Branche kompakt | Japan | Kfz-Industrie
Branchenstruktur
Japan ist der drittgrößte Autohersteller weltweit. Erweiterungen finden primär im Ausland statt. Im Inland gibt es Vorhaben bei Batterien und Brennstoffzellen.
13.05.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Die Kfz- und Kfz-Zulieferindustrie in Japan exportierte 2022 Waren im Wert von 477 Milliarden US-Dollar (US$). Das waren 17,4 Prozent des Werts für das gesamte verarbeitende Gewerbe. Darüber hinaus gibt die Kfz-Branche unter Japans Industriezweigen am meisten für Forschung und Entwicklung aus.
Laut der Japan Auto Parts Industries Association (JAPIA) fiel der Umsatz mit Kfz-Teilen im Fiskaljahr 2023 (April bis März) in US$ wegen des schwächeren Yen um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 146 Milliarden US$. Zuwächse gab es vor allem bei Teilen für Autos mit Elektroantrieb (+33,8 Prozent auf 7,8 Milliarden US$) und informationsbezogenen Komponenten (+18,2 Prozent auf 5,3 Milliarden US$).
Im Jahr 2024 produzierten Japans Autohersteller 8,2 Millionen Fahrzeuge im Inland. Das waren 8,5 Prozent weniger als im Vorjahr und dennoch mehr als doppelt so viele Autos, wie in Deutschland hergestellt wurden. Weltweit lag Japan damit auf Rang drei nach China und den USA.
Für 2025 erwartete die Japan Automobile Tyre Manufacturers Association (JATMA) im Dezember 2024 eine Zunahme der Zahl der in Japan produzierten Autos um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Absatz im Inland soll um 5 Prozent steigen und die Exporte um 2 Prozent sinken. Allerdings könnten die Ergebnisse schlechter ausfallen. Denn in Japan stagnieren die Reallöhne und die Bevölkerung schrumpft. Im Export verschlechtern sich mit Präsident Trump die Absatzaussichten in den USA. Importeure müssen mit einem derzeit noch schwachen Yen zurechtkommen.
Renault verringert Beteiligung an Nissan
Nissan gilt zurzeit als Übernahmekandidat. Das Unternehmen hat die Verbindung zu Renault gelockert und ist auf der Suche nach neuen Partnern. Gespräche mit Honda verliefen erfolglos. Die japanische Presse spekuliert über eine Zusammenarbeit mit dem taiwanischen Apple-Zulieferer Hon Hai Precision Industry (Foxconn). Renault hat seinen Anteil von früher 43,3 Prozent an Nissan deutlich reduziert. Ende September 2024 betrug dieser 17,0 Prozent. Im März 2025 vereinbarten Nissan und Renault, die Mindestbeteiligung am jeweils anderen Partner von 15 Prozent auf 10 Prozent zu senken.
Hersteller | Produktion | Veränderung 2024/2023 | Anteil 2024 |
---|---|---|---|
Toyota-Gruppe * | 3.757 | -12,8 | 45,6 |
Suzuki | 1.030 | 3,4 | 12,5 |
Mazda | 749 | -10,7 | 9,1 |
Honda | 693 | -3,5 | 8,4 |
Nissan | 657 | -8,6 | 8,0 |
Subaru | 572 | -6,0 | 6,9 |
Mitsubishi | 481 | -5,8 | 5,8 |
Neue Autowerke entstehen vorwiegend im Ausland
Japans Autohersteller investieren vor allem in Nordamerika, Indien und Brasilien. Honda baut in Kanada ein Werk für Elektroautos. Der Nutzfahrzeughersteller Isuzu will 2027 ein neues Werk im Bundesstaat South Carolina in den USA in Betrieb nehmen. Die Investitionssumme liegt bei 280 Millionen US$. Bis 2030 soll die Kapazität 50.000 Fahrzeuge pro Jahr erreichen.
Suzuki strebt in Indien bis zum Fiskaljahr 2030 eine Kapazität von 4 Millionen Fahrzeugen pro Jahr an. Toyota will zwei weitere Autowerke in Indien errichten. In Brasilien investieren neben Toyota auch Honda und Nissan größere Summen. In Japan baut Subaru ein Werk für Elektroautos.
Nissan will ein Werk für Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP-Batterien) in Kitakyushu in der Präfektur Fukuoka bauen. Dafür plant es mit Investitionen von einer Milliarde US$. Das Werk soll im Fiskaljahr 2028 in Betrieb gehen. Daneben bauen japanische Firmen eine ganze Reihe weiterer Batteriewerke im Inland und im Ausland.
