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Special Indien Konnektivität

"Wir positionieren deutsches Know-how für Indiens Energiewende"

Tobias Winter vom Indo-German Energy Forum erklärt im Interview, wie deutsche Unternehmen eine wichtige Rolle beim Aufbau der Solarinfrastruktur in Indien spielen können.

Von Marcus Hernig | Bonn

Tobias Winter Tobias Winter | © Tobias Winter

Tobias Winter ist Leiter des Indo-German Energy Forum (IGEF) Support Office in New Delhi. Das IGEF wurde 2006 gegründet und dient Vertretern der Bundesregierung, Verbänden und Unternehmen als Plattform für den Dialog mit indischen Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Ziel des IGEF ist es, die deutsch-indische Zusammenarbeit im Bereich der Energiesicherheit, der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien zu stärken. Das Forum soll insbesondere privatwirtschaftliche Investitionen fördern.

Herr Winter, wie profitieren deutsche Unternehmen von Indiens Energiewende?

Bisher gilt: Je größer der Markt in Indien, desto größer auch der absolute Exportanteil für deutsche Unternehmen. Selbst wenn der deutsche Marktanteil gering ist, so wird Indien allein durch das enorme Wachstum des Marktvolumens immer interessanter für deutsche Unternehmen. Dies ist zum Beispiel im Bereich Offshore-Windparks der Fall. Wir beraten zu Marktmechanismen, die Offshore-Windanlagen in Indien begünstigen und stoßen Machbarkeitsstudien an, in die deutsche Ingenieurfirmen involviert sind. Diese deutschen Ingenieurbüros wiederum pflegen Netzwerke mit deutschen Zulieferern. So erfahren deutsche Unternehmen aus unterschiedlichsten Bereichen der Wertschöpfungskette von Projektausschreibungen. Andersherum unterstützen wir indische Bestrebungen, in Deutschland zu investieren.

Wie kommt ein interessiertes Unternehmen in die großen Infrastrukturprojekte wie Solarparks?

Deutsche Projektentwickler beteiligen sich in Joint Ventures mit indischen Partnern oder im Alleingang an Ausschreibungen. Deutsche Technologieanbieter wiederum treten mit indischen oder deutschen Projektentwicklern in Kontakt. Wir bewerben relevante Ausschreibungen sowohl bei Projektentwicklern als auch Technologieanbietern. Diese binden wir bei Interesse in staatliche und privat organisierte Informationsveranstaltungen ein. Da wir selbst keine Gewinne oder Einnahmen erzielen müssen, geben wir sämtliche lizenzfreie Information weiter. 

Dann beraten wir zur weiteren Vorgehensweise. Im Fotovoltaikbereich (PV) lohnt sich zunächst der Blick auf das Online-Angebot der Bridge to India oder der JMK Research. Wir selbst haben Zugang zu vielen weiteren Informationsquellen und teilen relevante Informationen auf Anfrage. Bei größeren Projekten kann es auch zu politisch flankierten Kooperationen mit Direktvergaben durch Staatsunternehmen kommen.

Sind nur die großen Solarprojekte für deutsche Unternehmen interessant?

Nein, Deutschland ist gerade bei Eigenversorgungsanlagen auf Dächern weit vorn. Gerade im Bereich PV-Anlagen mit Stromspeichern wird der Markt für deutsche Unternehmen zunehmend interessant. In Indien sind mehr als 140 Gigawatt an Dieselgeneratoren im Einsatz. Jedes Jahr werden es 5 bis 8 Gigawatt mehr – ein enormes Marktpotential mit fallenden Preisen für "PV plus Speicher". 

Auch die Zulieferung für die Produktion von PV-Panelen sowie der Export und die Produktion von Elektronikbauteilen sind für deutsche Unternehmen von Interesse. Deutsche Firmen verkaufen Maschinen für die indische Produktion von Solarmodulen. Hinzu kommen die Hersteller von Spezialbauteilen. Diese Unternehmen sind jetzt schon zahlreicher im Lande vertreten als Entwickler von Solarprojekten. Indien baut aktuell pro Jahr circa 10 Gigawatt zusätzliche Produktionskapazität auf. Bis Ende 2026 sollen 100 Gigawatt Produktionskapazität für Zellen, Module und nach Möglichkeit auch sogenannte Wafer, die Grundbausteine für die Herstellung von PV-Modulen, erreicht werden. Wollen wir Panele aus indischer Produktion, dann sollten diese auch mit deutschen Maschinen gebaut werden. Das ist ein riesiger Markt.

Was genau kann Deutschland dabei gewinnen?

Sowohl Deutschland als auch Indien geht es um eine nachhaltige Energiemarktentwicklung und hierbei speziell um Märkte, die für beide Länder einen Win-Win versprechen. Wir positionieren deutsche Technologie und deutsches Know-How für Indiens Energiewende. Damit können wir entscheidend dazu beitragen, grünen Strom in großem Stil bereitzustellen. Solarkraftwerke und Windparks spielen hierbei eine wichtige Rolle. 

Wenn der saubere Strom beispielsweise für grüne Wasserstoffproduktion genutzt wird, die später in Form von grünem Ammoniak oder anderen Vorprodukten nach Deutschland exportiert wird, dann ist dies so ein Win-Win durch Dekarbonisierung. Und wenn für die PV-Modulproduktion in Indien dann auch noch deutsche Maschinen zum Einsatz kommen, dann ist es ein doppelter Gewinn für Deutschland.

Hat Indien solche Win-Win-Potenziale im Bereich Solarenergie?

In Indien kann an 365 Tagen im Jahr gleichmäßig und mit nur geringen Tagesschwankungen Solarstrom produziert werden. Im Vergleich zu heute sollen sich die netzgebundenen Solarkapazitäten auf über 300 Gigawatt bis 2030 vervierfachen. Indien hat sich eine Verdreifachung der Ausbaugeschwindigkeit von Fotovoltaik und Windkraft verordnet. Auch die Produktion von Solarzellen und Solarpanelen boomt in Indien mit zweistelligen Wachstumsraten. Da gibt es ein enormes Wachstumspotenzial.

Mit dem massiven Ausbau des Solarsektors ergeben sich für deutsche, in Indien ansässige Unternehmen vorteilhafte Möglichkeiten der Eigenstromproduktion sowie des Strombezugs über bilaterale Stromabnahmeverträge. Begünstigende Geschäftsmodelle wollen wir fördern.

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