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Japan schafft starken Player im Schiffbau
Die größten Schiffbauer Japans rücken zusammen. Projekte im Ausland und umweltfreundlichere Antriebe eröffnen neue Kooperationschancen für deutsche Anbieter.
21.10.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japan zählt weiter zu den großen Schiffbaunationen der Welt. Der globale Boom der Branche ging in den vergangenen Jahren aber an dem Land vorbei. Das jüngste Wachstum fand vor allem in China statt.
| Land | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
|---|---|---|---|---|---|
| Welt | 58,4 | 61,4 | 56,2 | 64,9 | 70,4 |
| China | 23,8 | 27,6 | 26,7 | 33,1 | 38,5 |
| Südkorea | 18,4 | 19,7 | 16,3 | 18,3 | 19,8 |
| Japan | 12,8 | 10,7 | 9,6 | 9,9 | 9,0 |
| Europa | 1,7 | 1,9 | 2,5 | 1,8 | 1,4 |
| andere | 1,7 | 1,5 | 1,1 | 1,8 | 1,7 |
Japans Schiffbaubranche stellt sich neu auf
Japans Schiffbau durchläuft eine Konsolidierung. Während sich große Mischkonzerne wie Hitachi, Mitsubishi und Mitsui vom zivilen Schiffbau verabschiedet haben, verstärkt Branchenprimus Imabari Shipbuilding sein Engagement in dem Sektor: Imabari will den zweitgrößten Player, Japan Marine United (JMU), mehrheitlich übernehmen.
Bislang hält Imabari 30 Prozent an JMU. Diesen Anteil will das Unternehmen auf 60 Prozent aufstocken, indem es Anteile an JMU von dem Stahlerzeuger JFE Holdings und dem Industriekonzern IHI übernimmt. Dies hat Imabari im Juni 2025 vereinbart. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden. Bereits 2021 hatten Imabari und JMU das Joint Venture Nihon Shipyard gegründet. An diesem halten Imabari 51 Prozent und JMU 49 Prozent der Anteile.
Imabari rückt mit JMU-Beteiligung im globalen Ranking auf Rang 4
Gemessen am gemeinsamen Auftragsbestand waren Imabari und JMU Ende 2024 der viertgrößte Schiffbauer weltweit. Dies zeigen Zahlen der Schiffsmaklerfirma BRS Group. Vor Ihnen lagen nur die China State Shipbuilding Corporation (CSSC), die HD Korea Shipbuilding & Offshore Engineering und die chinesische New Times Shipbuilding. Imabari und JMU zusammengenommen machen einen Anteil von 54,5 Prozent am gesamten Auftragsbestand der japanischen Schiffbaubranche aus, so BRS.
Weitere größere Schiffbauer in Japan sind Oshima Shipbuilding, Shin Kurushima Dockyard und Namura Shipbuilding. Der ebenfalls vergleichsweise große Schiffbauer Tsuneishi Shipbuilding will eine Werft in Osttimor bauen und sucht passende Standorte. Tsuneishi betreibt auch Werften in den Philippinen und in China.
Auftragsbestand | |
|---|---|
| Imabari Shipbuilding | 12,6 |
| Japan Marine United (JMU) | 10,9 |
| Oshima Shipbuilding | 6,5 |
| Shin Kurushima Dockyard | 3,4 |
| Namura Shipbuilding | 3,1 |
Japan fördert Bau und Entwicklung klimafreundlicherer Antriebe
Im Jahr 2024 identifizierte das japanische Wirtschaftsministerium im Rahmen eines Programms zur Förderung emissionsarmer Schiffe 16 Projekte. Deren Investitionsvolumen liegt insgesamt bei 814 Millionen US-Dollar (US$). Bis März 2028 sollen dafür 289 Millionen US$ an staatlichen Subventionen fließen. Die größten Empfänger sind JMU, Japan Engine, Oshima Shipbuilding und Imabari Shipbuilding mit jeweils mehr als 40 Millionen US$. Shin Kurushima Sanoyas Shipbuilding erhält 22 Millionen US$. Im Jahr 2025 folgten zwei weitere Ausschreibungsrunden. In deren Rahmen sollen nochmal rund 400 Millionen US$ an Subventionen vergeben werden. Als emissionsarm gelten Schiffsantriebe mit Wasserstoff, Ammoniak, Flüssiggas, Methanol oder Batterien. Gefördert wird auch der Ausbau der Krananlagen.
Über den Green Innovation Fund fördert Japan zudem die Entwicklung von Technologien für klimafreundlichere Schiffe. Größter Empfänger ist ein Vorhaben von Kawasaki Heavy Industries, Yanmar Power Technology und Japan Engine zur Entwicklung von Wasserstoffmotoren und einem Wasserstoffversorgungssystem. In den Fiskaljahren 2021 bis 2030 sollen dafür mehr als 135 Millionen US$ an Subventionen fließen. Ein Projekt zur Entwicklung von mit Ammoniak betriebenen Motoren soll in den Fiskaljahren 2021 bis 2027 mehr als 55 Millionen US$ erhalten. Beteiligt sind NYK Line, Nihon Shipyard, Japan Engine und IHI Power Systems. Japan hat auch Schiffe zum Transport von flüssigem Wasserstoff und flüssigem Kohlenstoffdioxid entwickelt.
