Bericht Wirtschaftsumfeld Kolumbien Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Die Gehälter schwanken in Kolumbien je nach Stadt und Branche stark. Zusatzleistungen empfehlen sich, um Mitarbeitende zu halten.
24.09.2025
Von Janosch Siepen
Im regionalen Vergleich ist das Lohnniveau in Kolumbien niedrig. Mit 473 US-Dollar (US$) lag der Durchschnittslohn 2024 deutlich unter dem in Chile oder Brasilien. Der Trend hin zum Nearshoring, dem Auslagern von Unternehmensdienstleistungen und die steigende Nachfrage nach Mitarbeitenden in einigen Branchen könnten das Gehaltsniveau in den kommenden Jahren aber steigen lassen.
Mindestlohn als bedeutender Faktor
Der Mindestlohn wird in Kolumbien jährlich von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern unter Vermittlung der Regierung ausgehandelt. Falls keine Einigung zustande kommt, bestimmt der amtierende Präsident den Mindestlohn. Sowohl die Inflation als auch die politische Stimmung im Land sind hierbei ausschlaggebend. Die Höhe des Mindestlohns bestimmt unter anderem auch das sogenannte integrale Gehalt (salario integral – mehr dazu im Abschnitt Arbeitsrecht), verschiedene Sozialprogramme der Regierung, die Kfz-Pflichtversicherung SOAT (Seguro Obligatorio de Accidentes de Tránsito). Daher gilt die jährliche Anpassung als sehr wichtig. Allerdings erhielten im Jahr 2024 43 Prozent der Erwerbstätigen weniger als den Mindestlohn.
Bogotá zahlt die besten Gehälter
In Kolumbien gibt es große Unterschiede bei den Gehältern zwischen Stadt und Land. Nach Angaben der Unternehmensberatung Mercer aus 2024 sind die Gehälter in der Hauptstadt Bogotá am höchsten. Die Stadt ist das wichtigste Wirtschaftszentrum des Landes. Viele deutsche Firmen haben hier ihre Zentrale. In den nächstgrößeren Metropolen Kolumbiens sind die Gehälter im Durchschnitt etwas niedriger. Medellín liegt laut Mercer 12 Prozent, Cali 18 Prozent und Barranquilla 27 Prozent unter dem Durchschnitt von Bogotá.
Die Gehälter unterscheiden sich zusätzlich nach Wirtschaftszweigen. In Cartagena sorgt die Chemieindustrie für vergleichsweise hohe Gehälter in der Industrie. Cali und Yumbo sind Zentren der Pharmaindustrie, die ebenfalls überdurchschnittlich gute Löhne zahlt. Die Nahrungsmittelproduktion, Zementherstellung und Textilindustrie in Bogotá und Medellín zahlen hingegen unterdurchschnittliche Löhne.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 473 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 286 |
Verarbeitendes Gewerbe | 444 |
Strom-, gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 680 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 458 |
Baugewerbe | 404 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 388 |
Transport und Lagerhaltung | 442 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 304 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 831 |
Finanz- und Versicherungswesen | 763 |
Außerdem herrscht ein starkes Gefälle zwischen hochqualifizierten Positionen und einfachen Tätigkeiten. Der Arbeitsmarkt laufe zudem in manchen Branchen in Kolumbien langsam heiß, so ein Unternehmer. Gerade im IT- oder Dienstleistungsbereich sei es mitunter schwierig, geeignetes Personal zu finden. Attraktive Gehalts- und Leistungspakete können helfen.
Grundsätzlich sind die Gehälter in großen multinationalen Konzernen am höchsten, gefolgt von großen kolumbianischen Unternehmen und kleineren multinationalen Firmen. Am meisten verdienen Führungskräfte in der Logistik, im Gesundheitswesen, im Rohstoffsektor, im Finanz- und Versicherungssektor und im verarbeitenden Gewerbe, so Zahlen der Personalvermittlung Hays. Laut der Personalberatung Michael Page zahlen die Ölindustrie, das Rechts- und Versicherungswesen und der Finanzsektor sehr gute Gehälter. Auch in Teilen des verarbeitenden Gewerbes und im Bereich der erneuerbaren Energien werden vergleichsweise gute Gehälter bezahlt.
Position | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 473 |
Führungskraft | 902 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 941 |
Techniker:in | 608 |
Unterstützende Bürokraft | 432 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 342 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 289 |
Handwerker:in | 354 |
Anlagen- und Maschinenbediener:in, Montagekraft | 365 |
Hilfskraft | 277 |
Zusatzleistungen zur Mitarbeiterbindung
Die obligatorischen Sozialleistungen für Arbeitnehmer gelten in Kolumbien als hoch. Mitunter können dem Arbeitnehmer mehrere Lohnzusatzleistungen (prestaciones sociales) zustehen:
- Entlassungsabfindung (cesantía): ein Monatsgehalt pro Jahr, das jeweils zu Beginn eines Kalenderjahres an einen Fonds überwiesen wird, dem der Arbeitnehmer angehört, und das ihm bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgezahlt wird
- Zinsen auf die Entlassungsabfindung: 12 Prozent des Entlassungsgeldes, die im Januar eines jeden Jahres direkt an den Arbeitnehmer ausgezahlt werden
- gesetzliche Bonuszahlungen (prima de servicios): ein Monatsgehalt pro Jahr, das zur Hälfte im Juni und zur Hälfte im Dezember ausgezahlt wird
- Beförderungszulage: Beschäftigte mit einem Gehalt von maximal zwei Mindestlöhnen, die weiter als einen Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt wohnen, erhalten eine monatliche Fahrtkostenzulage (2025: 200.000 kol$, rund 50 US$)
- Kleidung und Schuhe: Beschäftigte mit einem Gehalt von maximal zwei Mindestlöhnen erhalten dreimal im Jahr ein Paar Schuhe und eine Arbeitsbekleidung
Laut Michael Page betrachten 58 Prozent der befragten Unternehmen im Land die Personalfluktuation als erhebliches Problem. Als Hauptursachen werden attraktivere Gehaltsangebote bei anderen Unternehmen und fehlende interne Entwicklungsmöglichkeiten genannt. Firmen gewähren daher vor allem hochqualifizierten Arbeitskräften zunehmend erfolgsabhängige Prämien und nicht-monetäre Vergütungen (beneficios extrasalariales) zur Mitarbeiterbindung. Dazu gehören zum Beispiel Mobiltelefone, Lebensversicherungen, Kreditzuschüsse, Firmenwagen, Ausbildungszuschüsse, Krankenversicherungen oder Clubmitgliedschaften. Flexible Vergütungen sind nicht steuerpflichtig, sie dürfen aber nicht mehr als 40 Prozent der Gesamtvergütung ausmachen.
Laut Mercer setzen rund 41 Prozent der Unternehmen in Kolumbien auf diese Art von Anreizen. 92 Prozent der Unternehmen bieten Lebensversicherungen an, 86 Prozent Krankenversicherungen und 53 Prozent Kreditlinien für den Autokauf, so die Studie.
Rentenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 12 |
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 8,5 1) |
Berufsrisiko- und Unfallversicherung (Arbeitgeberanteil) | 0,348 - 8,7 2) |
SENA, ICBF und Cajas de Compensación Familiar (CCF) (Arbeitgeberanteil) | insgesamt 9,0 3) |