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Special | Indien | US-Zollpolitik

Indien trotzt US-Zollpolitik

Die USA haben Indien hohe Zölle auferlegt und eine weitere Erhöhung angedroht, falls das Land seine Russland-Geschäfte unverändert fortsetzt. Indien zeigt sich selbstbewusst.

Von Mareen Haring | Berlin

Seit dem 7. August 2025 sind auf US-Importe aus Indien bereits zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent fällig. Zuvor lag der durchschnittliche Zollsatz bei 3,3 Prozent. Sollte das Land weiterhin Importe aus Russland beziehen, werden sich laut US-Präsident Donald Trump die zusätzlichen Zölle Ende August 2025 für viele indische Produkte sogar auf 50 Prozent erhöhen. Infolge dieser Sekundärsanktionen wäre Indien eines der Länder mit den höchsten Zusatzzöllen unter den US-Handelspartnern. Dies könnte auf dem Subkontinent für wirtschaftliche Verwerfungen sorgen.

Derzeit steht Premierminister Narendra Modi fest zu Indiens langjährigem Handelspartner Russland. Die guten wirtschaftlichen und politischen Beziehungen der beiden Länder reichen zurück bis in die 1950er Jahre. Seit Beginn des Ukrainekriegs importiert Indien vor allem russisches Öl zu günstigen Preisen, traditionell aber unter anderem auch Gas und militärische Güter. Dafür erntete Indien zuletzt Kritik von Donald Trump.

Die Handelsbeziehungen mit den USA sind eng

Für Indien sind die USA der wichtigste individuelle Handelspartner. Im Jahr 2024 gingen laut indischen Angaben 18,2 Prozent der Exporte des Subkontinents in die Vereinigten Staaten, im Wert von 80,8 Milliarden US-Dollar (US$). Die USA beziffern ihre Einfuhren aus Indien für dasselbe Jahr sogar auf 91,2 Milliarden US$. Damit stand Indien 2024 für 2,7 Prozent der Gesamteinfuhren der USA. Zu den wichtigsten Waren, die Indien in die USA liefert, gehören unter anderem Arzneimittel, Elektronik, Nahrungsmittel, Diamanten und Schmuck sowie Kfz-Teile. Einige elektronische Güter und Pharmazeutika sollen von der zusätzlichen Zollerhöhung befreit bleiben.

Indische Wirtschaft hängt weniger stark vom Außenhandel ab als andere

Indiens Wirtschaft ist nur zu einem geringen Teil von Exporten abhängig. Laut Weltbank machten 2023 die indischen Warenexporte 30,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Im Vergleich: Vietnams Ausfuhren entsprachen 158 Prozent des BIP des Landes. Indiens Wirtschaft ist größtenteils binnenorientiert. Faktoren wie der inländische Konsum sind viel wichtiger für die Konjunktur als Exporte.

Die indische PHD Chamber of Commerce and Industry geht davon aus, dass der bereits in Kraft getretene Zusatzzoll von 25 Prozent das Wirtschaftswachstum der südasiatischen Nation nur um etwa 0,2 Prozent verringern wird. Dennoch: Viele indische Branchen wie beispielsweise die Pharma- und Textilbranche sind von Exporten in die USA abhängig. In einer Phase, in der sich die indische Wirtschaft auf hohem Niveau abkühlt, sind die Zölle zudem ein Dämpfer für die Konjunktur. Im Finanzjahr 2024/2025 (1. April bis 31. März) wuchs Indiens BIP vorläufigen Schätzungen zufolge um 6,5 Prozent. Hinzu käme der Kollateralschaden durch die Zölle auf den Welthandel.

Ein Handelsabkommen mit den USA ist noch nicht vom Tisch

Indien möchte trotz allem die Konfrontation mit den USA vermeiden. Eine konziliante Reaktion der indischen Regierung ist trotz momentaner Verärgerung auf beiden Seiten weiterhin nicht unwahrscheinlich. Bereits in dem im Februar 2025 vorgestellten Staatshaushalt hatte Indien Zollsenkungen verkündet, unter anderem für Motorräder und Bourbon, die häufig aus den USA stammen.

Beide Länder diskutieren weiterhin über ein Handelsabkommen. Ende August 2025 soll eine US-Delegation zu einer neuen Verhandlungsrunde in New Delhi eintreffen. Die zusätzlichen US-Zölle haben den Erfolgsdruck für die Verhandlungen deutlich erhöht. Auch könnten sich die USA das im Mai 2025 geschlossene Freihandelsabkommen zwischen Indien und dem Vereinigten Königreich zum Vorbild nehmen. In diesem öffnet Indien erstmals sein öffentliches Beschaffungswesen. Laut Experten könnten die US-Amerikaner von Indien ähnliche Klauseln verlangen.

Zudem erhöhen die US-Zölle für Indien auch den Druck, andere Handelsabkommen zügig zum Abschluss zu bringen und so das Partnernetzwerk zu diversifizieren. Darunter fallen auch die Verhandlungen mit der EU. Bis Ende 2025 wollen New Delhi und Brüssel ein fertiges Vertragswerk vorweisen. Auch hier könnte die Öffnung des Beschaffungswesens im Freihandelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich als Blaupause dienen.

Grundsätzlich pflegen Indiens Premierminister Narendra Modi und US-Präsident Donald Trump ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Die Staatsoberhäupter besuchten sich in der Vergangenheit gegenseitig und wurden im jeweiligen Gastland aufwendig empfangen. Die Zollerhöhung, insbesondere die auf 50 Prozent, könnte die Partnerschaft zwischen Indien und den USA auf den Prüfstand stellen.

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