vehicle, davon:

13.903

-24,4

16,0

  Mit Bioethanolmotor (HEV flex)

6.888

-37,3

7,9

  Mit Benzinmotor (HEV)

7.015

-5,1

8,1

Insgesamt

86.849

19,2

100,0

  Kfz mit Mild Hybrid-Antriebssystem (mHEV) bei 12- oder 48-Volt-Bordnetz

27.234

324,0

k.A.2)

1 gegenüber 1. Halbjahr 2024; 2 keine Angabe, da mHEV in den ABVE-Daten nicht als E-Autos erfasst sind.Quelle: Associação Brasileira do Veículo Elétrico (ABVE) 2025

Wie rasant sich der Markt entwickelt, zeigt die Anzahl der verfügbaren Modelle. Diese stieg von 187 im 1. Halbjahr 2024 auf 253 im 1. Halbjahr 2025 an. Dennoch entfällt erst ein Zehntel der Neuzulassungen auf E-Autos und Hybridfahrzeuge. Für den Verkehr außerhalb der Metropolregionen mangelt es häufig noch an der notwendigen Ladeinfrastruktur. Doch laut Angaben des Elektrofahrzeugverbands ABVE wächst die Anzahl der Ladestationen exponentiell. Im Februar 2025 verfügte das Land über rund 14.800 von ihnen, davon 2.430 Schnellladestationen. 

Branchenstruktur: Kfz-Exporte kurbeln die Produktion an

Durch die wirtschaftliche Erholung in Argentinien exportierte Brasiliens Autoindustrie im 1. Halbjahr 2025 doppelt so viele Fahrzeuge in das Nachbarland wie im Vorjahreszeitraum. Insgesamt legte der Kfz-Export um 60 Prozent zu. Das stimulierte die Produktion. Diese stieg dem Verband der Automobilhersteller Anfavea zufolge im 1. Halbjahr 2025 um 7,8 Prozent auf 1,23 Millionen Fahrzeuge, obwohl im gleichen Zeitraum die Zulassung in Brasilien gefertigter Kfz nur um 2,6 Prozent stieg.

Chinesische Newcomer im Wettstreit mit etablierten Herstellern

Elektrisch betriebene und hybride Kfz werden immer noch begünstigt eingeführt. Allerdings hebt Brasilien die Importabgaben seit 2024 schrittweise an. Ab Juli 2026 soll der übliche Satz von 35 Prozent anfallen. Dieser liegt jedoch deutlich unter den Zollsätzen, die die USA und die EU auf chinesische Kfz-Importe berechnen. Brasilien dürfte somit auch zukünftig zu den strategischen Exportzielen chinesischer Autobauer zählen.

Automobilherstellerverband Anfavea warnt vor der zunehmenden Bedeutung der Kfz-Importe, die im 1. Halbjahr 2025 bereits 19 Prozent aller Neuzulassungen ausmachten. Mit Unterstützung von Toyota, GM, Volkswagen und Stellantis sowie des Verbands der Kfz-Teile-Industrie forderte er die sofortige Anhebung des Einfuhrzolls auf 35 Prozent. Dabei ging es den traditionellen Herstellern insbesondere um die Komponentenkits für die Montagevarianten SKD (Semi Knocked Down) und CKD (Completely Knocked Down).

Anfavea reagierte damit auf einen BYD-Antrag für niedrigere Zölle auf Montagekits. Der chinesische Konzern will eine eigene Produktion in Camaçari (Bundesstaat Bahia) über SKD- und CKD-Fertigung aufnehmen und dann schrittweise erweitern. Bis 2028 soll die lokale Wertschöpfung auf 70 Prozent steigen. Über 100 brasilianische Zulieferer stehen bereit, darunter Niederlassungen deutscher Unternehmen wie Bosch und BASF. Bereits genehmigt hat BYD die Zusammenarbeit mit dem Reifenwerk von Continental in Camaçari. Neben BYD kündigten auch die chinesischen Hersteller GWM, GAC, Geely, Leapmotor und Chery an, in Produktionslinien in Brasilien investieren zu wollen.

Ende Juli 2025 entschied die Außenhandelskammer der brasilianischen Regierung CAMEX, die Zollsätze auf Montagekits schon ab Januar 2027 und nicht erst ab Juli 2028 auf 35 Prozent zu erhöhen. Je nach Kfz-Modell fallen derzeit nur 10 Prozent beziehungsweise 30 Prozent Zoll auf den Import der Komponenten an. Um die Investitionen von BYD in die Produktion vor Ort zu ermöglichen, gestand CAMEX dem chinesischen Hersteller für sechs Monate ein zollfreies Kontingent für ein Importvolumen von bis zu 463 Millionen US-Dollar zu.

Außenhandel: Keine US-Zollerhöhungen auf brasilianische Kfz und Kfz-Teile

US-Präsident Trump unterzeichnete am 30. Juli 2025 einen Erlass, der Zölle von 50 Prozent auf die Einfuhr von Produkten aus Brasilien verhängt. Doch sind wichtige Produktgruppen davon ausgenommen - auch Kfz und Kfz-Teile. Entsprechend erleichtert nahmen brasilianische Kfz-Zulieferer die Nachricht auf. Für sie sind die USA der zweitwichtigste Exportmarkt nach Argentinien. Fahrzeuge exportiert Brasilien bislang nicht in die USA.

Im 1. Halbjahr 2025 nahmen die Neuzulassungen importierter Fahrzeuge um 15,6 Prozent auf fast 228.500 Stück zu. Chinesische Kfz legten im Vergleich zum 1. Halbjahr 2024 um 43 Prozent zu und machten fast ein Drittel der Importe aus. Mit einem Importanteil von 45 Prozent bleibt Argentinien das wichtigste Kfz-Lieferland Brasiliens.

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