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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Vertrieb

Groß- und Einzelhandel

Indonesien ist ein kleiner, aber wachsender Vertriebsmarkt. Die Kaufkraft der Mittelschicht steigt. Der rasant expandierende E-Commerce macht dem stationären Handel zu schaffen.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien gewinnt als Absatzmarkt für eingeführte Konsumgüter an Bedeutung, ausgehend allerdings von einem niedrigen Niveau. Laut Statistikamt BPS wurden 2015 Konsumgüter im Wert von 10,9 Milliarden US-Dollar (US$) importiert. Im Vor-Coronajahr 2019 waren es bereits 16,5 Milliarden US$.

Bezogen auf die Einwohnerzahl von 270 Millionen Menschen sind das noch immer bescheidene Zahlen. Doch der Wohlstand des Landes steigt spürbar. So hat sich die Wirtschaftsleistung seit der Jahrtausendwende versechsfacht (auf US-Dollar-Basis). Vor der Coronakrise war das Land sogar zu einer sogenannten Upper-Middle Income Economy aufgestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf hatte die Marke von 4.000 US$ überschritten. Der private Konsum trägt mehr als 50 Prozent zur BIP-Entstehung des Landes bei und ist damit die wichtigste Konjunkturstütze.

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Laut BPS erwirtschaftete 2020 der Groß- und Einzelhandel insgesamt 1,6 Billiarden Rupiah. Das entspricht etwa 110 Milliarden US$, einem nominalen Wachstum von 26 Prozent gegenüber 2016 sowie einem Anteil von 10,6 Prozent an der BIP-Entstehung. Vor der Coronakrise lagen die jährlichen Wachstumsraten des Sektors um die 5 Prozent.

Shoppingmalls bedienen die Mittelschicht

Der Großteils des Konsums findet in den Städten statt, denn mittlerweile leben dort 56 Prozent der Indonesier, Tendenz steigend. Dort ist der moderne Einzelhandel auf dem Vormarsch: Überall schießen Shoppingmalls wie Pilze aus dem Boden. Sie bieten alle Gebrauchsgüter, die Mittelschichtsfamilien nachfragen: Lebensmittel, Mode, Kosmetik, Unterhaltungselektronik, weiße Ware oder Spielzeug. 

Tägliche Verbrauchsgüter wie Snacks oder Toilettenartikel werden hingegen oft in den Minimarkets und Convenience Stores in der Nachbarschaft erworben, etwa lokalen Ketten wie Indomaret oder Alfamart. Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch kauft auch die Mittelschicht oftmals noch auf traditionellen Märkten oder von fliegenden Händlern an der Haustür.

Zwischen Convenience Stores und Malls sind die großen Super- und Hypermarktketten positioniert. Sie bieten nicht nur Nahrungsmittel, sondern sind gleichzeitig auch kleine Kaufhäuser, denn sie haben auch Fernseher, Waschmaschinen, Möbel und Bekleidung, rezeptfreie Medikamente oder Werkzeug im Angebot.

Das von den Hypermarkets und Shopping Malls unabhängige Fachmarktsystem ist vergleichsweise klein. Zwar gibt es Baumarkt- und Elektronikketten. Doch eigenständige Verkaufspunkte sind in den durch Verkehrsstaus gelähmten Städten aus Sicht des Konsumenten unpraktisch. Denn auch ein nur kleiner Umweg jenseits der Malls kann mehrere Stunden Zeit in Anspruch nehmen. 

Schwieriges Terrain für ausländische Ketten

Der Groß- und Einzelhandelssektor ist etwa seit der Jahrtausendwende für ausländische Unternehmen geöffnet. Dem damaligen Markteintritt von Carrefour waren in den Folgejahren zahlreiche internationale Konkurrenten gefolgt, wie etwa die deutsche Metro oder die südkoreanisch Lotte. Sie konkurrieren mit dem engmaschigen Netz einheimischer Einzelhandelsketten wie Indomaret, Alfamart, Hero oder Ramayana. Ausländische Branchenexperten klagen dabei über systematische Benachteiligung.


Führende Einzelhandelsgruppen in Indonesien 2020 (Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent)

Handelsgruppe (Segment)

Umsatz  (in Mio. US$)

Veränd.

Indomaret
(Convenience Store)

5.900

-0,8

Alfamart
(Convenience Store)

5.256

14,9

Carrefour 
(Hypermarkets / Supermarkets) 

1.067

-18,2

Alfamidi
(Convenience store)

863

-3,3

Hypermart, Foodmart, Hyfresh
(Hypermarkets / Supermarket) 

505

-27,2

Giant, Hero
(Hypermarkets / Supermarkets)

462

-38,2

Super Indo 
(Supermarkets) 

433

-3,1

Lotte Mart 
(Hypermarkets)

305

80,8

Farmer's Market, Ranch Market 
(Supermarkets)

235

21,2

The Food Hall 
(Supermarkets)

45

16,7

Quelle: USDA GAIN Report

Die Branche ist stark reglementiert. Markteinsteiger müssen Eigentumsbeschränkungen, Mindestquoten für den Verkauf lokaler Produkte, Gebietsschutz für traditionelle Märkte oder Auflagen beim Verkauf alkoholischer Getränke beachten. 2017 schloss etwa das Convenience-Store-Franchise 7Eleven acht Jahre nach seinem Markteintritt seine Läden im Archipel.

Der Einzelhandel hat grundsätzlich gute Wachstumsperspektiven, denn die Bevölkerung wächst jedes Jahr um 3 Millionen Menschen. Immer mehr Indonesier steigen in die Mittelschicht auf. Deren Fixkosten sind oftmals gering, weil Wohneigentum vorhanden ist und kaum Steuern oder Sozialabgaben gezahlt werden müssen. Ein großer Teil des Haushaltseinkommens steht so dem Konsum zur Verfügung.

Der klassische Handel steht dennoch vor einer unsicheren Zukunft, denn der E-Commerce wächst rasant. Praktisch jeder jüngere Städter besitzt ein Smartphone und ordert online. Die heimischen Shopping-Portale bieten alles, was das Konsumentenherz begehrt. Und ein engmaschiges Netz aus Motorradkurieren liefert das gewünschte Produkt pünktlich bis in die kleinste Gasse jeder Stadt. 

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