Charakteristisch für Polens Start-up-Förderung ist die Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Fonds. Einige internationale Geldgeber kommen darüber hinaus aus Deutschland.
  
Der wichtigste Kapitalgeber in Polens Start-up-Landschaft ist die staatliche Fördergesellschaft PFR (Polski Fundusz Rozwoju) mit ihrer Investitionstochter PFR Ventures. Sie verteilt staatliche Mittel sowie EU-Fördergelder an private Wagniskapitalgesellschaften (Venture Fonds). Diese investieren das öffentliche Kapital gemeinsam mit eigenen Mitteln in Start-ups.
Zu den größeren privaten Partnern von PFR Ventures gehören Kapitalgesellschaften wie Credo Ventures, Hard2beat, Movens Capital und Tar Heel Capital Pathfinder. Während die Venture Fonds international investieren, gehen die Kapitalbeteiligungen des PFR fast ausschließlich an polnische Start-ups.
Ein weiterer staatlicher Finanzierungspartner ist die Förderbank BGK (Bank Gospodarstwa Krajowego), die mit der deutschen KfW vergleichbar ist. Anders als PFR Ventures investiert BGK über ihre Fondsgesellschaft Vinci direkt in Start-ups. Neben PFR und BGK zahlt auch das staatliche Wissenschaftszentrum NCBR (Narodowe Centrum Badań i Rozwoju) Fördermittel an Start-ups, wenn sie ihre Forschungsergebnisse kommerzialisieren.
Ohne die Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Fonds hätten viele Jungunternehmen ein Finanzierungsloch. Öffentlich-private Investitionen machen bis zu 60 Prozent aller polnischen Investitionen in Start-ups aus.
Beteiligungen an deutschen Gründern
Fonds in Polen konzentrieren sich auf Jungunternehmen, die am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Während dieser sogenannten Seed-Phase erstellen Start-ups einen Prototyp für erste Markttests. Gemessen an der Zahl der Transaktionen in Polen gehen mehr als zwei Drittel aller Investitionen von Venture Fonds an Start-ups in der Seed-Phase. Spätere Wachstumsphasen finden seltener einen Investor, da sie mit höherem Kapitalbedarf verbunden sind.
Als zusätzliche Hürde gilt in Polen der schwach entwickelte Markt für Corporate Venture Capital (CVC) - also Wagniskapitalfonds, die von Industrieunternehmen betrieben werden. In Westeuropa haben CVC-Fonds einen festen Platz: Unternehmen wie BMW oder Henkel unterhalten eigene Investmentvehikel. In Polen ist Orlen VC, der CVC-Fonds des staatlichen Energiekonzerns Orlen, der größte seiner Art. Mit einer Kapitalisierung von rund 100 Millionen Euro bleibt sein Volumen jedoch überschaubar.
Bemerkenswert ist, dass Orlen VC auch in internationale Start-ups investiert, etwa in das deutsche Unternehmen Circunomics, eine Plattform für das Second-Life-Management großer Batterien. Neben Orlen zeigen weitere polnische Energieunternehmen Interesse an Lösungen aus Deutschland. So hält die Investitionsgesellschaft des Stromerzeugers PGE Anteile am Berliner Start-up Solytic, das Software zur Überwachung von Fotovoltaikanlagen entwickelt. Auch Swobbee, ein Anbieter von Wechselstationen für E-Scooter- und E-Bike-Batterien, gehört zum Portfolio von PGE. Weitere CVC-Fonds betreiben der polnische Chemiekonzern Qemetica sowie der Maschinenbauer TDJ.
Zur Förderung des CVC-Markts in Polen hat PFR Ventures ein eigenes Programm aufgelegt. Der PFR CVC Fonds stellt insgesamt 85 Millionen Euro bereit, um mit Unternehmen CVC-Fonds zu entwickeln. Dabei übernimmt PFR CVC bis zu 60 Prozent des eingebrachten Kapitals, erhält im Erfolgsfall jedoch nur 40 Prozent der Gewinne - der Rest verbleibt beim beteiligten Unternehmen.
