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Branche kompakt | Kasachstan | Landwirtschaft

Kasachstan will Agrarproduktion verdoppeln

Kasachstan stehen riesige Flächen für Pflanzenbau und Tierzucht zur Verfügung. Die Regierung stellt Mittel bereit, um die Produktion zu erhöhen und Wertschöpfungsketten aufzubauen.

Von Viktor Ebel | Almaty

Ausblick der Landwirtschaft in Kasachstan

Bewertung:

 

  • Verbesserte Finanzierungssituation ermöglicht Investitionen.
  • Importe von Landmaschinen haben sich zuletzt vervielfacht.
  • Aufbau von Wertschöpfungsketten im Agrarbereich in vollem Gang.
  • Höherer Selbstversorgungsgrad und Exporte in Wachstumsregion Zentralasien bieten eine Perspektive. 
  • Regierung erhöht mit neuen Regeln Druck auf ausländische Lieferanten von Technik, um Lokalisierung zu stärken.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2025

  • Markttrends

    Kasachstan strebt eine höhere Eigenversorgung und mehr Exporte landwirtschaftlicher Erzeugnisse an. Dafür importiert das Land moderne Technik, um die Produktivität zu erhöhen.

    Die Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahren mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Regierung genossen. Der Primärsektor soll nicht nur die Selbstversorgung mit Lebensmitteln sicherstellen, sondern auch zur Diversifizierung der Wirtschaft und der Exporte beitragen. Dafür fließt viel Geld in Form von Subventionen und zinsgünstigen Krediten. Mittel- bis langfristig strebt die Regierung den Aufbau von Clustern an, welche die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau bis hin zur intensiven Verarbeitung miteinschließen sollen.

    1,43 Mrd. US$

    betrugen 2023 die Importe von Landtechnik nach Kasachstan.

    Die Dynamik in der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren für klingelnde Kassen bei ausländischen Anbietern von Maschinen, Ausrüstungen und anderen Zulieferungen gesorgt. Die Investitionsvorhaben dürften die Auftragslage auch in Zukunft stabil halten. Mit einem umfangreichen Engagement ausländischer Landwirte wird der kasachische Agrarsektor jedoch nicht rechnen können. Das für Ausländer weiterhin geltende Verbot, landwirtschaftliche Flächen zu erwerben oder zu pachten, verhindert als wesentliches Hemmnis einen regen Zustrom ausländischen Kapitals. 

    Verdoppelung der Agrarproduktion bis 2028 angepeilt

    Im Jahr 2024 produzierte Kasachstan landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von etwa 16,3 Milliarden US-Dollar (US$), so das kasachische Statistikamt. Der vom Landwirtschaftsministerium veröffentlichte Plan für die Entwicklung der Agrarindustrie im Zeitraum 2024 bis 2028 ist sehr ambitioniert. Er sieht vor, die Bruttoagrarproduktion in den nächsten Jahren auf über 33 Milliarden US$ zu verdoppeln. Dasselbe gilt für die Ausfuhren von Agrargütern und Lebensmitteln, die von 5 Milliarden auf 10 Milliarden US$ steigen sollen.

    Um die Ziele zu erreichen, will das Ministerium viel Geld in die Hand nehmen: Fast 20 Milliarden US$ werden Landwirten in den nächsten Jahren in Form von zinsgünstigen Krediten bereitstehen, um die Frühjahrsfeld- und Erntearbeit vorzubereiten, Landmaschinen zu leasen und Investitionen zu tätigen. Neben Krediten sollen auch reichlich Subventionen fließen, bis 2028 könnten sich die jährlichen Zahlungen auf 1,7 Milliarden US$ ebenfalls verdoppeln. Ob Kasachstans Landwirtschaft den großen Sprung schafft, hängt nicht zuletzt auch von extremen Wetterereignissen, Währungsschwankungen und immer wiederkehrenden Handelsstreitigkeiten mit Russland ab. 

    Mit der Produktionssteigerung will die Regierung auch erwirken, dass das Land sich in mehreren Lebensmittelkategorien selbst versorgen kann. Eine hundertprozentige Selbstversorgungsquote strebt Kasachstan bis 2028 beispielsweise bei Äpfeln (2023: 85 Prozent), Wursterzeugnissen (63 Prozent), Käse und Quark (59 Prozent) sowie Geflügelfleisch (75 Prozent) an. Der Richtwert für Zucker (55 Prozent) ist 83 Prozent.

