Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Frankreich | Start-ups

Frankreich ist Start-up-Land

Frankreich verfügt über eines der besten Start-up Ökosysteme Europas. Aber auch in Frankreich bleibt die Finanzierung von Scale-ups schwierig.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Steckbrief Start-ups in Frankreich

    Frankreichs Start-up-Szene ist hochaktiv und international wettbewerbsfähig. Das Universitäts- und Forschungscluster Paris-Saclay gilt neben London als wichtigstes europäisches Innovationszentrum. Die jährlich stattfindende Start-up-Messe VivaTech in Paris hat sich als europäisches Branchenhighlight mit internationaler Strahlkraft etabliert. 

    Start-ups treffen auf eine gut ausgebautes Fördersystem. Staatliche Träger wie die Initiative French Tech und die Banque Publique d'Investissement unterstützen Start-ups aller Wachstumsphasen finanziell und mit Beratung. Unternehmen legen eigenen Förderprogramme auf. Dennoch hapert es noch an der Scale-up-Finanzierung. Deutschland und Frankreich arbeiten gemeinsam daran, das Umfeld für Risikokapital zu verbessern.

     

     

     

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Frankreich - Start-up-Szene auf Weltniveau

    Frankreich ist ein Land mit einer reichen und vielfältigen Gründerszene. Im Jahr 2025 aber leiden Start-ups unter einer Finanzierungsdelle. 

    Start-up-Förderung wird in Frankreich groß geschrieben, mit Erfolg. Rund 16.200 Start-ups waren Mitte 2025 in Frankreich aktiv. Mit Unternehmen wie Doctolib, Blablacar oder Mistral AI hat das Land international bekannte und erfolgreiche Unternehmungen hervorgebracht. Im Juni 2025 zählte der Start-up Tracker Tracxn in Frankreich 32 Unicorns, also Start-ups mit einer Bewertung von mehr als 1 Milliarde Euro. Unternehmen wie der Quantencomputerentwickler Alice & Bob oder das Fintech-Start-up Nabale konnten im 1. Halbjahr 2025 jeweils Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro einfahren. Und das KI-Scale-up Mistral erreicht nach einer Series C Finanzierungsrunde im September 2025 eine Bewertung von knapp 12 Milliarden Euro. 

    Top Start-ups in Frankreich
    Name

    Branche

    Bewertung in Mrd. US-Dollar

    Letzte Finanzierungsrunde

    Mistral AI

    Künstliche Intelligenz

    11,7 (September 2025)

    Series C (September 2025)

    Doctolib

    Gesundheit (IT und Buchungsplattform)

    6,5 (2022)

    Series G (2022)

    Backmarket

    Handel (Technik)

    5,7 (2025)

    Series E (2022)

    Contentsquare

    Analyse digitalen Nutzerverhaltens

    5,6 (2022)

    Series F (2022)

    Verkor

    Produktion Lithium-Ionen-Batterien

    3,7 (2023)

    Series C (2024)

    Voodoo

    App- und Spieleentwicklung

    2,3 (2022)

    Series E (2022)

    Pennylane

    Buchhaltungssoftware

    2,2 (2025)

    Series D (2025)

    Blablacar

    Transport

    2,0 (2024)

    Series E (2024)

    Pigment

    Finanzplanungssoftware

    1,0 (2024)

    Series D (2024)

    Quelle: Tracxn 2025

    Start-up-Land Frankreich

    Aber auch unterhalb der Milliardenbewertung gilt Frankreich als Start-up-Land par Excellence. Die französische Start-up-Szene profitiert von einem gut ausgebauten staatlichen und unternehmerisch mitgetragenem Start-up-Ökosystem. So konnte sich Frankreich zu einer der international führenden Start-up-Nationen der Welt entwickeln. Der Startup Ecosystem Report von StartupBlink setzt Frankreich 2025 auf Rang 8, eine Position hinter Deutschland. Noch 2021 lag Frankreich auf Rang 12. 

