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Special | Indonesien | Nahrungsmittel

Indonesien ist ein Nischenmarkt für Lebensmittelimporte

Essen hat eine immense Bedeutung im Leben von indonesischen Menschen. Importprodukte stehen noch meist im Premiumsegment oder werden in der Lebensmittelindustrie verwendet.

Von Oliver Döhne | Jakarta

Rund die Hälfte ihrer monatlichen Konsumausgaben verwendet die indonesische Bevölkerung für Essen. Das sind etwa 43 Euro. Davon werden insbesondere Grundprodukte wie Reis, Fisch, Hühnerfleisch, Speiseöl und Eier gekauft.

Die Weltbank stuft das Einkommensniveau des Inselstaats am unteren Ende der Kategorie "Upper Middle Income" ein. Viele Haushalte sind sehr preissensitiv sowie kultur- und religionsbedingt konservativer. In den Großstädten wächst jedoch eine experimentierfreudige und zahlungskräftige Käuferschicht heran, die sich gezielt auch für importierte Qualitätslebensmittel interessiert.

Steigende Nachfrage nach Milchprodukten

In Indonesien waren Milchprodukte lange Zeit kein Standard. Jetzt nimmt die Nachfrage nach Milchgetränken, Frischmilch, Joghurt und auch pflanzenbasierten Drinks zu, angeschoben durch das "Free Nutritious Meal"-Programm der Regierung. Hauptabnehmer ist jedoch nicht der Endkunde.

"Es gibt in Indonesien eine Vielzahl großer Lebensmittelkonzerne, die bereits heute umfangreiche Mengen an deutschen und europäischen Zutaten verwendet",

sagt Sergio Pulido, Managing Director Asia Pacific bei der Molkerei Ammerland.

In den Großstädten öffnen immer mehr Restaurants mit gehobener Küche nach europäischem Vorbild sowie Cafés und Bäckereien, die Käse und Butter in ihren Speisen verwenden. Auch Luxushotels und Urlaubsresorts fragen Käse nach. Bei den Endkunden sind vorerst weltgewandte indonesische Personen und Expatriates die Zielgruppe.

Neben der Molkerei Ammerland ist die DMK Group ein weiterer deutscher Akteure auf dem Markt. Größter Konkurrent bei Milchprodukten ist Neuseeland. Auch die einheimische Herstellung nimmt zu, beispielsweise durch die lokalen Produkte der niederländischen FrieslandCampina (Frisian Flag) und Nestlé.

Fleischprodukte kommen nicht aus Deutschland

Würste sind in Indonesien beliebt und tragen in den Supermärkten deutsche Namen wie Kanzler, Frankfurter oder Bratwurst. Sie kommen aber – wie auch das Geflügel – von lokalen Produzenten. Beim Landwirtschaftsministerium sind keine deutschen Fleischprodukte registriert.

Rindfleisch wird aus Preisgründen eher zu besonderen Anlässen verzehrt und kommt durch Freihandelsabkommen günstig aus Australien und Neuseeland. Schweinefleisch ist bei der christlichen und chinesischen Minderheit beliebt, allerdings begrenzt die überwiegend muslimische Bevölkerung das Potenzial. Gleiches gilt für Bier, das die bayerischen Paulaner Brauerei und König Ludwig Schloßbrauerei dennoch in Lizenz lokal brauen lassen.

Bei Back- und Süßwaren sind Indonesier preisempfindlich

Kleingebäck, Chips, Süß- und Schokoladenwaren sind beliebt. Allerdings ist die Preissensibilität hoch und die lokale Konkurrenz stark. Als großer Kakaoerzeuger will Indonesien mehr Schokoladenprodukte selbst herstellen. Bei Süßwaren und Kleingebäck überwiegen lokale Erzeugnisse deutlich.

Die deutschen Firmen Lorenz, Bahlsen, Alfred Ritter und Storck sind mit wenigen Produkten in ausgewählten Supermärkten präsent. Haribo verkauft in Indonesien seine in der Türkei produzierten Halal-Fruchtgummis.

Fleisch- und Backwaren werden stärker konsumiertAbsatz von Nahrungsmitteln in Indonesien; in Millionen US-Dollar
Warengruppen (Auswahl)        

2022

2023

Veränderung 2023/2022 (in %)

Fleischwaren *)

1.952

2.192

12,3

Molkereiprodukte

4.764

5.060

6,2

Süßwaren

4.011

4.015

0,1

Backwaren

3.052

3.837

25,7

* verarbeitetes Fleisch, Meeresfrüchte und Fleischalternativen.Quelle: USDA GAIN Report 2024; Euromonitor 2025

Der Trend geht zu scharf, haltbar und gesund

Bei Fertiggerichten, Lebensmittelzubereitungen und Saucen ist das Angebot noch klein und bietet Potenzial. Im Trend liegen neue Varianten traditioneller Gerichte oder eine Mischung aus asiatischen und internationalen Geschmacksnoten. Fruchtige, süße, salzige und insbesondere scharfe Aromen dürfen gerne kombiniert werden. Die Firma Kühne verkauft in Indonesien Senf und Jalapeños.

Die meisten Kochherde sind gasbetrieben, Hauptzubereitungsmethode ist das Braten. Mikrowellen und Gefrierschränke fehlen oft noch in den Haushalten. Angesichts der nicht immer kompletten Kühlkette ist eine lange Haltbarkeit gefragt.