    Cluster sollen zukünftig wichtige Rolle spielen

    Für den Ausbau ist vor allem ein höheres Maß an Effizienz nötig, wofür unter anderem auf spezialisierte Agrarcluster gesetzt wird. So beginnt der chinesische Investor Dailan Hesheng Holding Group 2025 in der nördlichen Region Akmola mit dem Bau einer Anlage für die Verarbeitung von Weizen. Weitere Projekte zur Verarbeitung von Weizen sind im Gebiet Kostanay und der Hauptstadt Astana geplant.

    Kasachstan hat 2024 eine Rekordgetreideernte eingefahren

    Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums hat Kasachstan 2024 über 26 Millionen Tonnen Getreide geerntet, darunter 18 Millionen Tonnen Weizen. Das Rekordergebnis spiegelt die steigende finanzielle Unterstützung bei der Aussaat, der Ernte, dem Leasing von Maschinen und dem Kauf von hochwertigem Saatgut wider.

    Jährlich exportiert das Land etwa 8 Millionen Tonnen Weizen, vor allem in die Länder Zentralasiens. In Zukunft will Kasachstan mehr verarbeitete Erzeugnisse exportieren. Der Anteil soll von derzeit 40 Prozent bis 2028 auf 70 Prozent steigen. 

    Im warmen Süden gehen 2025 mehrere Gewächshauskomplexe an den Start, wo unter anderem Tomaten angebaut werden sollen. Für die auf 650 Hektar ausgelegte Anlage in Schymkent, die größte ihrer Art in Zentralasien, zeichnet sich das türkische Unternehmen Alarko Holding verantwortlich. Die russische Holding Eco-Kultura baut in der Region Turkestan an einem Gewächshauskomplex, der in Zukunft auf bis zu 500 Hektar erweitert werden könnte.

    Ausgewählte Projekte in der Landwirtschaft in KasachstanInvestitionen in Millionen US-Dollar
    Projekt (Region)

    Investitionssumme

    ProjektstandUnternehmen
    Gewächshauskomplex (Region Turkestan)

    1100

    Abschluss der ersten Phase - im 2. Quartal 2025. Die zweite Phase könnte im 3. Quartal des nächsten Jahres gestartet werdenECO-culture (Russland)
    Anlage zur Verarbeitung von Weizen (Region Akmola)

    650

    Vereinbarung im November 2024 unterzeichnetDalian Hesheng Holding Group (China)
    Gewächshauskomplex (Schymkent)

    650

    Inbetriebnahme im 1. Quartal 2025Alarko Holding (Türkei)
    Anlage zur Verarbeitung von Mais (Region Qostanai)

    350

    Vorbereitung des InvestitionsabkommensFufeng Group (China)
    Anlage zur Tiefenverarbeitung von Getreide und Weizen (Region Qostanai)

    150

    Inbetriebnahme im Jahr 2027KazFoodProducts Group (Kasachstan), Myande Group (China) und Regionalverwaltung Qostanai
    Gewächshauskomplex (Schymkent)

    120

    Memorandum über den Bau im November 2024 unterzeichnetFabe Polska (Polen)
    Anlage zur Verarbeitung von Weizen und Erbsen (Astana)

    k.A.

    Realisierung 2023 bis 2026Tiryaki Agro (Türkei), Hassad Food (Katar), Adotex LLP (Kasachstan)
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Importe von Landmaschinen haben sich zuletzt vervielfacht

    Dass die Regierung so viel Geld aufwendet, um die Landwirtschaft zu unterstützen, ist nicht unumstritten. Experten kritisieren, dass die Subventionen nicht im Verhältnis zur Produktivitätssteigerung stehen. Tatsächlich ist die Arbeitsproduktivität in der kasachischen Landwirtschaft um ein Vielfaches niedriger als in Ländern mit vergleichbarem Klima, so das Ergebnis einer Analyse der Halyk Bank. Anbieter von Landmaschinen dürfte der Geldregen aber freuen.

