Branchen | Griechenland | Landwirtschaft
Branchenstruktur
Kleinbäuerliche Betriebsformen, geringer Mechanisierungsgrad und zahlreiche kleine Zulieferer prägen die landwirtschaftliche Struktur.
18.10.2023
Von Michaela Balis | Athen
Oliven und Obst sind wichtigste landwirtschaftliche Produkte
Die Landwirtschaft (inklusive Forstwirtschaft und Fischerei) trägt mit knapp 4 Prozent zum griechischen Bruttoinlandsprodukt bei. Damit ist die Bedeutung des Sektors relativ gering, hinter den Dienstleistungen inklusive Handel (39 Prozent), dem Grundstücks- und Wohnungswesen (12 Prozent) und der Industrie (15 Prozent).
Knapp 40 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche entfällt auf Wiesen und Dauergrünland. Ackerland macht weitere 33 Prozent aus. Früchte und Gemüse sind die wichtigsten Agrarprodukte gemessen am Produktionswert mit einem Anteil von etwa 40 Prozent. Viehzuchtprodukte und Produkte tierischer Herkunft haben einen Anteil von etwa 25 Prozent, so das griechische Institut für Wirtschafts- und Industrieforschung (IOBE) in seiner Studie „Der Beitrag des Inputs zur landwirtschaftlichen Produktion und die Zukunft des Agrarsektors in Griechenland“ vom Oktober 2020.
Olivenbäume, und damit die Olivenölproduktion, sind der wichtigste landwirtschaftliche Sektor mit einem Anteil an der gesamten Ackerfläche von fast 50 Prozent. Dicht dahinter folgen mit einem Anteil von 42,2 Prozent Weizen-, Mais- und Gerstenfelder. Unter den Früchten sind neben Weintrauben, Zitrusfrüchte vorrangig Apfelsinen sowie Pfirsiche und Nektarinen bedeutend, gemessen an ihrer Anbaufläche.
Kennziffer | 2022 |
---|---|
Einwohner (Mio.) | 10,5 |
Ackerfläche (Mio. ha, 2021) | 1,7 |
Landwirtschaftliche Fläche (Mio. ha) | 5,1 |
Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %) | 3,9 |
Exporte Agrargüter in Mrd. Euro (SITC 0) | 6,9 |
Kleinteilige Landwirtschaft ist vorherrschend
Kleinbäuerliche Betriebsformen sind in Griechenland vorherrschend. Die durchschnittliche Größe der Agrarbetriebe liegt zwischen 5 und 6 Hektar. Im überfluteten Thessalien sind die Landstücke größer und betragen etwa 25 Hektar pro Betrieb. Etwa 75 Prozent der Agrarbetriebe zählt bis zu fünf Hektar. Etwa ein Drittel der Betriebe sind in den Händen von Landwirten im Alter von über 65 Jahren, die Neuerungen gegenüber eher zurückhaltend sind.
Agrarbetriebe (in Hektar, 2020) | Anzahl der Betriebe | Anteil in Prozent |
---|---|---|
Insgesamt | 530.680 | 100 |
> 2 | 252.740 | 47,6 |
von 2 bis 4,9 | 140.230 | 26,4 |
von 5 bis 9,9 | 71.080 | 13,4 |
von 10 bis 19,9 | 37.250 | 7,0 |
von 20 bis 29,9 | 13.460 | 2,5 |
von 30 bis 39,9 | 10.180 | 1,9 |
von 40 bis 99,9 | 4.760 | 0,9 |
über 100 | 980 | 0,2 |
Griechenlands Lebensmittelindustrie ist ausbaufähig
Die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie ist die wichtigste Branche des verarbeitenden Gewerbes in Griechenland und trägt mit fast einem Drittel zur Bruttowertschöpfung bei. Rund 28 Prozent der gesamten Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes fallen in diesen Bereich.
