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Metallurgie: Kasachstan gießt Rohstoffe in Wert

Das ressourcenreiche Kasachstan setzt auf mehr Breite und Tiefe bei der Verarbeitung von Metallerzen. In- und ausländische Unternehmen investieren Milliarden in neue Metallcluster.

Von Viktor Ebel | Almaty

Die Republik Kasachstan ist eines der rohstoffreichsten Länder der Welt. In den Steppenböden schlummern beträchtliche Erzreserven für die Produktion von Uran, Chrom, Mangan, Eisen, Kupfer, Blei, Zink und vielem mehr. Die Metallurgie ist mit einem Anteil von rund 40 Prozent bereits seit Jahren die tragende Säule der verarbeitenden Industrie. Doch es besteht Luft nach oben, sowohl bei der Breite als auch der Tiefe der Verarbeitung.

1,6 Mrd. US$

betrugen die Investitionen in die Metallurgiebranche 2024.

In den nächsten Jahren sollen mehrere neue Hüttenbetriebe ihre Pforten öffnen. Doch Kasachstan zielt nicht nur darauf ab, das Produktionsvolumen der Metallurgiebranche zu erhöhen, sondern will auch die Weiterverarbeitung der Metalle vorantreiben. Mit Rohren, Flachwalzprodukten und Bewehrungsstahl sollen perspektivreiche Branchen wie der Kraft- und Schienenfahrzeugbau und der Bausektor beliefert werden. Der zunehmende Fokus auf Metallverarbeitung birgt neue Geschäftschancen für ausländische Unternehmen.

Branchenprimus Qarmet hegt ambitionierte Pläne

Der ehemals als ArcelorMittal Temirtau bekannte Branchenriese Qarmet betreibt den größten integrierten Stahlkomplex des Landes in Karagandy. Der Ausstoß stieg im Jahr 2024 um 15 Prozent auf 3,5 Millionen Tonnen und stand damit für über 80 Prozent des in Kasachstan produzierten Stahls. Beim International Mining and Metallurgical Congress im Juni 2025 in Astana hat Qarmet seinen Investitionsplan für die nächsten 5 Jahre vorgestellt: 3,5 Milliarden US-Dollar (US$) will das Unternehmen in Ausbau und Sicherheitsmaßnahmen seiner Kohlebergwerke, Umweltschutz sowie neue Ausrüstung investieren.

5 Mio. t

Stahl will Qarmet ab 2028 jährlich produzieren. 

Zudem hegt Qarmet ambitionierte Pläne für die Verarbeitung von Stahl. So soll gemeinsam mit Partnern aus China 2026 ein Profilwalzwerk in Betrieb genommen werden. Im Gebiet Karagandy ist für 2027 ein neues Gießwalzwerk geplant, in dem hochwertiger, warmgewalzter Stahl für den Bedarf des Fahrzeug- und Maschinenbaus sowie der Öl-, Gas- und Chemieindustrie hergestellt werden soll. Die Technologiepartner sind Primetals Technologies (Österreich), SMS group (Deutschland) und Danieli (Italien). Qarmet will 700 Millionen US$ in das Projekt investieren. Qarmets Entwicklungsdirektor Jens Barth beschreibt das Jahr 2027 im Interview mit dem Portal orda.kz als ein historisches Jahr für die gesamte kasachische Metallurgie, GUS-weit sei es das erste derartige Gießwalzwerk.

Der Name Qarmet steht bereits in den Auftragsbüchern mehrerer deutscher Unternehmen, bestätigt Vitaly Kim, der die Dienstleistungssparte der AHK Zentralasien leitet. Er rät, vor Abschluss eines Geschäfts die Zahlungsmodalitäten sorgfältig zu prüfen. In der Vergangenheit sei es zu Rückständen bei der Begleichung von Rechnungen gekommen. Die AHK Zentralasien und diverse Consultingfirmen können deutsche Unternehmen bei solchen Fragen beraten.

Wichtige Messen rund um Metalle

Vom 17. bis 19. September 2025 findet in Almaty die Mining Metals Central Asia statt. Am deutschen Gemeinschaftsstand werden dieses Jahr 43 Aussteller erwartet und damit fast doppelt so viele wie 2024.

Weitere wichtige Metallurgiemessen sind die Kazakhstan Machinery Fair (April 2026) und der Mining and Metallurgy Congress (Juni 2026) in Astana.

Ausländische Firmen drängen in die Stahlindustrie

China Fujian Hengwang Investment hat mit der kasachischen Regierung vereinbart, 1,2 Milliarden US$ in einen integrierten Stahlkomplex in der Region Schambyl bis 2027 zu investieren. Das Unternehmen setzt auf klimafreundlichen Stahl und will Eisenerz mittels Direktreduktion verarbeiten. Der Ausstoß soll langfristig von zunächst 1 Millionen auf bis zu 3 Millionen Tonnen gesteigert werden. Ein Teil davon ist für die Weiterverarbeitung zu Walzdraht, Bewehrungsstahl, Bandstahl für Rohre sowie Winkel- und Profilstahl vorgesehen.