    So importierte Kasachstan 2023 Landtechnik im Wert von etwa 1,43 Milliarden US$, dreimal so viel wie im Vorjahr. Das größte Wachstum verzeichneten laut UN Comtrade Traktoren, Mähdrescher, Maschinen zur Reinigung und Sortierung von Saatgut, Getreide und Hülsenfrüchten und Maschinen für die Nahrungsmittelproduktion. Deutschland gehört in den meisten Kategorien zu den wichtigsten Lieferländern. Die Konkurrenz kommt aus China, Russland und anderen EU-Ländern. Änderungen bei Subventionsrichtlinien dürften die Importe in Zukunft aber dämpfen und der Lokalisierung einen Schub verpassen.

    Einfuhren von Landmaschinen und sonstiger Ausrüstung hat sich verdreifachtIn Millionen US$
    Produktkategorie

    2019

    2020

    2021

    2022

    2023

    8432 (Landwirtschaftliche Maschinen)

    100,9

    62,7

    98,1

    114,9

    199,0

    8433 (Erntemaschinen)

    208,9

    76,1

    102,7

    82,3

    463,5

    8434 (Melkmaschinen und Molkereimaschinen)

    7,4

    8,8

    6,0

    4,0

    13,3

    8436 (Forstwirtschaftliche Maschinen)

    25,5

    8,5

    17,4

    9,1

    35,7

    8437 (Reinigungs- und Sortiermaschinen)

    23,7

    5,9

    10,3

    9,4

    44,1

    8438 (Lebensmittelverarbeitungsmaschinen)

    41,0

    9,8

    11,2

    10,7

    66,0

    8701 (Traktoren)

    231,3

    102,1

    104,7

    125,5

    608,9

    Summe

    639,0

    274,2

    350,6

    356,0

    1.430,6

    Quelle: UN Comtrade 2024

    Umfangreiche staatliche Förderung für Landwirte

    Den Erwerb von Landtechnik unterstützt die kasachische Regierung mit Subventionen von 15 bis 50 Prozent. Die Liste mit den aktuellen Fördersätzen ist auf der Seite des Justizministeriums einsehbar. Darüber hinaus winken Subventionen für Dünge- und Pflanzenschutzmittel oder den Einkauf von hochqualitativem Saatgut und Setzlingen. Landwirte können außerdem Dieselkraftstoff zu ermäßigten Preisen erwerben. Perspektivreiche Agrarprojekte sind mit Investitionszuschüssen von bis zu 25 Prozent der Kosten förderfähig.

    Die Subventionen für den Kauf moderner Bewässerungstechnik wurden 2024 von 50 auf 80 Prozent angehoben. Damit reagiert Kasachstan auf Wasserknappheit in der Region, die durch den Ausbau der Landwirtschaft noch verschärft werden könnte. Der Primärsektor steht für etwa 60 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs im Land. Ziel der Regierung ist es, dass bis 2030 auf der Hälfte der bewässerten Flächen wassersparende Technologie zum Einsatz kommt, gegenüber etwa 26 Prozent im Jahr 2024.

    Zentrale Förderaktivitäten sind gebündelt bei Agrocredit (Schwerpunktе: zinsgünstige Kredite; Mikrokredite, Kreditgarantien, Versicherung) und KazAgroFinance (Leasing).

    Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Landwirtschaft gefragt

    Der stellvertretende kasachische Landwirtschaftsminister kündigte für 2025 und 2026 den verstärkten Einsatz von KI an, um Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten. So sollen Chat-Bots Subventionsanträge bearbeiten, KI-betriebene Drohnen zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden und die Bodenanalyse mittels satellitengestützter Geoanalyse vom Feld auf den Computer verlagert werden. 

    Mittelfristig will die Regierung durch den Einsatz von moderner Technik und KI die Ernteerträge um 10 bis 15 Prozent steigern und den Wasserverbrauch um bis zu 25 Prozent senken. 

    Von Viktor Ebel | Almaty

  • Branchenstruktur

    Die wirtschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Kasachstan kommt im Agrarsektor selten ohne Zulieferungen aus dem Ausland aus. 

