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Marokko baut zwei Batteriegroßspeicher

In Marokko laufen Interessenbekundungen zum Bau von zwei Akkufarmen. Mit deutscher Beteiligung forscht das Land an nachhaltigen Batteriematerialien aus Biomasse.

Von Ullrich Umann | Casablanca

Marokko treibt die Energiewende voran und plant den Bau von zwei Batteriegroßspeichern, um seine Stromnetze zu stabilisieren. Initiatoren der Projekte sind die staatliche Agentur für erneuerbare Energien MASEN (Moroccan Agency for Sustainable Energy) und der staatliche Strom- und Wasserkonzern ONEE (Office National de l'Electricité et de l'Eau Potable). 

MASEN will Netzstabilität sicherstellen

Die Weltbank erteilte MASEN am 20. Mai 2025 eine Finanzierungszusage für sein "Morocco Energy Storage Project". Das Vorhaben zielt darauf ab, die Netzstabilität zu erhöhen, nachdem der Anteil an erneuerbaren Quellen am Strommix inzwischen die 40-Prozent-Marke übersprungen hat und bis 2030 auf 52 Prozent steigen soll.

MASEN führt das Vorhaben in unmittelbarer Nähe des weltgrößten thermischen Solarkomplexes Noor Ouarzazate durch. Gemeinsam mit ausländischen Investoren hatten ONEE und MASEN Noor Ouarzazate in Form einer Public-Private-Partnership (PPP) realisiert. Betreiber ist das saudisch-spanische Konsortium ACWA Power Ouarzazate. Die Anlagen verfügen unter anderem über thermische Speicher, um auch nach Sonnenuntergang Strom liefern zu können. Diese Speicher, die aus hermetisch abgeschlossenen Salzstöcken bestehen, erwiesen sich in der Praxis jedoch als nicht ausfallsicher.

MASEN rief im Mai 2025 weltweit zu einer Interessenbekundung für die Planung und den Bau eines Batteriegroßspeichers (Battery Energy Storage System – BESS) auf. Die Projektkosten belaufen sich voraussichtlich auf 3,25 Millionen US-Dollar (US$). Die endgültige Auftragsvergabe erfolgt dem Vernehmen nach erst im Mai 2026. Interessierten Firmen bleiben somit noch mehrere Monate für Planung und Bewerbung. MASEN rechnet mit der Aufnahme des Betriebs der Akkufarm im April 2027.

Einen zusätzlichen Auftrag im Wert von 0,2 Millionen US$ will MASEN für die Erarbeitung der technische Funktionalität und Arbeitsweise der neuen Akkufarm nach ihrer Betriebsaufnahme vergeben. Hierfür läuft eine gesonderte Ausschreibung, auf die sich Planungsbüros bewerben können.

ONEEs ehrgeizige Speicherpläne

ONEE veröffentlichte bereits im April 2025 eigene Pläne zum Bau gleich mehrerer Batteriegroßspeicher. Im Unterschied zum MASEN-Projekt, bei dem die technischen Parameter offenbar noch nicht feststehen, will ONEE Speicherkapazitäten von insgesamt 1.600 Megawattstunden (MWh) installieren. Das Projekt teilt sich auf zehn Standorte in der Nähe großer Energieerzeugungsanlagen auf.

Dazu gehören unter anderem die Standorte Kenitra (Speicherkapazität von 270 MWh), Settat (150 MWh), Al Massira (180 MWh), Tit Mellil (300 MWh) und Khourigba (150 MWh). ONEE plant einen Zeitraum von 18 Monaten bis zur Betriebsaufnahme.

Globale Akteure investieren in Marokkos Batterieproduktion

Sowohl MASEN als auch ONEE wollen die Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus für ihre Batteriegroßspeicher von den marokkanischen Produktionsniederlassungen chinesischer Spezialhersteller beziehen, die in den Jahren 2025 und 2026 die Produktion aufnehmen. Gotion High-Tech errichtet eine "Gigafactory" für Fahrzeug- und Speicherbatterien nahe Kenitra. Die Produktion startet voraussichtlich im 3. Quartal 2026. Dabei erwägt das Unternehmen sogar einen künftigen Ausbau der Anlage auf bis zu 100 Gigawattstunden. Der Volkswagen-Konzern hält 30 Prozent an Gotion High-Tech.

Parallel dazu siedeln sich Zulieferbetriebe in Marokko an. Mehrere chinesische Hersteller, darunter CNGR Advanced Material und BTR New Material Group, werden Komponenten wie Kathoden- und Anodenmaterialien für die Lithiumbatterieproduktion herstellen. Auch südkoreanische, darunter LG Energy Solution, sowie kanadische Unternehmen investieren in die Herstellung von Rohstoffen für die Akkufertigung, beispielsweise Lithiumhydroxid.

Forschung für nachhaltige Batterieproduktion

Die Mohammed VI Polytechnic University (UM6P) in Marokko forscht an nachhaltigen Batteriematerialien. So arbeitet Professorin Zineb Kassab in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Nachhaltige Materialien (MPI SusMat) an der Nutzung von Biomasse aus der Landwirtschaft als Material für Natrium-Ionen-Batterien.

Ein Kernbereich dieser Forschung ist die Umwandlung von landwirtschaftlichen Abfällen, wie beispielsweise Fasern von Halfagras oder anderer lignocellulosehaltiger Biomasse, durch Pyrolyse in Hartkohlenstoff, der als Anodenmaterial in Natrium-Ionen-Batterien verwendet werden kann. Das könnte eine nachhaltigere und kostengünstigere Alternative zu den derzeit verwendeten Materialien bieten.

Untersucht werden dafür verschiedene Biomassearten und landwirtschaftliche Abfälle, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen in der Batterieproduktion zu reduzieren und gleichzeitig Abfälle zu verwerten. Neben Batteriematerialien wird aber auch an der Entwicklung anderer Hochleistungsmaterialien aus Biomasse, etwa zur Wasseraufbereitung oder als Verstärkungsmaterialien in Polymeren, geforscht.

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