Branchen | Japan | Schienenfahrzeuge
Japan baut neue Bahnstrecken und Firmen streben ins Ausland
Japan baut den Schienenverkehr zwischen den urbanen Zentren weiter aus. Große Firmen sind auch im Ausland aktiv und wollen dort wachsen.
24.09.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japan hat sein Hochgeschwindigkeitsnetz im Bahnverkehr 2024 um eine neue Strecke von Kanazawa nach Tsuruga erweitert. Das nunmehr mehr als 3.200 Kilometer lange Shinkansen-Netz soll in den kommenden 20 bis 30 Jahren um weitere rund 800 Kilometer wachsen.
Zwischen Tokyo und Nagoya soll neben der bereits bestehenden Shinkansen-Verbindung eine Magnetschwebebahn entstehen. Bislang blockierte die Präfektur Shizuoka diesen Plan. Mit dem 2024 neu gewählten Gouverneur scheint der Bau möglich.
Betreiber | Shinkansen-Linie und Strecke | Geplante Eröffnung | Länge | Investition |
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JR Central | Chuo: Tokyo1 – Nagoya | ab 20272 | 286 | 46,2 |
JR East, JR Hokkaido | Hokkaido: Hakodate3 – Sapporo | 2038 | 212 | 15,2 |
JR Central | Chuo: Nagoya-Osaka | 2045 | 152 | 23,6 |
JR West | Hokuriku: Tsuruga – Shin-Osaka | k.A. | 139 bis 1444 | 31,5 bis 34,74 |
JR East | Yamagata: Yonezawa-Tunnel | k.A. | 23 | 1,0 |
JR Kyushu | Kyushu (West Route): Shin-Tosu - Takeo-Onsen | k.A.5 | k.A. | k.A. |
In Großstädten gibt es ein gut ausgebautes Netz an Eisenbahnen und U-Bahnen. Da die Landbevölkerung zurückgeht, erfolgt der Ausbau der Nahverkehrsstrecken vor allem in den urbanen Zentren in Tokyo, Osaka und Yokohama.
Firma, Institution | Linie | Strecke | Länge | Investition | Geplante Eröffnung |
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Stadt Yokohama | Highspeed-Railway Line 3 | Azamino – Shin-Yurigaoka | 6,5 | 1,1 | 2030 |
JR East | Haneda Airport Access Line, Tokyo | Shibaura – Haneda | 12,4 | 1,8 | 2031 |
JR West, Nankai Electric Railway * | Naniwasuji Line, U-Bahn-Strecke in Osaka | Osaka – Shin-Imamiya | 7,2 | 2,2 | 2031 |
Stadt Osaka, Osaka Monorail | Osaka Monorail | Kadoma – Uryudo | 8,9 | 0,7 | 2033, im Bau |
Tokyo Metro | Verlängerung Yurakucho Line und Namboku Line | Toyosu – Sumiyoshi und Shinagawa – Shirokane-Takanawa | 4,8 und 2,5 | 2,6 | Mitte 2030er |
Stadtbezirk Ota, Tokyo | Kama-Kama-Line, Tokyo | zwischen zwei Stationen im Stadtteil Kamata | 0,8 | 0,8 | 2. Hälfte 2030er |
Stadt Tokyo | New Central Tokyo and Waterfront Area Subway Line | Tokyo – Shin-Tsukiji – Tokyo Ariake Big Sight | 6,1 | 2,8 bis 3,3 | 2040er |
Private Firmen dominieren den Bahnbetrieb
Der Staatsbetrieb Japan National Railway wurde 1987 in Teilfirmen zerschlagen. Die drei großen Betreiber auf der Insel Honshu JR East, JR Central und JR West sowie JR Kyushu sind inzwischen in privater Hand. Dagegen besitzt die Japan Railway Construction, Transport and Technology Agency (JRTT) im Auftrag des Staates noch die Firmen JR Hokkaido, JR Shikoku und JR Freight. JR Hokkaido und die vier privatisierten JR-Firmen betreiben ihre jeweiligen Shinkansen-Linien. JRTT ist für die Planung neuer Shinkansen-Strecken mit Ausnahme der Chuo-Linie zuständig. Weitere größere Staatsfirmen sind die U-Bahnbetreiber in Tokyo und Osaka.
Daneben gibt es weitere Bahngesellschaften in Japan. Nach Passagierzahlen sind Tokyu, Tobu Railway, Odakyu Electric Railway, Hankyu Railway, Seibu Railway, Keio und Kintetsu Railway die größten. Während Hankyu und Kintetsu im Raum Osaka tätig sind, operieren die übrigen überwiegend im Großraum Tokyo. Die Firmen betreiben Eisenbahnen und sind auch im Handel, in der Entwicklung von Immobilien und weiteren Geschäftsbereichen tätig.