Deutsche Zulieferer sind präsent
Ein weltweit führender Hersteller klimafreundlicherer Motoren ist die deutsche Firma Everllence. Zu den zehn Lizenznehmern von Everllence in Japan zählen auch die Schiffsmotorenhersteller Mitsui E&S und Kawasaki Heavy Industries.
Im September 2025 unterzeichneten Kawasaki Heavy Industries, Toyota Motor, Kansai Electric Power, Daimler Truck und Hamburger Hafen und Logistik eine Absichtserklärung. Ziel ist der mittelfristige Aufbau einer Wasserstoff-Lieferkette einschließlich des internationalen Wasserstofftransports.
Messehinweis
Die zentrale Messe der Branche ist die alle zwei Jahre stattfindende Sea Japan in Tokyo. Im Jahr 2024 stellten dort mehr als 25 deutsche Aussteller aus. Die nächste Ausgabe findet vom 22. bis zum 24. April 2026 statt. Dort wird es wieder einen deutschen Gemeinschaftsstand geben. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 7. November 2025.
Japan ist bei Frachtschiffen stark
Die Auftragsbücher der japanischen Schiffbauer haben sich in den vergangenen Jahren weiter gefüllt. Die Werften der drittgrößten Schiffbaunation der Welt sind damit für mehr als drei Jahre ausgelastet.
| Produktionsland | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
|---|---|---|---|---|---|
| Welt | 180,1 | 231,0 | 239,1 | 281,7 | 387,3 |
| China | 80,5 | 110,1 | 121,9 | 162,2 | 260,8 |
| Südkorea | 53,8 | 68,3 | 65,7 | 62,3 | 65,9 |
| Japan | 36,9 | 40,7 | 38,4 | 43,4 | 43,1 |
| Europa | 4,8 | 5,5 | 4,5 | 4,3 | 4,5 |
| andere | 4,1 | 6,4 | 8,5 | 9,6 | 13,3 |
Japan produziert vor allem Frachtschiffe und hielt dort Ende 2024 insgesamt 28,6 Prozent des weltweiten Auftragsbestands. Bei Öl- und Gastankern lag der Anteil bei 7,8 Prozent und bei Containerschiffen bei 4,8 Prozent.
Der Auftragseingang aus dem Ausland war in den vergangenen Jahren stabil. Er stand von 2020 bis 2024 für 93,6 Prozent der gesamten Produktion.
| Art der Schiffe | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
|---|---|---|---|---|---|
| Insgesamt, darunter | 7,3 | 15,2 | 11,6 | 12,0 | 11,2 |
| Massengutfrachter | 4,0 | 9,1 | 7,5 | 7,4 | 8,8 |
| Öl- und Gastanker | 1,6 | 1,6 | 0,7 | 2,0 | 1,3 |
| Stückgutschiffe | 1,8 | 4,6 | 3,6 | 2,6 | 1,1 |
| Sonstige | 0,0 | 0,0 | 0,0 | 0,0 | - |
Japanische Werften sind auch international vertreten
Der Schiffbau ist Teil einer Absichtserklärung zwischen den USA und Japan vom 4. September 2025. Bis Januar 2029 soll Japan demnach 550 Milliarden US$ in den USA investieren. Japanische Schiffbauer wie Imabari könnten damit zum Ausbau des Schiffbaus in den USA beitragen. Allerdings gibt es bisher keine konkreten Vereinbarungen. Dagegen ist die südkoreanische Konkurrenz aktiver. Die Hanwha-Gruppe kündigte im August 2025 eine Investition von 5 Milliarden US$ in die Hanwha Philly Shipyard an.
Australiens Regierung wählte im August 2025 Fregatten von Mitsubishi Heavy Industries für die Beschaffung aus. Auch der deutsche Hersteller thyssenkrupp Marine Systems hatte für den Auftrag geboten.
Generell bauen Mitsubishi Heavy Industries, Japan Marine United und Mitsubishi Heavy Industries Maritime Systems Marineschiffe in Japan. U-Boote produzieren Mitsubishi Heavy Industries und Kawasaki Heavy Industries.
Japans Export von Schiffen ist in den vergangenen Jahren gesunken. Dagegen konnten China und Südkorea ihre Ausfuhren erhöhen.
| Land | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
|---|---|---|---|---|---|
| China | 21,7 | 24,2 | 26,4 | 31,9 | 49,8 |
| Südkorea | 18,7 | 22,0 | 17,1 | 20,3 | 24,0 |
| Japan | 10,9 | 9,7 | 9,0 | 9,7 | 9,6 |