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Kosmetik ist ein Wachstumsfeld in Indien
Der Kosmetikmarkt des Subkontinents ist der viertgrößte weltweit und wächst weiter. Westliche Hersteller müssen ihre Produkte an die Rahmenbedingungen anpassen. (Stand: 13.06.2025)
Von Florian Wenke | Mumbai
Indien ist nach den USA, China und Japan der viertgrößte Kosmetikmarkt weltweit. Statista schätzt den Umsatz im Bereich Kosmetik und Beautyprodukte im Jahr 2025 auf 33,1 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2028 prognostizieren die Datenspezialisten eine Umsatzzunahme auf 33,4 Milliarden US$ sowie ein Breitenwachstum über alle betrachteten Produktkategorien. Dazu trägt auch das Bevölkerungswachstum bei, das wiederum für steigenden Konsum sorgt.
Kosmetika werden immer mehr nachgefragt
Die Beratungsfirma IMARC beziffert den Markt für Kosmetika in Indien im Jahr 2024 auf 14,6 Milliarden US$ und prognostiziert ein Wachstum bis 2033 auf 24,3 Milliarden US$. Für Schönheits- und Körperpflegeprodukte nennt das Unternehmen für 2024 eine Marktgröße von 29,6 Milliarden US$ und Wachstum auf 48,5 Milliarden US$ bis 2033. Die India Brand Equity Foundation (IBEF) nannte Anfang 2025 den Wert von 28 Milliarden US$ als Markgröße für den Bereich Kosmetik und Körperpflege und peilte 34 Milliarden US$ als Ziel bis 2028 an.
Die Unterschiede ergeben sich durch verschiedene Definitionen von Kosmetik und Körperpflege, aber auch durch den beträchtlichen Anteil informeller Unternehmen am Kosmetikmarkt. IBEF geht in einer Analyse vom Dezember 2023 davon aus, dass 75 Prozent der Kosmetikunternehmen dem informellen Sektor zuzuordnen waren. Diese Klein- und Kleinstunternehmen machen noch immer den Großteil der Branche aus.
Der indische Markt für Kosmetik ist stark fragmentiert. Laut Schätzungen des Marktforschers Custom Markets Insights gibt es in Indien circa 3.500 Kosmetikunternehmen. Neben vielen einheimischen Marken und Firmen wie Hindustan Unilever, Lakmé, Godrej, Dabur, Biotique und Himalaya Herbals finden sich auch große internationale Unternehmen wie Unilever, Colgate-Palmolive und L’ Oréal. Auch Beiersdorf ist mit einer Fabrik in Sanand im Bundesstaat Gujarat vertreten. Die Großunternehmen produzieren in Indien eher im geringem Umfang und überwiegend für den lokalen Markt. Sie verfügen über kleinteilige, landesweite Vertriebsnetze.
Premiumisierung ist ein wichtiger Trend
Einer der derzeit wichtigsten Trends in der Kosmetikbranche ist die Premiumisierung von Produkten. Damit ist das Angebot gleicher oder sehr ähnlicher Produkte in unterschiedlichen qualitativen Ausführungen gemeint. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind verschiedene Verpackungen. Dadurch können Unternehmen ihre Produkte zielgenauer vermarkten, benötigen aber auch mehr Auswahl- und Individualisierungsmöglichkeiten für Verpackungen.
Um auch die sozioökonomische schwächeren Gesellschaftsschichten in Indien zu bedienen, werden Produkte in Verpackungsgrößen zur einmaligen Verwendung angeboten, sogenannte Sachets. Mit umgerechnet circa 3 Cent pro Päckchen sind die kleinen Päckchen mit Shampoo oder Spülung sehr preiswert und bieten "Luxus für alle".
In den letzten Jahren ist der Bedarf an Luxus-Beauty-Produkten in Indien gestiegen. So gab es die Haarpflegeartikel der Marke Olaplex bis vor vier Jahren nur in exklusiven Schönheitssalons. Mittlerweile gibt es die Produkte auch in den Drogerien oder Apotheken. Für solch einen Absatz ist aber ein sehr kleinteiliges Vertriebsnetz notwendig.
Über Messen kann der Markteinstieg gelingen
Eine gute Möglichkeit, den Markt zu erkunden, bietet die Messe Cosmoprof. Sie findet regelmäßig Ende des Jahres in Mumbai statt, das nächste Mal vom 4. bis 6. Dezember 2025. Für deutsche Firmen gibt es die Möglichkeit, sich an einem Gemeinschaftsstand im Rahmen des Auslandsmesseprogramms des Bundes zu beteiligen. Neben indischen Kosmetikmarken sind auch Hersteller aus dem Ausland vertreten, deren Produkte in Indien derzeit stark nachgefragt sind. Dazu gehören insbesondere koreanische Produkte. Zudem gibt es auf der Messe Unternehmen, die Auftragsproduktion anbieten – ein Geschäftsbereich, in dem sich Indien stärker positionieren möchte.
Produktionsmengen verzeichnen leichten Rückgang
Die Produktion von wichtigen Gütern aus dem Kosmetikbereich sowie verwandten Waren des täglichen Bedarfs gingen in den letzten Jahren leicht zurück. Dieser Trends setzt sich weitgehend fort. Die Ursachen dafür sind unklar. Eine Möglichkeit sind Messungenauigkeiten durch Firmen im informellen Sektor.
Produzenten müssen sich an Markt anpassen
In Indien gelten andere Schönheitsstandards als im durchschnittlichen Mitteleuropa: Für Menschen auf dem Subkontinent ist es das erklärte Ziel, möglichst hellhäutig zu sein. Dafür gibt es Bleichcremes, die die Haut künstlich aufhellen. Auch setzt die indische Bevölkerung oft auf Haaröle, die unter anderem wegen der klimatischen Bedingungen in Indien gut funktionieren.
Traditionelle Hausmittel und lokale, natürliche Zutaten spielen in Indien eine große Rolle. So werden beispielsweise oft Kokosnuss-, Mandel- oder Hagebuttenöl für Haut- und Haarpflege verwendet. Auch Sandelholz und Niem-Baum-Extrakte werden in der traditionellen Schönheitspflege gerne eingesetzt.
Im Vergleich zu Deutschland gehen indische Frauen zudem öfter in Kosmetikstudios. Hier wird – je nach Geldbeutel – mit unterschiedlichen Produkten gearbeitet, es ist in Indien aber ein gängiger Vertriebsweg für Kosmetikprodukte.
Deutschland spielt keine Rolle bei Im- und Exporten
Indien importierte 2024 Kosmetikartikel im Wert von rund 757 Millionen US$, was einen Rückgang von über 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Aus Deutschland kamen dabei 2024 etwa 5 Prozent der Produkte. Vorrangig führte Indien zubereitete Schönheitsmittel oder Erzeugnisse zum Schminken und Zubereitungen für die Hautpflege ein, aber auch Duftstoffe und Duftwasser.
Die Exporte von Kosmetikprodukten lagen in Indien 2024 bei etwa 1,3 Milliarden US$ und damit um 16 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Nur 0,6 Prozent der indischen Exporte gingen dabei nach Deutschland.