    Die Rolle des Agrarsektors für Kasachstans Wirtschaft hat sich in den letzten drei Jahrzehnten stark gewandelt. Noch Anfang der 1990er Jahre hatte er als einer der prägenden Wirtschaftszweige des jungen, unabhängigen Kasachstans einen Beitrag von etwa einem Drittel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf sich vereinigt. In der Folgezeit nahm vor allem der Rohstoffsektor rasant an Bedeutung zu, weshalb zehn Jahre später nur noch rund 8 Prozent der Bruttowertschöpfung auf die Landwirtschaft entfielen.

    Mittlerweile hat sich der Beitrag zum BIP auf 3,9 Prozent nochmals halbiert. Immerhin: Das Allzeittief von 3,8 Prozent im Jahr 2023 scheint damit überwunden. Im Jahr 2024 ist der Agrarsektor real um 13,7 Prozent gewachsen und erzielte damit das höchste Wachstum unter allen Wirtschaftsbereichen im Land. Für den Arbeitsmarkt ist die Landwirtschaft weiter ein wichtiger Faktor. Die Anzahl der Beschäftigten hat sich in den letzten Jahren bei etwa über einer Million eingependelt. Im Jahr 2024 entsprach das 11,2 Prozent aller Erwerbstätigen in Kasachstan. 

    Auch für einige Regionen spielt die Landwirtschaft eine überdurchschnittlich bedeutende Rolle: In sieben der insgesamt 17 Gebiete übertraf ihr Beitrag zum jeweiligen regionalen BIP 2023 die Marke von 10 Prozent. Am höchsten fiel er in den Gebieten Nordkasachstan und Turkestan mit 21,6 Prozent und 17,1 Prozent aus. Weitere wichtige Agrarregionen sind Schettisu im Südosten, Akmola im Zentrum und Schambyl im Süden des Landes.

     

    Eckdaten zur Landwirtschaft in Kasachstan
    Kennziffer

    2024

    Einwohner (Mio.)

    20,3

    Ackerfläche (Mio. ha)

    23,3

    Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (%)

    3,9

    Exporte Agrargüter (Mrd. US$)

    5,1

    Quelle: Kasachisches Statistikamt 2025

    Weizen dominiert als Getreidekultur

    In der Pflanzenproduktion, auf die 2023 etwa 60 Prozent des wertmäßigen Ausstoßes der Landwirtschaft entfielen, dominiert der Anbau von Getreidekulturen. Auf ihr Konto gingen knapp 74 Prozent aller für den Ackerbau genutzten Flächen. Dabei überwiegt der Anbau von Weizen und Gerste. Für Ölsaaten, darunter vor allem Lein und Sonnenblumen, sowie Gemüse und Knollen wurden 12 Prozent und knapp 2 Prozent der Ackerflächen genutzt. Das Gros der für Ackerbau genutzten Flächen wird in Kasachstan durch größere Agrarunternehmen bewirtschaftet.

    Private Hof- oder Nebenwirtschaften beschäftigen sich demgegenüber kaum mit Ackerbau. Als ihre Domäne gilt die Tierproduktion. Etwa 90 Prozent der Rinder, Schafe und Ziegen werden von Haushalten und kleinen Farmbetrieben gehalten. Größere Agrarunternehmen sind stark vertreten bei der Haltung von Hühnern und Schweinen, wo sie 2024 Anteile von 80 und 50 Prozent hatten.

     

    Wichtige Agrarbetriebe in Kasachstan Auswahl; Umsatz in Millionen US-Dollar
    UnternehmenSparte

    Umsatz 2023

    Aitas KZGeflügelproduktion und -verarbeitung

    276,3 

    AlemAgroSaatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel

    135,7 

    Olzha AgroPflanzenbau, Viehzucht, Lagerung und Export von Getreide und Ölsaaten

    121,9 

    Alel AgroGeflügelproduktion und Futtermittelherstellung

    99,3 

    Atameken AgroPflanzenbau, Viehzucht, Saatgutproduktion, Lagerung und Verarbeitung von Getreide

