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Tokyo Shinkansen bullet trains passing at night at Shimbashi Station Tokyo Shinkansen bullet trains passing at night at Shimbashi Station | © Sandro Bisaro

Branchen | Japan | Schienenfahrzeuge

Japan baut neue Bahnstrecken und Firmen streben ins Ausland

Japan baut den Schienenverkehr zwischen den urbanen Zentren weiter aus. Große Firmen sind auch im Ausland aktiv und wollen dort wachsen.

Von Frank Robaschik | Tokyo

Japan hat sein Hochgeschwindigkeitsnetz im Bahnverkehr 2024 um eine neue Strecke von Kanazawa nach Tsuruga erweitert. Das nunmehr mehr als 3.200 Kilometer lange Shinkansen-Netz soll in den kommenden 20 bis 30 Jahren um weitere rund 800 Kilometer wachsen.

Zwischen Tokyo und Nagoya soll neben der bereits bestehenden Shinkansen-Verbindung eine Magnetschwebebahn entstehen. Bislang blockierte die Präfektur Shizuoka diesen Plan. Mit dem 2024 neu gewählten Gouverneur scheint der Bau möglich.

Japan plant und baut neue Shinkansen-StreckenLänge in Kilometern und Investitionen in Milliarden US-Dollar
BetreiberShinkansen-Linie und Strecke

Geplante Eröffnung

Länge

Investition

JR Central Chuo: Tokyo1 – Nagoya

ab 20272

28646,2
JR East, JR HokkaidoHokkaido: Hakodate3 – Sapporo

2038

21215,2
JR Central Chuo: Nagoya-Osaka

2045

15223,6
JR WestHokuriku: Tsuruga – Shin-Osaka

k.A.

139 bis 1444

31,5 bis 34,74

JR EastYamagata: Yonezawa-Tunnel

k.A.

231,0
JR KyushuKyushu (West Route): Shin-Tosu - Takeo-Onsen

k.A.5

k.A.

k.A.

1 Shinagawa; 2 Verzögerung bis in die 2030er Jahre wahrscheinlich; 3 Shin-Hakodate-Hokuto; 4 je nach ausgewählter Strecke; 5 noch in Diskussion, da die Präfektur Saga nicht genug Vorteile in dem Bau sieht, die die Kosten rechtfertigen.Quelle: MLIT 2024, 2025; JR Central 2009; JR East 2022; Meldungen der japanischen Presse 2024

In Großstädten gibt es ein gut ausgebautes Netz an Eisenbahnen und U-Bahnen. Da die Landbevölkerung zurückgeht, erfolgt der Ausbau der Nahverkehrsstrecken vor allem in den urbanen Zentren in Tokyo, Osaka und Yokohama.

Bahngesellschaften bauen den Nahverkehr in den Großstädten ausLänge in Kilometern und Investitionen in Milliarden US-Dollar
Firma, InstitutionLinieStrecke

Länge

Investition

Geplante Eröffnung

Stadt YokohamaHighspeed-Railway Line 3Azamino – Shin-Yurigaoka6,51,1

2030

JR EastHaneda Airport Access Line, TokyoShibaura – Haneda12,41,8

2031

JR West, Nankai Electric Railway *Naniwasuji Line, U-Bahn-Strecke in OsakaOsaka – Shin-Imamiya7,22,2

2031

Stadt Osaka, Osaka MonorailOsaka MonorailKadoma – Uryudo8,90,7

2033, im Bau

Tokyo MetroVerlängerung Yurakucho Line und Namboku LineToyosu – Sumiyoshi und Shinagawa – Shirokane-Takanawa

4,8 und 2,5

2,6

Mitte 2030er

Stadtbezirk Ota, TokyoKama-Kama-Line, Tokyozwischen zwei Stationen im Stadtteil Kamata0,80,8

2. Hälfte 2030er

Stadt TokyoNew Central Tokyo and Waterfront Area Subway LineTokyo – Shin-Tsukiji – Tokyo Ariake Big Sight6,1

2,8 bis 3,3

2040er

* Projektorganisator: Kansai Rapid RailwayQuelle: JR East 2023; Stadtbezirk Ota, Tokyo 2025; Stadt Yokohama 2025, Ministry of Land, Infrastructure and Tourism (MLIT) 2021, Osaka Monorail 2025; Kansai Rapid Railway 2025; Stadt Tokyo 2022, 2025; Tokyo Metro 2025

Private Firmen dominieren den Bahnbetrieb

Der Staatsbetrieb Japan National Railway wurde 1987 in Teilfirmen zerschlagen. Die drei großen Betreiber auf der Insel Honshu JR East, JR Central und JR West sowie JR Kyushu sind inzwischen in privater Hand. Dagegen besitzt die Japan Railway Construction, Transport and Technology Agency (JRTT) im Auftrag des Staates noch die Firmen JR Hokkaido, JR Shikoku und JR Freight. JR Hokkaido und die vier privatisierten JR-Firmen betreiben ihre jeweiligen Shinkansen-Linien. JRTT ist für die Planung neuer Shinkansen-Strecken mit Ausnahme der Chuo-Linie zuständig. Weitere größere Staatsfirmen sind die U-Bahnbetreiber in Tokyo und Osaka.

Daneben gibt es weitere Bahngesellschaften in Japan. Nach Passagierzahlen sind Tokyu, Tobu Railway, Odakyu Electric Railway, Hankyu Railway, Seibu Railway, Keio und Kintetsu Railway die größten. Während Hankyu und Kintetsu im Raum Osaka tätig sind, operieren die übrigen überwiegend im Großraum Tokyo. Die Firmen betreiben Eisenbahnen und sind auch im Handel, in der Entwicklung von Immobilien und weiteren Geschäftsbereichen tätig. 

