Branchen | Israel | Textil und Bekleidung
Textilindustrie setzt auf Spezialisierung und Produktivität
Trotz starken internationalen Wettbewerbs kann die Branche ihren Umsatz halten. Allerdings sinkt der Personalstand erheblich. Technische Textilien sind die Hauptstütze des Exports.
23.11.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Die israelische Textil- und Bekleidungsindustrie befindet sich in einem fortschreitenden Prozess der Anpassung an den internationalen Wettbewerb. Die Einfuhr, die großenteils aus Niedriglohnländern stammt, nimmt rasch zu und erreicht 2022 schätzungsweise 4,1 Milliarden US-Dollar (US$). Das entspricht einem Wachstum um 56 Prozent innerhalb von fünf Jahren.
Lokale Branche kann Umsatz trotz Importdruck aufrechterhalten
Unter diesen Bedingungen ist die Branche gezwungen, ihre Produktivität zu erhöhen und qualitativ hochwertige Produkte anzubieten, um den Umsatz zu sichern. Das ist ihr in den letzten Jahren auch gelungen. Im Zeitraum 2017 bis 2021 blieben ihre Einnahmen trotz gewisser Schwankungen stabil.
Eine Ausnahme stellte das Coronajahr 2020 dar, in dem die industrielle Tätigkeit durch Maßnahmen der Epidemiebekämpfung zeitweise stark eingeschränkt war. Allerdings konnten sich die Einnahmen der Branche nach diesem Tiefpunkt schnell erholen. Gerechnet in laufenden Preisen in der lokalen Währung Neuer Schekel (NIS) nahm der Umsatz 2021 um 9 Prozent zu, und für 2022 zeichnet sich eine weitere Steigerung um rund 5 Prozent ab.
Jahr | Umsatz in Mrd. US$ | Veränderung gegenüber Vorjahr in % auf US$-Basis1) | Veränderung gegenüber Vorjahr in % in Neue Schekel |
---|---|---|---|
2017 | 1,8 | 9,7 | 2,8 |
2018 | 2,0 | 7,3 | 7,0 |
2019 | 1,9 | -2,4 | -3,3 |
2020 | 1,7 | -13,7 | -16,6 |
2021 | 1,9 | 16,1 | 9,0 |
20222) | 1,9 | 0,9 | 5,0 |
Arbeitsintensive Produktionsprozesse werden ausgelagert
Der Umsatz der einheimischen Textil- und Bekleidungsindustrie wird durch einen anhaltenden Rationalisierungs- und Umstrukturierungsprozess gesichert. Dabei gibt es aber nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer. Während Erzeugnisse, deren Herstellung weitgehend automatisiert werden kann, Zuwächse verzeichnen, werden arbeitsintensive Produktionsprozesse abgebaut. Das Resultat ist, dass die Beschäftigtenzahl der Branche in den Jahren 2017 bis 2022 um 30,3 Prozent einbrach, während die Wertschöpfung je Beschäftigtem real um 36,4 Prozent zulegen konnte.
Einen Großteil der arbeitsintensiven Produktion haben israelische Hersteller in Länder mit niedrigerem Lohnniveau ausgelagert. So etwa unterhält Delta Galil, das umsatzstärkste Branchenunternehmen, eine Reihe von Produktionsstätten in China, Myanmar, Thailand, Vietnam, Ägypten, Bulgarien und der Türkei.
Der massive Abbau von Arbeitsplätzen in Israel wirkt sich vorwiegend auf strukturschwache Regionen negativ aus. Indessen sehen viele Branchenunternehmen die Verlegung großer Produktionsteile ins Ausland als eine Voraussetzung für ihr Überleben an.
Technisch anspruchsvolle Produkte sind erfolgreich
Dagegen bietet Israel gute Produktionsbedingungen für technisch komplexe Produkte. Die führenden Hersteller investieren beträchtliche Summen in Forschung und Entwicklung und können auf diese Weise im internationalen Wettbewerb bestehen.
Das zeigt sich deutlich am Beispiel technischer Textilien. Im Jahr 2021 machten sie mit einem Exportwert von 485 Millionen US$ rund 46,8 Prozent der gesamten israelischen Textil- und Bekleidungsausfuhr aus. Dagegen entfielen auf Bekleidung lediglich 123 Millionen US$, was 11,9 Prozent der Exporte entsprach.
Eine wichtige Spezialisierung der israelischen Branche sind Textilien für Mitarbeiter der inneren Sicherheit und für das Militär. Dazu gehören unter anderem kugelsichere Westen und Platten. Bei der Entwicklung solcher Produkte kommt den Herstellerbetrieben eine enge Zusammenarbeit mit den israelischen Streitkräften zugute.
Jahr | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
2017 | 2.632 | 962 |
2018 | 2.812 | 967 |
2019 | 2.827 | 987 |
2020 | 2.940 | 961 |
2021 | 3.539 | 1.040 |
2022 (Schätzung) | 4.100 | 1.080 |
China hängt die Konkurrenz ab
Das mit großem Abstand führende Lieferland für Textil- und Bekleidungsprodukte ist China, das 2021 einen Importmarktanteil von 35,3 Prozent verbuchen konnte. Auf Rang zwei und drei folgten Spanien beziehungsweise die Türkei. Mit einem Importwert von 54 Millionen US$ und einem Importmarktanteil von 1,5 Prozent belegte Deutschland Platz elf.
Die israelischen Exporte von Textilien beliefen sich 2021 auf 1,04 Milliarden US$. Damit lag der Deckungsgrad der Einfuhr durch die Ausfuhr bei 29,3 Prozent. Die Exportquote am Gesamtumsatz der Branche betrug rund 54 Prozent. Dabei handelt es sich um eine Schätzung, weil die Umsatzzahlen von der Industriestatistik und die Exportzahlen von der Außenhandelsstatistik ausgewiesen werden. Dies kann zu unterschiedlichen Erfassungszeiträumen und -methoden führen.
Land | Einfuhr | Importanteil in % |
---|---|---|
China | 1.249 | 35,3 |
Spanien | 408 | 11,5 |
Türkei | 363 | 10,3 |
Indien | 204 | 5,8 |
Italien | 183 | 5,2 |
USA | 173 | 4,9 |
SVR Hongkong | 166 | 4,7 |
Belgien | 113 | 3,2 |
Bangladesch | 80 | 2,3 |
Schweiz | 55 | 1,6 |
Führende Hersteller auf dem einheimischen Markt kaum präsent
Die fünf führenden Textilunternehmen Israels erzielen ihren Umsatz nahezu zur Gänze im Auslandsgeschäft. Das geht aus Angaben der Wirtschaftsauskunftsfirma Dun & Bradstreet Israel hervor. Als Auslandsgeschäft werden dabei die Produktion an Auslandsstandorten ebenso wie die Exporte erfasst.
Unternehmen | Sparte | Weltweiter Umsatz *) | Umsatzanteil des Auslandsgeschäfts in % |
---|---|---|---|
Delta Galil | Bekleidung (v.a. Unterwäsche und Freizeitkleidung) | 1.951 | 85,5 |
Kornit Digital | Textildruck | 165 | 100,0 |
Tefron | Bekleidung (Unterwäsche und Sportkleidung) | 134 | 100,0 |
Nilit | Nylongarne | 122 | 98,8 |
Spuntech | Medizinische Spunlace-Stoffe | 106 | 100,0 |
- Israel
- Textilien, Bekleidung
- Branchen
- Branchen