Die häufig stark zucker-, fett- und glutamathaltigen Lebensmittel haben eine Zunahme bei ernährungsbedingten Krankheiten zur Folge. Gesunde Produkte könnten in Zukunft verstärkt nachgefragt werden.

Wichtigstes Label für viele Haushalte ist das Halal-Siegel. Bei Grundprodukten dominieren größere Verpackungen, bei Snacks und Joghurt eher kleine. Bei Verpackungsmaterial geht der Trend zu flexiblen und umweltfreundlichen Materialien.

Aus Deutschland kommen nur wenige LebensmittelEinfuhr von Nahrungsmitteln nach Indonesien; in Millionen US-Dollar
Codes nach HS *)Produktgruppe

2023

2024

darunter aus Deutschland (2024)

02, 1601, 1602Fleisch und Fleischprodukte

943,6

862,3

0

0401 bis 0408Milch und Milchprodukte

1.466,4

1.469,8

42,3

03, 1604, 1605Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen

519,9

402,2

0,4

10, 11, 19Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren 

6.678,5

7.722,5

14,9

07, 08, 20, 1210 bis 1212Gemüse, Früchte und Zubereitungen

2.845,0

3.134,2

11,1

17, 0409Zucker, Zuckerwaren, Honig

3.368,8

3.559,5

9,6

09, 18Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus

1.517,3

1.910,9

6,1

21, 2209Versch. Lebensmittel und Zubereitungen

1.056,4

1.163,0

11,7

1201 bis 1208, 15Ölsaaten, ölhaltige Früchte, Öle und Fette, etc.

2.178,8

2.236,1

2,8

 Nahrungsmittel insgesamt

20.574,6

22.460,5

98,8

* Harmonisiertes System zur Bezeichnung und Codierung von Waren.Quelle: ITC TradeMap 2025

Für ausländische Produkte ist der Marktzugang mühsam

Die großen Lebensmittelhersteller importieren zum Teil selbst. Für kleinere Produzenten kann ein guter lokaler Partner neben der Einfuhr auch Produktregistrierung, Umverpacken, Marketing und Logistik übernehmen. Im Foodservice bieten oft kleine, spezialisierte Akteure ausländischen Herstellern Zugang zu Luxushotels, Cafés und Restaurants.

Marktkenner raten zu einer sorgfältigen Auswahl des lokalen Partners:

  • Referenzen/Netzwerk
  • Branchen- und Logistikkenntnis
  • Marketingexpertise
  • Spezialisierung auf Marktsegment
  • Finanzlage
  • Gültigkeit der Geschäftslizenz

Supermärkte sind der Hauptabsatzweg zum Endkunden, zum Beispiel Ranch Market, Foodhall, MPPA sowie die südkoreanische Lotte Mall und der niederländisch-indonesische Super Indo. Weitere Kanäle sind Feinkostgeschäfte und die E-Commerce-Plattformen Tokopedia, Shopee, Bukalapak, Lazada und Blibli. Das Sortiment der Convenience-Store-Ketten Alfamart, Indomaret und Circle K umfasst in der Regel nur lokale Produkte.

Einfuhren sind stark reguliert

Besonders bei Milch- und Fleischprodukten ist der Markt über Einfuhrquoten und -lizenzen reguliert. Dazu kommt die Registrierung der Produktionsstätte, die mit nicht unerheblichen Vorinvestitionen und Wartezeiten verbunden ist. Der Prozess kann mehrere Jahre dauern und mehrere Zehntausend Euro kosten. Für Lebensmittelzusatzstoffe ist zudem eine Vertriebslizenz der Behörde für Lebensmittelsicherheit erforderlich. Die Pflicht, Produkte entweder von einer akkreditierten Stelle als "halal" zertifizierten zu lassen oder deutlich als "nicht halal" zu markieren, soll für ausländische Lebensmittel ab dem 17. Oktober 2026 gelten.

Durch höhere Zölle auf bestimmte Produkte wie Luxusgüter reguliert Indonesien den Markt. Bei Waren, für die Indonesien seine inländische Produktion ausbauen will, sind die Zölle ebenfalls höher. Die noch für 2025 geplante Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit der EU könnte Importe erleichtern.

Nahrungsmittelmärkte in Süd- und Südostasien im Detail

Germany Trade & Invest hat für Sie verschiedene wichtige Nahrungsmittelmärkte in Süd- und Südostasien untersucht. Lesen Sie mehr in unseren Länderberichten!

Kontaktadressen

BezeichnungAnmerkung
AHK Indonesien (Ekonid)Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
GAPMMIVerband der Nahrungsmittel- und Getränkehersteller
Kementerian PertanianLandwirtschaftsministerium
Badan POMNationale Behörde für Lebensmittel- und Medikamentensicherheit
Badan Pangan NasionalNationale Lebensmittelagentur
The Food and Beverage Market Entry Handbook: IndonesiaStudie der EU zu Markt und Markteintritt (Stand: November 2024)
Food & Hospitality IndonesiaBranchenmesse in Jakarta; 21.-24. Juli 2026
Food Manufacturing IndonesiaBranchenmesse in Jakarta; 28.-30. Juli 2026

 

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