Das spanische Unternehmen Tubacex hat angekündigt, als erstes Unternehmen in Zentralasien in die Produktion nahtloser Rohre einzusteigen, wie das Branchenportal GMK Center berichtet. Das Unternehmen produziert bereits seit 2022 Komponenten in Atyrau und will sein Produktportfolio für die dortige Öl- und Gasindustrie weiter ausbauen.

Protektionistische Maßnahmen stärken einheimischer Metallurgie den Rücken

  1. Kasachstan beschränkt regelmäßig den Export von Metallschrott, um der lokalen Industrie einen günstigen und nachhaltigen Sekundärrohstoff zu bieten.
  2. Weitere wiederkehrende Ausfuhrbeschränkungen betreffen bestimmte Halberzeugnisse aus Eisen, um die Verarbeitung im Inland zu stimulieren.
  3. Im Rahmen der EAWU bestehen seit 2019 Anti-Dumping-Zölle für nahtlose Rohre aus China, die im Januar 2025 bis einschließlich 24. September 2025 verlängert wurden.

Reges Projektgeschehen im Bereich Buntmetallurgie

Laut einer Pressemeldung des Industrieministeriums sollen 2025 in der Nichteisenmetallurgie und -verarbeitung fünf Projekte an den Start gehen, darunter die Produktion von Gold, Kathodenkupfer und raffiniertem Blei. Insgesamt seien derzeit 36 Vorhaben in der Vorbereitung, deren geschätztes Investitionsvolumen sich auf etwa 4 Milliarden US$ beläuft.

Das größte von ihnen dürfte eine 1,5 Milliarden US$ teure Kupferschmelze sein, die die China Nonferrous Metal Mining Group gemeinsam mit KAZ Minerals Smelting bis 2028 in der Region Abai errichtet. Das benötigte Kupfererz soll aus den Lagerstätten Bozshakol und Aktogay stammen. Der geplante Ausstoß wird mit 300.000 Tonnen pro Jahr angegeben.

Ein weiterer chinesischer Akteur, der in den kasachischen Markt einsteigen könnte, ist die East Hope Group, ein Weltmarktführer im Bereich Aluminium. Das Unternehmen verhandelt zum Bau einer Produktions- und Verarbeitungsanlage für Nichteisenmetalle. Dafür wären Investitionen in Milliardenhöhe nötig. Ein Investitionsabkommen steht aber noch aus.

Ausgewählte Projekte in Kasachstans Metallurgiebranche
Projekt

Projektwert (in Mio. US$)

RealisierungszeitraumAnmerkungen
Bau eines metallurgischen Komplexes zur Produktion von Nichteisenmetallen, v. a. grünem Aluminium

12.000

In Verhandlung (Phase 1 bis 2027, Phase 2 bis 2029)East Hope Group
Umfassende Modernisierung des Werks Qarmet im Gebiet Karagandy

3.500

Bis 2030Qarmet
Bau eines Kupferhüttenwerks im Gebiet Schambyl

1.500

Bis 2028KAZ Minerals Smelting; China Nonferrous Metal Industry´s Foreign Engeneering and Construction
Bau eines Werks zur Produktion von heißbrikettiertem Eisen im Gebiet Kostanai

1.200

2025 bis 2028Sokolov-Sarbai Mining Production Association; Eurasian Resources Group
Bau eines metallurgischen Kombinats im Gebiet Schambyl

1.200

Phase 1: 2025 bis 2027; Phase 2: 2027 bis 2029Fujian Hengwang Investment
Bau des hydrometallurgischen Kombinats Ertis im Gebiet Pawlodar

978

Bis 2028Solidcore Resources
Metallurgisches Cluster in Ekibastuz (Ferrosilizium, direktreduziertes Eisen, Stahl)

223

Phase 1: Inbetriebnahme 2026Mineral Product International
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Kupfer und Eisenerzeugnisse dominieren Metallexporte

Das Produktionsvolumen der kasachischen Metallurgie stieg 2024 auf Basis der Landeswährung um 6,9 Prozent auf umgerechnet rund 21 Milliarden US$. Mehr als zwei Drittel entfallen auf die Nichteisenmetallurgie, so Zahlen des nationalen Zentrums für Industrieentwicklung Qazindustry. Kupfer war 2024 auf der aggregierten HS-4-Steller-Ebene mit einem Anteil von 25 Prozent das wichtigste Ausfuhrgut der kasachischen Metallurgie, nicht zuletzt aufgrund gestiegener Weltmarktpreise. Insgesamt exportierte die Branche 2024 Waren im Wert von 16,5 Milliarden US$, vor allem nach China und Russland.

Hauptstandort der Metallurgie ist das Gebiet Karagandy, welches 2024 für 21 Prozent der Produktion stand. Danach folgen laut Qazindustry die Gebiete Ostkasachstan (17,1 Prozent) und Pawlodar (13,3 Prozent). Für Karagandy und Pawlodar meldet das kasachische Statistikamt zudem überdurchschnittlich hohe Investitionen. Insgesamt stiegen die Bruttoanlageinvestitionen in der Branche 2024 nominal um 37,4 Prozent auf etwa 1,6 Milliarden US$. In den nächsten Jahren dürften die Investitionen weiter stark zulegen.

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