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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Entwicklungszusammenarbeit

Nachhaltige blaue Wirtschaft gewinnt an Aufmerksamkeit bei Gebern

Der Schutz der Ozeane und ihre nachhaltige Nutzung in Entwicklungsländern rückt in den Fokus internationaler Geber. Deutsche Firmen können zur Lösung der Probleme beitragen. 

Von Hélène Pestel | Bonn

Fischereihäfen in Indonesien bauen, die Abfallentsorgung in Ghana verbessern oder einen nachhaltigen Tourismus auf Kap Verde fördern – Geberländer finanzieren vielfältige, mit dem Meer zusammenhängende Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das Ziel: das wirtschaftliche Potenzial des Meeres für die Menschen vor Ort nutzen und die Ozeane schützen.

Was ist die blaue Wirtschaft?

Die blaue Wirtschaft oder Meereswirtschaft umfasst alle wirtschaftlichen Aktivitäten meeresbasierter Industrie sowie alle Naturgüter und Ökosystemleistungen, die das Meer bietet. Darunter fallen sehr diverse Industriezweige wie die Schifffahrt, die Fischerei, die Fischverarbeitung, die Offshore‑Windkraft, die marine Biotechnologie und der Tourismus. Auch Bereiche, die in Verbindung mit dem Schutz der Ozeane stehen, zählen dazu, zum Beispiel die Abfall- und Abwasserwirtschaft.

Das Meer spielt insbesondere für die Wirtschaft von Entwicklungs- und Schwellenländern eine wichtige Rolle. Es schafft Einkommensquellen vor Ort und sichert die Lebensgrundlage vieler Menschen. Der Küstentourismus und die Fischerei zählen zu den wirtschaftlich relevantesten Sektoren für viele Länder.

Geber investieren in eine nachhaltige blaue Wirtschaft

Mit dem Nachhaltigkeitsziel 14 der Vereinten Nationen (VN) "Leben unter Wasser" hat sich die internationale Staatengemeinschaft zum Schutz der Ozeane verpflichtet. Geberinstitutionen und -länder haben das Potenzial der Ozeane für die wirtschafltiche Entwicklung vieler Länder auch erkannt und wollen die nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen fördern.

Die letzten Zahlen der OECD zeigen zwar einen erheblichen Rückgang der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Assistance ODA) für die Meereswirtschaft: Im Jahr 2021 gaben internationale Geber 2,6 Milliarden US-Dollar (US$) aus – im Vorjahr waren es noch 3,5 Milliarden US$. Doch die jüngsten Entwicklungen auf internationaler Ebene deuten darauf hin, dass das Thema stärker in den Fokus internationaler Geber rückt.

Eine Reihe internationaler Konferenzen mit Fokus auf dem Schutz der Ozeane hat 2022 und 2023 stattgefunden. So hat die internationale Gemeinschaft Vereinbarungen zum Schutz der maritimen Ökosysteme, zum Erhalt der Meeresbiodiversität und zur Begrenzung schädlicher Fischereisubventionen verabschiedet. Auf der Konferenz Our Ocean im März 2023 in Panama haben Staaten und private Akteure außerdem 22 Milliarden US$ für die Ozeane zugesagt.

Zunehmend berücksichtigen die Geber nicht nur das wirtschaftliche Potenzial des Meeres für die lokale Bevölkerung, sondern auch Nachhaltigkeitsaspekte. Ihre Investitionen und Aktivitäten konzentrieren sich auf drei Sektoren:

  1. Seeverkehr
  2. Meeresschutz
  3. Fischerei

Bilaterale Geber sind wichtige Finanzierer der blauen Wirtschaft

Bilaterale Geberländer machen den Löwenanteil der ODA für die Meereswirtschaft aus. Im Jahr 2021 haben sie 2 Milliarden US$ dazu beigetragen – das waren mehr als 75 Prozent der weltweiten Entwicklungszusammenarbeit für die Meere. Japan, Deutschland und Frankreich sind traditionell wichtige bilaterale Geber der blauen Wirtschaft.

Die Französische Entwicklungsagentur (AFD) unterstützt unter anderem den Fischereisektor in Indonesien mit knapp 99 Millionen Euro. Mit dem Geld will die indonesische Regierung vier Fischereihäfen modernisieren, um an Effizienz und Nachhaltigkeit zu gewinnen.

Für Deutschland spielt die KfW Entwicklungsbank eine zentrale Rolle in der Förderung der blauen Wirtschaft in Entwicklungsländern. Die KfW unterstützt beispielsweise Tunesien beim Küstenschutz. Die finanzierten Maßnahmen zielen darauf ab, die Versalzung von Böden und Wasserressourcen sowie die Küstenerosion durch entsprechende Infrastruktur vorzubeugen.

Die norwegische Entwicklungsagentur (Norad) hat auch ein umfangreiches Meeres-Portfolio mit Schwerpunkt auf Fischerei und Aquakultur.

Auch multilaterale Entwicklungsbanken investieren in die Meereswirtschaft und den Meeresschutz. So die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mit einem 70 Millionen Euro schweren Projekt zur Dekarbonisierung des maritimen Sektors in der Türkei.

Geschäftschancen für deutsche Unternehmen in der Meereswirtschaft

Die nachhaltige blaue Wirtschaft bietet Geschäftspotenzial für deutsche Unternehmen. Bei der Planung und Umsetzung von meeresbezogenen Vorhaben schreiben die Geberorganisationen die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Das kann der Bau von Hafenanlagen oder die Lieferung von Gütern wie Fischereiausrüstungen sein. Auch Consultingleistungen, zum Beispiel zur nachhaltigen Fischerei oder Wirtschaftsentwicklung von Küstenregionen, sind gefragt.

Internationale Projekte und Ausschreibungen können Sie in der Datenbank von Germany Trade & Invest (GTAI) abrufen.

Der Kampf gegen Plastik ist zentral für gesunde Ozeane und bietet Auftragschancen

Von großer Bedeutung für die Gesundheit der Ozeane ist die Bekämpfung der Meeresverschmutzung. Ursache für die Verschmutzung ist die oft fehlende umweltgerechte Abwasser- und Abfallentsorgung in vielen Ländern. Kunststoffe machen den größten Teil der Abfälle aus, die im Meer landen.

Geber finanzieren deshalb auch viele Projekte im Bereich Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft an Land, mit dem Ziel, die Meeresverschmutzung insbesondere durch Plastikabfälle zu reduzieren. Gerade für deutsche Unternehmen, die in Umwelttechnologien wie Recycling führend sind, können sich Auftragschancen ergeben.

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GTAI informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen aller großen Geberorganisationen im Abfallbereich.

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