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Wirtschaftsausblick | Malta
Für die positiven Aussichten in Malta ist nicht nur der Tourismus verantwortlich.
01.06.2023
Von Oliver Döhne | Mailand
Maltas Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird im Jahr 2023 zwar weniger zulegen als vergangenen, sehr starken Jahr 2022. Im europäischen Vergleich liegt Malta aber immer noch in der Spitze. Konjunkturmotor ist die Inlandsnachfrage. Neben dem Tourismus und dem Dienstleistungsgewerbe insgesamt ist auch die Bauindustrie wieder optimistischer. Die Anlageinvestitionen, die 2022 noch gesunken waren, scheinen sich 2023 zu erholen und könnten zulegen.
Die Regierung schützt Haushalte und Unternehmen gegen die Inflation, indem sie die Energiepreise konstant hält. Bei der Neuverschuldung lag Malta auch daher im Jahr 2022 auf Platz 4 der Europäischen Union (EU). Als mögliches fiskalisches Risiko 2023 gilt die in Schieflage geratene staatliche Airline Air Malta. Angesichts der vergleichsweise niedrigen Gesamtverschuldung ist aber mit keinen größeren Konsequenzen zu rechnen.
Indikator | 2021 | 2022 | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. Euro) | 15,0 | 16,8 | 3.669,9 |
BIP pro Kopf (Euro) | 28.923 | 31.790 | 46.182 |
Bevölkerung (Mio.) | 0,5 | 0,5 | 83,4 |
Für die Investitionen weist die Europäische Kommission in ihrer Frühjahrsprognose für 2023 einen Rückgang auf, da sie eine einzelne Großanschaffung in der Luftfahrtindustrie dem Wert für 2022 zurechnete. Dieser Einmaleffekt verzerrt den Trend. Die maltesische Zentralbank sieht für 2023 hingegen eine Zunahme bei den Investitionen, da sich besonders die Bauindustrie aktiver zeigt als im Vorjahr. In der Luftfahrt etabliert sich Malta dank Steueranreizen und seiner Lage als Hub für die Flugzeugwartung.
Auch in der Pharmaindustrie und im Gesundheitssektor stehen laut Landeskennern Investitionen an. In der Nahrungsmittelbranche legte die Produktion 2022 stark zu, hier könnte ebenfalls eine Expansion anstehen. In der Bauwirtschaft greift der Privatsektor unter anderem aufgeschobene Hotelprojekte wieder auf. Dagegen widmet sich der Staat Großprojekten wie dem Müll- und Recyclingkomplex, dem Straßenbau und dem Energiesektor. Auch in der Wasserwirtschaft und bei der Offshore-Windkraft wären Investitionen nötig. Die staatlichen Investitionen werden sich in Zukunft eher europäisch geförderten Projekten zuwenden.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. Euro) | Projektstand | Projektträger |
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Investitionen in das öffentliche Straßennetz | 500 | Zeitraum 2018 - 2024 | |
Gaspipeline Melita TransGas Pipeline - MTGP nach Sizilien (159 km) | 400 | Technisches Gutachten zur Verlegung der Pipeline vom ITA Unternehmen „Fugro S.p.A.“ erstellt. Derzeit Auswertung. Inbetriebnahme voraussichtlich 2028 | |
Sanierung und Erweiterung der Gewerbegebiete (zum Beispiel das Luqa Dump, Kordin Business Center) | 470 | 2021 - 2029 | |
Ausbau von drei bereits bestehender Hotels in St. George’s Bay (6-Sterne) und zusätzlich Bau von 100.000 qm Apartments und Büros | 400 | Fertigstellung 2023 | Corinthia Hotels |
Neue Anlagen für Müll- und Abwasserbehandlung. Kapazität 192.000 Tonnen p.a. Jährlich sollen 126 GWh erzeugt werden | 185 | Dezember 2026 | EcoHive, Wasteserv |
Ausbau des Netzwerks der Ladestationen; derzeit gibt es 362; bis 2024 sollen weitere 750 Ladestationen installiert sein | Keine Angabe | Fertigstellung 2024 | Ministry for Energy, Enterprise and Sustainable Development, |
Zweites Strom-Unterwasserkabel nach Sizilien | Etwa 170 | Fertigstellung 2024 |
Öffentliche Ausschreibungen publiziert die maltesische Regierung auf ihrer elektronischen Beschaffungsplattform.
Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen bietet GTAI auf ihrer Internetseite an.
Die Ausgaben der Haushalte und Touristen legen 2023 voraussichtlich weiter zu, wenn auch weniger stark als 2022, das durch hohe Nachholkäufe geprägt war. Obwohl die Regierung die Zunahme bei den Energiekosten kompensiert, drückt die Inflation etwas auf die Kauffreude, besonders bei den zu rund 80 Prozent importierten Lebensmitteln. Die Arbeitslosenquote bleibt mit rund 3 Prozent niedrig, die Nachfrage nach Arbeitskräften ist branchenübergreifend hoch. Allerdings kann der Anstieg der Löhne die Inflation nicht vollständig kompensieren, deshalb sinkt das verfügbare Einkommen. Laut Zentralbank werden die Haushalte daher zunehmend auf Erspartes setzen, um den Konsum zu glätten. Erst ab 2024 rechnen Experten angesichts des knappen Angebots an Arbeitskräften mit einem stärkeren Lohnanstieg, der dann die tendenziell sinkende Inflation übertreffen dürfte.
Der Außenwarenhandel läuft 2023 weniger dynamisch. Im Export zeigt sich die abgeschwächte Nachfrage auf dem Weltmarkt. Malta stellt unter anderem kleinere mechanische und elektrische Komponenten, Kunststoffteile und -produkte sowie Pharmazeutika für den Export her. Beim Import machten sich höhere Preise und eine gegenüber 2022 etwas nachlassende Inlandsnachfrage bemerkbar.
2021 | Jan.-Sept. 2022 | Veränderung Jan.-Sept. 2022/Jan.-Sept. 2021 | |
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Importe | 6.639,3 | 6.788,8 | 40,6 |
Exporte | 3.561,1 | 3.033,4 | 19,5 |