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Wirtschaftsausblick | Finnland

Finnlands Wirtschaft soll wieder wachsen

Nach zwei Jahren Rezession dürfte die finnische Wirtschaft 2025 wieder auf Wachstumskurs sein. Impulse gibt der private Konsum.

Von Niklas Becker | Helsinki

Top-Thema: Staatsverschuldung in Finnland nimmt weiter zu

Der Anstieg der finnischen Staatsverschuldung ist rasant: Bis Ende 2026 wird sie 85,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erreichen, prognostizierte die Danske Bank im April 2025. Das Problem: Es gibt nicht nur eine Ausgabenquelle, die für das Defizit verantwortlich ist, sondern ein strukturelles Missverhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben.

Bereits im vergangenen Jahr 2024 ist der öffentliche Schuldenstand auf 82,1 Prozent des BIP gestiegen. Im Jahresvergleich ein Zuwachs um 4,6 Prozentpunkte. Im EU-Vergleich stieg die Verschuldung nur in Rumänien (5,9 Prozentpunkte) und Polen (5,8 Prozentpunkte) stärker. Im Durchschnitt legte die Staatsverschuldung aller EU-Mitgliedstaaten um 0,2 Prozentpunkte zu.

Der Abbau der finnischen Staatsverschuldung steht auf der Prioritätenliste der Regierung. Sie hat bereits eine Reihe von Sparmaßnahmen erlassen. Aus Sicht des Internationalen Währungsfonds seien diese ein wichtiger erster Schritt, allerdings seien zusätzliche Haushaltskonsolidierungen notwendig.

Zusätzlichen Druck auf die öffentlichen Staatsfinanzen wird die von der Regierung Anfang April 2025 angekündigte Erhöhung der Verteidigungsausgaben bis 2029 auf mindestens 3 Prozent des BIP bringen. Im Jahr 2024 gab das Land hierfür 2,4 Prozent aus. Wie die höheren Ausgaben finanziert werden sollen, ist bisher nicht bekannt.

Auch der im April 2025 verabschiedete Finanzplan für die Jahre 2026 bis 2029 dürfte die öffentlichen Finanzen belasten. Zum Beispiel soll durch eine Senkung der Einkommensteuer die Kaufkraft gestärkt werden. Um Investitionen zu fördern, wird der Körperschaftsteuersatz um zwei Prozentpunkte von 20 auf 18 Prozent mit Wirkung zum 1. Januar 2027 gesenkt. Gleichzeitig will die Regierung den Anstieg der finnischen Schuldenquote bis zum Ende ihrer Amtszeit im Jahr 2027 stoppen. Finanziert werden sollen die Vorhaben durch Kürzungen und Steuererhöhungen an anderen Stellen.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum kündigt sich an

Für Finnlands Wirtschaft soll es der Danske Bank zufolge 2025 wieder positive Nachrichten geben. Für 2025 erwartet sie einen Zuwachs des realen BIP um 1,1 Prozent. Unterstützt wird die Prognose von der im April 2025 durchgeführten Konjunkturumfrage des Zentralverbands der finnischen Wirtschaft (EK). Dieser zufolge haben sich die Konjunkturaussichten der finnischen Unternehmen in den ersten Monaten des Jahres leicht verbessert. 

Doch die Unternehmen bleiben vorsichtig: Ein Grund hierfür sind die von den USA angekündigten Zölle. Knapp 60 Prozent der finnischen Exportunternehmen erwarten, dass ihre Ausfuhren in die Vereinigten Staaten sinken werden, wenn diese zusätzliche Zölle einführen.

Laut Danske Bank hätte ein Handelskrieg auch indirekte Folgen für Finnland. Beispielsweise durch die Schwächung der Wirtschaft im Euroraum. Einigen Ökonomen zufolge könnte der Handelskrieg auch dazu führen, dass Finnlands Wirtschaft 2025 in eine Rezession rutscht.

Für die exportorientierte finnische Wirtschaft sind die USA ein wichtiger Markt. 2024 lieferte das nordische Land Waren im Gesamtwert von fast 7 Milliarden Euro in die USA. Das entspricht einem Anteil an den gesamten finnischen Exporten von rund 10 Prozent. Die USA sind damit der drittwichtigste Exportmarkt für Finnland.

Finnlands Industrie exportiert wieder mehr 

Für die finnische Wirtschaft spielt die Auslandsnachfrage eine große Rolle. Sie macht rund drei Viertel der Aufträge in den technischen Industrien aus. Finnlands Industrieunternehmen meldeten im Jahresverlauf 2024 einen starken Rückgang der Bestellungen. Allerdings werden die Exporte 2025 nach zwei Jahren Pause wieder zunehmen, erwartet die Danske Bank.

Höherer Privatkonsum erwartet

Positiv beitragen zum finnischen Wirtschaftswachstum wird der Danske Bank zufolge der Privatkonsum. Dieser soll im Jahresverlauf 2025 wieder zulegen. Entscheidender Grund hierfür sind die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn in Finnland haben Kredite für Immobilien meist einen flexiblen Zinssatz. Die Leitzinssenkungen der EZB werden daher die monatlichen Kreditkosten der finnischen Verbraucher senken und so das verfügbare Einkommen erhöhen.

Baubranche soll Talfahrt beenden 

Finnlands Bruttoanlageinvestitionen werden 2025 nur minimal steigen. In den zwei Jahren zuvor hatte das Land deutliche Rückgänge gemeldet. Ein Grund dafür ist die Rezession in Finnlands Baubranche

Die Danske Bank erwartet, dass der Wohnungsbau in der zweiten Jahreshälfte 2025 wieder anziehen wird. Sinkende Finanzierungskosten und ein rückläufiges Angebot an neuen Wohnungen dürften dazu beitragen. 2026 wird die finnische Baubranche dann auch wieder einen positiven Beitrag zum heimischen BIP leisten.

Deutsche Perspektive: Konjunkturelle Abkühlung auch im bilateralen Handel spürbar

Die schwächere Wirtschaftsentwicklung in Finnland und Europa spiegelt sich auch im deutsch-finnischen Warenhandel wider. Zwischen 2022 und 2024 sank das deutsch-finnische Handelsvolumen um rund 15 Prozent. Dieser Rückgang zeigt sich in vielen Produktgruppen, es gibt aber auch positive Beispiele: So hat das Land im Berichtszeitraum mehr Lebensmittel und Erdölnebenerzeugnisse aus Deutschland importiert.

Eine Belebung der europäischen Wirtschaft wird sich auch auf den deutsch-finnischen Warenhandel auswirken. In der Vergangenheit führte Berechnungen der Exportförderungsagentur Finnvera zufolge ein Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland zu einem Anstieg der finnischen Exporte nach Deutschland um 3,8 Prozent.

Großes Potenzial für eine Intensivierung des Handels der beiden Volkswirtschaften bietet der Bereich Energie. Bereits jetzt verkaufen deutsche Zulieferer für Windkraftanlagen ihre Produkte erfolgreich in Finnland. Der wachsende finnische Fotovoltaik- sowie Wasserstoffmarkt bietet weitere Chancen. Deutsche Maschinen- und Anlagenbauer zählen zu den wichtigsten ausländischen Lieferanten.

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