Die Chancen für den Ausbau der Lebensmittelindustrie über deutsch-griechische Joint Ventures oder Aufkäufe stehen gut. Dabei können traditionelle oder innovative Produkte für den deutschen Markt oder den globalen Handel produziert werden.
Deutschland ist ein wichtiger Lieferant von Agrarchemikalien
Düngemittel werden vorrangig aus Ägypten, Deutschland und Belgien importiert. Russland steht an fünfter Stelle in der Rangordnung der Lieferanten. Die russischen Importe lagen im Jahr 2022 und trotz des Ukrainekriegs 80 Prozent über dem Niveau von 2019.
Bei Rohdünger stehen der Libanon, Algerien und Italien an der Spitze der Importe. Auf dem Markt sind unter anderem die deutschen Produzenten BASF, Compo und K+S Kali vertreten.
Mehr als 2.700 Unternehmen produzieren oder vertreiben Düngemittel, etwa zehn Prozent davon sind im Bereich der organischen Düngemittel tätig. Die Unternehmen mischen vor Ort importierte Rohstoffe. Gemäß den Angaben des Marktberatungsunternehmens Icap Crif produzierten 2021 insgesamt 64 Gesellschaften Düngemittel. Die inländische Düngerproduktion deckt rund die Hälfte des Bedarfs im Land. Die Produktion von inländischen Düngemitteln (SITC 56) legte im Jahr 2022 um rund ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr zu.
Unternehmen | Sparte (NACE) | Umsatz 2022 |
---|---|---|
Violar S.A. | 01631) | 214,3 |
Markou K.B. S.A. | 0163 | 175,6 |
Karagiorgos Cotton Industry S.A. | 0163 | 144,2 |
Kapa Sigma Vamvakourgia S.A. | 0163 | 117,3 |
Ekkokistiria Livadeias Agelousis | 0163 | 58,0 |
Thrakika Ekkokistiria | 0163 | 55,8 |
Avgi Ltd. | 0163 | 52,5 |
Siarkos | 0163 | 47,8 |
Wonderplant | 01132) | 45,6 |
G&P Ginners | 0163 | 43,5 |
Etwa 28 Unternehmen sind in der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln tätig, so Icap Crif (Stand 2021). Rund 2.700 Gesellschaften verkaufen Pflanzenschutzmittel. Produkte aus Frankreich, Deutschland und Spanien dominieren den Markt. Die deutsche Gesellschaft BASF Hellas S.A. nimmt eine führende Position auf dem Markt für Agrarchemikalien und Saatgut ein.
Saatgut wird zum größten Teil aus Italien, den Niederlanden und Deutschland eingeführt. Laut IOBE sind etwa 130 Unternehmen im Register für die Produktion von Saatgut eingetragen (Stand 2019).
In Griechenland gibt es eine kleine aber bedeutende Produktion für Landmaschinen, zum Beispiel von Erdverarbeitungsmaschinen, Pflanzenschutzgeräte, insbesondere Feldspritzen und Treibhaustechnik.
Es fehlt an Landarbeitenden
Rund 10 Prozent der griechischen Arbeitnehmer sind in der Landwirtschaft (inklusive Forstwirtschaft und Fischerei) tätig. Ein Fachkräftemangel macht sich in der Landwirtschaft breit. Weniger Landarbeiter bedeutet auch geringere Produktion.
Bei der Suche nach Landarbeitern steht Griechenland in Konkurrenz zu anderen Ländern, die häufig höhere Löhne bieten oder für eine schnellere Abwicklung der Verfahren für eine Aufenthaltserlaubnis im Land sorgen. Mit der Coronapandemie fielen viele ausländische Landarbeiter weg, da sie in ihre Heimatländer zurückkehrten. Die griechische Regierung arbeitet an Lösungen, um Arbeiter aus Drittländern, beispielsweise aus Indien, Thailand und Vietnam, ins Land zu holen. Traditionell stammen die Landarbeiter aus Ägypten, Albanien oder Bangladesch. Jedes Jahr werden rund 180.000 Landarbeiter benötigt.