    French Tech-Initiative im Zentrum des Förder-Ökosystems

    Dreh- und Angelpunkt der französischen Start-up-Förderung ist die French Tech Initiative. Die gut organisierte und vermarktete French Tech-Förderung fokussiert sich auf technologische Innovation und richtet sich vor allem an Deep-Tech-Start-ups.

    Durch ihre regionalen Untergruppen landesweit vertreten, führt die French Tech Initiative die Vielzahl von privaten und öffentlichen Förderangeboten unter einer Dachmarke zusammen. Die 17 regionalen Ableger "Capitales French Tech"  bilden lokale Ökosysteme, in denen öffentliche, vor allem aber private Initiativen Jungunternehmen in allen Wachstumsphasen unterstützen.

    French Tech: Förderprogramme

    1. French Tech Next40/120: Programm zur Scale-up-Förderung
    2. French Tech 2030: Förderung von Start-ups im Bereich Digitalisierung
    3. Je choisis la French Tech: Selbstverpflichtung zur Beschaffung von / Einkauf bei Start-ups
    4. French Tech Rise: Sicherung des Zugangs zu Finanzmitteln auch an unterrepräsentierten Standorten
    5. French Tech Tremplin: Förderung unterrepräsentierter Gründer

    Und die privat getragene France Digitale ist gerade im Bereich Künstliche Intelligenz und Digitalisierung bedeutende Interessenvertretung und Förderinstitution. 

    Die Banque Publique d'Investissment (BPI) bildet das finanzielle Rückgrat der Start-up-Förderung und unterstützt Start-ups durch individualisierte finanzielle Förderung. Daneben bietet die BPI persönliche Begleitung bei allen Fragen, die bei Aufbau und Ausbau einer Start-up-Geschäftsidee von Bedeutung sind. Und das von der BPI verwaltete Innovationsförderprogramm France 2030 fördert technologische Disruptionen durch Ausschreibungen und Wettbewerbe. 

    Aber auch französische Großunternehmen sind umfassend in der Start-up-Förderung engagiert. Französische und auch ausländische Konzerne wie Air Liquide, Thales oder Siemens, Bosch und Microsoft sind auf der Suche nach neuen Technologien, Ideen und Talenten. Sie legen branchenbezogene Start-up-Förder- und Finanzierungsprogramme, aber auch Investmentfonds auf, um Jungunternehmen in der Entwicklungs- und Industrialisierungsphase zu unterstützen. 

     

    Auswahl an Inkubatoren in Frankreich
    Name

    Fokus

    Anmerkungen

    Station F

    übergreifend

    Größter Inkubator der Welt, Paris

    PariSanté Campus

    Gesundheit

    Inkubator und Forschungscluster, Paris

    Le Village by CA

    übergreifend

    Inkubator und Accelerator mit Einrichtungen in Gesamtfrankreich, Luxemburg und Italien

    Inria Start-up Studio

    übergreifend, Deeptech

    Inkubator mit Einrichtungen in Gesamtfrankreich

    Agoranov

    Industrie & Greentech, Digitalisierung und Gesundheit

    Inkubator in Paris

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

     

    Auswahl an Acceleratoren in Frankreich
    Name

    Fokus

    Anmerkungen

    Agoranov

    Industrie, Greentech, Gesundheit

     

    PariSanté Campus

    Präventive Gesundheitsanwendungen; Digital Health

     

    Hub612

    Technologie-Start-ups (Lyon)

    Accelerator der Caisse d'Epargne Rhône-Alpes

    M Accelerator

    Kreativwirtschaft, Meereswirtschaft, Gesundheit, Stadtplanung (Marseille)

     

    Französisch-Bayerischer Accelerator

    Start-ups und kleine und mittlere Unternehmen im Bereich industrielle Anwendungen 

    Gemeinsame Initiative von BaystartUp, BPI France und dem französischen Wirtschaftsministerium; Unterstützung französischer und bayerische Start-ups und kleiner und mittlerer Unternehmen bei der Internationalisierung 

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Paris-Saclay international anerkannte Gründerhochburg 

    Wichtigstes Gründerzentrum des Landes ist mit Abstand die Region Paris. Mit dem Universitäts-  und Forschungscluster Paris-Saclay vor den Toren der Hauptstadt hat Frankreich einen Start-up-Hub von Weltrang hervorgebracht. 