    97,2

    Quelle: Forbes.kz 2024

    Geschäftschancen in der Verarbeitung von Lebensmitteln

    In den nächsten Jahren werden weitere Cluster in Schwerpunktbereichen etabliert. Große landwirtschaftliche Betriebe werden daher zunehmend an Bedeutung gewinnen. Da der Fokus auf Wertschöpfungsketten liegt, können sich ausländische Akteure als Lieferanten von Technik und Ausrüstungen sowie mit ihrem landwirtschaftlichen Know-how einbringen. Der Regierungsplan für die Lebensmittelindustrie im Zeitraum 2024 bis 2028 sieht vor, den Anteil der verarbeiteten Nahrungsmittel von 40 auf 70 Prozent zu erhöhen. Milch-, Getreide- und Fleischverarbeitung bieten das größte Potenzial. 

    Das haben auch internationale Investoren erkannt. Die ausländischen Direktinvestitionen in die Lebensmittelindustrie erreichten mit über einer halben Milliarde US$ im Jahr 2023 einen Rekordwert und übertrafen das Vorjahresergebnis fast um das Dreifache. Beim Anbau von Pflanzen und der Viehwirtschaft spielen Anleger aus dem Ausland hingegen keine Rolle, da sie kein Land erwerben können. Die jährlichen ausländischen Direktinvestitionen überstiegen in den vergangenen Jahren nie die Marke von 50 Millionen US$. Im Jahr 2023 betrug der Anteil der Branche an der verarbeitenden Industrie in Kasachstan 14,4 Prozent und hat noch Luft nach oben.

    Produktivität in der Landwirtschaft ist noch sehr gering

    Der durchschnittliche jährliche Verschleiß bei Landmaschinen liegt in Kasachstan bei 80 Prozent, die jährliche Erneuerung bei rund fünf Prozent. Verschiedene Studien, darunter von der Kazakh National Agrarian Research University, sehen das als einen der Hauptgründe für die geringe Produktivität in der kasachischen Landwirtschaft. Zwar hat sich diese laut Angaben der Regierung in den letzten fünf Jahren verdoppelt, doch sie beträgt weiterhin nur einen Bruchteil des Wertes anderer Agrarnationen. Experten empfehlen daher, jährlich zehn Prozent des Maschinenparks zu modernisieren. Finanzielle Anreize beim Kauf von Landmaschinen bereiten dafür den Boden.  

    Kasachstan bei Landtechnik auf Importe angewiesen

    Trotz der Bestrebungen, die Versorgung der Agrarproduzenten mit verschiedenen Vorleistungen oder Ausrüstungen stärker als bisher eigenständig zu bestreiten, fielen die Importe zuletzt höher als je zuvor aus. Neben verschiedenen Landmaschinen und Zuchttieren wird häufig auch ausgewähltes Saatgut im Ausland beschafft. Bei Kali- und Phosphatdünger kann der Bedarf überwiegend selbst gedeckt werden. Stickstoffhaltiger Dünger wird zu über 50 Prozent importiert, vorwiegend aus Russland.

    Produktion ausgewählter Erzeugnisse für die Agrarwirtschaft im Land
    Sparte

    2023

    2024

    Veränderung 2024/2023 (in Prozent)

    Traktoren (Stückzahl)

    5.344

    6.421

    20,2

    Mähdrescher (Stückzahl)

    1.036

    1.104

    6,6

    Phosphatdünger (Tonnen)

    14.987

    22.041

    47,1

    Stickstoffdünger (Tonnen)

    345.467

    390.110

    12,9

    Saatgut (Tonnen)

    1.202.894

    1.406.791

    17,0

    Quelle: Kasachisches Statistikamt 2025

    Laut dem staatlichen Thinktank Qazindustry bauen in Kasachstan mehr als 30 Unternehmen Landmaschinen aller Art. Um den Marktanteil heimischer Landtechnik zu stärken, hat die kasachische Regierung 2020 eine Entsorgungsabgabe für Landmaschinen eingeführt, die vor allem importierte Ausrüstung teurer macht. Beim Kauf von lokal gefertigten Maschinen wird der durch die Entsorgungsabgabe verursachte Preisaufschlag durch spezielle Kaufprämien, die nur für diese Maschinen gelten, ausgeglichen. Zudem wurden 2024 die Subventionsrichtlinien zugunsten von lokalen Produzenten verschärft. 

