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Wirtschaftsausblick | Malta
Maltas Wirtschaft erholte sich 2022 schneller als erwartet. Trotz der globalen Turbulenzen erwartet das Land auch 2023 ein solides Wachstum.
04.01.2023
Von Oliver Döhne | Mailand
Maltas Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Jahr 2022 überraschend stark zu. Grund für die positive Entwicklung ist unter anderem, dass sich der Tourismus schneller als erwartet von den Folgen der Pandemie erholte. Er erreichte 2022 bereits wieder etwa 86 Prozent des Umsatzes von 2019 und hielt den Inlandskonsum in verschiedensten Sektoren in Gang. Auch der Wohnungsbau und staatliche Infrastrukturprojekte wirken sich positiv auf die Wirtschaftsleistung des Landes aus.
Die Regierung schützt Haushalte und Unternehmen gegen die Inflation, indem sie die Energiepreise konstant hält. Dennoch wirkten sich die verteuerten Importe und Lieferkettenengpässe bestimmter Güter und Produkte spätestens ab Herbst 2022 auch in Malta bremsend auf Konsum und Investitionsstimmung aus. Bis Anfang 2023 ist noch mit etwas weniger Dynamik zu rechnen. Malta wird voraussichtlich trotzdem 2023 das zweithöchste BIP-Wachstum in Europa verzeichnen, direkt hinter Irland. Konjunkturmotor bleibt die Inlandsnachfrage.
Indikator | 2020 | 2021 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. Euro) | 13,2 | 14,9 | 3.602 |
BIP pro Kopf (Euro) | 25.518 | 28.886 | 43.292 |
Bevölkerung (Mio.) | 0,5 | 0,5 | 83,2 |
Die Investitionen sanken 2022 gegenüber dem Vorjahr um etwa 5 Prozent. Grund für den Rückgang ist ein außergewöhnlich hoher Vergleichswert für das Jahr 2021 aufgrund einmaliger Investitionen der Luftfahrtindustrie. Tendenziell nehmen die Investitionen stetig zu. Wichtigster Akteur bleibt dabei der Staat mit seinen Infrastrukturprojekten. Sie könnten 2023, wie schon 2022, um rund 4 Prozent wachsen. Bei den Investitionen im privaten Baugewerbe erwarten Marktexperten 2023 nur noch ein Plus von 1,7 Prozent. Der Wohnungsbau läuft hier besser als der Bau anderer Gebäudearten. Private Investitionen in Ausrüstung sollten sich 2023 und in den Folgejahren erholen und pro Jahr durchschnittlich um 3 Prozent zulegen.
Bei Neuansiedlungen setzt Malta seinen Diversifizierungskurs fort und lockt mit günstigen Bedingungen besonders digitale Dienstleister ins Land. Im Malta Life Sciences Park und dem Medical Innovation Hub auf Gozo siedeln sich junge Unternehmen und Start-ups der Branche an. Das Onlinegaming und Glücksspiel hat an Maltas BIP bereits einen Anteil von etwa 8 Prozent. Auch bei neuen Marktsegmenten wie medizinischem Cannabis positioniert sich Malta als europäischer Vorreiter. Mehrere internationale Firmen erhielten bereits eine Handelslizenz.
Für 2022 sehen Prognosen bei den Bruttoanlageinvestitionen ein Minus von 5 Prozent, was aber in erster Linie mit einem sehr hohen Bezugswert im Vorjahr infolge außergewöhnlicher Investitionen der Luftfahrtindustrie zusammenhängt. Für 2023 wird wieder ein Plus von 4,9 Prozent erwartet. Ein gewisses Risiko könnte für den Niedrigsteuerstandort Malta die geplante internationale und auch europäisch angestrebte Mindestbesteuerung von Konzernen sein.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. Euro) | Projektstand | Projektträger |
Investitionen in das öffentliche Straßennetz | 500 | Zeitraum 2018 - 2024 | |
Gaspipeline Melita TransGas Pipeline - MTGP nach Sizilien (159 km) | 400 | Technisches Gutachten zur Verlegung der Pipeline vom ITA Unternehmen „Fugro S.p.A.“ erstellt. Derzeit Auswertung. Inbetriebnahme voraussichtlich 2028 | |
Sanierung und Erweiterung der Gewerbegebiete (zum Beispiel das Luqa Dump, Kordin Business Center) | 470 | 2021 - 2029 | |
Ausbau dreier bereits bestehender Hotels in St. George’s Bay (6-Sterne) und zusätzlich Bau von 100.000 qm Apartments und Büros | 400 | Fertigstellung 2023 | Corinthia Hotels |
Neue Anlagen für Müll- und Abwasserbehandlung. Kapazität 192.000 Tonnen p.a. Jährlich sollen 126 GWh erzeugt werden | 185 | Dezember 2026 | EcoHive, Wasteserv |
Ausbau des Netzwerks der Ladestationen; derzeit gibt es 362; bis 2024 sollen weitere 750 Ladestationen installiert sein | Keine Angabe | Fertigstellung 2024 | Ministry for Energy, Enterprise and Sustainable Development, |
Zweites Strom-Unterwasserkabel nach Sizilien | Etwa 170 | Fertigstellung 2024 |
Öffentliche Ausschreibungen publiziert die maltesische Regierung auf ihrer elektronischen Beschaffungsplattform.
Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen bietet GTAI auf ihrer Internetseite an.
Der Tourismus entwickelte sich im Sommer 2022 sehr positiv und kurbelte den Konsum an. Auf dem Arbeitsmarkt steigt wieder die Nachfrage nach Arbeitskräften, besonders im Dienstleistungsbereich. Die Haushalte holen Käufe nach, die sie während der Lockdownzeiten nicht tätigen konnten und finanzieren diese oft aus Ersparnissen. Die Preissteigerungen könnten vorübergehend das verfügbare Einkommen senken, da die Löhne erst schrittweise nachziehen. Betroffen sind besonders Lebensmittel, die - entweder verarbeitet oder als Rohstoffe - vielfach aus dem Ausland kommen.
Der Zuversichtsindex der Konsumenten büßte im Oktober und November 2022 deutlich ein. Auch der Einzelhandel war zurückhaltender. Die Erwartungen für das Konsumwachstum 2022 belaufen sich auf 7 bis 9 Prozent. Im Jahr 2023 könnte der private Konsum den Prognosen zufolge insgesamt nur noch um 3,7 Prozent (Europäische Kommission) bis 4,9 Prozent (Maltesische Zentralbank) zulegen.
Die Entwicklung des Außenhandels wird 2023 voraussichtlich deutlich gebremst. Während der Export 2022 überraschend gut lief und unter anderem von der Nachfrage nach in Malta montierten Elektrokomponenten profitierte, wird sich die schwierigere Lage auf dem Weltmarkt 2023 auch in Maltas Exportbranchen stärker auswirken. Beim Import machen sich in erster Linie die höheren Preise bemerkbar.
2021 | Jan.-Sept. 2022 | Veränderung Jan.-Sept. 2022/Jan.-Sept. 2021 | |
---|---|---|---|
Importe | 6.639,3 | 6.788,8 | 40,6 |
Exporte | 3.561,1 | 3.033,4 | 19,5 |