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Wirtschaftsumfeld | Irak | Banken, Kreditinstitute

Banken-Schwäche und Intransparenz bremsen deutsche Irak-Exporte

Die Zahlungsabwicklung bei Ausfuhren nach Irak funktioniert gut, heißt es. Es klemmt aber an den Finanzierungen. Damit fehlt es an Geschäft. Helfen sollen mehr Hermesdeckungen.

Von Ulrich Binkert | Bonn

Die deutschen Exporte nach Irak kommen bislang nicht recht in Schwung. Dabei ist Irak der zweitgrößte Erdölexporteur der OPEC-Staaten und sollte mit Petrodollar gesegnet sein. Kunden fehlt aber ironischerweise das Geld. Das Geschäft leidet auch unter der Intransparenz im Land, an mangelndem Vertrauen und an der Schwäche der einheimischen Banken. Im Ergebnis gibt es von Seiten der Banken regelmäßig kein Akkreditiv, mit denen Zahlungen eines irakischen Importeurs an einen deutschen Exporteur üblicherweise abgesichert werden.

Banken sind schwach und geben kaum Firmenkredite

In die Privatwirtschaft fließen eher überschaubare Summen von Iraks Öleinnahmen. Irakische Banken versorgen die Unternehmen nur sehr begrenzt mit Krediten und Finanzierungen. Sie sind dazu kaum in der Lage, gelten als kapital- und leistungsschwach. "Die machen ganz andere Dinge", sagte ein Beobachter dazu, "Dinge wie Gehaltsabrechnungen".

Es gibt zwar um die 70 Banken im Land, bei vielen handelt es sich aber um ehemalige Wechselstuben, die moderne Dienste nicht professionell abwickeln können. Geschäftsberichte liegen gar nicht oder nur mangelhaft und mit großer zeitlicher Verzögerung vor. Umgekehrt fragen irakische Firmen nach Darstellung eines Beobachters nur wenig Kredite bei Banken nach, weil sie ihnen nicht trauen.

Westliche Banken sind in Irak kaum aktiv und halten sich mit Krediten an irakische Kunden ebenfalls zurück. Eine größere Vor-Ort-Präsenz hat die britische Standard Chartered; genannt werden auch Citibank und JP Morgan aus den USA. Hinzu kommen regionale Häuser, vor allem aus Jordanien. Ausländische Banken engagieren sich im Markt häufig durch eine Beteiligung an irakischen Instituten.

Intransparenz und Korruption behindern den Kapitalmarkt

Gründe für ihre Zurückhaltung haben ausländische Banken einige. Für die Prüfung des Kreditrisikos können sie sich nicht auf funktionierende einheimische Banken stützen, die die einheimischen Unternehmen besser kennen. Selbst können sie Kunden schlecht prüfen, da sie nicht ausreichend präsent sind. Dies gilt tendenziell auch für internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die Irak in der Regel vom benachbarten Jordanien aus bearbeiten.

Das Compliance-Risiko ist ebenfalls hoch. Ausländische Geldhäuser können nur schwerlich als Korrespondenzbanken mit irakischen Instituten zusammenarbeiten, die nicht nach internationalen Standards arbeiten. Irak gilt als korruptes Land, das im einschlägigen Index von Transparency International auf Rang 140 unter 180 Staaten liegt, gleichauf mit Nigeria. Außerdem haben einige Wirtschaftsakteure Verbindungen zu nichtstaatlichen, teilweise kriminellen Milizen. Und es gibt viele Beziehungen nach Iran, so dass bei einer Zusammenarbeit womöglich die Sanktionen gegen das Nachbarland greifen

Nur wenige Firmen haben Geld für Importe

Der Kreis der gut finanzierten Firmen in Irak ist klein. Dazu gehören einige öffentliche Unternehmen mit Finanzierungen aus dem Staatshaushalt. Außerdem gibt es für manche Großprojekte mit staatlichen Endkunden ausländische Kredite, die staatlich abgesichert sind. Dabei vergibt zum Beispiel eine deutsche Bank einen Kredit an das irakische Energieministerium. Eine deutsche Firma setzt das Projekt um und wird später von der deutschen Bank bezahlt, die den Kredit vom irakischen Ministerium zurückerhält.

