Wirtschaftsausblick | Dänemark
Dänische Regierung setzt Impulse für stabile Wirtschaft
Sowohl der private als auch der öffentliche Konsum sollen das dänische Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr begünstigen. Deutschland spielt dabei eine wichtige Rolle.
25.11.2025
Von Leonie Schneiderhöhn | Stockholm
Top-Thema: Zentralbank rät zu Bargeldvorrat für Krisenfälle
Trotz sicherer und effizienter Zahlungsströme in Dänemark bereitet die dänische Regierung die Bevölkerung derzeit auf potenzielle Störungen im Zahlungsverkehr vor. Ziel ist es, die Zahlungsfähigkeit der Gesellschaft und der Industrie sicherzustellen und Engpässe bei Zahlungsmitteln zu vermeiden. Dazu hat die Zentralbank im Oktober 2025 in einer Studie Empfehlungen veröffentlicht, wie die Resilienz des Zahlungssystems im Königreich erhöht werden kann.
Neben dem Bezahlen mit mobilen Zahlungslösungen und dem Mitführen mindestens zweier Karten unterschiedlicher Anbieter empfiehlt die Nationalbank den Bürgern, geringe Bargeldreserven vorzuhalten. Der Richtwert beträgt umgerechnet rund 33 Euro pro Person, was für mindestens drei Tage reichen soll. Einzelhändlern empfiehlt die Nationalbank, sich auf ein breiteres Angebot an Zahlungsmethoden einzustellen und auch Bargeld vermehrt zu akzeptieren. Gleichzeitig wird geraten, Krisenpläne zu entwickeln und Mitarbeitende zu schulen, um unterschiedliche Zahlungsweisen abwickeln zu können.
Hintergrund der Initiative von Regierung und Zentralbank ist das erhöhte Risiko für technische Störungen oder Stromausfälle im Rahmen von "andauernden landesweiten Ereignissen". Auslöser war ein Zwischenfall im Juli 2025 bei NetS5, einem zentralen Akteur im dänischen Kartenzahlungssystem. Für drei Stunden konnten keine Kartenzahlungen durchgeführt werden. Auch der Stromausfall in Spanien, Portugal und in Teilen Frankreichs im April 2025 hat die dänische Regierung zu der Kampagne bewogen. Auch er hatte zu Zahlungsausfällen geführt.
Wirtschaftsentwicklung: Privater und öffentliche Konsum als Wachstumstreiber
Die dänische Wirtschaftsleistung soll laut EU-Kommission 2025 um 2 Prozent wachsen, im Folgejahr 2026 dann um 2,1 Prozent. Die dänische Zentralbank rechnet mit ähnlichen Werten.
Der private und öffentliche Konsum werden voraussichtlich die Haupttreiber des Wirtschaftswachstums sein. Reallohnerhöhungen von etwa 3 Prozent über die nächsten Jahre dürften die realen Haushaltseinkommen steigern, was wiederum in höheren Konsumausgaben münden sollte. Der Druck auf den Arbeitsmarkt hat sich laut Dänemarks Nationalbank in den letzten Monaten weiter abgeschwächt. Grund hierfür ist eine stabil niedrige Inflationsrate von unter 2 Prozent – Zeichen für eine erfolgreiche geld- und fiskalpolitische Steuerung.
Der Haushaltsüberschuss Dänemarks soll 2025 laut Prognosen der EU-Kommission 2,3 Prozent des BIP erreichen und liegt damit deutlich unter dem Niveau von 2024 mit 4,5 Prozent. Ursachen sind höhere staatliche Konsumausgaben und Investitionen, darunter steigende Verteidigungsausgaben sowie weitere Ausgaben wie finanzielle Unterstützung für die Ukraine. Für 2026 wird ein Haushaltsüberschuss von 1,1 Prozent des BIP und für 2027 von 0,8 Prozent des BIP prognostiziert. Auch damit soll die dänische Wirtschaft in den nächsten Jahren einen Wachstumsschub erhalten.
Die Industrieproduktion dürfte ebenfalls zunehmen und die Wirtschaft ankurbeln. Laut der dänischen Zentralbank sind die lokalen Unternehmen trotz der schwierigen globalen Handelssituation weiterhin investitionsfreudig, da sich das Geschäftsklima durch eine gelockerte Geldpolitik verbessert. Ein Zeichen dafür ist unter anderem die Senkung des Leitzinses auf 1,6 Prozent. Die Wiederaufnahme der Gasförderung in der Nordsee sollte ebenfalls ein reales Wachstum der dänischen Wirtschaft begünstigen.
Exportzahlen stagnieren
Die Warenexporte Dänemarks zeigten laut EU-Kommission im 1. Halbjahr 2025 erhebliche Schwankungen. War die dänische Pharmaindustrie ein wesentlicher Treiber des Exportwachstums der vergangene Jahre, gingen die Exporte des Sektors aufgrund der volatilen US-amerikanischen Zollpolitik 2025 deutlich zurück. Die Konzentration von Wachstum, Arbeitsplätzen und Kapital im Pharmasektor könnte auch künftig ein vulnerabler Punkt der dänischen Wirtschaft sein.
Dänemark ist eines der am heftigsten von den US-Zöllen betroffenen Länder innerhalb der EU, da das Land eng verwobene Handelsbeziehungen zu den USA hat. Für die Zukunft werden nur geringe Wachstumsraten beim Export erwartet, bedingt durch höhere US-Zölle und ein schwächeres globales Handelsumfeld.
Deutsche Perspektive: Bilateraler Handel trägt weiterhin Früchte
Dänemark und Deutschland verbindet eine ungebrochen starke Kooperation – auch wenn die USA als dänisches Exportziel Deutschland seit dem Jahr 2020 zahlenmäßig deutlich überholen. Mit Blick auf die Importe steht Deutschland nach wie vor an erster Stelle: Etwa 18 Prozent aller dänischen Einfuhren stammten laut nationalem Statistikamt Dansk Statistik im Jahr 2024 aus Deutschland. Umgekehrt gingen etwa 13 Prozent aller dänischen Ausfuhren in die Bundesrepublik. Auch der Verband der dänischen Industrie Dansk Industri betont den hohen Stellenwert, den Deutschland als Exportziel für die dänische Volkswirtschaft hat.
Eine bemerkenswerte Übernahme fand im April 2025 statt: DB Schenker, die Logistiktochter der Deutschen Bahn, wurde für 14,3 Milliarden Euro an den dänischen Spediteur DSV verkauft. DSV hatte das beste Angebot und wurde damit zur weltweit größten Spedition gemessen am Volumen und Umsatz. Die Transaktion erfolgte im Zuge von Umstrukturierungen der Deutschen Bahn, die sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren und Schulden abbauen will.
Im Juli 2025 wurde zudem bekannt, dass das pfälzische Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim die Rechte für sein Medikament Spevigo zur Behandlung einer schweren Hauterkrankung an den dänischen Dermatologiekonzern LEO Pharma übertragen hat. In Dänemark soll es kommerzialisiert und weiterentwickelt werden. Boehringer Ingelheim soll eine Vorauszahlung in Höhe von 90 Millionen Euro erhalten, zusätzlich zu Projektfortschrittszahlungen und gestaffelten Lizenzgebühren. Im September 2025 wurde die Übernahme abgeschlossen.