Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Indien | Nahrungsmittel

Indiens Bevölkerung hat Appetit auf mehr

Die Nahrungsmittelnachfrage auf dem Subkontinent wächst. Importe haben gute Chancen, weil sie als Premiumprodukte vermarktet werden können. Vor allem Snacks bieten sich dafür an.

Von Florian Wenke | Mumbai

Indien zählt laut Weltbank zu den Ländern mit niedrigem mittlerem Einkommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf im Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) lag geschätzt bei 2.698 US-Dollar (US$), so der Internationale Währungsfonds (IWF). Der IWF prognostiziert, dass bis 2029/2030 ein Wert von 4.195 US$ pro Kopf erreicht werden wird. Steigende verfügbare Einkommen und die wachsende Bevölkerung sind Haupttreiber einer zunehmenden Lebensmittelnachfrage und sorgen für wachsende Umsätze über alle Produktgruppen hinweg.

Der Umsatz mit Nahrungsmitteln in Indien wächst deutlichIn Milliarden US$; Veränderung in Prozent
Warengruppen (Auswahl)

2020

 2025

 Veränderung 2025/2020

Prognostizierte Veränderung 2030/2025

Brot und Getreideprodukte

132,2

210,1

58,9

39,1

Milchprodukte und Eier

121,5

188,0

54,7

40,1

Öle & Fette

35,9

48,9

36,0

30,3

Soßen & Gewürze

21,7

34,5

59,1

38,7

Fleisch

25,9

35,9

38,2

29,5

Süßwaren

15,8

23,7

49,5

35,8

Aufstriche & Süßungsmittel

9,8

13,0

32,8

25,1

Fertiggerichte (Convenience Food)

4,4

6,6

49,8

32,2

Abweichungen durch Rundungen; Werte ab 2025 sind Prognosen.Quelle: Statista 2025

Mehr höherwertige Nahrungsmittel werden nachgefragt

Der private Konsum ist für Indien wirtschaftlich bedeutend und trägt rund 60 Prozent zum BIP bei. Die Ausgaben für Lebensmittel und Getränke machen 47 Prozent der Konsumausgaben eines ländlichen und 40 Prozent eines städtischen Haushaltes aus.

Relativ gesehen hat sich der Anteil der Aufwendungen für Nahrungsmittel am Konsumkorb in den vergangenen Jahren verringert. Zudem verändert sich die Zusammensetzung des Warenkorbs der gekauften Lebensmittel. Grundnahrungsmittel wie Getreide und Hülsenfrüchte bleiben wichtig, aber ihr relativer Anteil an den Nahrungsmittelausgaben sinkt. Stattdessen werden mehr höherwertige und oftmals teurere Lebensmittel konsumiert. Das führt zu einem wachsenden Verbrauch, beispielsweise von Milch und Milchprodukten, Eiern, Fisch, Fleisch und Früchten. Die Ausgaben für Getränke und verarbeitete Lebensmittel nehmen ebenfalls zu.

Religion spielt bei der Ernährung eine große Rolle

In Indiens Städten wird hauptsächlich mit Gas gekocht. Die Kochgelegenheiten der Haushalte verfügen meist über zwei bis vier Kochfelder. Backöfen und Mikrowellen sind die Ausnahme in den Küchen. Ein Kühlschrank, häufig auch mit Gefrierfach, ist jedoch fast in jedem Haus zu finden. Meist wird dreimal am Tag frisch gekocht. Zudem ist eine warme Zwischenmahlzeit am Nachmittag weit verbreitet. Snacks sind rund um die Uhr beliebt. Die Speisen sind überwiegend im Geschmack deutlich intensiver und enthalten meist mehr Zutaten als beispielsweise in Deutschland.

Zu beachten sind religiöse Ernährungsgewohnheiten. So verzehren beispielsweise Hindus kein Rindfleisch und Muslime kein Schweinefleisch. Zudem ist in Indien die Trennung zwischen vegetarischen und nicht-vegetarischen Nahrungsmitteln stärker ausgeprägt. In den Produktionsanlagen werden die Erzeugnisse auch oft räumlich voneinander getrennt. Sie sind entsprechend mit einem grünen (vegetarisch) oder rotem Punkt (nicht-vegetarisch) gekennzeichnet.

