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Indiens Beitrag zur weltweiten Elektronikfertigung wächst

Ein neues Subventionsprogramm schließt eine Lücke in der staatlichen Förderlandschaft. Es soll an Erfolge bestehender Programme anknüpfen und lokale Wertschöpfungsketten vertiefen.

Von Florian Wenke | Mumbai

Die Bedeutung indischer Produzenten für die weltweite Produktion im Bereich Elektronik nimmt zu. Lag der Anteil des Wirtschaftsstandortes an der weltweiten Elektronikfertigung laut lokalen Quellen im Jahr 2012 erst bei 1,3 Prozent, hat er sich bis zum Frühjahr 2025 auf etwa 4 Prozent mehr als verdoppelt. Im Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) wurden offiziellen Angaben zufolge Elektronikprodukte im Wert von umgerechnet rund 127 Milliarden US-Dollar (US$) hergestellt. Geht es nach dem Willen der Regierung, dann soll dieser Wert bis 2030/2031 auf 500 Milliarden US$ wachsen, darunter 150 Milliarden US$ im Bereich der Komponentenfertigung.

Während ein Großteil der Produktion für den heimischen Markt bestimmt ist, wird Indiens Export von Elektronik ebenfalls wachsen. Prognosen gehen davon aus, dass er zwischen den Finanzjahren 2024/2025 und 2030/2031 von rund 39 Milliarden auf etwa 61 Milliarden US$ zunehmen wird. Das unterstreicht Indiens Bedeutung als Beschaffungsmarkt.

Neue Förderung für Komponentenfertigung kommt

Mit dem Electronics Component Manufacturing Scheme (ECMS) hat die indische Regierung im Frühjahr 2025 ein neues Förderprogramm mit einer Laufzeit von 6 Jahren aufgelegt. Gelder in Höhe von umgerechnet rund 2,6 Milliarden US$ sollen helfen, die lokale Elektronikproduktion auszuweiten. Anfang Oktober 2025 verkündete das zuständige Ministry of Electronics and Information Technology bereits 249 eingegangen Subventionsanträge mit Investitionszusagen von rund 13 Milliarden US$. Nach Prüfung der Anträge werden die Förderbescheide in einigen Monaten ergehen.

Unterstützt wird die Fertigung von elektronischen Bauteilen, die in Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik zum Einsatz kommen. Dazu zählen unter anderem Baugruppen für Kameras und Bildschirme, aber auch Komponenten wie Lautsprecher und Mikrofone. Ebenfalls gefördert werden Produktionsanlagen für Schalter, Relais, Steckverbindungen und ähnliche Teile. Dabei sind sowohl Greenfield- als auch Brownfield-Investitionen förderfähig.

Die Förderung selbst besteht aus unterschiedlichen Zahlungen. Einerseits gibt es Subventionen von 25 Prozent der Kosten für den Kauf von Kapitalgütern. Hinzu kommen Geldzahlungen, wenn Firmen durch mehr Produktion ihren Umsatz gegenüber dem Basisjahr 2024/2025 steigern. Um förderfähig zu sein, müssen die Firmen je nach Produktkategorie zudem gewisse Mindestbeträge investieren. Diese reichen von 1,1 Millionen bis 56,4 Millionen US$.

Mit dem ECMS möchte Indien das Komponenten-Ökosystem stärken und lokale Wertschöpfungsketten verbreitern. Das Programm schließt eine Lücke zur bisherigen Förderung. Diese zielte auf den Aufbau großer Montagebetriebe mit Erfolg.

Ältere Subventionsprogramme zeigen Wirkung

Schon seit einigen Jahren fördert die indische Regierung den Aufbau von großen Werken für Elektronikprodukte im Land. Als wichtige Instrumente gelten:

  • Production Linked Incentives (PLI). Die staatliche Unterstützung wurde 2020 gestartet. Die Förderung ist an Produktionssteigerungen geknüpft und mit Mindestinvestitionen verbunden. In der indischen Elektronikfertigung erweisen sich PLI als besonders effektiv.
  • Scheme for Promotion of Manufacturing of Electronic Components and Semiconductors. Förderfähige Unternehmen erhalten Subventionen für den Auf- oder Ausbau der Produktion von elektronischen Komponenten und Halbleitern, unter anderem für Maschinen und Anlagen. Auf Antrag werden bis zu 25 Prozent der Investitionskosten erstattet.
  • Modified Electronics Manufacturing Clusters Scheme. Dieses Förderinstrument zielt darauf ab, die Infrastruktur der Elektronikindustrie zu verbessern. Finanzielle Unterstützung gibt es für Investitionen in den Bau von Produktionsstätten und Logistikeinrichtungen der Hersteller von elektronischen Geräten und Bauteilen. Auf Antrag werden Investoren bis zu 50 Prozent der Projektkosten für den Bau neuer oder den Ausbau bestehender Einrichtungen erstattet.

Die Effekte der Förderung zeigen sich exemplarisch bei der Fertigung von Mobiltelefonen. Seit dem Finanzjahr 2024/2025 stammen nahezu alle in Indien verkauften Smartphones aus lokaler Fertigung. Zehn Jahre zuvor lag die Importabhängigkeit noch bei 75 Prozent, so Regierungsangaben.

Mittlerweile werden geschätzt 20 Prozent aller iPhones von Apple in Indien gefertigt. Einzelnen Branchenmeldungen zufolge soll dieser Wert bis 2026/2027 auf 32 Prozent steigen. Andere Quellen sprechen von einem Zuwachs auf 25 Prozent. In jedem Fall würde die Wachstumsphase beeindruckend fortgesetzt. Im Finanzjahr 2023/2024 hatte Apple erst 14 Prozent seiner Smartphones in Indien hergestellt.

Smartphones sind derzeit von den zusätzlichen Zöllen der USA gegenüber Indien ausgenommen. Eine komplette Verlagerung der Produktion aus Indien in die USA ist unwahrscheinlich, trotz des politischen Drucks durch US-Präsident Donald Trump.

Südindien verfügt über starke Cluster

Die Elektronikfertigung in Indien ist durch Cluster geprägt. Vor allem der Bundesstaat Tamil Nadu spielt eine wichtige Rolle. Die Unternehmen haben sich dort überwiegend um Chennai, die Hauptstadt von Tamil Nadu, und in der etwa 50 Kilometer entfernten Stadt Sriperumbudur angesiedelt. Bengaluru, die für seine Start-ups bekannte Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka, bildet zusammen mit der Stadt Hosur ebenfalls ein wichtiges Elektronikcluster.

Ein großer Teil der neuen Investitionen wird in diese Regionen fließen. Wichtige Kunden sind dort bereits angesiedelt. Der Zentralregierung dürfte bei den neuen Investitionen jedoch daran gelegen sein, eine gewisse regionale Ausgewogenheit zu bewahren. Das könnte anderen Regionen mit starker Elektronikfertigung zugute kommen, beispielsweise Noida im Bundesstaat Uttar Pradesh oder Regionen in den Bundesstaaten Gujarat und Andhra Pradesh.

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