    Unternehmen wie Safran, Servier, EDF oder Danone betreiben in Paris-Saclay Forschungs- und Entwicklungslabore. Und die vor Ort angesiedelten Universitäten und Forschungseinrichtungen wie INREA und das CEA legen eigene Start-up-Förderungen auf. Ziel ist, Forschung und Entwicklung sowie Ausgründungen aus den eigenen Reihen voranzutreiben. Die 21 Inkubatoren und Acceleratoren des Clusters unterstützen Start-ups in den Schwerpunktsektoren Luftfahrt, Sicherheit und Verteidigung, Gesundheit und Biotechnologie, Künstliche Intelligenz und digitale Technologien.

    Aufgrund seiner Stärke im Bereich Künstlicher Intelligenz und Finanzierungsmöglichkeiten hat sich Paris beim internationalen Ecosystems Ranking 2025 von Startup Genome auf Rang 12 vorarbeiten können. Neben London ist Paris das einzige europäische Zentrum, das es unter die Top 15 dieses Rankings geschafft hat. Deutschland ist mit Berlin (Rang 24) und München (Rang 34) zumindest zweimal unter den Top-40 vertreten.

    Regionen fokussieren sich auf industrielle Schwerpunkte

    Aber die Start-up-Szene konzentriert sich nicht nur auf Paris. Landesweit existieren starke lokale Start-up-Ökosysteme mit regional unterschiedlichen industriellen Schwerpunkten. In Grenoble, Zentrum der französischen Halbleiterindustrie, entwickeln sich Start-ups aus den Bereichen Photonik und Quantentechnologie. Toulouse und Bordeaux sind Schwerpunkt von Start-ups der Luft- und Weltraumindustrie. Rund um Lyon konzentriert sich eine auf den Chemiebereich ausgerichtete Start-up-Szene, und Rennes und Lille legen den Schwerpunkt auf Cybersecurity. 

    Französische Tech-Events für die internationale Start-up-Szene

    Auf der VivaTech hat die französische und internationale Start-up-Szene Gelegenheit, sich zu präsentieren und die neuesten Technologietrends vorzustellen. Die jährlich in Paris stattfindende Start-up-Messe hat sich als europäisches Branchenhighlight etabliert. Deutschland ist als einziges Ausstellungsland mit einem binationalen Stand, dem French-German Tech Lab, vertreten. 

    Aber auch Messen wie die Umweltmesse Pollutec oder Events wie der hellotomorrow Global Summit oder ChangeNow bieten wichtige Plattformen für lokale und internationale Start-ups und Investoren. 

    Finanzierung wird schwieriger

    Trotz dieser umfangreichen Förderung treffen Start-ups 2025 auf ein schwierigeres Umfeld als in den vergangenen Jahren. Im 1. Halbjahr 2024 konnten Start-ups noch 4,4 Milliarden Euro einwerben. Mit 2,8 Milliarden Euro aber fielen die Finanzierungsrunden des 1. Halbjahres 2025 deutlich bescheidener aus. Die Finanzierung gerade junger Start-ups trocknet aus. 

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Starke Anschubfinanzierung, aber dünne Luft beim Scale-up

    Start-ups in der Gründungsphase finden vielfältige Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten. Schwieriger wird es beim Scale-up.

    Frankreichs finanzielles Fördersystem ist diversifiziert und gut aufgestellt. Dies gilt insbesondere für junge Start-ups in der Gründungs- und Reifephase (Pre-Seed und Seed). Auch im Bereich Scale-up existiert ein gut ausgebildetes privates und staatliches Fördersystem. Allerdings reichen die einsetzbaren Scale-up-Mittel lange nicht an amerikanisches Niveau heran. Die deutsche und französische Regierung arbeiten daran, ein international wettbewerbsfähigeres Finanzierungssystem zu etablieren. 