Mehr Geld für Spitzentechnologie
Es ist nicht das einzige neue Förderinstrument von PFR. Im Mai 2025 erhielt der Fonds 71 Millionen Euro aus dem polnischen Finanzministerium, um Deep-Tech-Start-ups zu fördern. Gemeint sind Jungunternehmen, die an hochtechnischen Lösungen mit langer Entwicklungszeit arbeiten. Auch Dual-Use-Produkte werden gefördert, also Technologien, die sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich eingesetzt werden können.
Wie bereits bei PFR Ventures gehen die Deep-Tech-Gelder an private Venture Fonds, die ihrerseits in Start-ups investieren. Die privaten Investoren stellen laut Finanzministerium weitere 71 Millionen Euro bereit. Kritiker bemängeln, dass vergleichbare Deep-Tech-Fonds in Frankreich und Deutschland über deutlich größere Budgets verfügen.
Neben dem Kapital von staatlichen und privaten Akteuren spielen internationale Investoren eine wichtige Rolle in der polnischen Start-up-Szene. Deutsche Venture-Capital-Gesellschaften sind in Polen auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. So haben etwa der High-Tech-Gründerfonds aus Bonn, Capnamic aus Köln und Cherry Ventures aus Berlin in polnische Jungunternehmen investiert. Hervorzuheben ist auch der Berliner Fonds Sunfish, der sich fast ausschließlich auf Investitionen in polnische Start-ups konzentriert und dafür Kapital von PFR Ventures erhält.
Förderung des Start-up-Ökosystems
Zusätzlich zu den Beteiligungen über Venture Fonds unterstützt PFR die polnische Gründerszene mit Zuschüssen für Acceleratoren und Inkubatoren. Diese Programme bieten Start-ups Zugang zu Schulungen, Arbeitsräumen sowie Netzwerken mit potenziellen Kunden und Investoren. Die zentrale Fördermaßnahme in diesem Bereich ist "Startup Booster Poland".
Insgesamt 17 thematisch spezialisierte Acceleratoren qualifizierten sich für eine Förderung bei der PFR-Tochtergesellschaft PARP (Polnische Agentur für Unternehmensentwicklung). Start-ups können sich bei den jeweiligen Acceleratoren bewerben. Gleichzeitig winkt den Jungunternehmen ein Zuschuss von bis zu 95.000 Euro. Deutsche Unternehmen engagieren sich als Technologiepartner: So ist etwa der Sensorhersteller Balluff ein Unterstützer des Concordia Design Accelerators in Wrocław, während sich Rossmann am Programm StartSmart CEE in Warschau beteiligt. Internationale Start-ups können an den Acceleratoren teilnehmen, wenn sie ein Büro in Polen eröffnen.
Auswahl an Acceleratoren in Polen| Name | Fokus | Anmerkungen | 
|---|
| SCALAB | Automation, Robotik | Unterstützt Start-ups auch bei Expansionen in die USA | 
| Deeptech Akcelerator | Gesundheit, Lebensmittel | Förderprogramm in Südostpolen | 
| INDUSTRYLAB III | Automation, Robotik | Fokus auf Kontaktanbahnung mit Geschäftspartnern und Expansion nach Deutschland | 
| Startup Hub: Poland Booster | Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit | Bereitet Start-ups unter anderem für die Expansion in Mittelosteuropa vor | 
| Concordia Design Accelerator | E-Commerce, Industrie 4.0 | Das deutsche Unternehmen Balluff ist Partner des Accelerators | 
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
 
Analog zu "Startup Booster Poland" gibt es ein Programm für Inkubatoren und Acceleratoren in strukturschwachen Regionen Ostpolens. Es heißt "Startplattformen für neue Ideen". Insgesamt sechs Initiativen haben sich für eine Förderung qualifiziert, darunter Mazovian StartUPolis in Radom und HugeTech Revolution in Rzeszów.
 Von Christopher Fuß
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Warschau