Deutsche Lebensmittel stehen für Qualität

Bei Milch und Molkereiprodukten deckt Indien den heimischen Bedarf überwiegend selbst. Zudem sind Importe dieser Produkte mit großem Genehmigungsaufwand verbunden. Gleiches gilt für Fleisch.

Bessere Aussichten bestehen bei süßen und salzigen Snacks. Hier liegen die deutsche und indische Geschmackspalette näher beieinander als bei anderen Nahrungsmitteln. Zudem hilft es, dass die indische Gastkultur weit entwickelt ist. Üblicherweise wird einem Gast eine Kleinigkeit zu essen angeboten, zum Beispiel Kekse. Das stützt die Nachfrage nach diesen Produkten zusätzlich. Weil importiere Waren in Indien allgemein als qualitativ hochwertig angesehen werden, können höhere Preise verlangt werden. So lassen sich mittelpreisige Produkte "Made in Germany" in Indien als Premiumprodukte verkaufen. 

In Indiens Städten entwickelt sich eine wachsende Nachfrage nach Premiumlebensmitteln. Das bietet Chancen für Importe aus Deutschland, denn "Made in Germany" gilt in Indien als Siegel für hohe Qualität. Vor allem die Bereiche Snacks und Süßwaren sind vielversprechend.

Oliver Mirza Managing Director und CEO, Dr. Oetker India

Insbesondere für Gebäck und Knabbereien sind sowohl sehr kleine Verpackungen unter 100 Gramm als auch große Verpackungen mit über 300 Gramm weit verbreitet. Trotz hoher Importabgaben sind auch alkoholische Getränke ein Wachstumsfeld. Branchenkenner nennen bisweilen alkoholfreie Getränke als Einstiegschance für deutsche Produkte.

Importe aus Deutschland haben Raum für Wachstum

Nahrungsmittel aus Deutschland machen bisher nur einen Bruchteil der indischen Importe aus. Hinzu kommt die starke Stellung lokaler Produkte sowie von Marken mit langer Geschichte in Indien. Darunter fällt zum Beispiel Schokolade aus dem Vereinigten Königreich. Diese Wettbewerber verfügen häufig über große Marketingbudgets und eine ausgefeilte Logistik, damit sie den Einzelhandel bedienen können.

Indien führt nur wenige Nahrungsmittel aus Deutschland einEinfuhr von Nahrungsmitteln in Millionen US$
Produktgruppe nach SITC *)Produktgruppe

2024

darunter aus Deutschland 2024

01Fleisch und Fleischprodukte

9,0

0,1

02Milch und Milchprodukte, Vogeleier

51,8

1,6

03Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen

219,4

0,0

04Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren

491,9

2,0

05Gemüse, Früchte und Zubereitungen

9.822,1

5,7

06Zucker, Zuckerwaren, Honig

1.935,9

43,6

07Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus

2.130,0

4,7

09Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen

234,9

2,4

22, 41 bis 43Ölsaaten, ölhaltige Früchte, Öle und Fette, etc.

17.512,9

4,6

 Nahrungsmittel insgesamt32.408,064,8
* Standard International Trade Classification; Abweichungen durch Rundungen möglich.Quelle: UN Comtrade 2025; Statistisches Bundesamt 2025

Inderinnen und Inder kaufen ihre Lebensmittel mehrheitlich in kleinen inhabergeführten Läden ein, die nicht selten zum unorganisierten Sektor gehören. Supermärkte und der Onlinehandel wachsen jedoch.

Zum Onlinehandel gehört auch der Quick Commerce, der Lebensmittellieferungen innerhalb weniger Minuten nach der Bestellung verspricht. Branchenkenner weisen darauf hin, dass mit dem Aufstieg des Quick Commerce in Indiens Städten große Chancen verbunden sind. Anstatt mit viel Geld eigene Vertriebsstrukturen aufzubauen, können Unternehmen nun die Aufnahme ins Sortiment von Quick-Commerce-Firmen anstreben und damit ohne den Umweg über den Einzelhandel direkt in indische Küchen gelangen.