    Die staatliche Förderbank Banque Publique d'Investissement (BPI) ist wichtigster Akteur gerade bei der Anschubfinanzierung von Start-ups. Regionen und regionale Wirtschaftsförderagenturen und Forschungsinstitutionen haben lokale Förderökosysteme geschaffen, die zum Teil durch die BPI mitfinanziert werden. Und gerade die großen, international tätigen Unternehmen des Landes legen eigene Start-up-Förderprogramme und Investmentfonds auf, auch um die eigene Entwicklung voranzutreiben. 

    Die Banque Publique d'Investissement unterstützt mit Rat, Tat und Geld

    Die staatliche Banque Publique d`Investissement (BPI) steht im Zentrum der Start-up-Förderung. Die junge und agile Förderbank bietet Jungunternehmen finanzielle, aber auch praktische Begleitung. Die Start-up-Förderung im Rahmen des Innovationsprogramms France 2030 ist ebenso bei ihr angesiedelt wie ein umfassendes Portfolio eigener Förderprogramme. Zudem kooperiert die BPI eng mit regionalen Trägern oder Start-up-Förderinstitutionen wie der French Tech oder France Digitale. 

    Die BPI fördert branchenübergreifend, legt aber den Förderschwerpunkt auf industrielle Start-ups und innovative Deep Tech-Unternehmen. Insbesondere die im Rahmen des Innovationsförderprogramms France 2030 geförderten Sektoren wie Mobilität, Luft- und Raumfahrt, Energie, Green Tech und Digitalisierung stehen im Mittelpunkt der BPI-Förderung. 

    Start-ups von der Pre-Seed-Phase bis zum Scale-up finden auf ihre Bedarfe angepasste Förder- und Finanzierungsprogramme. Bourse French Tech/French Tech Emergence zählt zu den wichtigsten Einstiegsprogrammen. Für spätere Projektphasen bietet die Bank beispielsweise zinsfreie Kredite für Forschung und Entwicklung. Je nach Entwicklungsstadium beteiligt sich die BPI auch direkt durch eigene Risikokapitalfonds. Zudem investiert die BPI über den mit 21,5 Milliarden Euro ausgestatteten Fonds de Fonds in ausgewählte Partnerfonds. 

    Ausgewählte BPI Förderprogramme 

    Die BPI koordiniert zudem die Ausschreibungen und Wettbewerbe im Rahmen des mit insgesamt 54 Milliarden Euro dotierten Innovationsförderprogramms France 2030. 

    Die BPI-Förderung ist nicht an die Nationalität von Gründern oder Start-ups gebunden. Damit können sich grundsätzlich auch deutsche Start-ups bewerben. Voraussetzung ist allerdings, dass das Start-up in Frankreich angesiedelt ist und seine wirtschaftliche und technologische Entwicklung zumindest auch in Frankreich vorantreibt. 

    Niedrigschwellige Förderung in den Regionen 

    Gerade Start-ups in der Anfangsphase finden gezielte Unterstützung durch niedrigschwellige regionale und lokale Förderangebote. Wirtschaftsförderagenturen wie Rising Sud in der Region Provence-Côtes-d'Azur oder regionale Start-up-Förderprogramme wie "Innov'up" (Île-de-France) oder Grand Est Start Up (Grand Est) unterstützen bei den ersten unternehmerischen Schritten. Zudem binden sie Jungunternehmen in das lokale wirtschaftliche und Forschungsökosystem ein. Und die French Tech hat ihre eigenen lokalen Vertretungen, die Start-ups einen Weg durch den Förder- und Verwaltungsdschungel zeigen. 

    Große Branchenverbände legen eigene Förderprogramme auf, um ihren Branchen-Start-ups sektorspezifische Unterstützung geben zu können. So kooperieren der Verband France Chimie und die BPI im Rahmen des Start-up-Förderclusters "Chemtech". Ziel ist es, Branchen-Start-ups Zugang zu Branchenunternehmen, Investoren, Finanzierung und Forschung zu ermöglichen. Fermes Leader, die auf Agritech fokussierte Tochter des landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbandes Invivo, hilft in- aber auch ausländischen Agri-Tech Start-ups dabei, ihre Lösungen auf französischen Flächen zu erproben und zu vermarkten. Zudem fördern Universitäten und Forschungsinstitutionen wie INREA oder das CEA gezielt Ausgründungen aus der eigenen Forschung. 