Vorhaben | Investition 1) | Zeitraum | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Honda, Werk für Elektroautos in Kanada | 10.500 2) | 4/2024 – 2028 | Werk für 240.000 Elektroautos pro Jahr in Alliston im Bundesstaat Ontario |
Suzuki, Erweiterung der Produktion mit Schwerpunkt auf Indien | 4.950, davon 3.630 in Indien | 4/2025 - 3/2031 | Steigerung der Produktionskapazität in Indien von 2,6 Millionen Fahrzeugen auf 4 Millionen |
Toyota, Erweiterung der Produktion in Brasilien | 2.040 | 2024 bis 2030 | Ausbau bei Autos und Motoren mit Flex-Hybrid-Technologie, die auch Ethanol tanken können, etc. |
Subaru, Werk für Elektroautos in Japan | 1.650 | 4/2024 – 3/2029 | Werk in Oizumi (Präfektur Gunma), |
Nissan, Anlagen zur Produktion von Elektroautos im Vereinigten Königreich | 1.189 | 11/2023 - | Investitionen in Produktion zweier neuer Elektroautomodelle im Werk Sunderland |
Toyota: Lackierwerk und Montagewerk für Getriebe für Hybridautos in den USA | 922 / 88 | 12/2024 – 2027 / 2025 – 2026 | Lackierwerk in Georgetown in Kentucky / Getriebewerk in Buffalo in West Virginia |
Toyota Kirloskar, 3. Werk und 4. Werk in Indien | 379 / k.A. | 11/2023 – 2026 / 7/2024 – | 3. Werk für 100.000 Fahrzeuge pro Jahr in Bidadi nahe Bangalore / 4. Werk im Bundesstaat Maharashtra; jeweils Absichtserklärungen |
BMW und Daimler Truck kooperieren mit Toyota bei Wasserstoffautos
Toyota und BMW wollen nach einer Vereinbarung von 2024 zusammen neue Brennstoffzellen-Antriebe entwickeln. Darauf basierend will BMW 2028 sein erstes in Serie produziertes Wasserstoffauto auf den Markt bringen.
Daimler Truck und Toyota wollen ihre Lkw-Sparten Mitsubishi Fuso Truck & Bus und Hino zusammenlegen. Das war ursprünglich bis Ende 2024 geplant. Wegen der Manipulation von Emissionsdaten durch Hino gibt es seit Februar 2024 aber keinen festen Zeitplan mehr. Daimler Truck, Mitsubishi Fuso Truck & Bus, Hino und Toyota wollen unter anderem auch bei Wasserstoff-Lkws zusammenarbeiten.
Isuzu und UD Trucks beschlossen im März 2023 eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Lkw. Bei Wasserstoff-Lkw arbeitet Isuzu mit Honda zusammen.
Zulieferer investieren in neue Antriebssysteme
Denso baut für 455 Millionen US$ von 2025 bis Januar 2027 ein Werk für Steuergeräte für Elektrifizierung und Fahrerassistenzsysteme in Nishio in der Präfektur Aichi.
Honda investiert 300 Millionen US$ in ein Werk für Brennstoffzellensysteme in Moka (Präfektur Tochigi). Dieses soll 2027 den Betrieb aufnehmen. Toyota baut ein Werk für Wasserelektrolyse-Stacks, Brennstoffzellen-Stacks und -Module in Toyota in der Präfektur Aichi. Honda und Toyota erhalten für diese Vorhaben von der Regierung nach Beschlüssen vom Dezember 2024 Zuschüsse von jeweils bis zu einem knappen Drittel der Investitionskosten.
Bridgestone modernisiert von September 2024 bis 2027 sein Reifenwerk in Kitakyushu in der Präfektur Fukuoka. Dafür investiert der Reifenhersteller 165 Millionen US$.
Japan verfügt über breit aufgestellte Kfz-Zulieferindustrie
Große japanische Kfz-Zulieferer sind unter anderem Denso, Aisin, Bridgestone, Sumitomo Electric, Panasonic, Hitachi, Yazaki, Toyota Boshoku, JTEKT, Toyoda Gosei, Sumitomo Rubber Industries, Koito Manufacturing und Mitsubishi Electric. Zu den weltweit 100 größten Kfz-Zulieferern zählten 2023 daneben laut dem Beratungsunternehmen Berylls by Alix Partners Alps Alpine, Futaba Industrial, Renesas, NTN, Yokohama Rubber, Tokai Rika, Tokyo Tire, Sumitomo Riko, TS-Tech und AGC. Weitere Zulieferer sind unter anderem Marelli, Nidec, TDK, Nittera und Stanley Electric. Von deutscher Seite haben insbesondere Bosch und Mahle eine große Produktion in Japan.
Im Jahr 2024 importierte Japan Kfz-Teile im Wert von 15,7 Milliarden US$. Die größten Lieferländer sind China (32,8 Prozent), Vietnam (17,3 Prozent), die Philippinen (9,4 Prozent), Thailand (8,4 Prozent) und Indonesien (7,1 Prozent). Die Exporte betrugen 33,0 Milliarden US$ und gingen vor allem in die USA, nach China, Thailand und Mexiko.
2024 | Veränderung 2024/2023 | aus Deutschland 2024 | |
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Kfz-Elektrik (SITC 778.3) | 1.434 | -2,9 | 48 |
Karosserien, Stoßstangen etc. (SITC 784) | 8.331 | -1,2 | 434 |
Zündkabelsätze (SITC 773.13) | 5.387 | -5,5 | 1 |
Motoren (SITC 713.2) | 514 | -21,1 | 159 |
Summe | 15.666 | -3,7 | 643 |