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Private Unternehmen kommen für den größten Teil der Stromerzeugung auf. Das Stromnetz bleibt ein öffentliches Monopol. Israel sucht Anschluss ans europäische Stromnetz.
19.07.2024
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Im Bereich konventioneller Stromerzeugung bleibt der ehemalige Stromversorgungsmonopolist, die Israel Electric Corporation (IEC), der führende Marktteilnehmer. Allerdings sinkt ihr Anteil an der Stromerzeugung infolge der Regierungspolitik, die auf mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt setzt.
Private Stromerzeuger auf dem Vormarsch
Das Jahr 2022 war das letzte, in dem die IEC die Mehrheit der Stromerzeugung bestritt, und zwar 51 Prozent. Für 2025 erwartet die Strombehörde, dass der Anteil der IEC auf 40 Prozent sinkt. Dies wird durch den Bau neuer privater Kraftwerke und die Privatisierung eines Teils der IEC-Kraftwerke erreicht.
Dementsprechend soll der Anteil privater Stromerzeuger 2025 auf 60 Prozent der Energieerzeugung steigen. Dazu gehört auch die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, die rein privatwirtschaftlich aufgestellt ist. Sie soll 2025, wie erwähnt, einen Anteil von 20 Prozent an der gesamten Stromerzeugung erreichen. Damit würden konventionelle Privaterzeuger für 40 Prozent der Gesamtstromversorgung aufkommen.
Das Gros der Investitionen in die Errichtung neuer konventioneller Kraftwerke wird auf private Stromversorger entfallen. Gegenwärtig ist der Bau von sieben privaten Kraftwerken mit einer Leistungskapazität von jeweils 630 bis 900 Megawatt beschlossen oder wird erwogen. Demgegenüber baut die IEC nur zwei Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 1.200 Megawatt. Im Juli 2024 standen sie kurz vor der Inbetriebnahme. Erneuerbare Energien werden von Privatinvestoren ausgebaut.
Zu den wichtigsten privaten Stromerzeugern gehören die Firmen Edeltech, Dalia Power Energies, Shikun u’Binui und OPC Energy. Edeltech baut auch Kraftwerke im Auftrag Dritter. Auch eine Reihe anderer Kraftwerk- und Solaranlagenbauer ist in Israel tätig. Ein Beispiel ist die Electra Group, einer der größten israelischen Bau- und Infrastrukturkonzerne. Sie baut sowohl konventionelle Kraftwerke als auch Solarenergieanlagen. Die Firma Solaredge wiederum spezialisiert sich auf private und kommerzielle Solarenergiesysteme und vertreibt ihre Produkte nach eigenen Angaben in rund 140 Ländern.
Ferner sind virtuelle Stromanbieter auf dem Markt tätig, die Strom vor allem von Fotovoltaikanlagen beziehen. Im Juni 2024 waren rund 40 solcher Anbieter zugelassen.
Ausländische Investitionen in die Energiewirtschaft sind erlaubt und erwünscht. Beispielsweise unterhält das französische Energieunternehmen Électricité de France in Israel eine auf erneuerbare Energien spezialisierte Tochterfirma, EDF Renewables Israel.
Die Stromnetzverwaltungsgesellschaft Noga ist nicht nur für den laufenden Betrieb und für Investitionen in das Stromnetz zuständig. Vielmehr plant sie auch die Entwicklung des Stromnetzes und ist an der Entwicklung neuer Technologien beteiligt.
Wasserstoffwirtschaft steht noch ganz am Anfang
Israel ist grundsätzlich bestrebt, Wasserstoff in seine Energiewirtschaft zu integrieren. Diese Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen. Allerdings geht das Energieministerium fest davon aus, dass Wasserstoff in der längeren Frist zum Energiespeichern verwendet wird. Ferner wird seine Nutzung im Verkehrssektor anvisiert.
Israel plant, eine eigene Produktion von Wasserstoff aufzubauen. Allerdings werden die umweltfreundlichen Produktionskapazitäten wegen Bodenmangels für die Herstellung preiswerten Solarstrom wahrscheinlich begrenzt bleiben. Wohlgemerkt verfügt Israel über umfangreiche Offshore-Vorkommen von eigenem Erdgas. Allerdings würde ihre Verwendung für die Wasserstoffproduktion einen massiven Absatz von Kohlenstoffabscheidung erfordern, damit Klimaneutralität gewährleistet wird. In jedem Fall geht das Energieministerium davon aus, dass Israel zum Nettoimporteur von Wasserstoff wird.
Künftig Stromimporte erwünscht
Zur Zukunftsplanung der israelischen Energiewirtschaft gehört auch der Anschluss an das europäische Stromnetz. Zu diesem Zweck ist der Bau eines Unterseekabels von Israel nach Zypern geplant, das wiederum an Griechenland angeschlossen werden soll. Im März 2024 teilte das israelische Energieministerium mit, das Projekt der Stromkabelverlegung zwischen Israel und Zypern werde "vorangetrieben". Von dem Anschluss an Europa verspricht sich Israel eine Überwindung seines bisherigen Status als "Energieinsel", die keinen Strom importiert. Dadurch soll die Versorgungssicherheit des Landes erhöht werden.
Grundsätzlich zeigt Israel auch Interesse an einer Integration in den Wirtschaftskorridor Indien-Nahost-Europa (IMEC). Die Einbindung in dieses monumentale Vorhaben könnte unter anderem Energieimporte aus der Golfregion nach Israel ermöglichen, sei es als Elektrizität, sei es als Wasserstoff. Allerdings handelt es sich dabei eher um eine Zukunftsvision als um einen Plan. Erstens befindet sich das IMEC-Projekt in einer sehr frühen Phase. Zweitens könnten geopolitische Schwierigkeiten in der Nahostregion den Einschluss Israels verhindern. Daher ist ein Anschluss des israelischen Stromnetzes an Europa weitaus leichter und schneller als die Integration in den IMEC-Korridor zu erreichen.
Unternehmen | Sparte | Umsatz 2023*) |
---|---|---|
Israel Electric Corporation | Stromerzeugung | 6.262 |
Solaredge Technologies | Bau von Fotovoltaikanlagen | 2.832 |
OPC Energy | Privater Stromerzeuger | 522 |
Inter Industries | Durchführung von Energieprojekten inklusive Elektrizität | 195 |