    Corporate Finance und Venture Capital für ein schnelles Wachstum

    Corporate Finance ist auch in Frankreich wesentliches Finanzierungsmittel in der Wachstums- und Aufbauphase. Unternehmen legen ihre eigenen Investmentfonds auf, um Talente und Ideen zu fördern und sie gegebenenfalls in ihre Geschäftsfelder zu integrieren. Auch deutsche Firmen wie Bosch und Siemens investieren über ihre Fonds in französische Start-up-Hoffnungen. So beteiligt sich Bosch Ventures am Photonik-Start-up Scintil Photonics. Unternehmensunabhängige Venture Capital Fonds treiben die Entwicklung französischer Start-ups und Scale-ups gezielt voran.

    Internationale VCs in Frankreich hochaktiv
    Venture Capital Fonds

    Fokus

    AXA Venture Partners

    Software, Fintech/Insurtech, Digital Health, Consumer Tech

    Blackfin Capital Partners

    Fintech, Financial Services

    Cathay Capital

    Consumer/Service, Digital/Media, Healthcare, Industrie, Software/Big Data, AI/Mobility

    NextStage

    Digital

    Singular VC

    Fokus auf Series A

    Kima Ventures

    Pre-Seed und Seed

    Partech

    Seed bis Series D

    BPI France

    übergreifend

    Quelle: Recherche Germany Trade & Invest 2025

    TIBI-Initiative soll Scale-ups vorantreiben

    Geht es an die Skalierung, wird es auch für französische Start-ups schwieriger. Um die Finanzierungslücke zu schließen, hat die französische Regierung 2019 die "TIBI-Initiative" ins Leben gerufen. Im Rahmen dieser Initiative verpflichten sich Unternehmen und institutionelle Investoren, direkt oder indirekt über Fonds in Technologie-Start- und Scale-ups zu investieren. Französische, aber auch internationale Unternehmen wie die Allianz-Gruppe, Mérieux Développement oder Pfizer beteiligen sich. Bis Ende 2026 sollen so insgesamt 15 Milliarden Euro an Venture Capital eingeworben werden. Ende März 2025 waren laut der federführenden Direction générale du Trésor bereits 12,5 Milliarden Euro bereitgestellt worden.  

    Um auch auf europäischer Eben eine Finanzierung von Scale-ups zu sichern, haben Deutschland und Frankreich im Juli 2025 eine gemeinsame Task Force gegründet. Diese soll bis Jahresende 2025 Vorschläge machen, wie die Finanzierung europäischer Wachstumsunternehmen gestärkt werden kann. 

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Markteintritt mit Hindernissen

    Frankreich ist für deutsche Start-ups interessant. Im Detail aber ist Frankreich nicht immer ein einfacher Markt. Die USA locken mit einer besseren Finanzierung. 

    Die deutsch-französische Zusammenarbeit wird im Bereich Start-ups großgeschrieben. Dies zeigt sich nicht zuletzt auf der jährlich im Juni stattfindenden Start-up-Messe VivaTech in Paris. Auf dem French-German-Tech-Lab, dem einzigen binationalen Pavillon der VivaTech, präsentieren sich jedes Jahr eine Vielzahl deutscher und französischer Start-ups, Forschungseinrichtungen und Förderinstitutionen gemeinsam. Dennoch ist der Sprung über die Grenze für deutsche Start-ups nicht immer einfach.

    Scale-ups erobern Frankreich

    Zwar weiten gerade große deutsche Start-ups ihre Aktivitäten nach Frankreich aus. Das 2019 gegründete Fintech Trade Republic ist bereits seit 2021 auf dem französischen Markt aktiv. Seit Beginn des Jahres 2025 hat Trade Republic eine französische Vollbanklizenz. Damit kann die Neobank seinen französischen Kunden nicht nur eine französische IBAN bieten, sondern auch die Sicherheit, durch die französische Finanzaufsicht reguliert zu werden. 