JR-Firmen sind größte Bahnbetreiber in JapanPassagiere in Millionen und Umsatz in Milliarden US-Dollar im Fiskaljahr 2022 1
Firma

Passagiere

Umsatz mit Passagieren 2

Japan Insgesamt

21.051 3

40,4
JR East5.32410,6
JR Central4727,9
JR West1.6415,1
Tokyo Metro2.1722,1
Osaka Metro8081,0
Tokyu9700,9
Tobu Railway7980,9
Kintetsu Railway5010,9
JR Kyushu

297

0,9

1 Fiskaljahr 2022 vom 1. April 2022 bis 31. März 2023; 2 Umgerechnet zum Wechselkurs 1 US$ = 135,4 Yen; 3 Im Fiskaljahr 2024 stieg der Wert auf 23,4 Milliarden Passagiere.Quelle: MLIT 2025

Eisenbahnbetreiber in Japan betreuen meist den Bau ihrer eigenen Linien. Aktiv im Eisenbahnbau sind zudem große Baufirmen wie Obayashi, Shimizu, Kajima und Taisei und kleinere Firmen wie Okumura, Hazama Ando und Maeda. Viele Firmen der Branche sind Mitglied in der Japan Association of Railway Architects.

Bahngesellschaften bringen Dekarbonisierung voran

JR West will von 2025 bis zum Fiskaljahr 2030 seine Dieselloks auf Biotreibstoff umstellen. JR East und JR Central entwickeln und testen wasserstoffbetriebene Züge. Dabei kooperiert JR East mit den Großkonzernen Toyota und Hitachi. JR East will ab dem Fiskaljahr 2030 Wasserstoff-Züge in nennenswertem Umfang einsetzen. JR Central arbeitet mit dem Start-up iLabo zusammen. Tokyu Railway stellte bereits 2022 den Betrieb seiner Züge auf Strom aus erneuerbaren Energien um.

Mehrere Hersteller fertigen in Japan

Die Produktion von Schienenfahrzeugen lag in Japan im Fiskaljahr 2024 in Yen etwa 4 Prozent unterhalb des Werts für das Fiskaljahr 2020. In US-Dollar (US$) betrug der Rückgang wegen der Abwertung des Yen etwa ein Drittel.

Die größten Anbieter sind Hitachi und Kawasaki Heavy Industries. Daneben gibt es von JR-Firmen abhängige Unternehmen wie Nippon Sharyo Seizo (JR Central), J-Trec (JR East) und Kinki Sharyo (JR West). Ein weiterer Hersteller ist Niigata Transys. Größere Zulieferer sind Nippon Signal, Nabtesco, Toyo Denki Seizo, Kyosan Electric und Daido Signal.

Marktzugang nicht einfach

In der Regel bevorzugen japanische Firmen bestehende Netzwerke. Zudem sind viele Standards anders als in Deutschland. Dennoch haben sich auch einige deutsche Firmen als Zulieferer für Japans Bahntechnik etabliert. Knorr-Bremse liefert etwa Bremsen an japanische Bahnhersteller. Das zur deutschen Schunk Group gehörende Unternehmen Schunk Carbon Technologies liefert ebenfalls Teile an japanische Branchenfirmen. Hilfe beim Marktzugang leistet die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan. Der European Business Council in Japan hat ein Railway Committee, das die Interessen europäischer Bahntechnikfirmen in Japan vertritt. 

Webseiten zur Beschaffung ausgewählter Abnehmer von Bahntechnik in Japan

Firmen wollen weltweit wachsen

Darüber hinaus bestehen Kooperationsmöglichkeiten mit japanischen Firmen in Deutschland und in Drittländern. Hitachi Rail übernahm 2024 für 1,66 Milliarden Euro den Geschäftsbereich Ground Transportation von Thales. Hitachi Rail ist einer der größten Hersteller von Schienenfahrzeugen und Signaltechnik weltweit und will in den kommenden Jahren weiter kräftig wachsen. An die Deutsche Bahn will Hitachi Rail in den kommenden vier Jahren digitale Stellwerkstechnik für etwa 1,6 Milliarden US$ liefern. Im Vereinigten Königreich beliefert Hitachi Rail unter anderem die Arriva Group und Angel Trains mit im Vereinigten Königreich gefertigten Fahrzeugen. Auch in den USA und in Italien hat das Unternehmen größere Aufträge.

Japan will Indien für die mehr als 500 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mumbai nach Ahmadebad Shinkansen-Züge der Serie E10 liefern. Diese entwickelt JR East. Japan unterstützt zudem den Bau der Strecke. Die indische Ausschreibung für die Signaltechnik für diese Strecke gewann im Juni 2025 ein Konsortium unter Beteiligung von Siemens.

Das Handelshaus Sojitz erhielt 2024 einen Auftrag über circa 300 Millionen US$ für die Erweiterung der Nord-Süd-Bahnlinie des Mass Rapid Transit in Jakarta in Indonesien. Sojitz übernimmt die Planung, Beschaffung und Installation von Oberleitungssystemen, Bahnsteigtüren und Gleisanlagen sowie von Stromverteilungs-, Signal- und Kommunikationssystemen.

Seit Mai 2025 halten Tokyo Metro und das Handelshaus Sumitomo jeweils 17,5 Prozent am Betreiber der Elizabeth Line in London. Tokyo Metro plant für die kommenden Jahre weitere derartige Beteiligungen im Ausland. Das Unternehmen beteiligt sich auch an Projekten der Japan International Cooperation Agency (JICA) in Vietnam und auf den Philippinen.

JR West unterzeichnete im Januar 2025 eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit dem singapurischen Betreiber SMRT. JR Central schloss im April 2025 eine Kooperation mit der spanischen Renfe Proyectos Internationales. 

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