Lebensmitteleinfuhren unterliegen Zöllen und Genehmigungsverfahren

Beim Import von Nahrungsmitteln nach Indien fallen je nach Produkt Zölle in unterschiedlicher Höhe an. So gilt zum Beispiel für Schokolade und andere Kakaozubereitungen, Kekse und Kuchen und Konfitüren ein Zollsatz von 30 Prozent. Für importierte Milcherzeugnisse liegen die Zölle bei 30 bis 60 Prozent, für Fruchtsäfte gelten 35 Prozent (Orangensaft) beziehungsweise 50 Prozent (alle anderen Fruchtsäfte). Für Wein und Spirituosen werden sogar 150 Prozent fällig.

Zusätzlich zum Zoll (Basic Customs Duty; BCD) werden weitere Gebühren erhoben. Dazu zählen:

  • eine Abgabe zur Entwicklung der Landwirtschaft (Agricultural Infrastructure and Development Cess; AIDC; in der Regel mit dem Satz des Zollsatzes vom Zollbetrag),
  • eine Sozialabgabe (Social Welfare Surcharge, SWS) in Höhe von 10 Prozent des Zollbetrages zuzüglich der AIDC sowie
  • die Umsatzsteuer (Integrated Goods and Services Tax; IGST). Abhängig von der Ware beträgt die IGST Ware 5 oder 12 Prozent (reduzierte Sätze), der Normalsatz ist 18 Prozent.

Der Importeur benötigt eine Einfuhrlizenz der Nahrungsmittelüberwachungsbehörde Food Safety and Standards Authority of India (FSSAI). Eine Einfuhrliste führt einfuhrbeschränkte Waren auf, zum Beispiel bestimmte Fleischerzeugnisse. Für diese ist eine gesonderte Lizenz der Außenhandelsbehörde Directorate General of Foreign Trade (DGFT) erforderlich. Ausländische Hersteller von Fleisch- und Milcherzeugnissen mit Exportabsichten müssen über ihre zuständige Behörde im Exportland bei der FSSAI gelistet sein. Für den Import von Milcherzeugnissen ist ein Gesundheitszeugnis (Health Certificate) aus dem Herkunftsland vorzulegen. Die aktuellen Import-Kennzeichnungsvorschriften der FSSAI gemäß Verordnung Food Safety and Standards Import Regulations sind zu beachten.

Weitere Informationen zu allgemeinen Einfuhrbestimmungen in Indien liefert Zoll und Einfuhr kompakt.

Nahrungsmittelmärkte in Süd- und Südostasien im Detail

Germany Trade & Invest hat für Sie verschiedene wichtige Nahrungsmittelmärkte in Süd- und Südostasien untersucht. Lesen Sie mehr in unseren Länderberichten!

Kontakte und Messen

Bezeichnung

Anmerkungen

Germany Trade & Invest

Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

AHK Indien (Indo-German Chamber of Commerce)

Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

Department of Agriculture & Farmers WelfareMinisterium für Landwirtschaft
Ministry of Fisheries, Animal Husbandry & DairyingMinisterium für Fischerei, Tierhaltung und Milchwirtschaft
Ministry of Food Processing IndustriesMinisterium für Nahrungsmittelverarbeitung
Directorate General of Foreign TradeAußenhandelsbehörde, zuständig für Erteilung von Importerlaubnissen

Food Safety and Standards Authority of India

Behörde für die Überwachung der Lebensmittelsicherheit und -standards

Agricultural and Processed Food Products Export Development Authority

Behörde zur Förderung von Nahrungsmittelexporten

All India Food Processors' Association

Verband der verarbeitenden Nahrungsmittelindustrie
Indian Dairy AssociationVerband der Milchindustrie
Federation of All India Farmer Associations (FAIFA)Interessenvertretung von Landwirten
Anuga Select India und Anuga FoodTec IndiaFachmessen; Üblicherweise jährlich im August in Mumbai (auf dem gleichen Messegelände)
Biofach IndiaFachmesse; Üblicherweise jährlich im August in New Delhi
FI IndiaFachmesse; 3. bis 5. September 2025 in Greater Noida
World Food IndiaFachmesse; 25. bis 28. September 2025 in New Delhi
Drink Technology India Fachmesse; 13. bis 15. November 2025 in Mumbai
Food & Beverages Processing – Processing, Packaging & Technology MagazineFachmagazin

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.