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Marktchancen
Israel muss den technologischen Stand seiner Landwirtschaft anheben. Dabei kann die Hightech-Szene helfen. Ein großer Teil der Investitions- und Produktionsgüter wird importiert.
21.12.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Modernisierung dringend erforderlich
Eine Steigerung der Agrarerzeugung ist nur durch Modernisierung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Erzeugung zu erreichen. Eine Vergrößerung der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die bei 13 Prozent des Staatsgebiets liegt, kann angesichts der hohen Besiedlungsdichte und konkurrierender Verwendungszwecke nicht vergrößert werden.
Im Frühjahr 2022 kündigte die Regierung an, den Agrarsektor durch massive Förderung von Modernisierungsmaßnahmen zu unterstützen. Damit soll die Produktion ausgebaut und die Effizienz der Landwirtschaft gestärkt werden. Letzteres ist nicht nur mit Blick auf Selbstversorgung von Bedeutung. Vielmehr will die Regierung den Zollschutz, den die Landwirtschaft in erheblichem Maße genießt, zurückfahren und dadurch zur Senkung der Lebenshaltungskosten beitragen.
Neue Technologien werden gefördert
Laut dem Regierungsplan werden 2022 bis 2025 Fördermittel von umgerechnet rund 800 Millionen US$ für die Landwirtschaft bereitgestellt. Der Schwerpunkt der Förderung liegt auf neuen Technologien. Die wichtigsten Elemente sind Rationalisierung und Digitalisierung der landwirtschaftlichen Arbeitsabläufe sowie Stärkung der Forschung und Entwicklung inklusive des Einsatzes künstlicher Intelligenz.
Grundsätzlich schafft der hoch entwickelte israelische Hightech-Sektor gute Voraussetzungen für einen Erfolg von Modernisierungsmaßnahmen. Auf bestimmten Gebieten, unter anderem Bewässerung und Präzisionslandwirtschaft, gehört Israel jetzt schon zu technologischen Weltspitze. Zudem spezialisiert sich das Land in hohem Maße auf künstliche Intelligenz und deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Als ein Problem gilt allerdings eine konservative Einstellung zahlreicher Landwirte gegenüber dem technologischen Wandel. Deshalb ist vor allem das Landwirtschaftsministerium bemüht, modernen Agrartechnologien nicht nur durch Finanzmittel, sondern auch durch Schulungen und Pilotprojekte zum Durchbruch zu verhelfen.
Landwirtschaft importiert Maschinen und Produktionsgüter
Die Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen der israelischen Landwirtschaft lagen 2021 bei umgerechnet 529 Millionen US$. In realen Binnenpreisen nahmen sie gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent zu.
Die jährlichen Investitionen zeichnen sich durch zum Teil starke Ausschläge aus. Insgesamt aber weisen sie einen positiven Trend auf. In dem Jahrfünft 2017 bis 2021 konnten sie um insgesamt 30,8 Prozent zulegen.
Deutsche Anbieter auf dem Markt für Landtechnik erfolgreich
Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftssektoren investiert die Landwirtschaft mehrheitlich in einheimische Maschinen und Ausrüstungen. Der Grund dafür sind landesspezifische Bedürfnisse, denen die Investitionen Rechnung tragen müssen.
So entfielen 2021 mit 74 Prozent nahezu drei Viertel aller Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen der Wirtschaft auf ausländische Erzeugnisse. Demgegenüber deckte die Landwirtschaft ihren Investitionsbedarf zu 69 Prozent mithilfe einheimischer Produkte.
Neben Maschinen und Ausrüstungen importiert die israelische Landwirtschaft auch Produktionsgüter. Deutsche Anbieter erzielen besonders hohe Importmarktanteile im Bereich der Landtechnik. Im Jahr 2021 machte die Einfuhr von Traktoren aus Deutschland mit 23,3 Millionen US$ rund 39,6 Prozent der Gesamtimport dieser Warenposition aus. Bei anderen Landmaschinen lagen die deutschen Lieferungen bei 16,3 Millionen US$, was einem Importmarktanteil von 16,4 Prozent entsprach.
Demgegenüber waren deutsche Hersteller im Bereich Agrochemie schwächer vertreten. So stammten mit 10,2 Millionen US$ rund 8,1 Prozent der Einfuhr von Pflanzenschutzmitteln aus der Bundesrepublik. Bei Düngemitteln stellte Deutschland mit 1,3 Millionen US$ nur 1,1 Prozent der Importe.
Überdies importiert die israelische Landwirtschaft Produkte, die sich nicht nach der Verwendungsbranche aufschlüsseln lassen. Dazu gehören nicht zuletzt Mess- und Regeltechnik, Fördertechnik und Pumpen.
Klimawandel erfordert Anpassungsmaßnahmen
Eine große Herausforderung für die israelische Landwirtschaft stellt der Klimawandel dar. Das gilt umso mehr, weil der Anstieg der Durchschnittstemperaturen in der MENA-Region inklusive Israels deutlich schneller als der Weltdurchschnitt ist.
Die steigenden Temperaturen werden in den kommenden Jahren weiterreichende Adaptationsmaßnahmen verlangen. So etwa muss der Pflanzenanbau in temperaturregulierten Gewächshäusern erheblich ausgebaut werden. Das könnte übrigens auch den Ertrag je Flächeneinheit deutlich steigern. Nötig ist zudem die Entwicklung von Saatgut, das auch bei höheren Temperaturen gedeihen kann.
Die Erwärmung wird auch Maßnahmen in der Tierhaltung erfordern. Nicht zuletzt muss die Nutzung von Klimaanlagen in Ställen für die Rinderzucht und in Hühnerställen expandieren.
Zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten
Israel bietet ausländischen, darunter auch deutschen Unternehmen zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten. Nach Angaben der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central waren im Dezember 2022 insgesamt 412 Hochtechnologiefirmen im Bereich der Landwirtschaft tätig. Zwölf dieser Firmen befinden sich im Besitz ausländischer Unternehmen.
Das israelische Landwirtschaftsministerium verfügt über eine eigene Forschungs- und Entwicklungseinrichtung, die Agricultural Research Organisation (ARO).
Die ARO konzentriert sich insbesondere auf die Landwirtschaft in Trockengebieten und arbeitet mit zahlreichen ausländischen Partnern zusammen. Dabei spielen binationale Kooperationsfonds eine wichtige Rolle. Solche Fonds wurden mit Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, den Niederlanden und Italien gegründet.