Markets International 1/25 I Japan I Anlagenbau
Immer schön cool bleiben
In Japan entstehen zahlreiche neue Rechenzentren. Diese brauchen viel Strom. Ein deutsches Unternehmen liefert wesentliche Teile für deren Kühlung und hilft damit beim Stromsparen. Eine Case Study.
06.05.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
ebm-papst ist ein typischer deutscher mittelständischer Hidden Champion. Weltweit ist das Unternehmen an mehr als 75 Standorten vertreten. Es gilt als Markt- und Technologieführer bei Lüfter-, Gebläse- und Ventilatortechnik. Die Produkte befinden sich in Autos, Rechenzentren, Wärmepumpen oder Beatmungsgeräten. Die Motoren sind energieeffizient, kompakt und leise. Während der Coronapandemie expandierte ebm-papst vor allem in Europa und in den USA. Im vergangenen Jahr stellte das Unternehmen einen Hub in Singapur fertig und eröffnete mit One Shanghai ein neues chinesisches Headquarter. 2025 möchte ebm-papst seine Kapazitäten in Indien erweitern. In Japan vertreibt der Ventilator- und Elektromotorhersteller seine Produkte seit 25 Jahren über eine eigene Landesgesellschaft.
Markets International Ausgabe 1/25

Dieser Beitrag stammt aus der Zeitschrift Markets International, Ausgabe 1/2025 mit dem Schwerpunkt Robotik. Erfahren Sie, welche weiteren Beiträge die Ausgabe für Sie bereit hält.
Zur Markets International 1/25
Die Ausgangslage: KI-Boom führt zu steigendem Stromverbrauch
Japan erlebt einen Boom bei künstlicher Intelligenz (KI). Firmen wollen vor allem generative KI viel stärker einsetzen als bisher. Die Anbieter von KI und Rechenzentren befeuern diesen Trend und bauen ihre Infrastruktur mit Milliardeninvestitionen massiv aus. Das hat Folgen: Bisher fiel Japans Stromverbrauch. Obwohl Strom schon jetzt stellenweise knapp ist, soll nun die Stromnachfrage wieder steigen. Nach Prognosen der Organization for Cross-regional Coordination of Transmission Operators benötigen neue Rechenzentren und Halbleiterwerke in Japan von 2024 bis 2033 rund 41 Terrawattstunden zusätzlichen Strom. Dabei sind es vor allem die Rechenzentren, die zu einer höheren Spitzenstromnachfrage führen. Vom Stromverbrauch in Rechenzentren entfallen nach Schätzungen der Beratungsgesellschaft McKinsey etwa 40 Prozent auf die Kühlung.

Die Lösung: Energieeffiziente Ventilatoren
Japan beheimatet viele große Firmen im Klimaanlagenbau. Dennoch sagt Erwann Mao, der Geschäftsführer von ebm-papst in Japan: „Unsere Ventilatoren sind 20 bis 80 Prozent energieeffizienter als die der Konkurrenz.“ Mit Produkten für Wohn- und Industriegebäude ist ebm-papst in Japan bisher nur selten vertreten. Dafür liegt der Marktanteil des Unternehmens in den energieintensiven Rechenzentren in Japan bei mehr als 95 Prozent. Der Marktzugang war nicht einfach. Der Grund: Von den vielen internationalen Kunden von ebm-papst im Bereich Datenzentren sind nur wenige in Japan vertreten. Bei japanischen Kunden müssen sich ausländische Anbieter wie ebm-papst das Vertrauen erst in einem langwierigen Prozess erarbeiten. „Ein guter, schneller und etwas großzügigerer Service für technische Produkte ist dabei sehr wichtig“, sagt Mao.
Das Ergebnis: Stromeinsparung für den Klimaschutz
Im Ergebnis verbrauchen japanische Rechenzentren mit ebm-papst-Ventilatoren deutlich weniger Strom, als sie es mit Produkten anderer Anbieter würden. „Damit hilft ebm-papst Japan, seine Ziele im Klimaschutz zu erreichen“, sagt Mao. Jetzt will das Unternehmen auch in der Kühlung von Industrie- und Wohngebäuden einen stärkeren Beitrag zur Senkung des Stromverbrauchs leisten. Der Austausch von Motoren und Lüftern in Klimaanlagen durch Produkte des Unternehmens kann den Stromverbrauch deutlich senken. Dafür hat ebm-papst für seine Produkte Steuerungen entwickelt, die an das Elektrizitätssystem in Japan angepasst sind. Neben dem Aufbau des Marktzugangs liegen die Herausforderungen vor allem im Bereich Personal. „Es wird in Japan immer schwerer, Mitarbeiter zu finden, die die notwendigen technischen Kenntnisse mitbringen und Englisch sprechen“, sagt Mao.

Das Learning: Topprodukte und Präsenz vor Ort sind Erfolgsfaktoren
„Deutsche Firmen, die in Japan erfolgreich sein wollen, brauchen vor allem Geduld und Resilienz. Wer schnellen Erfolg sucht, sollte besser nicht nach Japan gehen“, erklärt Mao. Die Kommunikation mit japanischen Kunden und Mitarbeitern kann herausfordernd sein. Japaner vermeiden Konfrontationen und kommunizieren in der Regel nicht so direkt und offen, wie es westliche Geschäftsleute gewohnt sind. „Es dauert lange, bis man klares Feedback von Kunden und sogar von den eigenen Mitarbeitern bekommt“, sagt Mao. Die hohen Qualitätsanforderungen japanischer Kunden, beispielsweise im visuellen und damit für die Funktionalität der Produkte unwichtigen Bereich, können Ingenieure in Deutschland zur Verzweiflung bringen. Andererseits kann eine über die Anpassung an den japanischen Markt erreichte höhere Produktqualität auch auf anderen Märkten hilfreich sein.