Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Italien | Solarenergie

Marktchancen

Utility-Scale-Anlagen könnten sich in den kommenden Jahren zum Zugpferd der Solarenergie entwickeln. Industriefirmen investieren in eine stabile Energieversorgung. 

Von Oliver Döhne | Mailand

Großanlagen und PPA im Aufwärtstrend

Utility-Scale-Anlagen bieten laut Marktexperten in den kommenden Jahren interessante Möglichkeiten. Der Energiepreisanstieg veranlasst Unternehmen und Utilities, aktiv nach Gelegenheiten für längerfristige Lieferverträge zu suchen. Damit garantieren sie stabile Preise und pflegen ein grünes Image. Gleichzeitig winkt die Regierung viele Projekte nun schneller durch und auch die Banken stehen Investitionen mit dem Ziel langfristiger PPA offener gegenüber. Auch die angestrebte automatische Eignung von Flächen bestimmter Charakteristika ohne weitere Umwelteinflussprüfungen könnte das Geschäft deutlich anschieben.  

Der Entwickler Sistema Rinnovabili schloss im August 2022 so über die ING Bank mit dem Chemieunternehmen Altair bei Viterbo eins der ersten projektfinanzierten zehnjährigen PPA ab. Laut Solar Plaza standen in Italien Mitte 2022 Großanlagenprojekte mit rund 6 Gigawatt Kapazität "ready-to-build". Besonders interessant scheint Sardinien dank hoher Sonneneinstrahlung und geringer Besiedelung. 

Solarprojekte in Italien

Projekt, Standort

Leistung (MW)

Unternehmen

Status

5 Utiliy-Scale PV-Anlagen in Sardinien

233

Greencells

Erste Anlage: Ready-to-build-Status 2023

ACEA Bolotana, Sardinien

85

ACEA

Bis 1. Hj. 2024

Sonnedix Cagliari, Sardinien

69,52

Sonnedix

Fertig bis 2. Hj. 2023

Parco Agri-Ovi-Fotovoltaico, Copertino, Lecce, Apulien

60

Whysol-E Sviluppo

k. A.

CERO Montalto di Castro, Latium

48

CERO (Macquarie)

Bis Ende 2023

Sonnedix Nuoro, Sardinien

48,30

Sonnedix

Bis 1. Hj. 2024

IREN Viterbo, Latium

39

Iren

ab 1. H. 2023

Quelle: Pressemeldungen, Recherche von Germany Trade & Invest 2022

In den kommenden Jahren fallen zahlreiche Anlagen aus ablaufenden Fördermechanismen und können angesichts ihrer getilgten Finanzierung sehr günstig Strom produzieren und mit hohen Margen an Dritte verkaufen. Der Netzbetreiber GSE wird den Markt mit standardisierten Stromabnahmeverträgen und Vermarktungsplattformen unterstützen. Auch für das Operate Leasing-Modell sehen Marktexperten gute Wachstumschancen. 

Selbstversorger und Energiegemeinschaften im Kommen

Der Gesetzgeber erleichtert, erweitert und fördert die energetische Selbstversorgung, auch die kollektive. Energiegemeinschaften können künftig größere Anlagen betreiben (bis 1 Megawatt), Konsumenten und Produzenten können dabei örtlich auch weiter auseinanderliegen. Selbstversorger und Energiegemeinschaften erhalten eine Kompensation pro selbst verbrauchter Megawattstunde sowie einen Ausgleich für die im Netz so weniger angefallenen Kosten und können überschüssigen Strom an das Netz verkaufen, sodass der finanzielle Vorteil bei bis zu 160 Euro/Megawattstunde liegt. Dazu kommen die Steuergutschriften beim Einbau, die neben PV-Anlagen auch ergänzende Energiespeicher umfassen. Für kleinere Anlagen entfallen dabei Genehmigungsanträge. 

Der Entwickler Sunprime sieht hier besonders im Segment Handel und Industrie Wachstumschancen, da Unternehmen ihre Flächen verstärkt für die Energiegewinnung einsetzen werden. Mithilfe der Kfw IPEX Bank und der NordLB schloss das Mailänder Unternehmen Sunprime Ende 2022 eine Projektfinanzierung für insgesamt 216 Megawatt an PV-Anlagen auf Gewerbedächern in Italien ab.  