Firma | Passagiere | Umsatz mit Passagieren 2 |
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Japan Insgesamt | 21.051 3 | 40,4 |
JR East | 5.324 | 10,6 |
JR Central | 472 | 7,9 |
JR West | 1.641 | 5,1 |
Tokyo Metro | 2.172 | 2,1 |
Osaka Metro | 808 | 1,0 |
Tokyu | 970 | 0,9 |
Tobu Railway | 798 | 0,9 |
Kintetsu Railway | 501 | 0,9 |
JR Kyushu | 297 | 0,9 |
Eisenbahnbetreiber in Japan betreuen meist den Bau ihrer eigenen Linien. Aktiv im Eisenbahnbau sind zudem große Baufirmen wie Obayashi, Shimizu, Kajima und Taisei und kleinere Firmen wie Okumura, Hazama Ando und Maeda. Viele Firmen der Branche sind Mitglied in der Japan Association of Railway Architects.
Bahngesellschaften bringen Dekarbonisierung voran
JR West will von 2025 bis zum Fiskaljahr 2030 seine Dieselloks auf Biotreibstoff umstellen. JR East und JR Central entwickeln und testen wasserstoffbetriebene Züge. Dabei kooperiert JR East mit den Großkonzernen Toyota und Hitachi. JR East will ab dem Fiskaljahr 2030 Wasserstoff-Züge in nennenswertem Umfang einsetzen. JR Central arbeitet mit dem Start-up iLabo zusammen. Tokyu Railway stellte bereits 2022 den Betrieb seiner Züge auf Strom aus erneuerbaren Energien um.
Mehrere Hersteller fertigen in Japan
Die Produktion von Schienenfahrzeugen lag in Japan im Fiskaljahr 2024 in Yen etwa 4 Prozent unterhalb des Werts für das Fiskaljahr 2020. In US-Dollar (US$) betrug der Rückgang wegen der Abwertung des Yen etwa ein Drittel.
Die größten Anbieter sind Hitachi und Kawasaki Heavy Industries. Daneben gibt es von JR-Firmen abhängige Unternehmen wie Nippon Sharyo Seizo (JR Central), J-Trec (JR East) und Kinki Sharyo (JR West). Ein weiterer Hersteller ist Niigata Transys. Größere Zulieferer sind Nippon Signal, Nabtesco, Toyo Denki Seizo, Kyosan Electric und Daido Signal.
Marktzugang nicht einfach
In der Regel bevorzugen japanische Firmen bestehende Netzwerke. Zudem sind viele Standards anders als in Deutschland. Dennoch haben sich auch einige deutsche Firmen als Zulieferer für Japans Bahntechnik etabliert. Knorr-Bremse liefert etwa Bremsen an japanische Bahnhersteller. Das zur deutschen Schunk Group gehörende Unternehmen Schunk Carbon Technologies liefert ebenfalls Teile an japanische Branchenfirmen. Hilfe beim Marktzugang leistet die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan. Der European Business Council in Japan hat ein Railway Committee, das die Interessen europäischer Bahntechnikfirmen in Japan vertritt.
Webseiten zur Beschaffung ausgewählter Abnehmer von Bahntechnik in Japan
Firmen wollen weltweit wachsen
Darüber hinaus bestehen Kooperationsmöglichkeiten mit japanischen Firmen in Deutschland und in Drittländern. Hitachi Rail übernahm 2024 für 1,66 Milliarden Euro den Geschäftsbereich Ground Transportation von Thales. Hitachi Rail ist einer der größten Hersteller von Schienenfahrzeugen und Signaltechnik weltweit und will in den kommenden Jahren weiter kräftig wachsen. An die Deutsche Bahn will Hitachi Rail in den kommenden vier Jahren digitale Stellwerkstechnik für etwa 1,6 Milliarden US$ liefern. Im Vereinigten Königreich beliefert Hitachi Rail unter anderem die Arriva Group und Angel Trains mit im Vereinigten Königreich gefertigten Fahrzeugen. Auch in den USA und in Italien hat das Unternehmen größere Aufträge.
Japan will Indien für die mehr als 500 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke von Mumbai nach Ahmadebad Shinkansen-Züge der Serie E10 liefern. Diese entwickelt JR East. Japan unterstützt zudem den Bau der Strecke. Die indische Ausschreibung für die Signaltechnik für diese Strecke gewann im Juni 2025 ein Konsortium unter Beteiligung von Siemens.
Das Handelshaus Sojitz erhielt 2024 einen Auftrag über circa 300 Millionen US$ für die Erweiterung der Nord-Süd-Bahnlinie des Mass Rapid Transit in Jakarta in Indonesien. Sojitz übernimmt die Planung, Beschaffung und Installation von Oberleitungssystemen, Bahnsteigtüren und Gleisanlagen sowie von Stromverteilungs-, Signal- und Kommunikationssystemen.
Seit Mai 2025 halten Tokyo Metro und das Handelshaus Sumitomo jeweils 17,5 Prozent am Betreiber der Elizabeth Line in London. Tokyo Metro plant für die kommenden Jahre weitere derartige Beteiligungen im Ausland. Das Unternehmen beteiligt sich auch an Projekten der Japan International Cooperation Agency (JICA) in Vietnam und auf den Philippinen.
JR West unterzeichnete im Januar 2025 eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit dem singapurischen Betreiber SMRT. JR Central schloss im April 2025 eine Kooperation mit der spanischen Renfe Proyectos Internationales.