In diesem Sovereign-Geschäft lässt sich die deutsche Bank auf das Geschäft ein, weil es typischerweise abgesichert ist von der staatlichen deutschen Exportkreditversicherung (sogenannte Hermesdeckungen). Häufig gibt es zudem eine Rückzahlungsverpflichtung seitens des irakischen Staates.

Deutsche Hermesdeckungen sollen Finanzierungen ankurbeln

Mehr internationale Finanzierungen für Iraks Privatsektor soll es künftig auf Basis einer Vereinbarung vom Juni 2024 geben: Demnach übernimmt Deutschland für deutsche Lieferungen nach Irak Exportkreditgarantien bis zu einem Volumen von 1 Milliarde Euro. Ein entsprechendes Memorandum of Cooperation schloss die zuständige Euler Hermes AG mit der Trade Bank of Iraq (TBI) ab. Dies soll auch den Rahmen schaffen, um mehr Garantien der irakischen Regierung im Kontext von deren Sovereign-Guarantee-Initiative zu nutzen. Kredite ausländischer Banken würden unter Beteiligung irakischer Institute an irakische Kunden fließen. Die Vereinbarung ist allerdings noch nicht in Kraft getreten. Dem Vernehmen nach fehlen seitens der TBI noch ausreichend aktuelle Zahlen zu ihrem Geschäftsabschluss.

"Geldtransfer ins Ausland problemlos"

Hat jedoch der Kunde in Irak die nötigen Devisen zur Bezahlung eines Imports, dann ist deren Transfer ins Ausland "völlig problemlos". Dies sagt zumindest ein irakischer Vertriebsvertreter für Technik aus den USA und anderen westlichen Ländern. Eine internationale Bank im Zielland erhalte das Geld über eine irakische Bank, die eine geringe Gebühr (0,7 Prozent der Transfersumme) berechne. Wichtig sei lediglich, dass Rechnungen und andere Dokumente vollständig vorlägen und den Bestimmungen der Zentralbank (Central Bank of Iraq, CBI) entsprächen. Andere Marktbeobachter sprechen allerdings von "hohen Bankgebühren" in Irak.

Eine Hürde für Überweisungen ist laut Branchenexperten zudem K2 Integrity, eine Art Clearingstelle: Diese Organisation mit Sitz in den USA prüft Dollar-Transaktionen von Irak aus ins Ausland auf Integrität und Plausibilität mit Fragen wie: Passt der überwiesene Betrag zum angegebenen Geschäft? Wer sind die beteiligten Partner auf irakischer Seite, sind sie in kriminelle Machenschaften verstrickt? Hinzu kommt eine Prüfung auf Verbindungen nach Iran in diesem Fall könnte die Transaktion die internationalen Iran-Sanktionen verletzen.

Zentralbank mit Devisen-Auktionen

Iraks Wareneinfuhren von gut 100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 wurden großteils durch Devisen bezahlt, die die Zentralbank zugeteilt hat: Die CBI verteilte 2024 durch ein Auktionssystem über die Banken gut 60 Milliarden US$, 59 Milliarden davon für Importgeschäfte. Allerdings kommen laut Beobachtern nur rund zwei Drittel der Banken auf diese Weise an Devisen. Die anderen müssen sich Dollar teurer auf dem freien Markt beschaffen. Das Devisen-Auktionssystem gilt als intransparent und korruptionsanfällig. Die CBI plante es zum Jahresende 2024 abzuschaffen. Sie ist nach eigenen Angaben "weit fortgeschritten", Handelsfinanzierungen auf Transaktionen durch Korrespondenzbanken umzustellen.

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