    Das Rüstungs-Start-up Helsing engagiert sich ebenfalls in Frankreich. Helsing kooperiert mit dem französischen KI-Start-up und ChatGPT-Pendant Mistral AI sowie dem französisch-amerikanischen Weltraum-Start-up Loft Orbital. 

    Und das New Space-Unternehmen The Exploration Company ist mit Ansiedlungen in Bordeaux und München seit dem Start der Unternehmung binational aufgestellt. Denn, wenn man große Dinge erreichen möchte, muss von Beginn an europäisch gedacht werden, zeigt sich die Start-up-Chefin Hélène Huby im Wirtschaftssender BFMTV überzeugt.   

    Frankreich ist auch für kleinere Start-ups attraktiv, aber schwierig

    Gerade in der Hochtechnologie wie in den Bereichen Quanten, künstliche Intelligenz oder Photonik interessieren sich deutsche Unternehmen und Start-ups für den französischen Markt, auch angesichts einer hochinnovativen Forschungslandschaft. Wirklich Fuß zu fassen in Frankreich, ist gerade für kleinere Start-ups, die sich noch in der Aufbau- und Reifephase befinden, schwierig. 

    Zwar sind das französische Start-up-Fördersystem und der französische Gesamtmarkt auch aus deutscher Sicht attraktiv. Beim Markteintritt aber stehen deutsche Start-ups vor ähnlichen Problemen wie klassische Unternehmen, die in Frankreich aktiv werden wollen. Die Sprachbarriere ist nur mit Englisch schwer zu überbrücken. Es braucht französische Mitarbeitende. Und vor allem muss das Produkt an die französischen Bedarfe, auch an die regulativen Vorgaben des französischen Marktes angepasst werden. 

    Deutsch-französische Medizintechnikverbände fordern Harmonisierung

    Gerade in hochregulierten Bereichen wie der Medizintechnik und Digital Health stellen die Vorgaben des Nachbarlandes deutsche Start-ups vor Probleme. Denn für die Zulassung und vor allem Vergütung von medizintechnischen und Digital-Health-Produkten gelten national unterschiedliche Zertifizierungs- und Erstattungsverfahren. 

    Im September 2025 haben daher vier deutsche und französische Branchenverbände und 29 Start-ups aus Frankreich und Deutschland einen einheitlichen europäischen Bewertungsrahmen für digitale Medizinprodukte bereits ab 2026 gefordert. Ziel ist ein schnellerer, sicherer und gerechter Zugang zu digitalen Gesundheitsinnovationen in Europa. 

    Europa muss Finanzierung erleichtern

    Deutsche Start- und Scale-ups gerade im Bereich Deeptech, die auf massive Finanzierungen ausgerichtet sind, orientieren sich ohnehin eher in Richtung Vereinigte Staaten. Denn sowohl der Markteintritt als auch die Finanzierung war bislang in den USA einfacher, als dies in Europa der Fall ist. Ob sich hieran unter Trumps erratischer Einwanderungspolitik etwas ändert, bleibt abzuwarten. 

    Deutschland und Frankreich zumindest haben das Problem erkannt und im Juli 2025 die FIVE-Initiative aufgelegt. Ziel ist, in Europa den Zugang zu Kapital für wachstumsstarke Scale-ups zu verbessern. Bis Ende des Jahres 2025 soll eine Taskforce Vorschläge vorbereiten, wie Start-ups und Scale-ups notwendige Finanzmittel für Wachstum und Innovation erhalten können. 

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Kontaktadressen

     

    Bezeichnung

    Anmerkung

    AHK FrankreichDeutsch-französische Handelskammer; Co-Organisator des French German Tech Labs auf der Start-up-Messe Vivatech
    BPI FranceStaatliche Investitionsförderbank
    French TechStaatliche Start-up Dachorganisation
    France DigitaleStart-up-Verbund aus Start-ups, Unternehmen und Risikokapitalgebern
    VivatechStart-up Leitmesse, Paris, 17. bis 20.6.2026

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.