Special | Griechenland | EU-Förderung
Förderung im Rahmen der Kohäsionspolitik
Im Zuge der ergänzenden Kohäsionsförderung, nutzt Griechenland die Mittel, um moderner und digitaler zu werden. Investitionen fließen auch in den Klimaschutz.
25.06.2025
Von Michaela Balis | Athen
Neben dem EU-Aufbaufonds stehen Griechenland für den Zeitraum 2021 bis 2027 insgesamt weitere rund 21 Milliarden Euro im Rahmen der europäischen Kohäsionspolitik zur Verfügung. Bei der Nutzung dieser Fördermittel, deren Ziele und Programme in einem Partnerschaftsvertrag festgehalten wurden, belegt Griechenland Platz 2 unter den Mitgliedstaaten, teilt die EU-Kommission im Mai 2025 mit. Im Zuge der aktuellen Förderperiode hat das Land immerhin bereits rund 71,5 Prozent der Mittel aus dem Partnerschaftsprogramm ausgeschrieben. Das entspricht circa 18,9 Milliarden Euro, meldet das Wirtschafts- und Finanzministerium. Verträge über insgesamt 10,6 Milliarden Euro sind derzeit bereits unterzeichnet. Hinzu kommen etwa 5,3 Milliarden Euro aus dem griechischen Staatshaushalt. Somit stehen dem Land insgesamt mehr als 26 Milliarden Euro für seine wirtschaftliche, soziale und territoriale nachhaltige Entwicklung zur Verfügung.
Die Revision des EU-Partnerschaftsvertrags hätte bereits im März 2025 abgeschlossen sein sollen, doch ein konkreter Zeitpunkt für die Finalisierung steht weiterhin aus. Trotz der Verzögerung sind keine grundlegenden Änderungen bei der Verteilung der Fördermittel geplant. Eine Ausnahme bildet ein neuer Schwerpunkt im Bereich Wohnen: Um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken, sollen 80 Millionen Euro aus dem "Programm des gerechten und entwicklungsfördernden Übergangs" in den vergünstigten Erwerb von Wohnraum für einkommensschwache Haushalte in ehemaligen Kohleabbaugebieten fließen. Zudem sollen künftig auch große Unternehmen der Rüstungsindustrie Zugang zu EU-Fördergeldern erhalten, wie das griechische Wirtschafts- und Finanzministerium mitteilt.
Griechenland wird grüner und digitaler
Die Programme aus der Partnerschaftsvereinbarung haben den ökologischen und digitalen Wandel des Landes zum Ziel. Sie sollen zur Entwicklung einer wettbewerbsfähigen, innovativen und exportorientierten Volkswirtschaft beitragen sowie das Wachstum fördern.
Mit rund 5,2 Milliarden Euro ist etwa ein Viertel der gesamten Zuweisungen des neuen EU-Partnerschaftsvertrags für grüne Investitionen eingeplant. Auf der Agenda stehen internationale Projekte, um die Stromnetze zu verknüpfen, sowie Investitionen in ehemalige Abbaugebiete von Kohle (Westmakedonien, Megalopoli, Inseln der Nord- und Südägäis).
Die Regierung plant die staatlichen Dienste allumfassend zu digitalisieren. Dies betrifft insbesondere den gesundheitlichen und unternehmerischen Service für kleine und mittlere Unternehmen. Weiterhin sind mit den Fördergeldern Infrastrukturprojekte geplant: Autobahnen werden ausgebaut, Häfen und das Bahnnetz modernisiert. Auch sind Investitionen in Brandschutzmaßnahmen vorgesehen.
Programm | Geplante Vorhaben *) | Investitionssumme |
---|---|---|
Soziale Kohäsion | Ausbildung für Langzeitarbeitslose und Frauen; | 4,2 |
Wettbewerbsfähigkeit, Unternehmertum und Innovation | Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen; | 3,9 |
Umwelt und Klimawandel | Förderung Energieeffizienz in Gebäuden; | 3,6 |
Transport | Modernisierung und Ausbau des Schienennetzes; | 2,2 |
Gerechter und entwicklungsfördernder Übergang | Förderung Unternehmertum; | 1,6 |
Digitale Transformation | Ausbau E-Governement und E-Health; | 1,0 |
Zivilschutz | Anschaffung Brandschutz- und Frühwarnsysteme; | 0,7 |
Fischerei, Aquakultur und Meer | Modernisierung der Überwachung der Fischerei; | 0,5 |
Technische Hilfe | 0,5 | |
Summe | 18,2 |
Region | Investitionssumme |
---|---|
Attika | 1,6 |
Zentralmakedonien | 1,4 |
Ostmakedonien und Thrakien | 0,6 |
Westgriechenland | 0,6 |
Kreta | 0,6 |
Thessalien | 0,6 |
Epirus | 0,4 |
Zentralgriechenland | 0,4 |
Peloponnes | 0,4 |
Westmakedonien | 0,4 |
Nordägäis | 0,4 |
Ionische Inseln | 0,3 |
Südägäis | 0,3 |
Informationen über die Programme und Ausschreibungen sind auf der griechischen Sonderseite zur EU-Partnerschaftsvereinbarung zu finden.
Die Programme verfolgen teilweise dieselben Ziele. Je nach Schwerpunkt können die Unternehmen die Anträge den einzelnen Projekten zuordnen. Die Prioritäten sind im Einklang mit den Bestrebungen des griechischen Aufbau- und Resilienzplans. Es ist möglich, Fördermittel aus beiden EU-Töpfen gleichzeitig zu beziehen.
Geschäftschancen für deutsche Unternehmen stehen gut
Kleine und mittelständische Unternehmen können von den Fördermitteln profitieren. Insbesondere, indem sie enger mit griechischen oder ausländischen Unternehmen kooperieren. Denn der Know-how-Transfer, Start-ups und innovative Technologien werden ebenfalls unterstützt. Die Nachfrage nach digitalen Produkten und Dienstleistungen ist groß. Hersteller und Lieferanten grüner Technologien haben auch gute Geschäftschancen.
Großprojekte wie beispielsweise der Bau von Anlagen zur Bewirtschaftung von Abfällen, die Modernisierung regionaler Flughäfen und von Seehäfen, der Bau neuer Autobahnen sowie die Beschaffung emissionsfreier Busse oder von Feuerwehrfahrzeugen und Löschflugzeugen können auf reges Interesse stoßen.
Allerdings schrecken griechische Investoren vor den hohen Preisen deutscher Produkte zurück. Daher könnten sie sich gegen eine Zusammenarbeit entscheiden. Trotzdem genießt die Herkunftsbezeichnung "made in Germany" einen hohen Stellenwert.
Ein vereinfachtes Bürokratieverfahren ersetzt keine Berater
Früher klagten viele Investoren über den hohen bürokratischen Aufwand bei der Beantragung von Fördermitteln. Um dem entgegenzuwirken, hat die griechische Regierung die Verfahren vereinfacht und beschleunigt. Auch die Bewertung der Projekte erfolgt inzwischen deutlich transparenter.
"Trotzdem bleibt die Beratung und Begleitung des Projekts von einem guten Unternehmensberater eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg", bestätigen Marktexperten. Ein erfahrener Berater kann die Fördermittel aus verschiedenen EU-Fördertöpfen, wie beispielsweise der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität, des Investitionsförderungsgesetzes oder des Gesetzes für strategische Investitionen, individuell zugeschnitten kombinieren. Die AHK Griechenland (Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer) hilft bei der Suche nach Beratern.
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