Wachstumsfeld Agrarvoltaik

Großes Potenzial sehen Marktexperten für Agrarvoltaik besonders im Süden, wo sich hohe Sonneneinstrahlung zu trockenen Flächen gesellt. Zudem könnte die automatische Definition geeigneter Areale (siehe Kapitel politische Ziele) die sonst langwierige Genehmigungsprozedur der Regionen umgehen. 

Viele Investoren haben bereits begonnen, Kapital in eine entsprechende Technologie zu investieren, darunter Edf, Falck und NextEnergy Capital, auch weil der Genehmigungsprozess wesentlich schneller abzulaufen scheint als bei Standard-PV-Anlagen. Agrarflächen könnten künftig in die Auktionen und andere Förderinstrumente integriert werden. In Italiens Aufbau- und Resilienzplan sind immerhin 1,1 Milliarden Euro für Agrarvoltaik vorgesehen. Diese Gelder könnten aber statt strukturellen Instrumenten eher Einzelinvestitionen zugutekommen. 

Tarifauktionen und Fördersystem

Italien hat über die Jahre eine Reihe verschiedener Förderinstrumente eingeführt und wieder verworfen. Dazu zählen Einspeisevergütung im Rahmen des Conto Energia (bis 2013), Net Metering (bis 2023) und Zertifikate (certificati verdi). In Zukunft soll der Stromverkauf an das Netz mit Mindestausgleich (Ritiro Dedicato) eine zunehmende Rolle spielen.  

Im Rahmen des Förderdekrets FER 1 vom 4. Juli 2019 führte Italien bis Mitte 2022 insgesamt neun Auktionsrunden in einem Contract for Difference-basierten Modell durch. Dabei konkurrierten neue PV-Anlagen in einer Gruppe mit neuen Onshore-Windkraftanlagen um eine bestimmte Kapazität. Die Gebote erfolgten in Form von Abzügen eines, je nach Energieart und Größe der Anlage, vordefinierten Richtpreises. Die Förderung erfolgte in der Erstattung der Differenz zwischen dem Gebotspreis und dem jeweiligen Ortspreis. Kleinere Anlagen (bis 1 Megawatt) konnten ohne Auktion direkt in Register eingetragen werden.

Die Vergaberunden galten eher als Enttäuschung, da im Durchschnitt nur für etwa 60 Prozent der ausgeschriebenen Kapazitäten geboten wurde. An PV-Kapazitäten gingen insgesamt 1.841 Megawatt über den Tisch. Als Hemmfaktor galt, dass Agrarflächen nicht in die Auktionen integriert waren, was sich nun zu ändern scheint. Die Ergebnisse und Namen der Gewinner der Ausschreibungsrunden sind hier einzusehen. Erfolgreich war dabei auch das deutsche Unternehmen JUWI, das in der siebten Runde insgesamt 12,2 Megawatt für zwei PV-Projekte in Friaul-Julisch-Venetien und Emilia-Romagna erhielt. 

Kosten prinzipiell niedrig

Solarenergie ist in Italien laut Experten auch ohne Anreize wettbewerbsfähig, die Stromgestehungskosten sind niedrig. Engpässe bestehen eher im administrativen Bereich. Die Preisgebote für neue PV-Anlagen in der neunten Auktion beinhalteten nur noch minimale Abschläge von etwa 2 Prozent gegenüber den Richtpreisen. Die Richtpreise lagen zu Beginn der Auktionsrunde bei 66,50 Euro/Megawatt (für PV-Anlagen über 1 Megawatt), 85,50 für Anlagen zwischen 100 Kilowatt und 1 Megawatt und 99,75 Euro für Anlagen zwischen 20 Kilowatt und 100 Kilowatt. Für kleinere Anlagen auf renovierten Hausdächern lag der Richtpreis für die Registereintragung bei 90 Euro/Megawatt (100 Kilowatt bis 1 Megawatt) und 105 Euro/Megawatt (20 Kilowatt bis 100 Kilowatt). Ab Anfang 2021 (Runde 5) sank der Richtpreis der Auktionen um 5 Prozent, der der Register um 2 Prozent. 

Bild vergrößern

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.