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Wirtschaftsausblick | Italien

Italiens Wirtschaft wächst 2026 moderat

Investitionen, Außenhandel und Konsum legen 2026 zu und stützen Italiens Wirtschaftswachstum. Viele Unternehmen könnten stärker expandieren, finden jedoch nicht genug Mitarbeiter.

Von Torsten Pauly | Mailand

Top-Thema: Fachkräftemangel spitzt sich zu

Italienische Unternehmen haben zunehmend Probleme, offene Stellen zu besetzen. Dies gaben im November 2025 auch 39 Prozent der Mitglieder der Deutsch-Italienischen Handelskammer (AHK) in einer Umfrage an. Der angespannte Arbeitsmarkt führt insbesondere im wirtschaftsstarken Norden zu einem zunehmenden Wettbewerb um Hochqualifizierte.

Zwar soll sich die Beschäftigung 2026 laut Europäischer Kommission um 0,5 Prozent oder 120.000 Personen ausweiten. Die Unternehmen wollen jedoch bis 2029 bis zu 3,7 Millionen neue Jobs schaffen. Davon brauchen 2,3 Millionen Beschäftigte einen mathematischen, technischen, ingenieurs- oder naturwissenschaftlichen Hintergrund. Außerdem erfordern 3,1 Millionen Stellen auch teilweise ausgeprägte digitale Kenntnisse. Von allen neuen Arbeitsplätzen soll die Hälfte in nördlichen Gebieten entstehen. Dies berichtet das Institut Excelsior.

Gleichzeitig führt die Alterung der Gesellschaft dazu, dass es in Italien 2040 ohne Zuzug von Fachkräften 5 Millionen weniger Werktätige geben wird. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore aufgrund von Daten des italienischen Statistikamts Istat. Der Fachkräftemangel ist jedoch regional unterschiedlich ausgeprägt: In Süditalien gibt es einen Überschuss und Wegzug von qualifizierten Arbeitskräften. Von dort sind von 2013 bis 2022 über 1,1 Millionen Menschen gen Norden abgewandert.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum eröffnet Lieferchancen

Das italienische Bruttoinlandprodukt (BIP) soll 2026 und 2027 preisbereinigt um jeweils 0,8 Prozent steigen. Dies erwartet die Europäische Kommission im November 2025. Dabei ist die Konjunktur breit aufgestellt. Stärkster Wachstumstreiber ist 2026 die Investitionstätigkeit mit einem Plus von 2,1 Prozent, aber auch die Konsumnachfrage der Haushalte legt um 1,1 Prozent zu.

Italiens Export von Waren und Dienstleistungen weitet sich 2026 angesichts eines schwierigen internationalen Umfelds moderat um real 1,5 Prozent aus, so die Europäische Kommission. US-Zölle belasten die Ausfuhr dorthin und auch die schwache Konjunktur in EU-Hauptmärkten wie Deutschland und Frankreich beeinträchtigt Lieferungen in diese Länder. Insgesamt eröffnet Italien jedoch viele Geschäftschancen. Die Inlandsnachfrage steigt 2026 laut Europäischer Kommission real um 1,2 Prozent und der Import von Waren und Dienstleistungen legt um 2,6 Prozent zu.

Nach wie vor gibt es bei der Wirtschaftsleistung jedoch ein ausgeprägtes regionales Gefälle. Das BIP pro Kopf war 2023 in Norditalien um 82,5 Prozent höher als im Mezzogiorno. Zu diesem zählen die sechs südlichsten Festlandsregionen sowie die beiden Inseln Sardinien und Sizilien. Auch die Löhne sind im Süden deutlich geringer. Die günstig verfügbaren Fachkräfte führen dort aber auch zu Großprojekten wie einer Chipfabrik, einem Flugzeugwerk oder Chemie- und Energieanlagen.

Problematisch bleibt Italiens öffentliche Verschuldung. Der Europäischen Kommission zufolge wird sie 2026 bei 137,9 Prozent des BIP liegen. Dies ist die EU-weit zweithöchste Quote nach Griechenland.

Regierung plant neue Investitionsförderungen

Die italienischen Ausrüstungsbeschaffungen steigen 2026 laut Europäischer Kommission um real 2,4 Prozent. Das wichtige Förderprogramm „Transizione 5.0“ läuft allerdings Ende 2025 aus. Zwar will die Regierung ein Ersatzprogramm auflegen. Maschinenbauverbände befürchten jedoch eine monatelange Verzögerung wegen der Ausarbeitung. „Transizione 5.0“ knüpft die Förderung von Maschinen und Anlagen explizit an deren digitale Vernetzung und Nachhaltigkeit, etwa beim Energie- und Materialverbrauch.

Die Bauinvestitionen nehmen 2026 um real 2,3 Prozent zu, so die Europäische Kommission. Wegen öffentlicher Großprojekte in der Infrastruktur und Investitionen des Energiesektors läuft die Konjunktur im Tiefbau dabei besser als bei Gebäuden. Viele private Bauträger überdenken ihre Projekte weiterhin wegen der noch teuren Zins- und Finanzierungskosten.

Reallohnanstieg fördert Konsum

Die Kauflaune der Bevölkerung profitiert 2026 neben der moderaten Beschäftigungsausweitung auch von einem Reallohnanstieg von 1,3 Prozent laut EU-Kommission. Hierzu trägt auch bei, dass die Inflation weiter von 1,7 Prozent im Jahr 2025 auf 1,3 Prozent in 2026 sinken soll.

Viele italienische Haushalte konsumieren auf Kredit. Die Pro-Kopf-Verschuldung mit Konsumdarlehen war Ende Juni 2025 mit 2.952 Euro um 5,3 Prozent höher als vor Jahresfrist.

Exportüberschuss sinkt

Viele italienische Unternehmen sind exportstark und profitieren dabei von moderaten Lohnkosten bei hoher Produktivität und Innovationskraft. In Italiens Privatwirtschaft waren die Lohnstückkosten je Beschäftigten 2023 um 30,8 Prozent geringer als im EU-Durchschnitt. Daher erzielt Italien in der Regel einen Ausfuhrüberschuss, der 2024 etwa 2,2 Prozent des BIP ausgemacht hat. Das Außenhandelsplus sinkt jedoch 2026, da die Einfuhr stärker als die Ausfuhr zulegen soll.

Deutschland ist Italiens wichtigster Lieferant und hat 2024 etwa 14,5 Prozent aller Wareneinfuhren gestellt. Es folgten die Volksrepublik China mit 9,1 Prozent und Frankreich mit 7,7 Prozent. Mit einem Exportanteil von 11,3 Prozent war Deutschland 2024 auch Italiens größter Auslandsmarkt vor den USA mit 10,4 Prozent und Frankreich mit 9,9 Prozent.

Deutsche Perspektive: Firmen erwarten überwiegend Wachstum

Im November 2025 rechnen 33 Prozent der von der AHK befragten Mitglieder damit, dass sich ihre Geschäftssituation in den kommenden zwölf Monaten verbessert. Nur 8 Prozent prognostizieren eine Verschlechterung. Zudem wollen 27 Prozent der AHK-Unternehmen ihre Investitionen in Italien ausweiten und 19 Prozent diese reduzieren. Problematisch bleiben höhere US-Zölle: Diese wirken sich auf 57 Prozent der AHK-Mitglieder negativ aus. Die Befürchtungen gehen jedoch zurück: Im Mai 2025 hatten noch 77 Prozent der AHK-Firmen Nachteile wegen der US-Zollpolitik erwartet.

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