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Branchen | Japan | Öl und Gas

Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten bleibt langfristig bestehen

Japan zielt auf eine höhere Versorgungssicherheit bei Rohstoffen wie Öl und Gas. Der Ausbau von verlässlichen Lieferketten steht dabei im Fokus.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan will vor dem Hintergrund des geopolitischen Wettbewerbs seine Energiesicherheit schärfen. Das Wirtschaftsministerium sieht dafür unter anderem vor, bei der Öl- und Gasversorgung die sogenannte Independent Development Ratio über von 40 Prozent im Jahr 2020 auf über 60 Prozent im Jahr 2040 auszuweiten. Diese Rate zeigt den Anteil der Öl- Gasversorgung an, der aus Quellen kommt, an denen japanische Firmen voll- oder anteilsmäßig beteiligt sind. So werden zusätzlich zu den eigenen Vorkommen der Besitz oder die Beteiligung an Energierohstoffprojekten außerhalb Japans mitberücksichtigt. Solche Projekte haben japanische Konzerne und Handelshäuser über die Welt verteilt aufgebaut.

Die einheimische Rohölerzeugung beträgt weniger als 0,5 Prozent des inländischen Verbrauchs. Bei Erdgas liegt die eigene Förderung zwischen 2 Prozent und 3 Prozent des inländischen Bedarfs. Da keinerlei Pipelineverbindungen mit anderen Ländern existieren, importiert Japan seine Öl- und Gasrohstoffe mit Öltankern und Flüssiggas (LNG-Liquid Natural Gas)-Spezialschiffen.

Japan sucht nach eigenen Quellen

Als ein Pfeiler der Versorgungsstrategie will Japan eigene Rohstoffreserven stärker nutzen. So hat das Öl- und Gasunternehmen Inpex mit der Entwicklung eines Gasfeldes in Minami Nagaoka in der Präfektur Niigata begonnen. Hier wird mit hohen Vorkommen gerechnet. Sollten ausreichende Reserven nachzuweisen sein, plant das Unternehmen ab 2026 die Gasextraktion aus dieser Quelle. In einem benachbarten und bereits lange genutzten Gasfeld förderte Inpex im Fiskaljahr 2021 circa 1,1 Milliarden Kubikmeter.

Es gibt weitere japanische Öl- und Gasfirmen, die neue Quellen entwickeln. So hat die Japan Petroleum Exploration Co. (Japex) angekündigt, ihre Gasförderung im Katakai-Gebiet in der Präfektur Niigata in der zweiten Jahreshälfte 2023 auszuweiten. Im Fiskaljahr 2020 förderte das Unternehmen dort 350 Millionen Kubikmeter Erdgas. Die stark gestiegenen Preise für LNG und andere Energierohstoffe machen die Exploration eigener Quellen rentabler.

Das Nakajo Oil and Gas Field in der Präfektur in Niigata ist eine ergiebige Quelle. Diese hat laut des Rohstoffspezialisten JX Nippon Oil & Gas Exploration seit der ersten Erschließung im Jahr 1959 mehr als 5 Milliarden Kubikmeter an Erdgas zutage gefördert. In Japan verfolgt das Unternehmen gegenwärtig zudem jeweils vor der Küste Hokkaidos und Kyushus Offshore-Explorationsprojekte sowie in der Präfektur Akita ein Onshore-Vorhaben.

Importabhängigkeit bleibt hoch

Trotz der Bemühungen: Japan wird auch zukünftig überwiegend auf Importe von Öl und Gas angewiesen sein. Die wichtigsten Quellen Japans für Rohöl liegen im Mittleren Osten und machten 2021 etwa 75 Prozent der Gesamtlieferungen aus. Hauptlieferländer sind vor allem Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Mit einem Anteil von 11 Prozent sind die USA ein signifikanter Lieferant von Rohöl, so das Wirtschaftsministerium. Der Lieferanteil aus Russland lag 2021 bei 4 Prozent.

Bei Gas spielen Australien und die USA als Lieferanten eine größere Rolle. So kamen 2021 etwa 36 Prozent der Gaseinfuhren Japans vom australischen Kontinent. Malaysia machte 13,6 Prozent und die USA immerhin fast 10 Prozent aus. Etwa 6 Millionen Tonnen an LNG oder 9 Prozent des jährlichen Bedarfs des Archipels liefert das Energieprojekt Sachalin 2 an der Pazifikküste Russlands, an dem japanische Firmen beteiligt sind.

Diversifizierung von Lieferländern angestrebt

Von den Sanktionen gegenüber Russland, die seit dessen Angriff auf die Ukraine im Frühjahr 2022 verhängt wurden, ist Japans LNG-Beschaffung aus der Quelle Sachalin 2 ausgenommen. Jedoch will die Regierung auch hier versuchen, die Abhängigkeit von russischen Quellen zu verringern. Sie setzt dafür auf die Initiativen der japanischen Unternehmen und Handelshäuser wie auch auf die staatliche Rohstoffgesellschaft Japan Oil, Gas and Metals National Corporation (JOGMEC).

Dabei beteiligt sich JOGMEC finanziell an den häufig mit hohen Anlaufkosten verbundenen Explorations- und Entwicklungsprojekten. Sie gewährt in Form von Beihilfen und Darlehen bis zu 50 Prozent der Kosten für die Erkundung von Rohstoffvorkommen im Ausland. Zudem unterstützt die Rohstoffgesellschaft bei der Finanzierung von geologischen Studien und technischer Beratung.

Neue Lieferabkommen für Flüssiggas

Mit den USA hat Japan Anfang 2023 ein Abkommen abgeschlossen, das die Verdoppelung der Gaslieferungen vorsieht. Der Öl- und Gaskonzern Inpex hat im Dezember 2022 einen langfristigen Liefervertrag von über 20 Jahren Laufzeit mit dem US-Unternehmen Venture Global unterzeichnet. Das LNG-Projekt im US-Staat Louisiana, das sich gegenwärtig noch im Ausbau befindet, sichert Inpex ab spätestens 2027 jedes Jahr 1 Million Kubikmeter LNG.

Die Handelshäuser Mitsui und Itochu sowie der Energieversorger JERA verhandeln mit dem Oman darüber, die langfristige Lieferung von LNG auszubauen. Da der weltweite Wettbewerb um LNG-Lieferungen zunimmt, führen verschiedene japanische Akteure zudem mit Australien, Malaysia und Brunei Gespräche, um die Gasimporte aus diesen Ländern zu erhöhen.

Versorgungssicherheit ist kostbares Gut

Japan gehört auf den internationalen Märkten zu den größten Käufern von LNG. Die japanischen Handelshäuser hatten in den vergangenen Jahren aufgrund gesunkener Weltmarktpreise bei Energierohstoffen langfristige Verträge auslaufen lassen. Nun sind die Marktpreise für LNG und Rohöl deutlich gestiegen. Daher geht der Trend wieder zu mehr längerfristigen Lieferverträgen mit stabileren Konditionen.

Das Ziel Japans ist es, sowohl den kontinuierlichen Bezug von Energierohstoffen als auch die Sicherung der strategischen Reserve zu garantieren. Mit Stand Ende Oktober 2022 hatte Japan bei Rohöl eine Reserve von 137 Tagen in den staatlichen Lagern und von 93 Tagen bei den privaten Energieversorgern. Für LNG verzeichnete die Agency for Natural Resources and Energy eine staatliche Reserve von rund 51 Tagen und von etwa 68 Tagen in privaten Lagerbehältern.

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