    Das und das aktive Werben der Regierung um ausländische Investoren zeigt Wirkung: Namhafte Branchenriesen montieren bereits Traktoren und Mähdrescher in Kasachstan, darunter das deutsche Unternehmen Claas. Im Lokalisierungszentrum Agromashholding in Qostanai wird zudem bald Ausrüstung der Marken John Deere und Amazone zusammengeschraubt. Der Lokalisierungsgrad soll schrittweise erhöht werden.

    Von Viktor Ebel | Almaty

  • Rahmenbedingungen

    Ausländer können keine landwirtschaftlichen Flächen kaufen oder pachten. Die Regierung unterstützt inländische Produzenten von Landmaschinen mit neuen Regeln bei Subventionen.

    Regelungen zu Einfuhrverfahren und Zollkontrolle sind auf Ebene der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) weitestgehend harmonisiert. Ungeachtet des gemeinsamen EAWU-Binnenmarktes bleibt Kasachstan von dem in Russland seit 2014 geltenden Einfuhrverbot für zahlreiche landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel aus der Europäischen Union sowie einer Reihe weiterer Staaten unberührt. Vertiefende Informationen hält das Komitee für staatliche Einnahmen bereit.

    Die im Agrarsektor tätigen Fördereinrichtungen der staatlichen Baiterek-Holding und zahlreiche ihrer Kunden wickeln ihre B2B-Geschäfte weitestgehend elektronisch über ein über die Landesgrenzen hinaus aktives Portal ab.

    Seit 2016 sind Pacht und Erwerb von Agrarland durch Ausländer nicht gestattet. Ein entsprechendes Moratorium wurde 2021 um fünf Jahre bis 31. Dezember 2026 verlängert.

    Mehr Subventionen für Leasing von Landmaschinen "made in Kazakhstan"

    Im Jahr 2024 hat die kasachische Regierung beschlossen, Subventionen für importierte Landmaschinen zu streichen, wenn vergleichbare Technik auch in Kasachstan gefertigt wird. Damit sollen inländische Hersteller von Traktoren und Mähdreschern gestärkt werden. Zuvor betrug ihr Anteil bei den für Leasing und Kauf von Landmaschinen vorgesehenen Subventionen etwa 40 Prozent. Nach der Gesetzesänderung steigt der Anteil auf 90 Prozent.

    Ausgenommen ist Technik, die nicht in Kasachstan produziert wird. Dazu zählen beispielsweise Maschinen für Anbau und Ernte von Zuckerrüben, Baumwolle, Kartoffeln, Obst und Gemüse. Hier können Landwirte weiterhin Subventionen für den Import ausländischer Geräte beantragen.

    Zuletzt haben mehrere internationale Branchenriesen angekündigt, Traktoren, Mähdrescher und Sämaschinen zukünftig in Kasachstan zu montieren. Prominentestes Beispiel dürfte das amerikanische Unternehmen John Deere sein.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Viktor Ebel | Almaty

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & InvestInformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Zentralasien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen, u.a. für Kasachstan

    Ministerium für Landwirtschaft

    Zuständig für Agrarsektor
    Komitee zur staatlichen Überwachung im Bereich LandwirtschaftPflanzenschutz, Regulierung des Getreidemarktes
    Komitee für Veterinärkontrolle und -aufsichtVeterinärwesen, Lebensmittelsicherheit
    Nationale Holding BaiterekFörderinstrumente
    Nationales Unternehmen zur zentralisierten Beschaffung von LebensmittelnStaatliche Vorratshaltung, Versorgungssicherheit

    Fleischverband

    Interessensvertretung Viehzucht und -haltung
    MilchverbandInteressensvertretung (Roh-)Milchproduktion
    GetreideverbandInteressensvertretung Getreideproduktion
    Verband der FeldbauernschaftInteressensvertretung Pflanzenproduktion 
    GeflügelverbandInteressensvertretung Geflügelproduktion

    KazAgro/KazFarm

     

    Fachmesse; jährlich im Oktober; Astana
    AgroWorld QazaqstanFachmesse; jährlich im Oktober; Almaty
    AgropromFachportal; B2B

    AgroInfo

    Fachportal
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